Ihr habt bestimmt schon festgestellt, dass ich bereits bei der Planung einer Reise viel Freude habe und oft schon sehr frühzeitig viele Details beachte. Es geht grundsätzlich natürlich auch ohne diesen Aufwand, für mich persönlich ist es aber durchaus wichtig, die zu erwartenden Verhältnisse schon vor der Ankunft zu kennen und so vielleicht einmal eine ganz besondere Stimmung einfangen zu können. Allen Fotografen ist klar, dass wir nach all der Planung und Vorbereitung noch eine Menge Glück brauchen, vor allem Licht und Wolken sollten im günstigsten Fall mitspielen.
In diesem Beitrag erkläre ich am Beispiel des Playa de Las Catedrales an der spanischen Atlantikküste, wie ich dabei vorgegangen bin.
Zunächst wurde ich durch einen zufällig gefundenen Artikel im Internet auf diese fantastischen Felsformationen aufmerksam und wollte sofort wissen, wie nah diese an unserer ohnehin schon geplanten Route liegen.
Lokalisierung: ich prüfe in Google Maps wo sich die Sehenswürdigkeit befindet. In diesem Fall liegen die Felsen fast direkt an unserer Strecke, es musste also nicht umgeplant werden.
Stellplatz: in der App park4night, die wir bevorzugt für alle unsere Reisen verwenden, suche ich nach geeigneten Plätzen in der Nähe. Etwa 500 Meter von den Felsen entfernt gibt es einen geeigneten Parkplatz, den ich als Favoriten markiere, alternative Plätze sind in der Nähe, falls dieser schon voll oder aus welchen Gründen auch immer gesperrt sein sollte.
Detailinfo: oft sind auf Google Maps Links zu weiteren Seiten der Sehenswürdigkeit zu finden. Die gehe ich durch und suche nach speziellen Tipps, nach der besten Besuchszeit, nach eventuellen Zugangsbeschränkungen oder auch nach Möglichkeiten, Tickets zu erwerben oder eine Führung zu buchen. Beim Playa de Las Catedrales muss z.B. ein kostenloses Ticket für den beabsichtigten Tag gebucht werden und es müssen die Gezeitentafeln berücksichtigt werden, da der Strand nur bei Ebbe besucht werden kann. Alle diese Informationen findet man auf https://ascatedrais.xunta.gal/monatr/cambiarIdioma?lang=en
Am Dienstag 6. September 2022, unserem wahrscheinlichen Besuchstag ist die Ebbe mit 07:18 Uhr und 18:33 Uhr angegeben, wobei der Strand jeweils zwei Stunden vor und nach diesen Zeiten betreten werden kann. Die Zeiten sind eigentlich ganz glücklich, da hoffentlich nicht allzu viele Besucher morgens um sieben oder abends um sieben unterwegs sein wollen.
Sonnen- und Mondzeiten: nun ist es noch wichtig zu wissen, wann denn an diesem Tag die Sonne aufgehen und untergehen wird, schließlich wollen wir nicht bei Dunkelheit den Strand besuchen. Auf der Seite https://www.timeanddate.de/sonne/ können die entsprechenden Uhrzeiten für jeden Ort der Welt leicht gefunden werden. Für das etwa 5 Kilometer entfernte Rinlo finden wir für den 6. September 2022 einen Sonnenaufgang um 7:57 Uhr und den Sonnenuntergang um 20:55 Uhr, wobei die sogenannte „Bürgerliche Dämmerung“, die Zeit, in der es vor Sonnenaufgang schon hell wird und in der es nach Sonnenuntergang noch hell bleibt, jeweils eine halbe Stunde darüber hinaus geht. Außerdem finden wir die geografischen Winkel für den Sonnenaufgang (80°) und den Sonnenuntergang (279°), wissen jetzt also wann und wo die Sonne auf- und untergehen wird.
Auf der gleichen Seite finden wir auch die Mondzeiten. Am 6.September geht der Mond um 19:02 Uhr auf, also noch deutlich vor dem Sonnenuntergang, und steht später relativ flach in südlicher Richtung über dem Horizont. Er dürfte daher an diesem Tag für uns keine große Rolle spielen.
Der Plan ist also folgender:
Zunächst einmal hoffen wir auf weitgehend wolkenlose Verhältnisse, das lässt sich normalerweise erst wenige Tage vorher mithilfe der App „Windy“ ganz gut abschätzen. Im Falle von dichter Bewölkung machen wir grundsätzlich dasselbe, allerdings werden die Aufnahmen mit Gegenlicht eher nicht so ergiebig werden, dafür sorgen dichte Wolken oft für eine ganz besondere Stimmung.
Wir gehen um 7:30 Uhr zum Strand, suchen einen geeigneten Platz, um den Sonnenaufgang durch eines der Felstore beobachten zu können und gehen anschließend ganz zum östlichen Ende des Strandes, von wo wir dann ein schönes Licht auf die Felsen haben sollten.
Am Abend gehen wir zwischen 20:00 Uhr und 20:30 nochmal zum Strand, diesmal eher in den westlichen Teil, da wir von dort ein schönes Licht bekommen sollten. Eine Gegenlichtaufnahme zum Sonnenuntergang kann das Thema dann noch abrunden.
Die Realität
Trotz aller Änderungen unserer ursprünglichen Planung treffen wir am frühen Nachmittag des 5.September am Parkplatz des Playa de Las Catedrales ein, wo wir noch ausreichend freie Plätze vorfinden. Am Abend wundern wir uns dann doch, dass sehr viele Menschen anreisen und die Zeit des heutigen Niedrigwassers zu einem Besuch des Strandes nutzen. Wir erkunden ein bisschen die Gegend, sodass wir uns morgen früh schon auskennen.
Als wir dann am Dienstag gegen halb acht bei wolkenlosem Himmel in Richtung des Playa marschieren, ist es noch sehr ruhig, wir sind völlig alleine unterwegs. Am Zugang zum Strand sehen wir dann doch die ersten weiteren Besucher, die offensichtlich die gleiche Idee hatten wie wir. Trotzdem bleibt es die ersten Minuten noch ziemlich einsam, erst gegen acht kommen dann wirklich nennenswert viele Menschen auf den Strand. Die Vorstellung, den ganzen Bereich für uns alleine zu haben, trifft schon mal nicht zu. Wir wandern bis zu den spektakulären Felsbögen und sehen, dass von dort aus der Sonnenaufgang nicht direkt sichtbar sein wird, dazu sind die Felsen zu sehr ineinander verschachtelt. Natürlich sind bei dieser traumhaften Landschaft und bei den frühen Lichtverhältnissen dennoch genügend spannende Motive zu finden. Besonders anspruchsvoll sind naturgemäß die Aufnahmen bei Gegenlicht, da hier schnell die im Schatten liegenden Felsen zu dunkel werden können oder der Himmel ausbrennt. Ich fotografiere mit einer Belichtungskorrektur von minus zwei Werten, was sich anschließend als ein guter Kompromiss gezeigt hat. Da es anfänglich noch ziemlich dunkel ist, stelle ich die Empfindlichkeit der Kamera auf ISO 1600, was beim verwendeten Modell noch ohne störendes Rauschen möglich ist. Später, bei den Aufnahmen mit hellerem Licht, wechsle ich zu moderaten ISO 200.
Der zweite Besuch am Abend verläuft aus fotografischer Sicht nicht ganz so toll. Es ist bewölkt, es sind viel mehr Menschen am Strand und das Wasser steht höher als am Morgen, so dass wir gar nicht bis zu den bizarren Felsbögen kommen. Auch das gehört dazu und zeigt einmal mehr, dass man dem Glück nach Möglichkeit mehrere Chancen geben sollte.
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MoNette & Kaia (Dienstag, 03 Oktober 2023 09:44)
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