Am Sonntag, den 5. Mai fahren wir meist entlang der Donau, die sich erst durch enge Täler der Wachau und später durch weite Ebenen schwingt, bis nach Wien, der Hauptstadt von Österreich. Der große Stellplatz der Stadt liegt äußerst verkehrsgünstig und ist wieder einmal mit allen Einrichtungen ausgestattet, die wir Wohnmobilfahrer brauchen können. Wir platzieren uns so, dass wir möglichst weit von den umgebenden Straßen entfernt stehen und auch noch einen gewissen Lärmschutz durch eine riesige Lagerhalle auf dem Nachbargrundstück bekommen. So schlafen wir in den kommenden Nächten ziemlich ungestört. Schon am Nachmittag kaufen wir uns Mehrtagestickets für die Wiener Bahnen, mit denen wir dann beliebig oft innerhalb der Stadt umher fahren können. Gleich die erste Fahrt beginnt mit einem kleinen Schreckmoment. Da die Bahn bereits abfahrtsbereit am Bahnsteig steht, springe ich schnell hinein, während Andrea einen kurzen Moment zögert. Diesen Moment nutzt der Zugführer, um die Türen zu schließen, wodurch Andrea alleine draußen steht und ich innen. Natürlich habe ich beide Fahrkarten eingesteckt, sodass Andrea keine andere Wahl hat, als mir ohne Ticket bis zur nächsten Station, bei der ich ausgestiegen bin, nachzufahren. Glücklicherweise konnten wir das ganze per Handy absprechen, sonst hätten wir wohl irgendwo gegenseitig aufeinander warten müssen. Nachdem wir uns glücklich wieder gefunden haben, kommen wir schnell zur Station Karlsplatz, von der aus wir geradewegs durch die Kärntner Straße bis zum Stephansdom marschieren. Wir fühlen uns sofort wohl in der Stadt mit ihren vielen Geschäften, Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Auch in Wien hilft uns Google Maps zuverlässig bei der Suche nach einem guten Restaurant und führt uns zum Reinthaler's Beisl, in dem eine gute, traditionelle Wiener Küche angeboten wird. Frisch gestärkt ziehen wir weiter durch die Innenstadt mit ihren großartigen Parkanlagen, in denen heute viele Touristen aus aller Welt den schönen Tag genießen.
Bei schönstem Wetter fahren wir am Montagvormittag zum Prater, wo wir heute unbedingt eine Fahrt mit dem berühmten Riesenrad machen wollen, das eines der Wahrzeichen von Wien ist. Wir haben das Glück, dass im Moment noch sehr wenig Betrieb ist und wir nach nur kurzem Anstehen eine der fünfzehn geräumigen Gondeln besteigen können. Mit nur einer Handvoll weiteren Fahrgästen haben wir ausreichend Platz, um ungestört in alle Richtungen zu fotografieren. Nach der Runde mit dem alten Riesenrad besuchen wir die Gärten des Schloss Belvedere, in denen wir uns allerdings viel mehr blühende Pflanzen gewünscht hätten. Im Moment werden am Schloss Renovierungsarbeiten durchgeführt, was vermutlich der Grund dafür ist, dass der Park nicht besonders herausgeputzt wird. Trotzdem ist es schön, zwischen den Brunnen und Bäumen zu flanieren. Zurück in der Altstadt landen wir durch einen Zufall im zweiten Restaurant der Familie Reinthaler, wo wir uns große Portionen des deftigen Fiakergulasch schmecken lassen. Nachmittags wollen wir nochmal in die Stadt fahren, um ein Eis zu essen, durch eine Betriebsstörung fährt aber leider die Bahn nicht und wir bleiben am Wohnmobil. Das ist letztendlich auch gut so, denn bald darauf zieht ein heftiges Gewitter auf, das große Teile der Stadt unter Wasser setzt und die ganze Nacht mit heftigen Sturmböen anhält.
Auch Dienstag, den 7. Mai verbringen wir in Wien und haben uns als wichtigsten Programmpunkt das Schloss Schönbrunn ausgesucht. Eine Besichtigung des Inneren des Schlosses reizt uns dabei nicht so sehr, wir erinnern uns noch zu gut daran, wie wir uns im letzten Jahr mit tausenden anderen Touristen durch Versailles geschoben haben, dafür würden wir sehr gerne die Parkanlagen besuchen, falls das unabhängig vom Schloss möglich ist. Tatsächlich ist der gesamte riesige Schlossgarten frei zugänglich und bietet wunderschöne Blicke auf das Schloss selbst und auf eine Vielzahl an Brunnen und Skulpturen. Zu Mittag essen wir heute Wiener Schnitzel im Griechenbeisl, dem ältesten Wirtshaus der Stadt, in dem vor uns schon so viele Berühmtheiten wie Goethe und Mozart, aber auch Johnny Cash und Mark Twain gespeist haben.
Als wir Wien am Mittwoch wieder verlassen, werden wir auf eine harte Geduldsprobe gestellt , weil ausgerechnet heute einige Klimaaktivisten beschlossen haben, sich auf den Hauptverkehrsstraßen der Stadt fest zu kleben. Immerhin regnet es, so dass es den jungen Leuten bei ihrer Aktion nicht zu warm wird. Unser Navi müht sich redlich, eine einigermaßen störungsfreie Route durch die Stadt zu finden, bei der wir so manche Sehenswürdigkeit der vergangenen Tage noch einmal entdecken. Nach etwa eineinhalb Stunden haben wir uns quer durch Wien gequält und können nun ziemlich entspannt durch die flache niederösterreichische Landschaft zu unserem Tagesziel fahren. Dies liegt in Deutsch Jahrndorf, der östlichsten Gemeinde des Landes und nur wenige Kilometer von der ungarischen und der slowakischen Grenze entfernt. Hier gibt es einen sehr idyllisch im Grünen gelegenen Stellplatz, auf dem zur Zeit nur ganz wenige Wohnmobile stehen. In der Nacht sind es dann doch sieben Fahrzeuge, trotzdem hören wir nur das Rauschen des Windes, die Vögel und einige Frösche im nahegelegenen Teich. Weil es hier so schön friedlich ist, bleiben wir auch am Himmelfahrtstag in Deutsch Jahrndorf und machen bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen eine Wanderung zum drei Kilometer entfernten Dreiländereck, wobei wir Feldwege in Österreich, der Slowakei und in Ungarn benutzen. Am Dreiländereck liegt ein kleiner Skulpturenpark, der an die Zeiten des Eisernen Vorhangs und an die Grenzöffnung vor jetzt fast 35 Jahren erinnert. Den restlichen Tag sitzen wir unter Schatten spendenden Bäumen neben dem Vagabund.
Morgen wollen wir nach Bratislava und dann weiter in den Osten der Slowakei fahren, wir sind gespannt, was es dort so zu entdecken gibt. Bilder gibt es bald hier auf der Seite
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