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Ehemalige Hauptstädte Litauens

Mittelpunkt Europas
Interessant, dass der geografische Mittelpunkt Europas im Osten von Litauen liegt

Wir wundern uns zu Beginn sehr, dass der geografische Mittelpunkt Europas nur wenige Kilometer nördlich von Vilnius liegt. Gefühlt befinden wir uns zwar eher am östlichen Rand des Kontinents, aber die europäischen Gebiete Russlands, die bis zum Ural reichen, ziehen den Mittelpunkt dann doch deutlich nach Osten. Am Donnerstag Vormittag fahren wir aus Vilnius zu dem Denkmal, das sich am Rand eines Golfplatzes befindet. Neben einer Säule an der Position des Mittelpunktes wehen die Flaggen aller europäischen Länder. Dazu gibt es ein kleines Informationszentrum, in dem man sich seinen Besuch bescheinigen lassen kann, das öffnet allerdings erst später, sodass wir darauf verzichten.

Mittelpunkt Europas
Denkmal am Mittelpunkt Europas


Kernavė
Wohnmobilstellplatz in Kernavė in einer ehemaligen Kolchose

Lieber fahren wir weiter zu unserem nächsten Ziel in Kernavė, das wir uns vor allem wegen der Beschreibung des Wohnmobilstellplatzes ausgesucht haben. Der befindet sich nämlich in einer ehemaligen Kolchose und ist mit vielen kuriosen Überbleibseln aus der sowjetischen Besatzungszeit ausgestattet. Als wir ankommen, ist niemand zu finden, doch glücklicherweise hilft uns ein Mitarbeiter der angrenzenden Tierfutterfabrik und kontaktiert für uns den Besitzer. Er meint, wir sollten uns irgendwo hinstellen, er würde uns später einen schönen Platz geben und uns alles zeigen. Nach seiner Ankunft führt uns Patrick durch die ganze Anlage und erklärt auch einiges zum Hintergrund. Er hat die Kolchose vor einigen Jahren gekauft und versucht seitdem mit viel Einsatz, den ursprünglichen Stil so gut wie möglich für seine Gäste zu bewahren und weiter auszubauen. Wie überall in Europa, so hat auch Patrick in Litauen dabei mit dem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen, das hätten wir so nicht erwartet. Patrick informiert uns auch, dass am Wochenende ein Gothic Konzert in der Anlage stattfinden wird und dass in den nächsten Tagen die Aufbauarbeiten laufen werden, da fahren wir doch lieber morgen weiter, um nicht gestört zu werden. Am Abend lädt uns Patrick ein zu selbstgebrautem Bier aus dem Dorf und zu traditionell eingelegtem Hering mit Schwarzbrot, so freundlich wurden wir bisher selten empfangen.

Kernave
Der Besitzer Patrick hat die Kolchose vor einigen Jahren gekauft, um sie für Touristen zu bewahren

Patrick legt uns auch einen Besuch der historischen Anlagen von Kernavė ans Herz, die immerhin seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Kernavė gilt als die älteste bekannte Hauptstadt Litauens und bestand im 13. Jahrhundert aus fünf Wehrburgen, die auf sogenannten natürlichen Schüttbergen errichtet worden sind. Am Freitag wandern wir nach dem Frühstück durch den kleinen Ort und besichtigen die wirklich sehr malerischen Hügel, auf denen heute keinerlei Reste der früheren Burgen mehr zu erkennen sind. Dafür bekommen wir an einigen Informationstafeln einen ganz guten Eindruck, wie das Ganze damals ausgesehen haben muss. Sehr beeindruckend ist ein rekonstruiertes Dorf mit vielen Holzhütten, in denen die verschiedenen Berufe für uns gut nachvollziehbar sind.

Kernave
Blick über die Schüttberge von Kernavė zum Fluss Neris

Kernave
Das Dorf auf den Hügeln von Kernavė

Trakai
Die Wasserburg Trakai liegt traumhaft schön auf einer Insel

Anschließend fahren wir von Kernavė nur etwa 35 Kilometer bis nach Trakai, wo wir in einem hübschen privaten Garten nicht weit vom See bequem stehen. Nach dem Besuch in einem Restaurant, vielleicht ein bisschen zu sehr auf Touristen eingestellt, marschieren wir entlang des Ufers bis zur Wasserburg, die wie im Bilderbuch auf einer vorgelagerten grünen Insel liegt. Wir umrunden die Burg, wandern anschließend durch die malerische Stadt Trakai mit ihren bunten Holzhäusern, die im 14. Jahrhundert sieben Jahre lang die Hauptstadt von Litauen gewesen ist, und genehmigen uns am Nachmittag einen Drink direkt am Ufer mit tollem Blick auf die Burg. Pünktlich zum Sonnenuntergang ziehen insgesamt sieben Heißluftballons über die Burg und vervollständigen so das traumhafte Bild.

Trakai
Gut befestigte Wasserburg Trakai aus dem 14. Jahrhundert


Nach wundervoll ruhiger Nacht fahren wir am Samstag zur Teufelsgrube Velnio Duobe, die auf dem Weg nach Kaunas irgendwo mitten im Wald liegt. Nach drei Kilometern Schotterpiste erreichen wir einen kleinen Parkplatz direkt neben dem etwa vierzig Meter tiefen Krater, dessen Entstehung bis heute ungeklärt ist. Wir wandern hinunter zum Grund der Teufelsgrube und haben das Glück, dass uns dieser düstere Geselle beim aktuellen Sonnenschein nicht in die Quere kommt.

Teufelsgrube
Mitten im Wald von Litauen tut sich die 40 Meter tiefe Teufelsgrube Velnio Duobe auf


Kaunas, Burg
Die Burg von Kaunas gilt als Wahrzeichen der Stadt

Von der Teufelsgrube geht es weiter nach Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens. Auch Kaunas war einmal die Hauptstadt Litauens und zwar zwischen den beiden Weltkriegen von 1920 bis 1940, bevor dieser Titel wieder an Vilnius ging.

Am Stadtrand von Kaunas stehen wir auf einem Campingplatz am Ufer eines großen Badesees, an dem beim aktuellen Sommerwetter entsprechender Betrieb herrscht. Genau so viel Betrieb herrscht allerdings auch auf der Autobahn, die am Platz vorbei führt, wodurch die Zeit dort nicht besonders gemütlich wird. Insgesamt geht es aber und wir bleiben hier für zwei Nächte. Den Sonntag verbringen wir mit der Erkundung der Altstadt von Kaunas. Ein Linienbus bringt uns vom Campingplatz bis zur Burg, von dort aus geht es zu Fuß durch die breite Fußgängerzone, die von vielen Cafés und Restaurants gesäumt ist. Nach einem leckeren Eis, diesmal sind die Geschmacksrichtungen Basilikum und Schafskäse dabei, fahren wir wieder zurück zum Platz.

Kaunas
Wir besuchen Kaunas, die zweitgrößte Stadt in Litauen

Kaunas, Sonnenuntergang
Traumhafte Abendstimmung am Badesee in Kaunas

Nach dem Besuch der Hauptstädte Litauens wird es in den Nordwesten des Landes gehen, wir freuen uns, wenn Ihr weiter mit dabei seid. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Andrea und Sebastian (Donnerstag, 12 September 2024 17:59)

    Tolle Fotos. Wie immer sehr beeindruckend. Weiterhin viel Spaß. LG Andrea und Bastian:-)

  • #2

    Uli Pflugfelder (Dienstag, 17 September 2024 15:58)

    Wie immer sehr aufschlußreiche und interessante Beiträge. Weiterhin viele schöne Erlebnisse. Viele Grüsse Uli und Elke