Aus dem malerischen Städtchen Kuldiga fahren wir am Donnerstagvormittag bei teilweise dichtem Nebel in Richtung Kap Kolka. Dabei wählen wir die Route, die ab Ventspils immer parallel zur Ostseeküste führt. Dort liegt irgendwo im nirgendwo die ehemalige Ortschaft Irbene, die von der Sowjetunion im Jahr 1971 als Siedlung für Offiziere des nahegelegenen geheimen Radarzentrums gegründet wurde. Nach 22 Jahren wurde der Stützpunkt geschlossen und die Wohnungen wieder aufgegeben. Die gesamte Anlage war nie in einer Karte eingezeichnet und konnte nur mit Sondergenehmigung betreten werden. Seit 1993 verfällt die Geisterstadt und wird langsam von der Natur zurückerobert. Die Radarstation wurde von der lettischen Universität für Radioastronomie übernommen und wird jetzt zu Forschungszwecken verwendet. Wir besuchen die Geisterstadt kurz und werfen von außerhalb des Forschungsgeländes einen Blick auf die große 32 Meter Antenne, die gesamte Szene könnte ohne weiteres als Kulisse für einen Gruselfilm dienen.
Nach vielen weiteren Kilometern durch endlose Kiefernwälder erreichen wir einen unbefestigten Parkplatz am Kap Kolka. Hier treffen die Ostsee und die Bucht von Riga aufeinander, was wohl häufig zu schwierigen Verhältnissen für die Schifffahrt führt. Heute ist alles ruhig und wir können den langen Strand ungestört genießen. Allerdings ist wegen viel angeschwemmtem Seegras und den Hinterlassenschaften von Robben, die hier wohl häufig zu sehen sind, an ein Baden nicht zu denken. Es ist dafür inzwischen auch ein bisschen zu kühl geworden. Hier bleiben wir zwei Nächte, wandern durch die Wälder und an der Küste entlang und freuen uns über spektakuläre Sonnenuntergänge und den Aufgang eines großen Vollmondes. Am zweiten Abend dienen einige Angler am Strand als Statisten für unsere Fotos.
Am Samstag geht's in Richtung Riga. Unterwegs machen wir am Lake Peter Nature Trail “Pēterezera dabas taka" eine wunderschöne Wanderung durch einsamen Urwald.
Nach der Wanderung fahren wir weiter zum Kemeri Nationalpark mit seinen berühmten Sümpfen. Es gibt nicht ganz zwei Millionen Einwohner in Lettland und wir haben den Eindruck, dass fast alle heute das gleiche Ziel haben. Der Parkplatz ist für lettische Verhältnisse rappelvoll und wir werden auf eine große ungemähte Wiese gestellt, wo wir auch übernachten dürfen. Wir warten bis zum späten Nachmittag, bis wir uns auf die Wanderung durch das Moor machen. Es sind zwar noch immer viele Besucher hier, doch die großen Massen haben sich in der Zwischenzeit verzogen. Erst geht der Weg durch dichten Wald, mündet aber bald in eine weite Ebene mit lockerem Bewuchs und von Moosen bedecktem Boden. Ein gut ausgebauter Bohlenweg führt immer weiter hinaus, zwischen großen und kleinen Tümpeln hindurch, in denen sich der blaue Himmel mit seinen weißen Wolken wunderschön spiegelt. Von einem Aussichtsturm mitten im Moor haben wir einen tollen Blick über das ganze Gebiet, danach geht es weiter auf dem Bohlenweg wieder zurück zum Parkplatz.
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Matze (Montag, 23 September 2024 18:01)
Der Kemeri Nationalpark sieht ja toll aus.
Habt noch viel Spaß.
Euer Matze