· 

Im wilden Osten von Estland

Peipussee, Estland
Der Peipussee zwischen Estland und Russland

Nach den lebhaften Tagen in Tartu fahren wir die letzten knapp fünfzig Kilometer weiter nach Osten bis zum Ufer des Peipussees. Durch diesen See, der etwa sieben mal so groß ist wie der Bodensee, verläuft die Grenze zu Russland, in diese Richtung geht es für uns im Moment deswegen nicht mehr weiter. Einige hundert Meter vom See entfernt finden wir im winzigen Örtchen Nina einen sehr gepflegten und gut ausgestatteten privaten Campingplatz, auf dem wir wieder einmal die einzigen Gäste sind. Über einige Tage mit mal sonnigem, mal wolkigem Wetter sehen wir hier keinen Menschen, selbst die Betreiber verhalten sich so zurückhaltend, dass wir nichts von ihnen mitbekommen. Außer ein paar Wanderungen am Ufer des Peipussees gibt es hier nicht viel zu tun, sodass wir die Zeit ganz entspannt mit Leckereien aus der Bordküche, mit Handarbeiten und mit der Dokumentation und Planung unserer Reise verbringen können. Erst am Mittwoch zieht ein heftiger Sturm über uns hinweg, der nur wenige Meter vom Wohnmobil eine ausgewachsene Birke umwirft. Wir helfen den Betreibern, die Zufahrt wieder frei zu legen und den Zaun notdürftig zu reparieren, stellen uns danach aber lieber ein Stückchen weiter weg von den Bäumen, um nicht auch noch getroffen zu werden. Zum Glück lässt der Sturm im Laufe der Nacht nach, ohne dass weitere Bäume gefällt werden. Eigentlich wollten wir am Donnerstag weiterfahren, doch jetzt ist mal wieder der Spannstift an der elektrischen Trittstufe gebrochen und muss ersetzt werden. Das machen wir am besten erst nachdem es aufgehört hat zu regnen. Da wir das jetzt schon zum dritten Mal reparieren müssen, ist die Angelegenheit zwar in einer halben Stunde erledigt, macht aber nach wie vor keinen Spaß. Von PhoeniX hätten wir da schon gerne eine robustere Lösung gesehen.

Peipussee, Estland
Der Peipussee ist sieben mal so groß wie der Bodensee


Am Freitagvormittag ist alles wieder gut, der Regen verzieht sich langsam aber sicher und wir fahren zunächst zum nur wenige Kilometer vom Peipussee entfernten Schloss Alatskivi, das dem schottischen Balmoral Castle nachempfunden wurde.

Ein paar wenige Fotos des Gebäudes aus dem durchaus netten Park reichen uns, sodass wir uns schon bald auf den Weg zum Nordufer des Peipussees machen. Dort finden wir tief im Wald versteckt einen Naturcampingplatz, an dem mehrere Grillstellen und Sitzgelegenheiten für Besucher bereitstehen. Heute sind wir die einzigen, die diesen verwunschenen Ort genießen. Vom Wald sind es nur wenige Schritte über einige Dünen zum Ufer des Sees, an dem sich ein endloser Sandstrand entlang zieht.

Peipussee, Estland
Herbst am Nordufer des Peipussees

Vagabund, Estland
Im Norden des Peipussee stehen wir tief im Wald versteckt

Nach einer Wanderung am Strand des Peipussee fahren wir noch weiter Richtung Osten, bis wir im Dorf Vasknarva am Ufer der Narva stehen, dem einzigen Abfluss aus dem Peipussee. Hier müssen wir nun endgültig umdrehen, denn am anderen Ufer des Flusses liegt Russland und selbst wenn wir das wollten, so kämen wir hier nicht mehr weiter. Die nächste Brücke liegt mehr als fünfzig Kilometer von hier entfernt. Wir machen einige Fotos vom gegenüberliegenden russischen Dorf und verlassen diesen nicht besonders einladenden Ort auch bald wieder.

Vasknarva, Estland
Grenzpfosten Estland in Vasknarva. Am anderen Ufer der Narva liegt Russland


Selisoo Moor, Estland
Das Selisoo Moor im Osten von Estland

Unsere letzte Etappe für heute führt zu einem Parkplatz am Selisoo Moor, den wir über eine lange unbefestigte Straße erreichen. Hier gibt es sehr wenig Platz im dichten Wald, da wir aber wieder einmal die einzigen sind, ist das natürlich kein Thema. Wir machen noch einen Spaziergang, um uns zu orientieren und am nächsten Morgen den Zugang zum Moor zu finden und verbringen dann eine absolut ruhige Nacht, in der wir nur hin und wieder einige Tiere hören. Am Samstagvormittag herrscht ein strahlender Sonnenschein und wir machen uns gut gelaunt auf den Weg. Über gut präparierte Bohlen kommen wir tief in das Hochmoor, auf dessen moosigen Boden auffallend viele Bäume wachsen. Der weiche Boden neben dem Weg ist meist gut begehbar, federt aber doch stark und wir haben immer das Gefühl, im nächsten Moment einsinken zu können.Nach einer knappen Stunde erreichen wir das Ende des befestigten Weges, von hier geht es nur noch auf einem mehr oder weniger nassen Moospfad weiter. An der Stelle beschließen wir umzukehren und wandern den bisherigen Weg wieder zurück.

Selisoo Moor, Estland
Auf dem Weg durch das idyllische Selisoo Moor


Vom Selisoo Moor sind es danach wieder nur etwa zwanzig Kilometer bis zum Kloster Kuremäe, dem größten orthodoxen Kloster im Baltikum. Dort besichtigen wir das Kloster mit seinen insgesamt sieben Kirchen und sehr gepflegten Gartenanlagen, auch hier sind neben uns nur wenige weitere Besucher unterwegs.

Kloster Kuremäe, Estland
Das Kloster Kuremäe ist das größte orthodoxe Kloster im Baltikum


In der anschließenden Nacht, die wir auf dem Parkplatz des Klosters verbringen, wird es richtig kalt, am Sonntagmorgen sind die Wiesen um uns herum von eisigem Reif überzogen. Jetzt geht es wieder an die Ostsee, mal sehen, was Estland an seiner Küste so alles zu bieten hat.

Karte, Baltikum
Unsere bisherige Route durch das Baltikum

Kommentar schreiben

Kommentare: 0