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Am Finnischen Meerbusen

Als wir am Sonntag vom Kloster Kuremäe weiterfahren, profitieren wir einmal mehr von den sehr kundenfreundlichen Ladenöffnungszeiten in Estland und füllen unsere Vorräte in einem großen Supermarkt in der Stadt Jöhvi. Von Jöhvi ist es nicht mehr weit bis zum Valaste juga, dem höchsten Wasserfall in Estland. Dort stürzt das Wasser über eine dreißig Meter hohe senkrechte Klippe und fließt vom unteren Ende noch etwa fünfzig Meter durch dichten Wald in die Ostsee. Nun klingt das viel spektakulärer als es heute ist. Ein schwaches Rinnsal tröpfelt über den Fels, sodass wir schon einiges an Phantasie brauchen, um uns einen tosenden Wasserfall vorzustellen. Die kurze Wanderung über gut befestigte Treppen hinunter zum Strand ist trotzdem lohnend und wir sind erneut begeistert, so viele gut angelegte Wanderwege in diesem Land zu finden.

Wasserfall, Estland
Der Valaste juga ist der höchste Wasserfall in Estland


Estland
Wie Murmeln liegen die Steine an der Nordküste Estlands

Jetzt geht es weiter entlang der Küste zum Lahemaa Nationalpark. Im winzigen Örtchen Vergi liegt am Ende einer schmalen Landzunge an einem kleinen Hafen das Restaurant Wirkes. Die freundliche Wirtin erlaubt es Wohnmobilen auf dem Parkplatz zu übernachten und bietet bei Bedarf sogar einen Stromanschluss an. Den brauchen wir nicht und stehen hier mit prächtiger Aussicht auf das Wasser in alle Richtungen. Am Abend gibt es im Restaurant ein äußerst leckeres Menü mit lokalen Spezialitäten.

Vergi, Estland
Am kleinen Hafen von Vergi

Ostsee, Estland
Die Ostsee am Finnischen Meerbusen

Am Montagvormittag fahren wir nach Loksa zum Lahemaa Campingplatz, auf dem wir die nächsten zwei Tage mit vorhergesagtem bedecktem Himmel und Regenwetter verbringen wollen. Bei unserer Ankunft ist niemand da und das Tor ist geschlossen. Wir rufen die angegebene Nummer an und werden vom freundlichen Betreiber eingeladen, das Tor selbst zu öffnen und uns einen Platz auszusuchen. Die sanitären Einrichtungen sind hervorragend, vor allem weil wir mal wieder die einzigen sind, die sie benutzen, und auch sonst gibt es alles, was der Camper und sein Wohnmobil brauchen. Am langen Sandstrand liegt in einigen hundert Metern Entfernung ein hölzernes Schiffswrack, das seinem Zustand nach schon vor vielen Jahren hier auf Land gelaufen sein muss. Im Ort Loksa, den wir nach einem weiteren Kilometer Fußmarsch erreichen, gibt es nichts nennenswertes zu sehen, sodass wir außer ein paar Spaziergängen hier nichts Größeres unternehmen.

Ostsee, Wrack, Estland
Am Strand bei Loksa liegt dieses große Schiffswrack


Viru Moor, Estland
Das Viru Moor im Lahemaa Nationalpark

Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir am Mittwoch zum etwas südlich gelegenen Viru Moor, durch das wir eine knapp zweistündige Wanderung unternehmen. Auch hier sind die Wege wieder hervorragend gepflegt und führen über weite Strecken auf Holzbohlen durch das Moor.

Viru Moor, Estland
Birken im Viru Moor

Viru Moor, Estland
Blick auf das Viru Moor

Purekkari, Estland
Das Kap Purekkari ist der nördlichste Punkt des estnischen Festlandes

Zurück am Parkplatz fahren wir gleich darauf zum Kap Purekkari, das gleichzeitig den nördlichsten Punkt Estlands markiert. Hier stehen wir einsam an der Ostsee und haben heute Nachmittag einen starken Westwind, der uns bei einem Spaziergang kräftig durchschüttelt und ordentlich auskühlt. Kurz vor Sonnenuntergang kommen drei Einheimische und surfen spektakulär mit ihren Kites durch die Bucht. Wir staunen nicht schlecht über die Höhe und Weite ihrer Sprünge, offensichtlich machen die drei das nicht zum ersten Mal. Erst bei völliger Dunkelheit haben sie genug und kommen wieder an Land. Danach gehört diese wunderschöne Stelle uns wieder ganz allein.

Kap Purekkari, Estland
Am Kap Purekkari liegen auffallend viele Findlinge

Kap Purekkari, Estland
Stürmischer Wind am Kap Purekkari

Estland
Blick über die Wälder der Hara Halbinsel

Es kommt uns sehr gelegen, dass die Sonne inzwischen recht spät aufgeht und auch danach noch ziemlich lange braucht, um eine gewisse Höhe zu erreichen. So macht es gar nichts aus, erst um 9:00 Uhr aufzustehen und nach dem Frühstück um 11:00 loszufahren. Bis zur Hara Halbinsel ist es nicht weit, sodass wir gegen halb zwölf mit unserer Wanderung starten. Die haben wir in der wirklich guten RMK App entdeckt, die von der estnischen Forstverwaltung herausgegeben wird. In dieser App sind unzählige Wanderwege und Camps zu finden, die von RMK organisiert und gepflegt werden. Auch während der Wanderung unterstützt die App hervorragend bei der Navigation. Heute geht es durch weitgehend unberührten Urwald, teilweise durch Moorflächen, über eine langgezogene, mit Moosen und Bäumen bewachsene Sanddüne durch die einsame Landschaft. Wir kommen zum drittgrößten Felsbrocken des Landes, der mit einer Höhe von sieben Metern ganz schön beeindruckt, und zu einem Aussichtsturm, von dem wir einen tollen Blick über die gesamte Halbinsel haben.

Majakivi, Estland
Der Majakivi ist einer der größten Findlinge in den Wäldern Estlands

Estland
Auf dem Majakivi - Pikanõmme Wanderweg durchqueren wir traumhaft schöne Landschaften

Kurz nach 14:00 Uhr sind wir zurück beim Vagabund und machen uns auf den Weg nach Tallinn. Die Hauptstadt Estlands werden wir in den nächsten Tagen erkunden. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Birgit (Freitag, 18 Oktober 2024 19:42)

    Ich wünsche weiterhin wunderschöne Tage, mit weiterhin tollen Landschaften