Am Samstag werden wir morgens um 10:00 Uhr von einem Fahrer des Campingplatzes in die Stadt gebracht. Auf dem Weg zur Medina machen wir einen kurzen Fotostopp am Vorplatz des Königspalastes, den wir schon von unserer letzten Reise im Jahr 2022 kennen. Wie schon damals ist der Palast selbst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, so dass wir nur einen Blick von außen auf die prächtigen Tore werfen können. Weiter geht es bis zum Bab Boujeloud, dem berühmten blauen Eingangstor zur Medina von Fes, wo der gebuchte Guide schon auf uns wartet. Najib ist ein dreiundsiebzig jähriger Berber, der aus den Bergen des Mittleren Atlas stammt und schon viele Jahre in Fes lebt, nachdem er seine Stelle als Koch im Königspalast aufgegeben hat. Wie von uns gewünscht spricht er ausgezeichnet deutsch, auch wenn wir für einzelne Erklärungen lieber auf englisch ausweichen. Mit Najib ziehen wir stundenlang durch die engen Gassen der Medina, die als das größte Labyrinth der Welt gilt und kommen während des ganzen Tages nur zu wenigen Orten, die wir bereits von unserem ersten Besuch kennen. Als wir um die Mittagszeit hungrig werden, führt uns Najib in ein schönes, traditionelles Restaurant, in dem wir bunte Vorspeisen und sehr leckeres Couscous mit Lamm verzehren. Als ganz besondere Spezialität essen wir hier auch unsere erste marokkanische Pastilla, eine mit Hähnchenfleisch gefüllte und exotisch gewürzte Pastete aus Blätterteig. Während des Essens erzählt Najib Geschichten von seiner Familie und aus seinem Leben, wodurch wir ihn auch näher persönlich kennenlernen. Später besichtigen wir eine Kooperative, in der uns der Unterschied zwischen den geknüpften Orientteppichen und den gewebten Berberteppichen erklärt wird. Wir kaufen einen vielseitig verwendbaren Berberteppich aus Kaktusfasern und unterstützen damit die Arbeit der Frauen, die diese Stücke in den Bergen des Atlas von Hand anfertigen. Während unserer langen Wanderung durch die Gassen der Stadt wird mehrfach von den Muezzins zum Gebet gerufen, wonach sich viele Händler in eine der über 230 Moscheen der Medina begeben und ihre Läden unverschlossen und unbewacht zurücklassen. Hier fürchtet sich niemand, dass während seiner Abwesenheit etwas aus dem offenen Verkaufsstand gestohlen werden könnte. Auch wir empfinden in der Stadt niemals Unsicherheit. Hin und wieder führt uns Najib in einen kleinen Familienbetrieb, wo wir Schreinern und Restauratoren bei ihrer kunstvollen Arbeit zusehen können. Wir besuchen die größte Gerberei der Stadt, die mit ihren vielen verschiedenen Becken immer ganz besondere Fotomotive bietet, eine Kooperative für Arganöl und eine Tuchweberei, ohne dass wir unser Reisebudget für weitere Souvenirs belasten, die uns aber einen zusätzlichen sehr interessanten Einblick in die vielfältigen Handwerksbetriebe der Medina bieten. Bevor wir die Altstadt verlassen, kaufen wir frisches Obst, Gemüse und Brot zu traumhaft günstigen Preisen und lassen uns dann vom Fahrer des Campingplatzes wieder zurückbringen. Dort angekommen, sprechen wir noch lange über die vielen Eindrücke dieses wunderschönen Tages.
Begleitet uns gerne weiter auf unserer Reise, die uns in den kommenden Tagen in die Berge des Mittleren Atlas führen wird
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Uli und Elke (Mittwoch, 09 April 2025 12:49)
Tolle Beschreibungen und tolle Bilder. Wie wünschen euch weiterhin viele schöne Erlebnisse und bleiben dabei.
Seegerei (Dienstag, 15 April 2025 17:28)
Der Najib als Führer gefällt mir. Erinnert an unsere Zeit in Saudi Arabien.
Schöne Bilder.