Starkregen in der Todra Schlucht

In Tamtetoucht, das nur wenige Kilometer nördlich der spektakulären Todra Schlucht liegt, verbringen wir einige Tage ohne nennenswerte Aktivitäten. Nur am Tag unserer Ankunft machen wir eine kleine Wanderung durch die Berge und in das nahe gelegene Dorf, das außer ein paar verlassenen und teilweise verfallenen Kasbahs nichts Sehenswertes zu bieten hat. Anschließend hält uns das Regenwetter bei stürmischem Wind die meiste Zeit im Wohnmobil fest, wo wir lesen, faulenzen und ab und zu den Staublappen schwingen. In der Nacht auf Samstag regnet es so viel, dass die Straße durch die Schlucht gesperrt werden muss, wir könnten also nicht einmal weg, bevor die Steine wieder weg geräumt sind. Die im Augenblick viel gravierende Auswirkung der Straßensperre ist, dass der erwartete LKW mit frischem Gemüse nicht durchkommt. Achmed, der Betreiber des Campingplatzes, versichert, dass bereits schwere Maschinen unterwegs sind, sodass wir sicher im Laufe des Tages noch einkaufen können. Um 13:00 Uhr ist es so weit, Achmed holt uns am Wohnmobil ab und wir fahren zusammen zu einem sehr rustikalen Laden, in dem es so ziemlich alles gibt, was man im Dorf brauchen kann. Wir müssen noch einige Minuten warten, bis der Transporter mit der frischen Ware eintrifft und Obst und Gemüse in großen Kisten und Säcken ausgeladen werden. Wir bedienen uns sofort, Achmed kauft große Mengen für sein Restaurant, wir kaufen etwas mehr als zehn Kilo verschiedene Obst- und Gemüsesorten, die uns zusammen umgerechnet 17,- Euro kosten. Achmed beklagt, dass das Gemüse sehr teuer geworden sei, für uns fühlt sich das immer noch günstig an. Zurück im Vagabund verarbeiten wir Aubergine, Zucchini, Karotten, Bohnen, Tomaten und Paprika zu einem kreativen Pfannengericht, das mit Knoblauch, Ingwer, Fünf Gewürze Mischung, Sojasauce und Chili gewürzt wird und nachdem es mit frischem Koriander bestreut wird, sehr lecker schmeckt. Währenddessen spielt draußen das Wetter weiter verrückt und beschert in kurzer Abfolge Sonnenschein, Regen, kräftige Windböen und Hagel, eigentlich ein mustergültiges Aprilwetter, das wir allerdings hier nicht wirklich erwartet haben. Das ganze bei konstanten 11°C. Auch wenn das Wetter am Sonntag, dem 13. April trocken und überwiegend sonnig ist, fühlt es sich nach wie vor recht kühl an. Achmed teilt uns mit, dass weiterhin die tiefer in die Berge führenden Straßen unpassierbar sind und dadurch keine der in der Nähe liegenden Sehenswürdigkeiten angefahren werden können. So gibt es für uns einen weiteren Ruhetag, den wir immerhin teilweise im Freien verbringen können.

Tamtetoucht, Mittlerer Atlas, Marokko
Das Bergdorf Tamtetoucht liegt auf 1749 m im Mittleren Atlas


Am Montag fahren wir bei freundlichem Wetter weiter durch die Todra Schlucht nach Süden, wobei unterwegs viele Flüsse zu durchqueren sind. Da das grobe Geröll inzwischen weitgehend weggeräumt ist, ist das Fahren durch das Wasser nicht besonders schwierig. Erst kurz vor dem tiefsten Einschnitt der Schlucht geraten wir in dichteren Verkehr, da die Todra Schlucht eines der beliebtesten Ausflugsziele in ganz Marokko ist. Ganze Busladungen an Touristen bevölkern den kurzen Abschnitt und versuchen ihre Selfies zu machen. Natürlich gibt es entsprechend viele Guides, die ihre Dienste anbieten und Händler mit allerlei, natürlich handgemachten Souvenirs für die Gruppen. Nach einem kurzen Fotostopp fahren wir weiter durch die jetzt zunehmend wüstenartige Landschaft. Nur wenige Kilometer vor unserem Tagesziel bei Kalaat M'Gouna ist die Straße gesperrt und wir werden über kleine, schmale Landstraßen umgeleitet. Zum Glück können wir ein paar einheimischen PKWs folgen, sodass wir uns nicht total verfranzen. Auf der alternativen Strecke zu unserem Stellplatz kommen wir zu einer Brücke, die über den hier hundert Meter breiten und reißend strömenden Dades Fluss führt. Mit unserer Breite von 2,35 Metern schaffen wir es so gerade noch auf die enge Brücke und über den beängstigend fließenden Fluss. Leider nur bis zum gegenüberliegenden Ende der Brücke. Dort stehen zwei massive Steinblöcke, zwischen denen gerade so etwa 2,30 Meter Platz ist. Da hilft kein Wünschen und kein Wollen, hier ist für uns das Ende der Strecke. Die einzige Möglichkeit geht rückwärts zurück über die Brücke, bei etwa fünf Zentimetern Platz zum Geländer auf jeder Seite. Die Autos hinter uns müssen natürlich auch zurück, doch alle helfen zusammen und so gelingt das ganze ohne weitere Aufregung. Der vorgesehene Platz ist für uns also heute nicht erreichbar und wir beschließen, direkt weiter nach Skoura an der Straße der Kasbahs zu fahren.

Marokko, Hoher Atlas
Weiterfahrt in Richtung der schneebedeckten Berge des Hohen Atlas


In Skoura stehen wir auf einem großen Campingplatz in der Nähe der Kasbah Amridil, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört und die wir morgen besichtigen wollen. 

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