Straße der Kasbahs

Am Dienstag, den 15. April wollen wir die nur wenige hundert Meter entfernte Kasbah Amridil besichtigen, die zu den am meisten sehenswerten Geheimtipps von Marokko gezählt wird. Nun haben wir schon gestern gesehen, dass zwischen uns und der Kasbah der immer noch viel Wasser führende Fluss Dades liegt, der erst einmal überwunden werden muss. Wie bei sehr vielen sogenannten Geheimtipps kommen auch hier jede Menge Touristen in Kleinbussen oder großen Geländewagen und schauen erst einmal hilflos ans andere Ufer, nicht wissend, wie sie das erreichen sollen. Viele geben nach einigen Fotos enttäuscht auf, während sich die Allradler irgendwann trauen, durch das maximal knietiefe Wasser zu fahren. Wir beobachten auch ein paar Einheimische auf ihrem Weg durch den Fluss, krempeln unsere Hosen hoch, nehmen die Schuhe in die Hand und kommen eigentlich ganz gut durch das kalte Wasser zum gegenüberliegenden Ufer. An der Kasbah werden wir von einem Führer zu einem der Eingänge gewunken. Er erklärt, dass man hier den ehemaligen Wohnbereich der Kasbah Amridil besichtigen könnte, während vom anderen Eingang nur ein schöner Innenhof mit Palmen zu sehen wäre. Wir glauben ihm und beginnen mit der Führung, die der Guide in passablem aber etwas holprigem Englisch hält. Schon nach wenigen Minuten gesellen sich zwei Italiener zu uns, von denen einer anbietet, den Dolmetscher für uns zu spielen, sodass der Führer französisch sprechen kann, was ihm natürlich leichter fällt. Als kleine Gruppe haben wir viel Spaß und erfahren so einiges über den Bau der Kasbah und über das traditionelle Leben, das hier etwa achtzig Menschen mit ihren Tieren führten. Von der Dachterrasse haben wir einen schönen Blick über die ganze Ortschaft bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln des Hohen Atlas. 

Zurück am Campingplatz werden wir vom Betreiber gebeten, das Wohnmobil umzuparken, da für den Nachmittag starke Sturmböen erwartet werden und wir bisher recht nah an einer großen Palme stehen. Die Palme hält zwar, doch werden wir später ziemlich durchgeschüttelt und sind froh, an einem sicheren Platz zu stehen.

Kasbah Amridil, Skoura, Marokko
Blick durch eine Schießscharte der Kasbah Amridil zu den Gipfeln des Hohen Atlas


Unsere Fahrt in Richtung Ouarzazate unterbrechen wir am Mittwoch mit einem Abstecher zu den Solarkraftwerken Noor I-IV, die mit einer Leistung von fast 600 MW zu den größten der Welt gehören. Während im südlichen Bereich große Felder mit Fotovoltaikanlagen zu sehen sind, ist das Solarturmkraftwerk Noor III das interessanteste der ganzen Anlage. Mehr als eine halbe Million riesige Spiegel reflektieren das Sonnenlicht zur Spitze eines 240 Meter hohen Solarturms, die dadurch eine Temperatur von bis zu 560°C erreicht. Durch die Hitze wird Dampf erzeugt, der in der Folge mehrere Turbinen zur Stromherstellung antreibt. Obwohl wir von außen nicht allzu viel erkennen können, ist das Kraftwerk eine beeindruckende Anlage, die von überall sichtbarem Militär streng geschützt wird.

Solarkraftwerk, Noor, Marokko
Das Solarkraftwerk Noor bei Ouarzazate ist das größte der Welt


In Ouarzazate füllen wir unsere Vorräte im großen Carrefour Supermarkt, bevor wir bald darauf den Campingplatz L´Escale de Ouarzazate in Tazentout erreichen. Hier treffen wir, wie von unterwegs verabredet, unsere Freunde Eva und Clemens, die wir 2023 auf Sizilien kennengelernt haben. Sie reisen gemeinsam mit Ulla und Heinz durch Marokko und sind jetzt auf dem Weg in Richtung Marrakesch, das wir vielleicht irgendwann später auf dieser Reise besuchen werden. Zu sechst haben wir uns allen viel zu erzählen und verbringen einen tollen Nachmittag mit anschließendem Abendessen im Restaurant des Campingplatzes. Den Tag lassen wir in geselliger Runde mit einem schönen Glas Wein in unserer Wagenburg ausklingen.

Eva, Clemens, Andrea, Jürgen
Eva, Clemens, Andrea und Jürgen am Campingplatz L´Escale de Ouarzazate


Am Donnerstag fahren wir mit dem Vagabund nach Ouarzazate. Beim Tanken am Stadtrand stellen wir fest, dass zwar der Preis für Diesel in Marokko mit etwa 1,10 Euro recht günstig ist, dafür ist AdBlue mit umgerechnet 2,20 Euro viel teurer als zuhause, da werden wir in Zukunft unseren mitgebrachten Vorrat nutzen. In der Innenstadt finden wir selbst mit dem großen Fahrzeug schnell einen Parkplatz am Straßenrand und ganz in der Nähe der großen Kasbah Taourirt. Die Kasbah, die die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist, wurde bei dem schweren Erdbeben 2023 zu großen Teilen beschädigt und ist inzwischen etwa zur Hälfte wieder neu aufgebaut. Auch am Platz vor der Kasbah laufen noch intensive Reparaturarbeiten. Bei einer Besichtigung, diesmal ohne Führer, erkennen wir viele Merkmale wieder, die uns unser Guide in der Kasbah Amridil erklärt hatte. Allerdings ist die Kasbah Taourirt in Ouarzazate wesentlich größer als die in Skoura. Nach einem kurzen Besuch im Souk, bei dem wir zwar schöne Stoffe sehen, aber heute nichts Passendes finden, fahren wir weiter durch das Tal der Draa in Richtung Agdz. Die Straße über die Berge ist recht neu, im südlichen Bereich kennt noch nicht einmal das Navi die aktuelle Streckenführung. Wir erreichen den Stellplatz Maison Tensift, den wir schon von unserer letzten Reise kennen, bei schönstem Sonnenschein und machen es uns dort unter Palmen wie aus dem Bilderbuch gemütlich.

Kasbah Taourirt, Ouarzazate
An der Kasbah Taourirt in Ouarzazate


Bei Agdz legen wir einen entspannten Ruhetag ein und machen Pläne für die nächsten Tage. Abends wird es windig und diesig, es bleibt aber mild und wir lassen uns eine riesige Portion sehr leckeren Couscous vor dem Wohnmobil schmecken. 

Wir freuen uns sehr, wenn Ihr uns weiter bei unserer Reise begleitet.

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria und Alfred (Samstag, 19 April 2025 22:24)

    Schöne Abenteuer, tolle Reise!