Die Abschnitte dieser Reise durch Namibia und Botswana:
Vorbereitung und Anreise nach Windhoek
Durch die Kalahari nach Bagatelle
Die Namib Wüste mit Sossusvlei
Mit dem Heißluftballon über die Namib
Von Swakopmund über Spitzkoppe nach Twyfelfontein
Zum Etosha Nationalpark und nach Botswana
Andrea hatte im Oktober 2010 den Wunsch geäußert einige Tage zu verreisen, um gemeinsam unsere Fotokenntnisse an vielseitigen Motiven zu erweitern. Schon nach kurzer Suche waren die südafrikanischen Länder Namibia und Botswana als Ziel der Reise ausgewählt, die mit großartigen Landschaften wie Kalahari, Namib, Etosha und dem Okavango Delta locken und gute Gelegenheiten für die Beobachtung wilder Tiere versprechen.
Beide Länder sind für afrikanische Verhältnisse gut erschlossen und auch für selbstfahrende Touristen ohne große Erfahrung gefahrlos zu bereisen. Die Strecke wurde nach unseren Wünschen durch eine Agentur in Windhoek zusammengestellt, die auch die Buchung der Unterkünfte und des Mietwagens für uns erledigte. Wir selbst hatten uns nur um gültige Reisepässe, internationale Führerscheine und den erforderlichen Impfschutz einschließlich Malariaprophylaxe zu kümmern.
Sonntag, 1.Mai / Montag, 2. Mai 2011
Am Abend des 1. Mai beginnen wir die Reise mit unserem ersten Flug im neuen Riesen-Airbus A380 über Nacht von Frankfurt nach Johannesburg. Dort haben wir etwa drei Stunden Aufenthalt, bis uns der kurze Anschlussflug nach Windhoek in Namibia bringt. Die Einreiseformalitäten in Namibia sind unkompliziert und auch unser Gepäck ist vollständig eingetroffen. Am Ausgang erwartet uns schon ein Fahrer, der uns nachdem wir noch schnell Geld gewechselt haben zur Autovermietung in die vierzig Kilometer entfernte Stadt bringt. Unterwegs fällt uns gleich auf, dass die Landschaft verhältnismäßig grün ist, es muss wohl in den vergangenen Wochen und Monaten sehr viel geregnet haben.
Bei der Autovermietung bekommen wir einen fast neuen Toyota Hilux, der erst 2.500 km auf dem Tacho hat. Das Fahrzeug ist ausreichend groß für vier Personen, so dass wir uns zu zweit sehr bequem ausbreiten können. Die Ladefläche mit ihrem festen Aufbau wirkt für unsere zwei Taschen etwas überdimensioniert. Das Fahrwerk ist höher gelegt, wir haben schwere Geländereifen, zwei Ersatzräder und einen Doppeltank, mit dem wir weit über tausend Kilometer fahren können, sollten also technisch für die Fahrt in die Wildnis gut gerüstet sein. Die Vermieterin fragt nach der Strecke, die wir geplant haben und ist etwas besorgt, ob wir das wohl auch so durchführen können. Speziell der Norden Namibias und die Regionen in Botswana am Okavango seien an vielen Stellen überflutet und möglicherweise nicht befahrbar. Wir werden gebeten, keine Risiken einzugehen und im Zweifel lieber die Strecke zu ändern als das Auto zu versenken.
Da in Namibia Linksverkehr herrscht, wird gleich die erste Fahrt quer durch Windhoek zu einem ungewohnten Erlebnis, schalten mit der linken und blinken mit der rechten Hand erfordern auf den ersten Kilometern ziemlich starke Konzentration. Glücklicherweise ist die Stadt sehr übersichtlich und auch der Verkehr ist mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen. So kommen wir schnell und sicher zu unserem Hotel.
Im Casa Piccolo werden wir herzlich empfangen und erhalten ein nettes Zimmer. Zu unserer Überraschung finden wir auf dem Bett ein großes Herz aus Rosenblättern. Das sieht ja gut aus, haben wir etwas verpasst? Sind das schon vorgezogene Flitterwochen und der Beginn einer verheißungsvollen Zukunft? Bei diesem Gedanken fühlen wir uns sehr wohl und gehen gespannt auf Empfehlung des Hauses zum Abendessen in das Restaurant „Am Weinberg“, wo wir einen sehr schönen ersten Abend in Afrika verbringen. Nach einem guten Essen und einem Schluck Rotwein gelingt die Rückfahrt auf der falschen Seite der Straße schon viel entspannter.
Dienstag, 3. Mai 2011
Im nahen Supermarkt kaufen wir etwas Verpflegung für unterwegs und insgesamt fünfzig Liter Trinkwasser. Wir wissen noch nicht, wie viel wir brauchen werden und wo wir wieder einkaufen können, am Ende reicht das Wasser für die gesamte Reise. Wir verlassen Windhoek auf der gut ausgebauten B1 in Richtung Süden und biegen nach 190 Kilometern ab auf unsere erste Schotterstraße, die sehr breit ist und bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h auch gut zu befahren ist.
Wir queren zahllose Dünen aus rotem Sand, die in diesem Bereich der Kalahari alle parallel von Nord nach Süd verlaufen und im Moment recht grün bewachsen sind. Zwischen den Dünen liegen einzelne „Pfannen“, üblicherweise trockene Salzebenen, die sich jetzt in kleinere und größere Seen verwandelt haben. Uns fallen viele Bäume auf, in denen sich Webervögel riesige Gemeinschaftsnester gebaut haben, was manchen der Bäume wie große Vogelscheuchen erscheinen lässt.
Immer wieder sehen wir Strauße und Springböcke, die aber sofort verschwinden, wenn wir anhalten, um zu fotografieren, wir hoffen, dass wir später noch bessere Gelegenheiten bekommen werden. Am Nachmittag fallen ein paar Tropfen aus dramatisch bewölktem Himmel, es kommt aber zu keinem nennenswerten Regen.
Als wir schließlich die Bagatelle Kalahari Game Ranch erreichen, wird dort gerade der heutige Cheetah Drive vorbereitet und wir beschließen noch vor dem Einchecken an der Fahrt teilzunehmen. Wir finden einen Platz auf dem offenen Safarifahrzeug und fahren mit ihm durch ein doppelt gesichertes Gatter auf das steppenartige Gelände. Hier hält die Ranch drei Geparde, die in besiedelten Gebieten sonst häufig abgeschossen werden, weil sie sich neben Wild auch an Nutztieren vergreifen. Auf der Ranch haben die Geparde natürlich keine Gelegenheit zur Jagd und werden daher einmal täglich am Abend gefüttert.
Nach dem Besuch der Geparden machen wir uns auf den Weg zu einer der roten Sanddünen. Aus der Bar des Fahrzeugs, einer großen Kühlbox, gibt es eine große Auswahl an Getränken als Sundowner, die wir uns zu einem wunderschönen afrikanisch roten Sonnenuntergang schmecken lassen. Dabei können wir in der Ferne einige Gewitter beobachten, was der Szene einen überwältigenden Eindruck verleiht. Wir sind beeindruckt wie schnell es jetzt absolut dunkel wird. Kaum ist die Sonne vom Himmel verschwunden, wird es ohne Dämmerungsphase sofort Nacht.
Zurück an der Rezeption erhalten wir den Schlüssel zu unserem Chalet und fahren ein Stück weiter die Düne hinauf, wo wir unser Auto in tiefem Sand parken können. Die letzten fünfzig Meter müssen wir zu Fuß bis zum Kamm der Düne gehen, auf deren Grat unser kleines Häuschen steht. Die wunderschöne Aussicht können wir erst am nächsten Morgen genießen. Für heute sind wir von unserer Hütte begeistert, alles liebevoll dekoriert, ein großes Himmelbett, es ist jetzt schon schade, dass wir hier nur eine einzige Nacht verbringen wollen.
Ein kurzer Regenschauer erwischt uns auf dem Weg nach unten zum Restaurant, doch werden wir auf dem Rückweg von einem fantastischen Sternenhimmel und einer beeindruckenden Stille mehr als entschädigt.
Mittwoch, 4.Mai
Am Morgen haben wir eine traumhafte Aussicht auf die Dünenlandschaft vor unserem Chalet. Durch den relativ ergiebigen Regen sind die roten Sandflächen zum großen Teil grün bewachsen, was zusammen mit dem blauen Himmel einen tollen Kontrast ergibt. Überall wimmelt es von Springböcken und Straußen, die hier ein friedliches und weitgehend ungefährdetes Leben führen.
Heute fahren wir über teilweise endlos lange Asphaltstraßen geradeaus dem Horizont hinterher, der aber immer mehr zurückweicht, je weiter wir fahren. Hinter Maltahöhe beginnen wieder Schotterpisten und wir schaffen es tatsächlich, die einzige Abzweigung auf hundert Kilometern zu verpassen. Glücklicherweise fällt uns das nach zwanzig falsch gefahrenen Kilometern auf, so dass wir noch einigermaßen schnell zurück kommen. Die Piste führt durch eindrucksvolle Berglandschaft und über einige Pässe, vereinzelt müssen wir Wasserdurchfahrten queren. Das führt regelmäßig zu einem unsicheren Gefühl, wissen wir doch nie, wie der Grund unter der Oberfläche aussieht. Vorsichtig und langsam schaffen wir aber alle dieser Stellen ohne Probleme.
Am Nachmittag erreichen wir das Sossusvlei Desert Camp bei tief hängenden Wolken, durch die nur noch ganz vereinzelt die Sonne scheint.
Wir wohnen in einem einfachen aber gut ausgestatteten Zelt mit fester Grundplatte und fest eingebautem Bad. Den Grill wollen wir angesichts des Wetters heute noch nicht nutzen und gehen dafür lieber in die etwa fünf Kilometer entfernte Sossusvlei Lodge, wo wir ein ausgesprochen gutes Abendessen erhalten. Neben einer Vielzahl an Fleischsorten vom Grill, unter anderem werden Springbock, Zebra und Elen angeboten, gibt es viel Gemüse und weitere Beilagen, sowie ein riesiges Buffet nur für Nachtische. Es ist also gar nicht so, dass man in Namibia nur Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch zum Essen bekommt. Als wir ins Camp zurück fahren, bemerken wir mehrere Gewitter, die sich um uns herum entladen. Noch lange sitzen wir vor unserem Zelt und beobachten die Blitze rund um uns herum. Es beginnt zu regnen, heftige Gewitterböen schütteln unser Zelt und wir hoffen, dass sich das ganze bis zum nächsten Morgen wieder beruhigt haben wird.
Als ich nachts einmal zur Toilette muss, stelle ich fest, dass der Strom ausgefallen ist. Zwar haben wir unsere Stirnlampen für solche Fälle dabei, doch sind die irgendwo im Gepäck verstaut und helfen in dieser Situation nicht so wirklich weiter. Glücklicherweise erinnere ich mich im Bad eine Kerze mitsamt Streichhölzern gesehen zu haben und finde beides auch nach vorsichtigem Suchen recht gut. Nun ist es aber eine interessante Erfahrung, ein Streichholz im Dunkeln zu entzünden, wenn man nicht weiß, wo sich die Reibefläche am zugehörigen Heftchen befindet. Gelingt aber am Ende doch und bei Kerzenschein haben wir sofort ein heimeliges Licht in unserem Zelt, auf das noch immer der Regen prasselt.
Donnerstag, 5. Mai
Eigentlich war heute eine Überraschung für Andrea vorgesehen, als jedoch kurz nach vier Uhr früh der Wecker klingelt, regnet es immer noch und auch die Gewitter sind noch nicht abgezogen. Damit ist leider klar, dass die geplante Fahrt mit dem Heißluftballon über die Wüste nicht stattfinden kann. Es ist nur ein schwacher Trost, dass wir wenigstens ausschlafen können. Um neun fahren wir immer noch enttäuscht zum Frühstück in die Lodge. Erst am Nachmittag erkennen wir am Himmel eine Aufhellung, die mit viel gutem Willen als blau bezeichnet werden kann. Eine Überprüfung mit dem Kompass ergibt, dass das Blau in Richtung Westen schimmert, genau in der Richtung, in der auch das Sossusvlei liegt, wegen dessen großer Dünen wir ja hierher gekommen sind.
Voller Hoffnung auf ein paar schöne Bildchen aus der Wüste Namib machen wir uns auf den Weg. Am Eingang zum Nationalpark rät uns die Angestellte jedoch davon ab, heute in die Wüste zu fahren. Man würde fast nichts sehen und wegen des vielen Regens müsse man auch einige überflutete Stellen durchfahren. Die Sandpiste, die am Ende bis zum Deadvlei führt, sei unpassierbar und könne selbst mit Allradfahrzeugen nicht befahren werden. Wir bedanken uns für die offenen Hinweise, wollen aber trotzdem unser Glück versuchen.
Schon kurz nach der Einfahrt sehen wir die ersten der riesigen Dünen, die durch den nassen Sand und den bedeckten Himmel natürlich längst nicht so schön orangerot leuchten, wie wir das von Bildern kennen, doch Natur ist eben Natur und für uns scheint das heute nasser Sand und Wolken zu sein. Wir sind trotzdem beeindruckt über die Leere der Landschaft und über die Größe der Sandberge. Immer tiefer gelangen wir in die Wüste, immer mehr nimmt die Vegetation ab, obwohl heute selbst die Sanddünen teilweise von Grasbüscheln bewachsen sind. Ohne dass wir das zunächst bemerken, kommt tatsächlich langsam die Sonne heraus und die Wolken verziehen sich mehr und mehr.
Wir entdecken wieder einmal einige Straußenvögel und eine größere Herde der seltenen, gut an die Verhältnisse in der Wüste angepassten Oryxantilopen. Wir zählen insgesamt dreizehn Tiere, die sich ganz gemächlich bewegen und sich auch durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Als wir die wohl berühmteste Düne des Sossusvlei, die Dune 45, passieren, stellen wir fest, dass wir beim bisherigen Tempo kaum die fast siebzig Kilometer weite Strecke bis zum Straßenende schaffen werden und dann noch pünktlich zum Sonnenuntergang zurück zum Ausgang kommen werden. Dann wird der Park nämlich bis zum nächsten Morgen geschlossen.
Den Rest der Hinfahrt legen wir zügig zurück, unterbrechen nur noch, wenn wir besonders eindrucksvolle Formationen der Dünenlandschaft erkennen, was zugegebenermaßen alle paar Kilometer wieder vorkommt. Irgendwie hoffen wir noch, vielleicht wenigstens ein kleines Stück der Sandpiste am Ende fahren zu können.
Als wir am Parkplatz ankommen, erkennen wir sofort, dass wir dieses Vorhaben für heute vergessen können. Ein reißender Fluss hat tiefe Spuren gegraben und Sand, Sträucher und Bäume mit sich gerissen. Hier kommt keiner durch, wir werden mitten in der Wüste eher an Überschwemmungen aus anderen Teilen der Welt erinnert.
Als Entschädigung für die verpasste Weiterfahrt haben wir inzwischen strahlenden Sonnenschein und einen tiefblauen Himmel, was jetzt in den späteren Nachmittagsstunden zu einem idealen Licht für die kommenden Fotos führt. So gibt es am Rückweg nochmal genau so viele Stopps und wir erreichen den Ausgang pünktlich zwei Minuten bevor das Gate um 17:20 Uhr geschlossen wird. Überglücklich wegen des unerwartet gelungenen Nachmittags, der uns 422 teilweise imponierende Fotos beschert hat, beschließen wir diesen Tag mit einem weiteren Grillabend in der Lodge.
Freitag,6. Mai
Als wir um 4:15 Uhr vom Wecker geweckt werden, sehen wir über uns einen funkelnden, klaren Sternenhimmel, in den wir heute zum Sonnenaufgang hinein schweben wollen. In der Lodge müssen wir eine halbe Stunde länger als geplant warten, doch endlich kommt um sechs Uhr ein Fahrer mit einem offenen Unimog, dessen Sitzbänke noch nass vom Tau der Nacht sind. Wir bekommen Decken und los geht eine Fahrt durch die kalte Nachtluft. Der Fahrtwind schneidet schmerzhaft ins Gesicht, gleichzeitig müssen wir aufpassen, uns nicht durch das Rütteln und Schütteln des Fahrzeugs zu verletzen, bleibt vorerst nur der Gedanke, dass die Fahrt ja irgendwann zu Ende sein muss und dass uns danach ein wunderbares Erlebnis erwartet. Nach gefühlten hunderten von Kilometern, während denen wir mehrere tiefe Flüsse durchqueren müssen, was auch der Grund war, uns mit dem Unimog abzuholen, erreichen wir schließlich den Startplatz, wo unser Ballon schon fertig vorgeheizt auf uns wartet.
Zunächst sind wir erschrocken, weil sich nach dem ersten Anschein bereits sehr viele Menschen im Korb des Ballons befinden, das kann ja heiter werden. Schnell erkennen wir aber, dass viele davon zum Team gehören und nur als vorläufiger Ballast dienen, um den Ballon ohne uns am Abheben zu hindern. Der Korb ist in fünf Abteile gegliedert. Die Mitte beansprucht der Fahrer mit seinen vier Gasbrennern und den Instrumenten, in jedem der anderen Bereiche haben bequem drei bis vier Personen Platz. So ist für eine sichere Balance gesorgt und jeder Passagier hat einen freien Blick. Die Leinen werden losgeworfen, alle vier Brenner werden eingeheizt und schon gewinnen wir an Höhe. Durch die Hitze der Brenner und auch wegen der inzwischen aufgegangenen Sonne wird die Kälte der Fahrt schnell aus unseren Knochen vertrieben und wir genießen das sanfte Schweben.
Nach wenigen Minuten erreichen wir eine Höhe von sechshundert Metern, der Pilot schaltet die Brenner ab, wodurch es plötzlich ganz still wird und wir laut- und schwerelos durch den Himmel über der Wüste gleiten.
Tief unter uns erkennen wir einige wenige Tiere, ansonsten nur traumhaft schöne und leere Landschaft. Das Gras der Ebene wirkt wie ein verschlissener Teppich mit einzelnen Löchern, zum Teil durchzogen von schnurgeraden Fahrspuren, auf denen wir unsere Begleitfahrzeuge wie Spielzeugautos beobachten können.
Richtung Küste sehen wir anhaltenden Nebel über den Sanddünen, die auch im nördlich von uns gelegenen Sossusvlei das Bild beherrschen. Zum Landesinneren haben wir eine fantastische Sicht auf die Berge des Naukluft-Nationalparks.
Wir queren einen markanten Bergrücken, wobei wir tief in einen V-förmigen Einschnitt zwischen zwei Gipfeln eintauchen. Man erkennt klar, dass der Pilot bestens mit den Windverhältnissen der Gegend vertraut ist, immerhin macht er diese Fahrt um die dreihundert Mal in jedem Jahr. Er erzählt uns, dass die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Sossusvlei etwa achtzig Millimeter pro Jahr beträgt, im Vergleich dazu hatte es gestern an nur einem Tag siebzig Millimeter Regen gegeben. Kein Wunder, dass alles überschwemmt ist.
Nach ungefähr einer Stunde landen wir sanft auf einer Wiese und müssen danach im Korb auf die Mitglieder des Teams warten, die den Ballon zu seinem endgültigen Platz ziehen sollen. Dazu wird mit den Brennern leicht eingeheizt, so dass Ballon und Korb wieder schwerelos werden und leicht bewegt werden können. Hinter einem Zaun, den die Männer überklettern müssen, während der Ballon langsam darüber hinweg schwebt, werden wir direkt auf dem Anhänger des Begleitfahrzeugs abgesetzt und können nun aussteigen.
Die Zeit, die das Team benötigt, um die restliche heiße Luft aus der gigantischen Hülle entweichen zu lassen, nutzen wir zu einem bemerkenswerten, komfortablen Frühstück. Dafür wurden für uns mitten in der Wüste eine gedeckte Tafel und ein gut sortiertes Büffet aufgebaut. Für den dazu gehörenden Champagner werden die Flaschen vom Piloten nach traditioneller Art mit dem Säbel geköpft, der Champagner schmeckt dadurch gleich noch besser.
Nach dem Frühstück beginnt die bekannte, endlose Rückfahrt mit dem Unimog. Diese ist jetzt bei Sonnenschein und bei der Wüste angemessenen Temperaturen wesentlich angenehmer als die Hinfahrt. Wieder müssen wir die Flüsse durchqueren, an deren Ufern sich jetzt einige Fahrzeuge getroffen haben, die darauf warten, dass der Wasserstand zurückgeht. Wir hoffen, dass uns das bei unserer heutigen Fahrt erspart bleibt.
Wir machen uns gleich nach der Rückkehr von unserer Ballonfahrt auf den Weg nach Swakopmund, immerhin gilt es heute noch 350 km zurück zu legen und wir haben keine aktuelle Information zum Straßenzustand. Wenn es schlecht läuft, müssen wir in den Bergen Flüsse durchqueren oder sogar umkehren und einen großen Umweg fahren, doch wir haben Glück.
Auf guten Schotterpisten durchqueren wir den gebirgigen Namib-Naukluft-Nationalpark und kommen am Nachmittag zum Kuiseb Canyon, dessen Fluss wie alle anderen in diesem Jahr viel Wasser führt. Wir machen einen kurzen Abstecher über schwierige Wege zum Rand des Canyon und setzen dann unseren Weg in Richtung zur Küste fort.
Nach fast 130 Kilometern Geradeausfahrt tauchen wir kurz vor Walvis Bay in dichten Nebel ein, der sich hier aufgrund des kalten Benguelastroms gebildet hat. Auf der Fahrt nach Swakopmund liegt die Sichtweite bei kaum fünfzig Metern. Nicht einmal der Atlantik, der direkt neben uns an die Strände brandet, ist zu erkennen. Nach kurzem Suchen finden wir die Pension Rapmund mit sehr einfach ausgestatteten Zimmern im Stil der 70er Jahre.
Samstag, 7. Mai
Am Morgen ist es immer noch neblig. Zu Fuß erkunden wir das kleine Städtchen Swakopmund, eine eigenartige Mischung aus Afrika und Deutschland. Wir finden nette Ladenpassagen mit teilweise recht hochwertigen Souvenirgeschäften, daneben einfache Geschäfte für die lokalen Anwohner.
Obwohl die Stadt insgesamt sauber und ordentlich wirkt, scheint es doch auch Gründe für die überall anwesenden Sicherheitskräfte zu geben. So versuchen wir immer in den belebteren Straßen zu bleiben und kein unnötiges Risiko einzugehen. Wir kaufen einige nette Andenken, da wir ja davon ausgehen müssen, erst am Ende der Reise in Windhoek noch einmal eine Gelegenheit dafür zu finden. Am Nachmittag erkunden wir ein wenig die Umgebung und versuchen auf diesem Weg endlich wieder einmal dem anhaltenden Nebel zu entkommen. Ohne Erfolg.
Zum Abendessen gehen wir ins Restaurant Lighthouse direkt neben dem berühmten Leuchtturm der Stadt. Dank der aktuellen Nebensaison sind nur wenige Tische besetzt. Wir wählen riesige siebenhundert Gramm schwere Steaks, die auf glühend heißem Eisen serviert werden und beschließen mit diesem üppigen Mahl unseren kurzen Aufenthalt in Swakopmund.
Sonntag, 8. Mai
Als wir am Morgen Swakopmund der Küste entlang nach Norden in Richtung Henties Bay verlassen, herrscht hier immer noch dichter Nebel. Trotzdem finden wir das Wrack der Zeila mit Hilfe der sehr genauen GPS Daten aus dem Internet ohne Probleme.
Wir müssen etwa dreihundert Meter von der Straße durch teilweise tiefen Sand bis hinaus zum Strand fahren, wo der am 25. August 2008 gestrandete Trawler vor sich hin rostet und langsam von den dauernd anbrandenden Wellen aufgelöst wird. Wir trauen uns nicht über den Strand zu fahren und gehen das letzte Stück zu Fuß, bis wir einen guten Blick auf das Schiff haben.
Gerade haben wir begonnen einige Fotos zu schießen, da bemerken wir am Rand des Strandes einen Einheimischen, der plötzlich dort erschienen ist und ganz offensichtlich sehr an uns interessiert scheint. Wir beeilen uns und machen uns gleich auf den Weg zu unserem Auto. Da der Einheimische den kürzeren Weg dorthin hat, kommt er gleichzeitig mit uns am Auto an und versucht uns wortreich zum Kauf eines seiner sogenannten Edelsteine zu überreden. Er erzählt, wie arm er sei und wie schwierig das Leben in dieser kargen Gegend sei, was sicherlich stimmt und er erzählt uns auch eine abenteuerliche Geschichte von Schmugglern und Polizisten, die dazu geführt haben soll, dass die Zeila hier an Land getrieben wurde, was so nicht stimmt. Sie hatte sich einfach auf dem Weg nach Indien, wo sie als Schrott hingeschleppt werden sollte, von ihrer Schleppleine gelöst und war gestrandet. Wir belohnen das Engagement des Geschichtenerzählers und kaufen ihm einen bunt schimmernden Stein für sagenhafte zwanzig namibische Dollar ab, suchen dann aber schnell das Weite, als noch weitere Händler in der Nähe unseres Autos auftauchen.
Nach wenigen Kilometern erreichen wir eine Abzweigung, an der wir von der Küste weg nach Osten ins Landesinnere abbiegen. Schon bald darauf wird es endlich wieder sonnig und wir befinden uns in einer kargen, endlos wirkenden Wüstenlandschaft, aus der geradeaus vor uns das einsame Massiv der Spitzkoppe aufragt.
Noch ist es ein weiter Weg bis dahin und in der flimmernden Luft täuschen einige Spiegelungen weitere kleine Berge und Bäume vor, die aber dort überhaupt nicht existieren. Beim Näherkommen stellt sich heraus, dass die eigentliche Spitzkoppe, die wegen ihrer markanten Form auch das Matterhorn Afrikas genannt wird, hinter dem zunächst gesehenen Berg verborgen liegt.
Wir verlassen die breite Schotterpiste und fahren auf einem schmalen, für normale Autos nicht sehr geeigneten Weg durch weites Farmland, wo wir bald an einem geschlossenen Gatter ankommen. Hier sollen wir als Gegenleistung für das Öffnen des Tors wieder einen Edelstein kaufen, um der armen Familie zu einem kleinen Einkommen zu verhelfen. Wir bezahlen zehn Dollar und setzen unseren Weg fort bis zum nächsten Gatter. Hier müssen wir die Eintrittsgebühr für den Naturpark entrichten, diesmal neunzig Dollar für zwei Personen und ein Fahrzeug. Dafür bekommen wir hier nach eindringlichem Nachfragen eine offizielle Quittung mit Stempel der Spitzkoppe Community auf einem einfachen Stück Papier. Wir hoffen, dass das reicht und wir nicht an einem weiteren Gate noch einmal bezahlen müssen.
Die jetzt kommende Landschaft ist überwältigend. Ein schmaler Weg führt an steilen, vielfältig geformten und in der Sonne rot leuchtenden Felsen vorbei. Es ist sicher, dass man sich hier leicht verirren kann. Entsprechend vorsichtig wählen wir unsere Strecke und achten darauf immer sorgfältig mit unserem GPS Gerät zu navigieren. Am Small Bushman’s Paradise legen wir eine Rast ein und wollen im Freien unsere Lunchpakete genießen. Das wollen allerdings tausende von Mücken auch, so dass wir sehr schnell wieder in unserem klimatisierten Pickup Schutz suchen.
Die weitere Strecke führt auf abwechslungsreichen Pisten durch sehr schöne Berglandschaft. Einmal ist die Straße durch Überflutung gesperrt und wir müssen die Stelle einigen Fahrspuren folgend in weitem Bogen durch das Gelände umfahren.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Hohenstein Lodge, die wunderschön einsam am Fuß des gleichnamigen Bergmassivs liegt. Die Gastgeberin begrüßt uns sehr herzlich. Sie ist eine deutsche ehemalige Journalistin, die sich mit dieser achtzig Quadratkilometer großen Lodge ihren Traum von „ich habe eine Farm in Afrika“ erfüllt.
Nach einem entspannenden Spaziergang in ungestörter Natur werden wir im kleinen Speisesaal mit leckeren, gar nicht afrikanischen Rindsrouladen verwöhnt. Anschließend bewundern wir einen mehr als perfekten Sternenhimmel, der durch keinerlei künstliches Licht gestört wird.
Montag, 9. Mai
Nach einer wunderschönen Nacht in wunderschöner Umgebung fahren wir nahe an der Spitzkoppe vorbei in Richtung Brandbergmassiv, wo sich mit dem Königstein der höchste Berg Namibias befindet. Auf dem Weg dorthin ist plötzlich die Straße gesperrt und wir müssen einen Umweg von fast einhundert Kilometern machen, auf den lokalen Schotterpisten eine zeitraubende Angelegenheit.
Unterwegs kommen wir an den Omaruru River, der wegen der ungewöhnlich ergiebigen Regenfälle der vergangenen Zeit Hochwasser führt. Die Straße endet am Wasser und kommt nach hundertachtzig Metern am anderen Ufer wieder zum Vorschein. Wir sehen einige Spuren im Sand, können aber keine eindeutige Piste durch den Fluss erkennen. Wir trauen uns nicht ins Wasser. Von rechts nähert sich ein Einheimischer, der uns vielleicht gegen eine kleine Spende den Weg weisen könnte oder vielleicht aber auch nicht. Um ihn herum hüpfen einige Kinder, sie freuen sich offensichtlich über die Abwechslung und hoffen auf einige Süßigkeiten. Wir wollen nur auf die andere Seite und haben im Moment keine Lust auf eine Diskussion um den Preis für bunte Steinchen. Überraschend erscheint wie aus dem Nichts von links ein kleiner Jeep, fährt ohne anzuhalten ins Wasser, schlägt zwei, drei Haken und überquert den Fluss auf gerader Linie. Sofort legen wir den Allradantrieb ein und folgen dem Jeep in seiner Spur. Es ist uns zwar ganz schön mulmig, mitten im Fluss ohne Sicht auf den Grund mit relativ hoher Geschwindigkeit zu fahren, kommen aber ohne Probleme ans andere Ufer. Dort sehen wir gerade noch, wie der kleine Jeep in die Büsche abbiegt und genauso verschwindet, wie er kurz zuvor aufgetaucht war.
Als wir später in der Nähe des Brandberg vorbeikommen, ist es für einen Abstecher zum Königstein schon zu spät. Wir erreichen eine hügelige Landschaft, in der auffällig viele Kegel aus fast kugelrunden Felsen zu sehen sind. Die Steinbrocken sind dabei zwischen Fußballgröße und einigen Metern groß. Genau in einen solchen Steinhaufen wurde unsere heutige Lodge, das Camp Kipwe integriert. Das Camp liegt einige hundert Meter abseits der Piste völlig abgeschieden von der Zivilisation. Wir haben eine kleine, in die Felsen eingebaute Hütte mit außen liegendem Bad und Toilette. Durch die Lage der Steine und durch ein zusätzliches Sonnensegel ist der Bereich perfekt vor Einblicken geschützt.
Trotzdem ist es ein eigenartiges Gefühl im Freien zu duschen. Wir sind heute schon so viel gefahren, insgesamt waren es mehr als dreihundert Kilometer in fünfeinhalb Stunden, dass wir beschließen, auf weitere Unternehmungen zu verzichten und diesen abgelegenen und außergewöhnlichen Ort zu genießen. Zum Sonnenuntergang werden auf dem höchsten Monolithen leckere Drinks und kleine Häppchen serviert, es herrscht eine traumhafte Atmosphäre. Wir verweilen auf dem Gipfel bis das letzte rote Licht am Horizont verschwunden ist und machen uns an den Abstieg, der nun in der blitzschnell hereingebrochenen völligen Dunkelheit zu einem kleinen Abenteuer gerät.
Wohlbehalten im Camp angekommen, gehen wir bald zum Abendessen, das auf einer offenen Terrasse serviert wird. Es ist sehr stimmungsvoll und lecker. Nach dem Dinner sitzen wir noch lange Stunden vor unserer Hütte, bewundern den unsagbar klaren Sternenhimmel und beobachten, wie der Mond gegen 23 Uhr direkt vor unseren Füßen untergeht. Den krönenden Abschluss bilden mehrere Sternschnuppen, von denen eine fast unendlich lang in der Atmosphäre glüht, bis sie endlich kurz vor dem Boden erlischt.
Dienstag,10. Mai
Nach Sonnenaufgang genießen wir unser Bad im Freien und müssen diesen wirklich traumhaften Ort auch schon wieder verlassen. Als wir mit unserem Gepäck am Parkplatz ankommen, müssen wir erst nach unserem Auto suchen. Gestern noch schön abenteuermäßig schlammverspritzt präsentiert sich der Toyota nämlich in blendendem Weiß, als käme er frisch aus dem Laden. Drei Angestellte des Camps sind gerade dabei, alles auf Hochglanz zu bringen und wollen nun, als wir die Türen öffnen sogar noch den Innenraum putzen. Ein Service, den wir noch nie erlebt hatten und gerade hier auch nicht erwartet hätten.
Wir fahren ein kurzes Stück nach Twyfelfontein, wo in der Nähe einer Quelle viele Felsgravuren entdeckt wurden, deren Alter auf bis zu zweitausend Jahre geschätzt wird. Im einfachen Besucherzentrum melden wir uns zu einer Führung an, die auch sofort ohne Wartezeit beginnt. Zusammen mit einem weiteren Paar werden wir durch das Gelände geführt, wo wir viele sehenswerte Darstellungen von Tieren, auch aus weit entfernten Gebieten und sogar aus dem Meer erklärt bekommen. Die kurze Wanderung dauert fast eineinhalb Stunden und verläuft ohne Schatten am Berghang entlang.
Wegen der inzwischen herrschenden Hitze sind wir froh, als wir wieder am Besucherzentrum ankommen und in unser klimatisiertes Auto steigen können. Von Twyfelfontein kommen wir nach einer sehr langen Fahrt ohne große Höhepunkte am Nachmittag im Etosha Taleni Village kurz vor dem südlichen Eingangstor des Parks an. Wir bewohnen das Zelt mit der Nummer 13, das wie die anderen weit verstreut in leichtem Buschgelände liegt und neben einem schönen Schlafbereich auch eine Außendusche und einen eigenen Grillplatz bietet. Hier waschen wir kurz unsere staubige Wäsche, die in der Sonne fast sofort trocknet. Von der Benutzung der Grillstelle sehen wir aber auch hier ab, ist es doch viel angenehmer, sich am reichhaltig gebotenen Buffet zu bedienen. An der Rezeption erhalten wir Informationen, wo am nächsten Tag wilde Tiere zu finden sein sollten und gehen sehr gespannt auf die kommenden Erlebnisse früh schlafen.