Hoba Meteorit, Bwabwata Nationalpark, Bootsfahrt
Moremi Crossing Camp
Durch die Kalahari zurück nach Windhoek
Mittwoch, 11. Mai
Früh um 5:00 Uhr stehen wir nach einer angenehmen Nacht auf und fahren nach ausgiebigem Frühstück, ausgestattet mit dem am Vortag bestellten Lunchpaket, zum Anderson Gate des Etosha Nationalpark. Dort werden wir umfassend über die Vorschriften des Parks informiert und erhalten für insgesamt 340 namibische Dollar unser zwei Tage gültiges Permit. Los geht’s.
Die ersten 18 Kilometer bis Okaukuejo sind schnell zurückgelegt, bis hier sind nur ganz vereinzelte Antilopen am Straßenrand zu erkennen, noch nicht das ganz große Erlebnis auf das wir so gespannt sind. In Okaukuejo müssen wir uns noch kurz im Office registrieren, danach dürfen wir in die Weite des Parks einfahren. Wie von den Guides im Camp empfohlen, nehmen wir die Route nach Westen und sehen auch bald viele Springböcke und Zebras. Das erste Mal selbst auf der Suche nach wilden Tieren, stellen wir fest, wie schwierig diese zu erkennen sind. Und doch finden wir von Anfang an immer wieder neue Motive für unsere Kameras.
Wir werden von einem entgegenkommenden Auto angehalten und darauf hingewiesen, dass sich einige Kilometer weiter Giraffen und auf dem Weg dorthin sogar einige Löwen befinden würden. Die Löwen würden schlafen und seien kaum zu erkennen, prima.
Wir beschließen, aufmerksam bis zu den Giraffen zu fahren, da ja bekannt ist, dass Löwen meist stundenlang an der selben Stelle faulenzen, wir diese also noch ganz entspannt während des Rückwegs suchen können. Trotzdem sind wir jetzt aufgeregt und voller Jagdfieber. Unsere Augen gleichzeitig links, rechts und geradeaus gerichtet, entdecken wir nach einiger Zeit die an Bäumen fressenden Giraffen. Sie werden ausgiebig und aus allen möglichen Blickrichtungen fotografiert, bevor wir uns nun auf die Suche nach den angekündigten Löwen machen.
Ganz langsam fahren wir den Weg zurück bis Andrea plötzlich einen der Löwen sichtet, der gerade kurz den Kopf gehoben hatte. Ansonsten wären die beiden im tiefen Gras, das fast die gleiche Farbe wie ihr Fell hat, kaum zu sehen gewesen. Es handelt sich um zwei sehr schöne Exemplare, die hier in trauter Zweisamkeit offensichtlich den Tag genießen. Wir beschließen zu warten, bis sie sich zu irgendeiner Aktivität entschließen, werden aber diesbezüglich erst einmal enttäuscht. Der Löwe steht zwar einmal auf, um seine Partnerin anzustubsen, sie zeigt aber kein Interesse und er verkriecht sich unter einem nahe stehenden Busch im Schatten, wo wir außer seiner Schwanzspitze nichts mehr von ihm zu sehen bekommen.
Wir beobachten die Löwin noch eine ganze Weile, geben dann die aktuelle GPS Position in unser Navi ein und machen uns auf den Weg weitere Tiere zu suchen. Später würden wir wieder kommen und vielleicht etwas mehr zu sehen bekommen.
Unterwegs wird es Zeit eine Toilette aufzusuchen. Aus verständlichen Gründen ist es im ganzen Etosha Nationalpark nicht erlaubt das Auto zu verlassen, außer an den wenigen ausgewiesenen Picknickplätzen, an denen sich auch „Toiletten“ befinden. Natürlich afrikanischer Art. Der in unserer Nähe liegende Platz ist vollständig von einem sehr hohen Zaun umgeben, die Einfahrt ist durch ein großes Gittertor möglich. Jetzt muss natürlich jemand aussteigen, um das Tor zu öffnen und anschließend wieder zu schließen, auch das ist beim ersten Mal eine spannende Angelegenheit, wissen wir doch inzwischen, wie schwer man die Tiere in diesem Gelände erkennen kann.
Weiterfahrt in der Mittagshitze. Alle Reiseführer und Ratgeber sind sich einig, dass während dieser Zeit keine Tierbeobachtungen möglich sind, weil auch die wilden Tiere sich soweit wie möglich zurückziehen und nicht zu sehen sein sollen. Wir versuchen es trotzdem und haben tatsächlich auch Glück, vielleicht Anfängerglück? Über eine Strecke von zwanzig Kilometer sehen wir Zebras, Zebras und tausende von Zebras. Sie halten offensichtlich ihre gewohnte Mittagsruhe, doch sie tun das auf und direkt neben der Straße, so dass wir sie sehr schön dabei beobachten können. Einige von ihnen liegen wie leblos im Staub, andere stehen genauso leblos auf der Straße und gehen nur sehr widerwillig aus dem Weg, um uns durchzulassen, wieder andere stehen paarweise zusammen und legen sich gegenseitig den Kopf auf den Rücken.
Am Ende dieser Piste befindet sich ein Wasserloch, an dessen Rand ein einsamer Reiher zu sehen ist. Wir beginnen gerade unser Lunchpaket zu vertilgen, als sich von der anderen Seite der Straße eine Herde Zebras nähert. Schnell erklimmen sie den Damm und stürzen sich ins Wasser, wo sie innerhalb weniger Minuten ihren Durst stillen, um danach ebenso schnell diesen für sie gefährlichen Ort wieder zu verlassen. In der Zwischenzeit ist die nächste Herde angekommen und verhält sich genau wie die erste. Dabei ist es für uns erstaunlich, wie die Tiere die Zugehörigkeit zu ihrer Gruppe erkennen, so wie wir das sehen, bleiben die Herden jeweils zusammen ohne sich mit den anderen zu mischen. Es kommen und trinken noch vier weitere Zebraherden, die aus jeweils etwa fünfzig Tieren bestehen, danach ist wieder Ruhe.
Wir fahren zurück zu unseren zwei Löwen, sie sind immer noch an der gleichen Stelle und sie sind immer noch zu faul, sich nennenswert zu bewegen. Dafür entdecken wir in einiger Entfernung zwei Elefanten, die damit beschäftigt sind, sich dicken Schlamm mit dem Rüssel auf den Rücken zu blasen. Während einer der beiden langsam immer tiefer in dem Schlammloch verschwindet und bald kaum noch zu sehen ist, macht sich der andere auf den Weg in unsere Richtung und quert den Weg ungerührt kurz vor unserem Auto, um danach im nahen Busch zu verschwinden.
Wir fahren noch viele Kilometer durch große leere Landschaft des Etosha Nationalparks, sehen dabei verschiedene weitere wilde Tiere und verlassen den Park in der späten Abendsonne in Richtung unserer Unterkunft. Von der Straße sehen wir einen letzten Gepard im warmen Licht, bevor wir den Abend im Camp genießen und uns auf unseren zweiten Tag im Etosha freuen.
Donnerstag, 12. Mai
Auch heute heißt es wieder sehr früh aufstehen, frühstücken und auschecken. Fahrt über das Anderson Gate nach Okaukuejo und von dort auf der östlichen Route, die immer in der Nähe des südlichen Randes der Etoshapfanne verläuft in Richtung Namutoni Gate, durch das wir den Park verlassen wollen. Zunächst sehen wir nur wenige Tiere, an einem Wasserloch warten wir auf einige Zebras in der Nähe, doch sie kommen nicht.
Wieder werden wir von der Besatzung eines anderen Fahrzeugs auf ein Löwenpärchen in der Nähe hingewiesen und finden diese auch sofort, zum Glück. Als wir ankommen, läuft gerade der letzte Akt des Liebesspiels, ich klettere aus dem Fenster und kann gerade noch ein paar schnelle Bilder schießen, dann ist auch schon alles vorbei. Die Löwendame verpasst ihrem König der Tiere mit der Pranke eins auf die Nase, was dieser nicht sehr lustig findet. Nach einem kurzen Streit trollt sich das Pärchen in die Büsche und ward nicht mehr gesehen.
Wir fahren endlose Kilometer, sehen unterwegs häufig Giraffen und viele Springböcke und kommen am Nachmittag auf einer kleinen Piste bis direkt zur Etosha Pfanne. Diese fast fünftausend Quadratkilometer große Ebene ist die meiste Zeit des Jahres mit einer weißen Salzkruste bedeckt, doch nach den ausgiebigen Regenfällen in den vergangenen Wochen finden wir einen riesigen See vor. Wir können nicht einmal bis zum Ende der Piste fahren, der Weg ist von Wasser bedeckt.
Auf der Fahrt zum Gate werden wir von vielen Giraffen und zwei weiteren Löwen aufgehalten. Die Tiere haben die Fahrzeuge der Besucher in ihren Lebensraum eingebaut und lassen sich auch auf der Piste nicht von uns stören.
Wir fahren an der Parkgrenze nach Norden, bis wir rechtzeitig zu einem spektakulären Sonnenuntergang unser heutiges Ziel, das Onguma Fort erreichen. Diese fantastische Lodge ist in einer Mischung aus marokkanischem und indischem Stil in die Weite der afrikanischen Wildnis platziert und bietet einen ungewöhnlichen Komfort.
Wir bewohnen einen der zwölf Bungalows, die im selben Stil in einiger Entfernung zum Hauptgebäude liegen. Wegen der wilden Tiere dürfen wir nicht zu Fuß zwischen den Gebäuden wechseln und werden auch angewiesen, stets die Tür unseres Minischlösschens geschlossen zu halten. Anstatt des Schlüssels gibt es an der rohen Holztür allerdings nur eine massive Kette, die mit einem ebenso riesigen Nagel gesichert werden kann, man macht sich hier draußen offensichtlich keine Sorgen wegen eventueller Einbrecher.
Die Suite hat ein riesiges, achteckiges Badezimmer mit Innen- und Außendusche auf der großen Terrasse. Dort stehen auch zwei bequeme und superbreite Liegen, in denen sich der Sonnenuntergang prächtig genießen lässt. Die Terrasse liegt etwa einen Meter über dem Erdboden, das sollte wohl reichen, dass keine wilden Tiere nach oben gelangen können. Im Schlafzimmer befindet sich sogar ein offener Kamin, wohl hauptsächlich wegen der Stimmung, wenn auch hier die Nächte recht kühl werden können. Wir fahren zum Hauptgebäude, wo wir während des Abendessens immer wieder Tiere am nahegelegenen Wasserloch beobachten können. Nach dem Essen führt die gesamte Belegschaft einen afrikanischen Tanz mit Gesang auf, wir sind begeistert über die Leichtigkeit und Freude dieser Menschen. Während der Nacht rumpelt es vereinzelt unter dem Holzboden unseres Häuschens und lässt uns an alle möglichen Ungeheuer denken, vermutlich ist es nur ein Warzenschwein.
Freitag, 13. Mai
Einmal mehr ist es schade, dass wir unsere Unterkunft schon nach einer einzigen Nacht wieder verlassen müssen, auch hier hätten wir es noch einige Tage aushalten können. Wir fahren heute über 520 km, meist geradeaus und meistens auf geteerten Pisten bei landestypisch geringem Verkehr. Zunächst reisen wir durch eine herbstlich bunte Berglandschaft, wie wir sie hier nie erwartet hätten. Mit Ausnahme der unendlichen Weite sieht es stellenweise aus wie zuhause. Bei Grootfontein machen wir einen Abstecher zum Hoba Meteoriten, der hier vor achtzigtausend Jahren auf die Erde gestürzt war.
Der Meteorit liegt in einem nett angelegten Park, das verlangte Eintrittsgeld reicht wahrscheinlich kaum zum Unterhalt der Anlage, die wohl eher dem Schutz des Brockens dient, als dass damit Profit erwirtschaftet werden soll. Nach einem kurzen Spaziergang um den fast sechzig Tonnen schweren Meteoriten fahren wir ins nahe gelegene Grootfontein, wo wir in einer Bank Geld wechseln wollen. Uns fällt auf, wie stark die Filiale gesichert ist, erst müssen wir durch eine feste Sicherheitsschleuse, danach werden alle persönlichen Daten aufgenommen und sogar die abgegebenen Geldscheine kopiert. Das ganze verläuft in typisch afrikanischer Ruhe und bald sind wir auch schon wieder unterwegs.
Irgendwo auf der zweihundertfünfzig Kilometer langen Geraden zwischen Grootfontein und dem Okavango werden wir durch eine Straßensperre aufgehalten. Wir werden gefragt, wohin wir wollen, doch als erkannt wird, dass wir Touristen sind, winkt man uns schnell weiter. Die Sperre ist Teil eines Viehzauns, der sich quer durch das Land zieht und die Ausbreitung von Tierseuchen aus dem Norden verhindern soll.
Irgendwie ist der Zaun aber auch die Grenze zwischen dem von den Weißen dominierten Süden Afrikas und dem eigentlichen und ursprünglichen Teil des Kontinents. Schlagartig ändert sich das Erscheinungsbild der Landschaft durch die wir fahren. Sahen wir bisher entlang der Pisten nur unendliche Weite und Zäune, die von Horizont zu Horizont reichen, so fahren wir jetzt ständig durch Dörfer aus einfachen Holzhütten, sehen überall Menschen, ausschließlich Schwarze und müssen auch ständig Hunden und Kühen auf der Straße ausweichen. Mit dem Durchfahren des Veterinärzauns sind wir in Afrika angekommen.
Am Ende verpassen wir die Abzweigung in Richtung der Hakusembe Lodge und müssen nach zwanzig Kilometern umdrehen und den ganzen Weg wieder zurückfahren. Beim zweiten Mal sehen wir dann auch die Beschilderung und können einfach dem Wegweiser folgen. Nach knapp zehn Kilometern müssen wir auf einen Schotterweg abbiegen, der zur Lodge führt, doch dieser Weg ist wegen Überflutung gesperrt. Am Zaun steht ein kleines Schild mit zwei Telefonnummern und tatsächlich wird uns per Telefon erklärt, wie wir weiterfahren müssen, um zur Bootsanlegestelle zu kommen. Wir folgen der Beschreibung und landen zunächst im Innenhof eines Hospitals, wo man uns verwundert anschaut, dann aber den Weg zu einer versteckten Wiese zeigt, auf der wir unser Auto parken können.
Hier werden wir schon erwartet, unser Gepäck wird auf ein Motorboot gebracht und los geht die Fahrt auf dem Okavango, der hier die Grenze zwischen Namibia und Angola bildet. Der Lodge, die wir nach einer Viertelstunde erreichen, steht buchstäblich das Wasser bis zum Hals. Sie war bis vor wenigen Tagen überflutet, die Gästehütten sind erst jetzt gerade wieder bewohnbar und alles, was gebraucht wird, muss aufwendig mit dem Boot angefahren werden. Das ist auch beim Abendessen und beim Frühstück am nächsten Morgen zu spüren, alles wirkt wie abgezählt.
Samstag, 14. Mai
Mit dem Boot zurück zum Auto, danach lange Fahrt entlang des Okavango bis zu den Popa Falls. Am Parkplatz sagt man uns, dass die Wasserfälle wegen Hochwassers nicht erreicht werden können, wir aber gerne am Fluss etwas spazieren gehen könnten. Wir gehen zum Ufer, überqueren einen Seitenarm des Okavango über schmale, ungesicherte Eisenstege und folgen den erkennbaren Pfaden auf der Insel bis zum Fluss. Dabei achten wir darauf, dass wir keine Krokodile übersehen, die Popa Falls sind bekannt für ihren Reichtum an Krokodilen, wir können aber keine finden. Ist vielleicht auch besser so.
Einige Kilometer weiter erreichen wir das Einfahrtor zum Mahango Game Reserve. Das Mahango Game Reserve ist Teil des Bwabwata Nationalparks, der fast den ganzen Caprivi Streifen umfasst. Wer den Mahango nur auf der Hauptpiste durchqueren möchte, muss keinen Eintritt bezahlen. Da wir aber so viel wie möglich sehen wollen, gehen wir zur Information. Eine freundliche Dame erklärt uns, dass die Piste westlich der Hauptstraße unpassierbar wäre, wir im Osten aber etwa drei Kilometer einfahren können, danach aber wieder zurück müssten. Vom Ende des Parks wäre eine weitere Einfahrt möglich, wahrscheinlich wären von dort auch die großen Baobab Bäume zu erreichen, eine Durchfahrt auf der Flussseite sei aber wegen des hohen Wasserstandes leider nicht möglich. Alles wird auf einer kopierten Karte eingetragen, die uns ausgehändigt wird und nach dem Hinweis, wegen der wilden Tiere doch bitte vorsichtig beim Aussteigen zu sein, dürfen wir in den Park einfahren.
Sehr gespannt auf das, was uns erwarten würde, folgen wir der einfachen Piste. Wir lassen uns sehr viel Zeit, folgen der Piste fast in Schrittgeschwindigkeit und halten ständig Ausschau nach Tieren. Wir sehen viele verschiedene Antilopen, einige Giraffen und immer wieder Warzenschweine. Die Aufregung steigt immer dann besonders, wenn wir das Auto verlassen, um näher an die wilden Tiere heranzukommen. Immerhin leben in dem Park auch gefährliche Tiere, wie Löwen, Geparde und Leoparden, denen wir nicht in die Quere kommen wollen.
Schön wäre es aber trotzdem eines dieser Tiere zu sehen. Selbst die Begegnung mit Flusspferden fühlt sich sehr viel anders an, wenn kein schützendes Blech zwischen uns und dem Tier ist. Einmal gehe ich abseits der Piste zum Ufer, um ein Hippo in einigen Metern Entfernung zu fotografieren, wozu das Tier offensichtlich in diesem Moment keine große Lust verspürt. Es starrt mich aus seinen kleinen Augen an, schnaubt mehrmals abfällig und taucht plötzlich unter. Nicht wissend, ob das Hippo jetzt unter Wasser auf mich zukommt, um mich zu verjagen oder ob es einfach nur seine Ruhe haben möchte, mache ich dass ich davon komme und mich ins Auto rette. Andrea hält während der ganzen Zeit Wache, damit sich nicht unerwartet ein Tier von hinten anschleicht und uns in Bedrängnis bringt. Es ist nichts geschehen, das Hippo wurde nicht wieder gesehen.
Bei der Weiterfahrt kommen wir an eine sehr schmale Stelle, wo die Piste offensichtlich frisch repariert worden war. Die Breite reicht gerade für unser Auto, doch links und rechts ist der Untergrund nicht befahrbar, oft steht Wasser. Der schmale Weg windet sich zwischen Bäumen, so dass wir nicht erkennen können, ob und wie weit es so noch weiter geht. Mehrmals stellen wir uns vor, dass hinter der nächsten Biegung eine Herde Elefanten auf uns zu käme, wir hätten das ganze Stück im Rückwärtsgang wieder zurück gemusst. Es kommen keine. Dafür erreichen wir bald nach der Engstelle die Baobab Bäume, damit ist klar, dass die Angaben der Information nicht aktuell waren und wir die ganze östliche Schleife in einer Richtung durchfahren können.
Direkt am Ende des Mahango Game Reserve erreichen wir die Grenze nach Botswana, wo wir einige Formulare ausfüllen müssen. Allerdings scheint sich niemand wirklich dafür zu interessieren, was wir in die jeweiligen Felder eintragen, alle widmen ihre Aufmerksamkeit einer Sportübertragung im Radio. Die sehr neue Lawdons Lodge ist noch nicht ausgeschildert, wir finden sie aber, nachdem wir an einem weiteren Viehzaun nachfragen und einige Kilometer zurückgeschickt werden. Alle Gebäude stehen auf Pfählen und sind somit gut vor Hochwasser geschützt, das bisher hier aber noch nicht angekommen ist. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre, alle Gäste und die Betreiber bilden eine große Familie und essen auch gemeinsam zu Abend, ohne dass das für uns aufdringlich wirkt.
Sonntag, 15. Mai
Am Vormittag entspannen wir nach den langen Fahrten an den Vortagen. Wir geben unsere schmutzige Wäsche zur Reinigung und sind erstaunt, dass das Zimmermädchen nach kaum mehr als einer Stunde schon mit dem Stapel trockener Wäsche wieder vor uns steht. Ein kurzer Riechtest ergibt aber, dass die Teile tatsächlich gewaschen wurden, Afrika mal auf die Schnelle.
Für den Nachmittag buchen wir eine Bootstour und geben übermütig vor, dass wir auf jeden Fall Hippos und Krokodile sehen möchten. Die Wirtin meint, das sei wegen des vielen Wassers zurzeit nicht einfach, gestern hätten sie keine gesehen, der Fahrer würde aber sein bestes geben. Gleich zu Beginn der Fahrt zeigt uns dieser ein Krokodil, das kaum fünfzig Meter entfernt von der Anlegestelle am Ufer lauert. Es ist nicht besonders groß, macht aber trotzdem deutlich, dass Schwimmen im Fluss zu einem unkalkulierbaren Risiko werden könnte.
Er erklärt, dass er eine Stelle kenne, an der sehr wahrscheinlich Nilpferde zu sehen seien, die sei aber recht weit entfernt und er müsse dazu mit hoher Geschwindigkeit fahren, ob das denn für uns so in Ordnung wäre. Natürlich ist das für uns ok. Erst verhalten, dann bald mit voller Pulle sausen wir den Okavango hinauf, der Fahrtwind streicht warm über unsere Gesichter, es ist herrlich. Bäume und Palmen spiegeln sich im glatten Wasser des Flusses, ab und zu hält der Fahrer kurz an, um uns einige interessante Vögel, darunter auch einen afrikanischen Schreiseeadler zu zeigen.
Mit bemerkenswertem Geschick durchfährt er auch enge Passagen und findet sich ausgezeichnet im verzweigten Flusslauf zurecht. Nach fast einer Stunde Fahrt sind wir angekommen, hier müssen die Hippos sein. Für uns sieht die Stelle aus, wie jede andere, doch nach kurzer Suche entdecken wir tatsächlich einige Nilpferde am Ufer und unter den Mangroven. Wir sind begeistert, unser Schiffsführer fühlt sich etwas unwohl, wären wir doch nicht die ersten, die durch den Angriff eines aggressiven Hippos zum Kentern gebracht würden. Er ist hin- und hergerissen, das richtige Mittelmaß aus Sicherheitsabstand und Nähe zum Fotografieren zu halten, schafft das aber sehr gekonnt.
Nach einiger Zeit drängt er zur Rückfahrt, er möchte vor Einbruch der Dunkelheit wieder an der Lodge ankommen. Das schaffen wir nicht ganz, dafür erleben wir einen typisch afrikanischen Sonnenuntergang auf dem Okavango. Der Himmel und der Fluss glühen satt rot, als die Sonne hinterm Horizont versinkt, danach wird es fast schlagartig stockdunkel, nur ein bleicher Vollmond beleuchtet unseren Weg.
Der Fahrer weist uns an, die Jacken zu schließen und unsere Gesichter durch Brillen und Tücher zu schützen, dann beginnt die rasante Fahrt durch die Dunkelheit. Millionen Mücken fühlen sich an wie Regen auf der Haut, als wir durch die nicht enden wollenden Schwärme fahren, bei jedem Atemzug werden einige von ihnen inhaliert und wir sind froh, als wir endlich am Steg ankommen, eine der perfektesten und schönsten Bootsfahrten ist zu Ende.
Als wir am Abend eine Runde Kniffel spielen wollen, ergibt sich ein eigenartiges Problem. Auf der Veranda unserer Hütte werden wir von Mücken aufgefressen, im Haus ist es dafür so dunkel, dass wir die Würfel nicht erkennen können. Weder eine Petroleumlampe noch ein Umstellen der Möbel bringt wirklich Abhilfe und so lachen wir uns am Ende fast kaputt, als wir mit unseren Stirnlampen am Tisch sitzen und würfeln.
Montag, 16. Mai
Die Fahrt nach Maun am südlichen Ende des Okavango Deltas verläuft recht eintönig, sie wird nur ab und zu durch Kühe, Esel oder Hunde auf der Fahrbahn etwas spannend gestaltet. In Maun finden wir nach längerem Suchen das Büro der Moremi Crossing Fluggesellschaft, die uns am nächsten Morgen ins Delta fliegen soll. Nachdem wir uns versichert haben, dass alles organisiert ist und wo wir unser Auto während der nächsten Tage parken können, fahren wir direkt zu unserer heutigen Unterkunft, die einige Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Obwohl das Marinas Camp in Bezug auf Ausstattung und Perfektion bei weitem nicht an unsere bisherigen Quartiere heranreicht, bereitet man uns doch gerade hier einen unvergesslich herzlichen Empfang.
Unser Bett ist mit grünen Blättern geschmückt, eine Karte gratuliert zu unseren Flitterwochen. Während wir uns im Zimmer einrichten, klopft es leise, fast schüchtern an der Tür, ein Junge bringt gekühlten Champagner im Kühler und verschwindet ohne ein Wort von sich zu geben. Verwundert und belustigt denken wir gerade darüber nach, ob wir die Flasche tatsächlich öffnen wollen und vor allem, wie wir den Sekt denn trinken sollen, es gibt ja nicht einmal Zahnbecher, als es abermals klopft und zwei Sektkelche nachgeliefert werden. Einen davon zertrümmere ich beim ersten Versuch elegant einzuschenken, bekomme aber an der Bar ohne Probleme einen Neuen.
Dienstag, 17. Mai
Nach der kurzen Fahrt zum Flughafen parken wir das Auto so am Zaun, dass es möglichst gut gesehen, von hinten aber nicht geöffnet werden kann. Obwohl der Flughafen sehr klein ist, besitzt er eine vollständige Sicherheitskontrolle. Zumindest sieht sie so aus wie eine echte. Mit insgesamt acht Passagieren werden wir in einen zwei-motorigen Flieger gequetscht, dessen Alter nur zu erraten ist, aber nicht viel unter unserem eigenen liegen sollte. Schade ist, dass wir keine schönen Fensterplätze haben, die Maschine ist wohl eher für Frachtzwecke vorgesehen. Ratternd und stotternd starten die Motoren und die Reise beginnt. Wir rollen das kurze Stück zur Runway und setzen schon zum Start an, als der Pilot plötzlich den Schub reduziert und das Flugzeug wieder verlangsamt. Er müsse erst etwas reparieren lassen, werden wir informiert, in einer Viertelstunde sollten wir aber dann wirklich abheben können.
Wir müssen alles Gepäck wieder mitnehmen und zurück in den Warteraum der Fluggesellschaft. Dort holt uns kurz darauf unser neuer Pilot ab, der uns zu viert in einer kleineren Maschine ins Delta bringt. Andrea kommt auf den Sitz des Copiloten, so habe ich die beiden hinteren Sitze für mich und kann recht gut auf beiden Seiten fotografieren. Der kurze, leicht holprige Flug endet auf einer Staubpiste mitten in der Wildnis, es gibt weit und breit keine Gebäude, nur vier Eimer mit Löschsand und ein Windsack bilden die flugtechnischen Einrichtungen.
Kurz nach uns landet eine weitere Maschine und bringt die fehlenden Passagiere. Unser Pilot erklärt uns, dass es sich bei denen um Inspektoren der Flugaufsicht handelt, die sich ein Bild über den Wasserstand an der Piste machen würden. Da das Wasser bereits ganz in der Nähe der Landebahn steht, geht er davon aus, dass diese in den nächsten Tagen geschlossen wird und wir für den Rückflug wahrscheinlich auf eine andere ausweichen müssten.
Wir werden von zwei Guides der Lodge abgeholt und mit dem Boot zum Camp gebracht. Dort erwartet uns zum Empfang eine Gruppe der Angestellten mit einem Willkommensständchen. Das Camp kann in 16 Zelten maximal 32 Gäste aufnehmen und ist im Moment nicht ganz ausgebucht. Alle Gäste, die Guides und die Leitung des Camps nehmen alle Mahlzeiten gemeinsam ein, so dass jeder mit jedem so viel Kontakt haben kann, wie er das gerne möchte. Frühmorgens und am Nachmittag werden Aktivitäten angeboten, die jeder frei wählen kann und für die immer genügend Begleiter zur Verfügung gestellt werden.
Zusammen mit den meisten anderen anwesenden Gästen nehmen wir an einer Bootsfahrt durch die Kanäle des Okavango teil. Wir entdecken einige Elefanten an Land und mehrere Hippos im Fluss und erleben einen fantastischen Sonnenuntergang mit tollen Spiegelungen im Wasser.
Mittwoch, 18. Mai
Nach einer unruhigen Nacht mit starkem Wind und Gewittern fahren wir im Morgengrauen mit dem Mokoro zu einer großen Insel, auf der wir eine ausgedehnte Wanderung auf der Suche nach wilden Tieren unternehmen. Zunächst finden wir vor allem die Hinterlassenschaften von Tieren aus deren Beschaffenheit und Temperatur auf die Tierart und auch auf die Zugrichtung geschlossen werden kann.
Wir lernen, dass irgendwo in der Nähe Elefanten sein müssen und versuchen uns in großem Bogen an sie anzuschleichen. Nach einigen Zebras, Impalas und Warzenschweinen kommt dann auch tatsächlich ein einzelner Elefant durch den Busch und zieht sehr nah an uns vorbei. Wir schaffen es, nicht von ihm entdeckt zu werden, weiß man doch nie, ob sich der Dickhäuter durch die Anwesenheit von Personen gestört fühlt und vielleicht sogar einen Angriff startet.
Bei unserem zweiten Bushwalk an diesem Tag ist das auffallendste Tier ein roter Frosch, der an einem Schilfhalm im Wasser sitzt. Wir staunen nicht schlecht, wie gut unser Guide dieses kleine Tier während der Mokorofahrt entdecken kann.
Am Abend werden wir gebeten, etwas früher zum Essen zu kommen, die ganze Belegschaft führt einen Tanz mit Gesang für die Gäste auf. Auch hier wird mit viel Spaß eine ausgeprägte Lebensfreude vermittelt.
Donnerstag, 19. Mai
Am späten Vormittag machen wir eine recht lange Bootsfahrt zum Xaxaba Airstrip, der wegen des steigenden Wassers anstelle der näher liegenden Landebahn Ntswi benutzt werden muss. Das letzte Stück ist so stark mit Schilf durchwachsen, dass wir vom Motorboot ins Mokoro umsteigen müssen, vor allem mit dem ganzen Gepäck eine wacklige Angelegenheit. Der gleiche junge Pilot fliegt uns wieder zurück nach Maun, wo wir unser Auto sicher geparkt und unbeschädigt wieder vorfinden.
Die Fahrt zur Motswiri Lodge verläuft zügig, erst am Ende brauchen wir die gute Wegbeschreibung des Reiseveranstalters und einige Aufmerksamkeit, um die Abfahrt in einen kleinen, unbefestigten Weg nicht zu verpassen. Zum Schluss müssen wir durch ein mit Ketten gesichertes Tor auf das 28.000 Hektar große Gelände der Farm, wo wir freundlich aber zurückhaltend empfangen werden. Ein Angestellter bringt uns Tücher und Getränke, lässt uns in der Lounge mit schönem Blick auf ein Wasserloch Platz nehmen und setzt sich schweigend daneben, bis wir erklären, dass wir bereit sind, unser Quartier zu beziehen. Er bringt uns in ein gut ausgestattetes Zelt, wo wieder einmal eine Flasche gekühlter Sekt und dazu passende Gläser auf uns warten.
Da wir seit dem Frühstück heute kaum etwas gegessen hatten, sind wir recht schnell leicht angetrunken und gehen nach Einbruch der Dunkelheit gut gelaunt zum Hauptgebäude. Auf einem kreisrund ummauerten Platz vor dem Haus brennt ein Lagerfeuer, an dem wir die anderen Gäste Rösli, Milo und Thomas aus der Schweiz kennen lernen. Sie unterhalten sich gerade mit den Gastgebern, zwei Studenten, die hier ein Praktikum verbringen, über den Game Drive, bei dem sie vorhin Breitmaulnashörner beobachtet hatten. Auch hier essen alle Gäste zusammen mit den Gastgebern, wodurch eine sehr entspannte und familiäre Stimmung entsteht. Nach dem Abendessen sitzen wir noch einige Zeit am Lagerfeuer, wo wir erfahren, dass die zwei Studenten ihr mehrere Monate dauerndes Praktikum in wenigen Tagen beenden werden und sie wie wir ihre Reise in die Heimat antreten müssen.
Freitag, 20. Mai
Wie wir am Vorabend beschlossen hatten, wollen wir heute einen ganz frühen Rhino-Track unternehmen, das heißt wir möchten zu Fuß den Spuren von Nashörnern folgen, um eines dieser Tiere zu finden. Es ist noch kühl, als wir mit dem offenen Safari Auto zu dem Wasserloch fahren, wo die anderen Gäste gestern Nashörner gesehen hatten, von dort möchten wir ihre Spur aufnehmen.
Unterwegs, inzwischen ist die Sonne aufgegangen, sehen wir eine schöne Gruppe Giraffen, für die wir im Moment nicht zu viel Zeit verwenden möchten. Am Wasserloch finden wir tatsächlich frische Spuren der Nashörner und beginnen bald unsere Pirsch. Paul, unser einheimischer Spurenleser, führt uns tief in den Busch, geht immer wieder einige Meter vor, um sich zu orientieren und winkt uns dann, ihm weiter zu folgen.
Nach langer Suche scheinen wir recht nah bei unserer Beute zu sein, können aber noch immer kein Rhino sehen. Dafür hören wir plötzlich, wie ein großes Nashorn durch die Büsche bricht und in geringer Entfernung von uns vorbei rennt. Leider erhaschen wir nur einen ganz kurzen Blick auf das flüchtende Nashorn, bevor es wieder von der dichten Vegetation vor uns verdeckt wird. Paul klettert sofort auf den nächstmöglichen Baum, um die Richtung des Tieres zu verfolgen. Noch lange Zeit schleichen wir dem Nashorn nach, bis uns Paul, nachdem er noch einmal auf einen Baum geklettert war, erklärt, was geschehen war.
Muttertier mit Baby waren durch uns aufgeschreckt worden und flüchten. Das alarmiert den in der Nähe getrennt grasenden Bullen, worauf er in die gleiche Richtung rennt. Als die drei aufeinander treffen, rennen sie immer weiter und sind inzwischen einige Kilometer von uns entfernt. Da wir nicht genügend Wasser für eine längere Verfolgung bei uns haben, beschließen wir, die Pirsch hier aufzugeben und zur Lodge zurück zu kehren. Bei einem weiteren Game Drive am Nachmittag sehen wir wieder einige Tiere, genießen aber vor allem die wunderbare Stimmung und einen sehr schönen Sonnenuntergang.
Samstag, 21. Mai
Die nächste Fahrt verläuft ziemlich zügig, wir kommen schon am frühen Nachmittag in unserer letzten Lodge, den Kalahari Bush Breaks an, wo wir die einzigen Gäste sind. Vom Zimmer können wir schön einige Impalas beobachten, die wir auch während der Nacht mehrfach hören.
Sonntag, 22. Mai
Am nächsten Tag schließt sich der Kreis, wir sind wieder im Casa Piccolo in Windhoek. In der Stadt kaufen wir noch einige Souvenirs und haben dabei Glück, gerade noch rechtzeitig vor Ladenschluss in einem der wenigen Geschäfte zu erscheinen, die heute geöffnet haben. Für unser Abschiedsessen wünschen wir uns einen weiteren Abend im Weinberg, der hat allerdings heute Ruhetag, so dass wir auf Empfehlung des Hauses ein portugiesisches Restaurant wählen, wo wir für relativ wenig Geld ein komplettes, leckeres Menü mit Oryx Filets bekommen.
Montag, 23. Mai
Am Morgen unseres letzten Urlaubstags bringen wir das Auto zurück zur Mietstation, wo heute viel mehr Betrieb ist als vor drei Wochen. Von dort werden wir zum Flughafen gefahren, wo wir kurz vor dem Abflug wieder auf Thomas treffen. Mit ihm verbringen wir dann auch die Wartezeit in Johannesburg, bevor er weiterfliegt nach Ghana und wir unsere Rückreise nach Frankfurt antreten.