Südamerika

Die Abschnitte dieser Reise durch Südamerika: 

 

Anreise 

Vorbereitung und Anreise nach Chile

Santiago de Chile 

Die Hauptstadt von Chile

Valparaiso 

Farbenfrohe Hafenstadt am Pazifik

Atacama 

Die trockenste Wüste der Welt

San Pedro de Atacama 

Wüstenort in der Atacama

Bolivien

 

Peru

 


Unsere Reise führte vom 15. Mai bis 3. Juni 2013 durch das westliche Südamerika.Wir starteten in Santiago de Chile, besuchten die Küstenstadt Valparaiso und flogen von Santiago in die Atacamawüste nach Calama. Mit dem Auto fuhren wir durch die Atacama, über den Andenhauptkamm, durch die Siloliwüste und über den Salar de Uyuni zur Silberstadt Potosi. Von dort nach Sucre und per Flugzeug in die Großstadt La Paz. Weiter über den Titicacasee nach Cusco, von wo wir einen Abstecher nach Machu Picchu unternahmen, bevor es über Lima wieder nach Hause ging.

In den vergangenen Jahren hatten wir schon viel von der Welt gesehen, doch zeigt uns ein Blick auf die Landkarte, dass es immer noch weite Gebiete auf dieser Welt gibt, die bisher von uns nicht besucht wurden. Zu diesen „weißen“ Flecken gehört das gesamte Südamerika mit seinen Regenwäldern, den südlichen Polarregionen und dem riesigen Kamm der Anden. Schnell war klar, dass nicht alle Regionen dieses riesigen Kontinents innerhalb einer Reise erkundet werden können und dass wir uns daher auf einen Teil davon konzentrieren werden müssen. Wir entschieden uns für das Hochland der Anden in den Ländern Peru, Bolivien und Chile, von denen wir aus Berichten bisher nur von Machu Picchu und vom großen Salzsee Salar de Uyuni in Bolivien gehört hatten.Wie immer versuchten wir uns durch Bildbände und weitere Information gut auf diese Reise vorzubereiten, stellten jedoch schnell fest, dass unser aktuelles Ziel nicht zu den üblichen Touristikregionen gehörte und so entsprechend wenig Material verfügbar war. Im Gegensatz zu Afrika gab es für Südamerika kaum Bildbände oder Reiseberichte und auch nur ganz wenig Sachliteratur, das einzige das wir fanden, waren je ein Büchlein über Machu Picchu und eines über die Geschichte und aktuelle Situation von Bolivien. Die waren schnell gelesen und vermittelten immerhin einen kleinen Eindruck dessen, was wir unterwegs erwarten durften.Mit Hilfe des Reiseveranstalters Ikarus aus Königstein war schnell eine vielversprechende Route zusammengestellt und wir konnten uns an die Vorbereitungen machen. Wegen der Reisezeit im Mai, was ja auf der Südhalbkugel dem späten Herbst entspricht und wegen der Höhenlage hatten wir uns auf niedrigere Temperaturen einzustellen. Gleichzeitig waren intensive UV Strahlung und extreme Trockenheit, sowie ein unterdurchschnittlich hygienischer Standard zu erwarten. So mussten warme Kleidung, Schlafsäcke und eine gut gefüllte Reiseapotheke mit ins Gepäck, das dann mit zweimal achtzehn Kilogramm gerade noch gut transportierbar war.


Anreise

Mittwoch, 15. Mai 2013

Die Anreise verläuft trotz der beiden langen Flüge problemlos und angenehm. Pünktlich fliegen wir zuerst von Frankfurt nach Bogota in Kolumbien, wo wir etwa drei Stunden Aufenthalt haben bevor wir den sechsstündigen Weiterflug nach Santiago de Chile antreten. Die Wartezeit verbringen wir in der Lounge des Flughafens, können uns aber während dieser Zeit nur mit großer Mühe wach halten, immerhin ist es in Deutschland jetzt schon weit nach Mitternacht. Nachdem wir schon auf der ersten Teilstrecke gut versorgt wurden und auch am Flughafen einige Kekse gegessen haben, verschlafen wir den gesamten Nachtflug und kommen schon lange vor fünf Uhr am nächsten Morgen in Santiago de Chile an.


Flagge Chile

Chile

Santiago de Chile

Donnerstag, 16.Mai 2013

Jetzt kommen wir schon zu früh am Flughafen von Santiago de Chile an, dann geht auch noch die Einreise recht zügig und wir müssen am Ende nicht einmal mehr auf unser Gepäck warten, so dass wir schon zehn Minuten nach fünf Uhr am Ausgang stehen und auf unseren Guide warten. Viele Taxifahrer bieten uns ihre Dienste an, die wir dankend ablehnen. Glücklicherweise kommt bald darauf unser Guide, er hatte über das Internet erfahren, dass unser Flug zu früh landen würde und führt uns zu einem Kleinbus auf dem Parkplatz. Mit dem Van fahren wir durch die noch schlafende Stadt zu unserem ersten Hotel, wo wir erst den Nachtportier durch lautes Klopfen auf uns aufmerksam machen müssen. Wie erwartet können wir unser Zimmer noch nicht beziehen, hinterlassen also zunächst nur unser Gepäck im Hotel und machen uns um sechs Uhr auf den Weg zur frühesten Stadtführung, die es bisher gegeben hat.

Catedral Metropolitana de Santiago, Santiago de Chile, Chile, Südamerika
Catedral Metropolitana de Santiago im Morgengrauen

In der Dunkelheit fahren wir verschiedene Plätze an, es ist ganz gut zu erkennen, wie diese Stadt auf der einen Seite noch immer mit den Problemen aus der Zeit der Diktatur zu kämpfen hat, wie sie sich auf der anderen Seite aber inzwischen zu einer modernen Metropole entwickelt, die auf ihre historischen Gebäude auch stolz sein kann. Als es langsam hell wird, fahren wir zur zentralen Markthalle, wo schon einiges an Betrieb herrscht, überall werden die Stände für den Tag mit Gemüse, Fisch und Fleisch bestückt, nur Kunden sind um diese Uhrzeit natürlich noch keine unterwegs.

Mercado Central, Santiago de Chile, Chile, Südamerika
Früh am Morgen im Mercado Central, Santiago de Chile

Wir fahren weiter in den modernen und wohlhabenden Stadtteil Providencia, in dem einige neue, zum Teil noch im Bau befindliche Hochhäuser ein ganz anderes Bild der Stadt zeigen. Darunter ist auch der mit dreihundert Metern höchste Wolkenkratzer Lateinamerikas, der Torre Costanera, auf dessen siebzig Etagen nach seiner Fertigstellung einmal tausende von Menschen Arbeit finden sollen. Vom 880 Meter hohen Hügel Cerro San Cristobal haben wir einen schönen Blick auf die im Frühnebel liegende Stadt und auch eine schöne Fernsicht bis zu den Sechstausendern der Anden, selbst unser Guide ist begeistert von den außergewöhnlich guten Sichtverhältnissen an diesem Morgen. Langsam fahren wir wieder zurück in die Stadt, die jetzt den üblichen Großstadtverkehr mit vielen Staus zeigt und kommen gegen elf Uhr zurück zu unserem Hotel.

Providencia, Torre Costanera, Frühdunst, Santiago de Chile, Chile, Südamerika
Providencia mit dem Torre Costanera im Frühdunst, Santiago de Chile

Obwohl unser Zimmer immer noch nicht zur Verfügung steht, können wir immerhin die Formalitäten mit Hilfe unseres Guides erledigen, was wegen der Sprachbarriere doch ganz sinnvoll ist. Wir hatten es ja leider versäumt, uns ein paar Grundkenntnisse der spanischen Sprache anzueignen, in den von uns diesmal zu bereisenden Ländern sind nur sehr wenige Menschen in der Lage in Englisch oder gar in Deutsch zu kommunizieren. Robert, unser Guide, stammt aus Deutschland und lebt seit einigen Jahren in Santiago, er spricht also die beiden Sprachen perfekt. Nachdem Robert uns noch eine Empfehlung für ein lokales Restaurant gegeben hat und uns eine Touristenkarte mit den örtlichen Sehenswürdigkeiten überreicht hat, verlässt er uns für den Rest des Tages, den wir nun mit eigenen Erkundungen der Stadt verbringen wollen. Das vorgeschlagene Restaurant liegt gleich an der Ecke ganz in der Nähe des Hotels. Wir treten zaghaft ein, denn wie immer wenn wir in einem Land zum ersten Mal ein Lokal besuchen, wissen wir natürlich nicht, wie denn die Gepflogenheiten und Regeln hier sind. Wird einem ein Tisch zugewiesen, oder setzt man sich einfach so? Kommt die Speisekarte von alleine, oder müssen wir fragen? Werden wir verstanden? Alles gelingt ganz unkompliziert, nur bei der Bestellung müssen wir ein wenig raten, denn selbstverständlich ist die Speisekarte ausschließlich spanisch, doch auch das klappt recht gut. Während wir warten, legen wir uns anhand des Stadtplans eine erste Route zurecht, auf der wir im Anschluss Santiago de Chile für uns erobern möchten. Nach dem Essen ziehen wir durch die ausgedehnte Fußgängerzone mit vielen Geschäften, die fast so wirken, wie in jeder anderen größeren Stadt der Erde. Es gibt die gewohnten Boutiquen, Fachgeschäfte und Kaufhäuser, Banken und Telefonläden und jede Menge Marken, die wir auch von zuhause gewohnt sind, zumindest im Zentrum von Santiago de Chile hat die sogenannte moderne Welt westlicher Zivilisationen bereits Einzug gehalten. Plötzlich hören wir von allen Seiten laute Sirenen und beobachten eine Vielzahl von Feuerwehrautos, die sich durch den dichten Verkehr zwängen. Vom neunten Stock eines kleineren Hochhauses in der Nähe dringt dichter Rauch nach außen, doch scheint das Ganze nicht so sehr außergewöhnlich zu sein, nur wenige Schaulustige bleiben überhaupt stehen. Die Sache ist auch recht schnell erledigt, als wir später an der gleichen Stelle noch einmal vorbei kommen, ist alles schon wieder ganz normal.

Catedral Metropolitana de Santiago, Santiago de Chile, Chile, Südamerika
Catedral Metropolitana de Santiago, Santiago de Chile

Um die Mittagszeit ist am zentralen Platz der Stadt, der Plaza de Armas sehr viel los, Menschen drängen sich über den Platz, viele Straßenkünstler bieten ihre Waren und Unterhaltung an, auffallend viele Schulklassen in Uniformen sind unterwegs. Wir wagen einen Blick in die Kathedrale und sind beeindruckt von der Größe und von der prunkvollen Ausstattung. Der Innenraum der riesigen Kirche bietet auch eine angenehme Erholung von der Hitze und vom hektischen Betrieb auf der Plaza de Armas. Wir gehen weiter zum Mercado Central, in dem jetzt viel mehr los ist als noch am frühen Morgen. Fast alle Stände sind bestückt, Kunden und auch Touristen drängen teilweise voll bepackt durch die engen Gänge, immer wieder werden wir von Restaurantbetreibern aufgefordert, doch bei ihnen zu Mittag zu essen. Heute können wir sie sogar ganz einfach wahrheitsgemäß mit der Antwort, wir hätten schon gegessen, abwimmeln.

Mercado Central, Santiago de Chile, Chile, Südamerika
Eingang zum Mercado Central, Santiago de Chile

Auf dem Rückweg zum Hotel kehren wir auf einen Kaffee bei Starbucks ein und erstehen die erste obligatorische Andenkentasse dieses Urlaubs, es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Cafés dieser Kette weltweit gleichen. Danach können wir nun endlich unser Zimmer beziehen, es ist geräumig und gut ausgestattet. Beim Auspacken stellen wir fest, dass an Andreas Reisetasche ein Schloss vom Reißverschluss abgerissen wurde, vermutlich wurde die Tasche bei der Zwischenlandung in Bogota durchleuchtet und wegen der vielen Flaschen mit Sonnenschutz, Shampoo und Duschgel sowie wegen der vielen Päckchen Papiertaschentücher geöffnet. Selbst die meisten Päckchen der Taschentücher waren geöffnet, hatte man vielleicht Drogen oder Sprengstoff darin vermutet? Am Abend drehen wir eine weitere Runde zu Fuß durch die Stadt und essen in einem nahe gelegenen Restaurant im „Paris – London – Viertel“ eine leckere Kleinigkeit. Im Bett zappen wir ein wenig durch die Programme, wobei wir feststellen, dass hier in Chile gerade die Sendungen modern sind, die bei uns vor etwa zwanzig Jahren gelaufen sind, zum Abschluss schauen wir ganz nostalgisch eine Folge „Bonanza“.


Valparaiso

Freitag, 17.Mai 2013

Nach einem guten Frühstück im Hotel in Santiago de Chile fahren wir heute an die Pazifikküste nach Valparaiso, das als kulturelle Hauptstadt Chiles gilt und wo sich auch der Sitz des Kongresses des Landes befindet. Der Himmel ist bedeckt, über weite Strecken der Fahrt herrscht dichter Nebel, der sich angeblich für gewöhnlich in den Vormittagsstunden auflöst. Doch heute funktioniert das leider nicht, es bleibt den ganzen Tag ein bisschen wolkig und trübe, dafür sind die Temperaturen ganz angenehm.

Valparaiso, Standseilbahn, Chile, Südamerika
Die Hügel von Valparaiso sind durch Standseilbahnen mit dem Zentrum verbunden

In Valparaiso besuchen wir zuerst das „La Sebastiana“, das Haus des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Pablo Neruda. Das Haus ist ein skurriles, immer wieder durch einzelne Zimmerchen erweitertes, mit allerlei Antiquitäten eingerichtetes Gebäude mit einem schönen Blick zum Meer. Von hier wandern wir über die Hügel durch die engen und teilweise steilen Gässchen der Stadt. Viele Gebäude wirken verwahrlost und verfallen, gleich daneben stehen oft farbenfroh restaurierte Häuser, das Ganze wirkt ein wenig unrealistisch und bizarr, teilweise fragen wir uns schon, wie Valparaiso zu seinem Status als UNESCO Weltkulturerbe kam.

Valparaiso, Chile, Südamerika
Farbenfrohe Fassaden in Valparaiso, Chile

Gegen Ende der Wanderung fahren wir mit einem der abenteuerlichen Schrägaufzüge hinab ins Zentrum, wo wir am Marktplatz in einem netten Restaurant einen super guten Schwertfisch zu Mittag essen. Wir machen noch einen kurzen Besuch am Hafen, der einmal einer der wichtigsten Häfen der Welt war, bis die Eröffnung des Panamakanals seine Bedeutung als Versorgungsstation der Schiffe beendete. Die ganze Stadt schwebt irgendwo zwischen Zerfall und Erhalt, für uns ist im Mai 2013 nicht zu erkennen, wohin das Pendel letztendlich ausschlagen wird.

Hafen, Valparaiso, Chile, Südamerika
Der Hafen von Valparaiso war einst der wichtigste Hafen in Südamerika

Die Rückfahrt unterbrechen wir zu einem Besuch des Weinguts Casas del Bosque im Casablanca Tal. Bei der Führung erfahren wir, dass das Weingut mit einer Fläche von 237 Hektar zu den kleineren Gütern in Chile gehört und dass von Anbau bis zur Abfüllung in die Flaschen jeder Schritt im eigenen Betrieb durchgeführt wird. Dadurch habe man alle Details immer unter Kontrolle und kann auch ungewöhnliche Schritte bei der Weinerzeugung gehen, die so zu einem einmaligen Geschmack des Produkts führen. Davon können wir uns selbst bei einer anschließenden Weinprobe überzeugen, die Weine schmecken tatsächlich phantastisch, fast ist es ein bisschen schade, dass wir noch einen so langen Weg vor uns haben, weshalb wir uns natürlich hier keinen Vorrat an Wein zulegen können. Bei den geforderten Preisen von mindestens 25,-$ pro Flasche haben wir so immerhin eine Menge Geld gespart. Bei der Rückkehr nach Santiago herrscht das helle Verkehrschaos. Da am nächsten Dienstag ein Feiertag sein wird, verlassen sehr viele Menschen die Stadt, um für das verlängerte Wochenende zu ihren Familien oder ans Meer zu reisen. Wir brauchen entsprechend lange, bis wir unser Hotel, das ja schön in der Mitte der Stadt liegt, erreichen. Auf Roberts Empfehlung besuchen wir am Abend das sehr schöne Weinrestaurant Bocanariz, in dem wir bei sehr leckeren Eintöpfen unseren kurzen Besuch in Santiago de Chile ausklingen lassen. Während wir durch die immer noch sehr vollen Straßen zum Hotel zurückgehen, beginnt es zu regnen und hört auch die ganze Nacht über nicht mehr auf.


Atacama

Samstag, 18.Mai 2013 Und während es in Santiago de Chile regnet, schneit es in den höheren Lagen der Anden kräftig, so dass am nächsten Morgen die Berge schneebedeckt sind. Das können wir während des Fluges entlang der Anden immer wieder durch die wenigen Wolkenlücken erkennen. Je weiter wir nach Norden kommen, umso karger und trockener wird die Landschaft unter uns, die Atacama gilt ja nicht umsonst als die trockenste Wüste der Welt.

Atacama, Wüste, Chile
Endlose Atacamawüste während des Fluges von Santiago de Chile nach Calama

Als wir gegen 13:00 Uhr in Calama ankommen, ist es sehr heiß. Schon bei der Gepäckausgabe stellen wir fest, dass bei der Reisetasche von Andrea ein Reißverschluss aufgeplatzt war, später finden wir heraus, dass einige Wäschestücke fehlen, ob die wohl immer noch auf dem Gepäckband des Flughafens im Kreis herum fahren? Die Tage dieser Reisetasche scheinen gezählt zu sein, aber immerhin hatte sie uns in den letzten Jahren ja auch schon tapfer zu vielen Zielen dieser Welt begleitet.Durch trockene und öde Wüstenlandschaft werden wir die fast hundert Kilometer bis nach San Pedro de Atacama gefahren, unterwegs sehen wir abseits der Straße immer wieder Erzminen, meist geht es um Kupfer. Die Minen sind auch der Grund für den relativ guten Straßenzustand und für den Flughafen in Calama, wir sehen keinen Anlass, warum sich sonst jemand für eine längere Zeit in diese Gegend verirren sollte.

Kupfer-Tagebau, Anden, Chile
Kupfer-Tagebau in den chilenischen Anden

San Pedro de Atacama ist ein reiner Touristenort mit vielen Adobe Häuschen, die überwiegend aus Lehm gebaut sind. Auf der Fahrt zum Hotel kaufen wir in einem Restaurant zwei gefüllte Teigtaschen, die wir später in unserem Zimmer essen, sie schmecken sehr gut. Am Nachmittag holt uns Jenny, unsere Führerin, wieder ab und wir fahren bei nach wie vor überwiegend bedecktem Himmel nach Toconao, einem kleinen Oasendorf mitten in der Wüste. Unterwegs kommen wir an der Zufahrt des großen Observatoriums vorbei, das von hier aus wegen der äußerst klaren und trockenen Luft eine besonders gute Beobachtung des Universums erlaubt.

Kirche, Toconao, Atacama, Chile, Südamerika
Die kleine Kirche von Toconao in der Atacama, Chile

Toconao ist ein kleines Dorf, dessen Häuser nicht aus Adobe Ziegeln sondern aus Vulkangestein erbaut sind. Das Dorf liegt am Rand eines kleinen Canyons, durch den eine dauerhafte Wasserversorgung gewährleistet ist und in dem sich ein kleines Ökosystem entwickelt hat, das sogar für den begrenzten Anbau von Obst geeignet ist. Als Sehenswürdigkeiten gelten eine kleine Kirche und ein separat stehender quadratischer Glockenturm, die Maßstäbe für Attraktionen haben sich hier eben auch der Wüste angepasst. Von hier geht es weiter zur Laguna de Chaxa, die ein Teil des großen Salar de Atacama ist. Es ist immer noch ziemlich trübe, die erhoffte gleißende Sonne lässt weiterhin auf sich warten. Nun erzählt uns Jenny auch noch, dass durch die heftigen Schneefälle in der vergangenen Nacht alle Pässe nach Argentinien und nach Bolivien gesperrt wären und dass sie daher nicht wisse, wie wir am Montag nach Bolivien weiterreisen werden. Auf jeden Fall sei ein Besuch der Geysire bei El Tatio, der für morgen vorgesehen ist, wegen schneebedeckter Fahrbahnen nicht möglich und sie wüsste auch noch nicht, was wir stattdessen am nächsten Tag unternehmen könnten, na prima.

Flamingo, Laguna de Chaxa, Atacama, Chile, Südamerika
Flamingo in der Laguna de Chaxa, Atacama, Chile

Die Laguna de Chaxa liegt in einer weiten salzigen Ebene aus grobem, trockenem Gestein und wirkt vor allem im aktuellen fahlen Licht sehr öde und karg. Im Wasser stehen immerhin einige Flamingos, die versuchen kleine Krebse aus der mineralhaltigen Brühe zu fischen. Doch mit der Zeit nähert sich die Sonne hinter den Wolken dem Horizont und färbt den Himmel immer mehr in einem erst zarten und dann zunehmend kräftigen Orange. Die umliegenden Berge und die Flamingos spiegeln sich im flachen Wasser, die bisher verhassten Wolken verhelfen der Szene nun zu einer interessanten, fast dramatischen Atmosphäre. Schnell verfliegt die zwischenzeitlich eingetretene Enttäuschung und wandelt sich wegen der schönen Stimmung in regelrechte Begeisterung. Schon sind wir zuversichtlicher, auch am nächsten Morgen wieder schöne Motive für unsere Kameras zu finden.

Laguna de Chaxa, Atacama, Chile, Südamerika
Laguna de Chaxa in der Atacama, Chile

San Pedro de Atacama

Sonntag, 19.Mai 2013

Am Morgen macht uns Jenny einige Vorschläge für den Tag, die uns aber alle nicht so richtig begeistern können. Nach längerem hin und her beschließen wir, so weit wie es eben geht in Richtung der vorgesehenen Geysire von El Tatio zu fahren und so wenigstens einiges von den Hochlagen der Anden kennenlernen zu können. Das Wetter und die Fernsicht sind heute perfekt und wir sind gespannt, was uns erwarten wird.

Anden, Säulenkakteen, Chile, Südamerika
In den Anden wachsen auf 3.800 Metern Höhe Säulenkakteen

Wir kommen schnell von den 2.500 Metern über dem Meeresspiegel, auf denen San Pedro de Atacama liegt, auf eine Höhe von 3.800 Metern, wo schon der erste Schnee neben der Straße liegt. An kleinen Seen können wir wieder Flamingos und auch Lamas und Vikunjas beobachten, wie sie trotz des teilweise gefrorenen Wassers dort ihre Nahrung suchen.

Lama, Anden, Chile, Südamerika
In Höhen um 4.000 Metern sehen wir viele Lamas

Wüste und Schneefelder bilden eine eigenartige Kombination. Auf 4.000 Metern Höhe stoppen wir an dem kleinen Dorf Machuca und versuchen für die Rückfahrt etwas zu essen zu bestellen, es ist aber alles für diesen Tag bereits ausverkauft und als wir knapp zwei Stunden später wieder am Dorf vorbeikommen, ist dort kein Mensch mehr zu sehen, vermutlich sind die Bewohner selbst ins Tal nach San Pedro gefahren.

Anden, Machuca, Chile, Südamerika
Kleines Andendorf Machuca auf 4.000 Meter Höhe, Chile

Hinter dem Dorf ist die Piste bald schneebedeckt und das Fahren wird immer schwieriger, bei einer Höhe von 4.300 Metern ist für uns Schluss. Der Fahrer traut sich nicht mehr weiter und da wir keine Chance sehen, doch noch bis zu den Geysiren kommen zu können, kehren wir lieber wieder um. Wir befinden uns auf einer großen, weißen Ebene, aus der die Fünf- und Sechstausender in geringem Abstand in den Himmel ragen. Viele der Berge sind vulkanischen Ursprungs, doch nur der Sairecabur ist im Moment aktiv, an seinem Krater sehen wir im Schnee gelbe Schwefelablagerungen, außerdem stößt er leichten Rauch aus. Beim Aussteigen auf dieser großen Höhe spüre ich zum ersten Mal ein ausgeprägtes Schwindelgefühl, sollte sich da eine Höhenkrankheit ankündigen oder sind das noch Nachwirkungen der langen Reise?

Rio Putana, Chile, Südamerika, Anden
Rio Putana auf 4.000 Meter Höhe, Chile

Zurück in San Pedro de Atacama ist das Gefühl wieder verschwunden und wir genehmigen uns eine kräftige Stärkung im Restaurant Carmen. Dort teilen wir uns eine riesige Portion Lomo a la Pobre und werden beide so richtig satt.

San Pedro de Atacama, Chile, Südamerika
San Pedro de Atacama, Chile

Am Nachmittag besuchen wir das hiesige Valle de la Luna, das Tal des Mondes mit seinen außergewöhnlichen Felsformationen und seinen großen Sanddünen. Weite Flächen des Tals sind mit einer salzigen Kruste bedeckt, die sich optisch von den verschneiten Ebenen des Vormittags gar nicht so sehr unterscheiden. Die inzwischen schon tief stehende Sonne taucht alles in ein warmes Licht und sorgt für interessante Schatten.

Valle de la Luna, Atacama, Chile, Südamerika
Schroffe Felsformen im Valle de la Luna, Atacama, Chile

Vom Valle de la Luna fahren wir zu einem weiteren Aussichtspunkt, an dem wir den Sonnenuntergang bewundern wollen. Wir sind überrascht, wie viele Menschen die gleichen Pläne haben wie wir, der gesamte Klippenrand ist voll, überall stehen Fahrzeuge, offensichtlich haben alle Touranbieter im Wesentlichen die gleichen Ziele in ihrem Programm. Es folgt ein schöner Sonnenuntergang, bei dem die fast unendliche Weite der Landschaft trotz der vielen Menschen regelrecht greifbar wird.

Atacama, Sonnenuntergang, Chile, Südamerika
Die Atacama bei Sonnenuntergang, Chile

Zum Abschluss erfahren wir noch, dass die geplante Strecke über die Anden nach Bolivien bis mindestens Mittwoch gesperrt sein wird, dass aber eine alternative Route für uns organisiert wurde, über die wir morgen an unser Ziel kommen werden. Wir hoffen, dass wir nicht zu viele Sehenswürdigkeiten versäumen werden, für den morgigen Tag liegen einige interessante Lagunen auf dem geplanten Weg, sind aber zunächst vor allem erleichtert, dass wir überhaupt weiter nach Bolivien kommen werden.

Über die Anden

Montag 20.Mai 2013

In unserem Hotel in San Pedro de Atacama wohnt ein weiteres deutsches Paar, das vor dem gleichen Problem steht wie wir und jetzt über einen Umweg nach Bolivien gebracht werden muss. So kommen an diesem Morgen zwei Fahrer, von denen jeder ein Paar mitnimmt. Beide Autos fahren hintereinander her, ein Minivan wäre für diese Etappe genauso gut geeignet. Unser Fahrer spricht weder deutsch noch englisch, der Fahrer des anderen Autos kann wenigstens ein bisschen englisch, so dass wir nicht ganz aufgeschmissen sind. Stundenlang fahren wir durch die Wüste, passieren erst Calama, später geht es auf Schotterstraßen immer höher in die Anden, deren Hauptkamm wir über den Pass Ascotan in 3.966 Metern Höhe überqueren.

Güterzug, Anden, Chile, Südamerika
Ein Güterzug mit Chemikalien für den Bergbau quert das Hochland der Anden

Unsere Piste führt streckenweise entlang der Eisenbahnlinie, die die Minen in Bolivien mit dem Pazifikhafen Antofagosta in Chile verbindet. Eine Zeit lang werden wir von einem Güterzug mit drei großen Diesellokomotiven und vielen roten Kesselwagen begleitet. In den Behältern werden Chemikalien wie Cyanid transportiert, die zur Verarbeitung der Erze in den Minen gebraucht werden.

Vikunja, Anden, Chile, Südamerika
Vikunjas im Hochland der Anden, Chile

An einer schönen Lagune beobachten wir einige Flamingos und eine große Gruppe Vikunjas, bevor wir über die endlose Ebene die Grenzstadt Ollagüe erreichen. An der Grenze müssen erst die Fahrer einige Formalitäten erledigen, danach sind wir an der Reihe aus Chile auszureisen. Dazu gehen wir in ein etwas abgelegenes leeres Gebäude, durch das ein langer Gang führt. Rechts vom Gang befinden sich eine Reihe Schalter, die alle geschlossen wirken, nur hinter einem der Fenster sitzt ein uniformierter Beamter im Halbdunkel, zu dem wir nun gehen. Wir legen artig unsere beiden Pässe und die frisch ausgefüllten Ausreiseformulare hin, werden aber gleich barsch zurückgewiesen, es sei immer nur die Bearbeitung für eine Person auf einmal möglich. Erstaunt und belustigt versuchen wir ernst zu bleiben, um den wichtigen und angestrengt arbeitenden Herren nicht auch noch zu verärgern. Wir bekommen schön einer nach dem anderen unsere Stempel und können weiterziehen.

Ollagüe, Chile, Bolivien, Anden, Südamerika
Ollagüe, der Grenzübergang zwischen Chile und Bolivien