Toronto 

Großstadt am Lake Ontario

Niagara Falls 

Wasserfall und Feuerwerk

Detroit 

Hauptstadt der Automobilindustrie

Chicago 

Phantastische Stadt am Lake Michigan

 



Flagge Kanada

Montreal

Mittwoch 2.9.2015

Als wir beim Auschecken gefragt werden, ob unser Aufenthalt im Boxer in Ordnung war, erzählen wir, dass wir wegen der lauten Klimaanlage nicht gut geschlafen hatten. Darauf werden uns spontan die Kosten für das Frühstück erlassen, man ist sichtbar an der Zufriedenheit der Kunden interessiert. Mit einem guten Gefühl machen wir uns auf den Weg zur U-Bahn, wo wir auch heute wieder ziemlich lang auf die richtige Bahn für unser Ziel warten müssen. Wie bei unserer Ankunft ist auch diesmal die Fahrt lustig, im Schneckentempo quält sich das Bähnchen laut quietschend seinen Weg durch die engen Kurven und wir fragen uns, wo denn alle diese Gscheidle aus Harvard ihr Wissen in die Realität einbringen, hier jedenfalls nicht. Am Bahnhof Prudential fragen wir eine Passantin nach dem Weg zum Sheraton Hotel, das inmitten der vielen modernen Hochhäuser in dieser Gegend nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Nach wenigen Schritten sind wir in der Lobby, wo sich am hinteren Ende der Schalter der Hertz Autovermietung befindet. Ein einsamer Mitarbeiter prüft kurz unsere Daten und bittet uns draußen auf ihn zu warten. Nach einigen Minuten kommt er mit einem großen, nicht mehr ganz neuen Kia Sorento, überreicht uns die Schlüssel und verschwindet in seinem Büro. Wir prüfen das Auto auf sichtbare Beschädigungen, laden unser Gepäck ein und aktivieren das Navi unseres Handys, auf das wir die Karten der USA und Kanadas vor der Reise herunter geladen hatten. Noch während wir uns mit dem Auto vertraut machen findet das Gerät seine GPS Verbindung, so dass wir uns gleich auf den Weg machen können. Die ersten Kilometer durch die Stadt sind noch etwas ungewohnt, doch das Navi funktioniert prächtig und bald sind wir auf der Autobahn in Richtung Kanada unterwegs. Nach einigen Stunden Fahrt durch hügelige Landschaft mit vielen Wäldern fahren wir in eine Kleinstadt am Rand des Highways, um dort etwas Verpflegung zu kaufen, Raststätten hatten wir nämlich auf der ganzen Strecke so gut wie keine gesehen. Der erste Laden, den wir anfahren, entpuppt sich dann als Baumarkt, in dem uns aber freundlich der Weg zu verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten erklärt wird. In einem Supermarkt kaufen wir ein paar Snacks und Wasser und weiter geht’s in Richtung zur kanadischen Grenze. Dort sind wir die einzigen, die gerade nach Kanada einreisen wollen, werden nur kurz nach unseren Plänen gefragt und schon können wir weiter fahren. Komischerweise ändert sich mit Übertritt der Grenze die Landschaft ganz nennenswert, wo wir gerade in Kanada weite Wälder und Bergland erwartet hatten, durchfahren wir jetzt weite ebene Flächen, überwiegend Agrarland, in denen wir verstreut einzelne größere Höfe sehen. Entsprechend der Landschaft verläuft die Straße jetzt fast nur noch geradeaus, so dass wir froh sind, als wir nach einiger Zeit die Außenbereiche von Montreal erreichen. Ab hier ist es natürlich wieder spannend, zeigt uns unser Navigationsgerät immer rechtzeitig an, auf welche Spur wir wechseln müssen und kommen wir bei der Verkehrslage immer dort hin, wo wir wollen?

Hotel Petite Auberge Les Bons Matins, Montreal, Kanada
Hotel Petite Auberge Les Bons Matins, Montreal, Kanada

Klappt alles wunderbar, wir werden präzise vor die Haustür des Petite Auberge Les Bons Matins, unseres Hotels für die nächsten Tage geführt. Hier dürfen wir aus drei verfügbaren Zimmern wählen und entscheiden uns für eines im Obergeschoss, das mit offenem Kamin und modernem Whirlpool ausgestattet ist.

Das Hotel liegt nicht weit vom Stadtzentrum in einer Seitenstraße und in direkter Nähe zu einem Bahnhof, von dem wir regelmäßig laut ratternde Züge ausfahren hören. Nach einem Blick auf die Karte machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur Stadtmitte, der uns zunächst durch unansehnliche Gegenden mit Hochhäusern und trostlosen Parkplatzflächen führt, bis wir zum Square Victoria kommen, an dem der historische Stadtkern beginnt. Die Rue McGill, die von hier bis zum Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms führt, ist auf beiden Seiten gesäumt von Bars und Restaurants jeder Kategorie.

Montreal, Kanada
Altstadt von Montreal, Kanada

Wir finden ein Restaurant der Five Guys, das uns ja schon in Washington überzeugt hatte, und beschließen, dass das für heute unserem Geschmack entspricht. Obwohl Montreal eine überwiegend französisch sprechende Stadt ist, stellen alle Angestellten sofort auf Englisch um, wenn sie feststellen, dass wir diese Sprache bevorzugen. Nach den wieder einmal sehr guten Burgern wandern wir weiter bis zum Fluss und von dort durch die dunklen Straßen zurück zu unserem Hotel. Offensichtlich machen wir schon jetzt einen ortskundigen Eindruck, denn wir werden unterwegs zweimal nach dem Weg gefragt und können tatsächlich auch beide Male die richtige Richtung weisen.


Donnerstag 3.9.2015

Der neue Tag beginnt mit einem phantastischen Frühstück, wir werden erst mit sehr gutem französischen Toast verwöhnt und lassen uns danach aus einer schönen Auswahl richtig gute Omeletts zubereiten. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, Montreal zu erkunden. Durch die schöne Innenstadt erreichen wir die große Kathedrale Notre Dame de Montreal, für deren Eintritt allerdings Geld verlangt wird.

Basilika Notre Dame de Montreal, Montreal, Kanada
Basilika Notre Dame de Montreal, Montreal, Kanada

Das ist etwas, was wir schon ein paar Mal erlebt hatten und was wir aus Prinzip nicht unterstützen möchten, wir sind der Meinung, dass Gotteshäuser jedem zu jeder Zeit offen stehen sollten. Also ziehen wir weiter durch die teilweise auch engen Gassen der Stadt bis wir in der Nähe des Rathauses eine sehr hohe Präsenz an Polizei wahrnehmen. Gespannt, ob denn irgendwelche Prominente beim Rathaus auftauchen würden, legen wir uns mit der Kamera in einem kleinen Park eine Zeit lang auf die Lauer, haben dann aber doch nicht das Durchhaltevermögen, auf etwas für uns unbekanntes lange zu warten.

Yachthafen Vieux Port, Montreal, Kanada
Yachthafen Vieux Port, Montreal, Kanada

Wir kommen zum Alten Hafen, den wir uns eigentlich als verwinkelte und von historischen Gebäuden geprägte Gegend vorstellen. Diese Erwartung kann der Hafen natürlich nicht erfüllen, war er doch bis in die 1970er Jahre kommerziell genutzt und bis dahin einer der größten Binnenhäfen Nordamerikas. Entsprechend massiv und geradlinig sind die Anlagen, eines der tiefen Hafenbecken wird heute sogar als wenig romantischer Sporthafen genutzt, in dem zahlreiche Yachten liegen. An der Promenade liegt ein schöner begrünter Park mit vielen touristischen Ständen und einigen Attraktionen, wie Fahrgeschäfte oder ein IMAX Kino. Das Ganze besteht nach unserem Geschmack aus ein bisschen zu viel Beton, wird sich aber in den nächsten Jahren sicherlich ganz nett weiter entwickeln. Für den Rückweg wählen wir die weitverzweigten Gänge der unterirdischen Stadt von Montreal, die sich über insgesamt 32 Kilometer unter den Straßen der Innenstadt erstreckt. Wir finden einen Eingang im World Trade Center, einem großen Büro- und Geschäftskomplex und machen uns von dort aus auf den Weg in den Untergrund. Die Orientierung hier unten ist ziemlich schwierig, es gibt nur ab und zu einen Übersichtsplan und sehr wenige Wegweiser, wird wohl überwiegend von Ortskundigen genutzt. Durch lange Passagen, die in jedem Abschnitt unterschiedlich gestaltet sind kommen wir von einem Zentrum zum anderen. An diesen Knotenpunkten befinden sich teilweise Metrostationen, Geschäftshäuser, Hotels und Veranstaltungshallen. Manchmal haben wir Probleme, den richtigen Gang zu finden, manchmal müssen wir nachfragen und manchmal wissen selbst die Menschen, die hier beschäftigt sind, nicht auf Anhieb, welche Richtung sie uns weisen sollen.

Untergrundstadt RESO, Montreal, Kanada
Untergrundstadt RESO, Montreal, Kanada

Trotzdem kommen wir mit einer kleinen Unterbrechung, wo wir kurz über einen offenen Innenhof müssen, am Ausgang nahe unseres Hotels an. Wir können sogar gedanklich nachvollziehen, an welcher Stelle wir nicht ganz richtig abgebogen waren, so dass das beim nächsten Mal eigentlich ganz ohne Unterbrechung klappen sollte. Im Hotel nutzen wir unseren großen Whirlpool, spielen eine Runde Kniffel und machen uns gegen Abend wieder auf den Weg in die Stadt, den wir tatsächlich so wie geplant auch finden. Gestern Abend hatten wir ein interessantes Restaurant gesehen, in das wir gerne gehen möchten. In der Rue McGill steht von einem der Gebäude auf der linken Straßenseite nur noch die Fassade mit offenen Fensterdurchbrüchen und einem vergitterten Eingang, hinter dem sich im Innenhof das Restaurant befindet. Leider ist im Hof kein Tisch frei, so dass wir beschließen, uns eine Alternative zu suchen. Aus den Recherchen in Google Maps erinnere ich mich an ein sehr gut bewertetes argentinisches Restaurant in der Nähe, also hoffen wir, dort einen Platz zu bekommen. Das L’Atelier d’Argentine Vieux Port liegt ganz in der Nähe des Alten Hafens und hat tatsächlich einen schönen freien Tisch gleich neben dem rundum verglasten Kaminofen, in dem selbst bei den heutigen Temperaturen ein lustiges Feuer brennt. Wir haben ein phantastisches Abendessen in einer außergewöhnlichen Atmosphäre und gehen nach einem kurzen Spaziergang durch die Maulwurfsgänge Montreals zurück zu unserem Hotel.


Toronto

Freitag 4.9.2015

Heute geht es einfach darum, Strecke zu machen, am Nachmittag wollen wir unser fünfhundert Kilometer entferntes Hotel in der Nähe von Toronto beziehen. Das Frühstück im Petite Auberge Les Bons Matins ist wieder ausgezeichnet, danach führt uns das Navi reibungslos über die Autobahn und durch wenig spektakuläre Landschaft zum Super 8 Motel in Ajax, das wir wegen seiner unmittelbaren Nähe zum lokalen Bahnhof gewählt hatten. Wir fahren zum nahen Rotary Park am Ontario See, wo wir eine ausgedehnte Wanderung auf dem Uferweg machen. Leider finden wir nirgends eine Möglichkeit, direkt ans Wasser zu kommen. Schwimmen wäre wegen der sichtbaren Verschmutzung des Wassers aber ohnehin wahrscheinlich kein großer Spaß geworden. Wir halten einen Jogger an, um ihn nach Stränden in der Nähe zu fragen, er meint, dass es zwei Kilometer weiter einen Badestrand gebe, was sich aber später als nicht richtig herausstellt. Natürlich erkennt der Mann schnell, dass wir Deutsche sind und erzählt uns gleich seine Geschichte, die ihn auch eine Zeit lang nach Deutschland auf die Schwäbische Alb geführt hatte, die Welt ist eben irgendwie doch nur ein Dorf. Zum Abendessen gehen wir ins Black Bear, eine große Sportsbar an einem Einkaufszentrum, wo wir gute Rippchen und Chicken Wings vertilgen.


Samstag 5.9.2015

Das Frühstück ist so, wie es eben in einem amerikanischen Motel ist und das gilt in gleichem Maße auch für Kanada. Kaffee aus dem Styroporbecher, Muffins und Donuts aus Plastikverpackungen, Teller aus Pappe, Besteck aus Plastik, die wichtigste Einrichtung im Frühstücksraum ist ein riesengroßer Mülleimer, in dem am Ende fast alles verschwindet. Immerhin gibt es ein Waffeleisen, mit dessen Hilfe man sich ziemlich gute frische Waffeln backen kann. Wir stellen das Auto am großen Parkplatz des Bahnhofs ab, kaufen unsere Tickets für je 17 kanadische Dollars und warten am Bahnsteig auf den Zug nach Toronto. Der Zug besteht aus vielen doppelstöckigen Wagen, wir suchen uns einen Platz im oberen Deck, da wir hoffen, unterwegs schöne Blicke auf den See erhaschen zu können. Allerdings verläuft die Bahnlinie überwiegend so weit im Land, dass vom Wasser kaum etwas zu sehen ist. Je mehr wir uns Toronto nähern, umso voller wird der Zug, anscheinend findet ein Sportereignis statt, viele der Fahrgäste haben blaue Trikots der Blue Jays an, es ist aber keine Spur von Aggressivität zu erkennen, wie das oft bei unseren Fußballfans der Fall ist. In der riesigen Union Station in Toronto müssen wir erst den richtigen Ausgang zum CN Tower suchen und folgen dann einfach den Fans der Blue Jays, die auf ihrem Weg zum Rogers Centre den gleichen Weg gehen müssen. Am Eingang des CN Towers ist sehr wenig Betrieb, so dass wir uns entschließen, sofort den Weg nach oben anzutreten. Nach einer Sicherheitskontrolle und kurzer Wartezeit bringt uns der Aufzug zur Aussichtsplattform in einer Höhe von 346 Metern.

Rogers Centre vom CN Tower, Toronto, Kanada
Rogers Centre vom CN Tower, Toronto, Kanada

Die Sicht über Toronto und zum Ontario See ist klasse, allerdings wegen des leichten Dunstes nicht perfekt klar. Ein Stockwerk tiefer sind in den Fußboden einige Quadratmeter dickes Glas eingelassen, durch die man einen unbeschränkten Blick senkrecht nach unten, auch ins Baseball Stadion hat. Der Glasboden kann betreten werden und vermittelt ein ganz gutes Gefühl für die Höhe, in der wir uns befinden, ist aber wegen seiner geringen Abmessungen nicht so eindrucksvoll, wie der immerhin 80 Meter tiefer liegende am Pearl Tower in Shanghai. Direkt gegenüber vom CN Tower steht in einem grünen Park ein großer Ringlokschuppen der kanadischen Eisenbahn. Hier finden wir einige alte Dampfloks und andere Schienenfahrzeuge, sowie weitere Stücke aus der Eisenbahngeschichte. Wir kommen zwischen den Hochhäusern hindurch zum Harbour Square Park direkt am Ufer des Lake Ontario. Von hier möchten wir gerne mit der Fähre zur nahen Toronto Island übersetzen, müssen aber erkennen, dass wir nicht die einzigen sind, die heute diesen Plan haben. Die Warteschlange reicht weit über den Eingang zum Fährterminal hinaus, so dass man sicher mit mehr als einer Stunde Wartezeit rechnen muss, was uns viel zu lang ist. Weiter vorne hatten wir eine Anlegestelle für Wassertaxis gesehen, bei denen wir nun unser Glück versuchen möchten. Auf dem Weg dorthin werden in einem kleinen Holzhäuschen Tickets für Hafenrundfahrten verkauft, die man für eine beliebige Zeit drüben auf der Insel unterbrechen kann.

Toronto von Toronto Islands, Kanada
Toronto von Toronto Islands, Kanada

So kommen wir für knapp dreißig Dollar pro Nase auf schöner Strecke bis zum Anlegeplatz tief im Inneren der Insel. Von dort können wir zu einem beliebigen Zeitpunkt mit einem der Boote zurück fahren. Auf großen Wiesen, die durch viele Bäume angenehm im Schatten liegen, ist an diesem sonnigen Wochenende viel Betrieb. In Ufernähe gibt es einige fest installierte Grillstellen, an denen sich Gruppen und Familien zum Barbecue treffen.

Wir schlendern über die Insel, freuen uns an der entspannten Stimmung und genießen die tolle Aussicht auf die Skyline von Toronto, die ganz klar vom 553 Meter hohen CN Tower dominiert wird. Am Südrand von Toronto Island liegen weite Sandstrände, die natürlich bei diesem schönen Wetter gut besucht sind.

Sandstrand, Ontariosee, Toronto Islands, Kanada
Sandstrand am Ontariosee, Toronto Islands, Kanada

Andrea schwimmt eine Weile im Ontario See bevor wir uns auf den Rückweg machen und mit dem Boot die Hafenrundfahrt vollenden. Als wir zurück kommen ist gerade das Baseballspiel zu Ende, das die Blue Jay verloren haben, jetzt sind wir mal gespannt, wie es wohl am Bahnhof zugehen wird. Dort ist natürlich ein großes Gedränge, das allerdings durch einige wenige Bedienstete ganz gut gelenkt wird. Erst sind wir ein wenig verwirrt, als für unsere Richtung zwei Gleise angezeigt werden, erkennen aber bald, dass der Zug von zwei Seiten her bestiegen werden soll. Beide Bahnsteige sind proppenvoll, so dass der Zug aus Sicherheitsgründen nur im Schritttempo in den Bahnhof einfahren kann. Trotz der vielen Menschen kommen wir recht gut in den Waggon und setzen uns gleich auf die ersten freien Plätze, die wir finden können. Die Fahrt zurück nach Ajax ist angenehm, die Menschen sind gut gelaunt, obwohl ja ihr Verein gerade verloren hatte, was uns sehr beeindruckt, aber auch sehr beruhigt.


Niagara Falls

Sonntag 6.9.2015

Die Fahrt über die Autobahn durch Toronto und zu den Niagara Fällen zieht sich wegen des starken Ausflugsverkehrs länger als erwartet und wir wundern uns, dass wir die ganze Strecke immer in städtischer Umgebung zurücklegen, keine Spur von kanadischer Natur und Weite. Trotz der viele Staus kommen wir schon gegen Mittag im kanadischen Städtchen Niagara Falls an, wo wir im Marriott Hotel ein Zimmer gebucht hatten. Dort sagt man uns zuerst, dass einchecken erst ab 15:00 Uhr möglich wäre, als wir dann aber besonders enttäuscht blicken, findet der Rezeptionist plötzlich doch ein Zimmer, das schon bezogen werden kann. Und was für ein Zimmer, es liegt im achten Stock, ist riesengroß und hat mittendrin einen freistehenden Whirlpool, super, da müssen wir irgendwie noch Zeit für ein Bad finden. Im Hotel sagt man uns auch, dass wir ein großes Glück hätten, weil heute Abend an den Wasserfällen ein großes Feuerwerk stattfinden soll, na das läuft ja wunderbar.

Queen Victoria Park, Niagara Falls, Kanada
Queen Victoria Park, Niagara Falls, Kanada

Wir machen uns gleich ganz gespannt auf den Weg vorbei am Skylon Tower und durch den Queen Victoria Park, von wo wir schon einen ersten Blick auf die American Falls werfen können.

American Falls, Niagara Falls, Kanada
American Falls, Niagara Falls, Kanada

Kurz darauf erreichen wir die Promenade am Ufer des Niagara River und sehen rechts flussaufwärts die riesigen, wie ein Hufeisen gebogenen Horseshoe Falls. Die Fälle sind gut besucht, doch um diese Uhrzeit finden wir immer einen Platz in der ersten Reihe, von dem wir einen freien Blick haben. Unten auf dem Fluss fahren die Boote mit ganz in blaue oder rote Plastikmäntel gehüllten Touristen bis ganz nah an die Horseshoe Falls heran, wo sie ordentlich etwas von der gigantischen Gischt abbekommen.

Horseshoe Fall, Niagara Falls, Kanada
Horseshoe Fall, Niagara Falls, Kanada

Nachdem wir den Nachmittag im Whirlpool verbrachten, gehen wir später noch einmal zu den Fällen, um eine andere Lichtstimmung zu erwischen. Leider ist das Licht nun recht diffus und auch der Himmel gibt kein gutes Motiv ab, so dass es für keine weiteren Fotos reicht. Interessant ist dagegen die Stimmung im Queen Victoria Park, wo viele Gruppen zu Spielen und zu Picknicks zusammen sitzen.

Skylon Tower, Niagara Falls, Kanada
Skylon Tower, Niagara Falls, Kanada

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder am Fluss und erkämpfen uns einen Platz an der Mauer, von wo wir beide Wasserfälle gut sehen können. Jetzt ist es sehr voll, wie wir wollen auch andere Besucher die versprochenen Lichteffekte und das Feuerwerk nicht verpassen. Nachdem in der fortschreitenden Dämmerung die Fälle erst mit weißem Licht angestrahlt werden, wechselt das im Dunkeln zu einer mehrfarbigen Beleuchtung. Hinter uns, auf der anderen Seite der Straße wird zu jeder vollen Stunde eine Light and Sound Show gezeigt, von der wir nur etwas Musik hören und einige wenige Lichtprojektionen in hohe Wasserfontänen sehen können.

Horseshoe Fall, Niagara Falls, Kanada
Horseshoe Fall, Niagara Falls, Kanada

Auf jeden Fall macht uns das so neugierig, dass wir versuchen wollen, nach dem Feuerwerk mehr davon zu sehen. Nach gar nicht allzu langer Wartezeit macht sich eines der Ausflugsboote voll bepackt mit rot bekleideten Passagieren auf den Weg zu den Wasserfällen und bringt sich zwischen diesen in Stellung. Wir erwarten erst, dass von dort aus das Feuerwerk gestartet wird, erkennen aber bald, dass vom Schiff aus nur den Fahrgästen ein besonderer Blick ermöglicht werden soll.

Feuerwerk, Niagara Falls, Kanada
Feuerwerk an den Niagara Falls, Kanada

Die Raketen werden von der kanadischen Seite aus an Land gestartet. Das Feuerwerk ist phantastisch, besonders beeindruckend ist das laute Grollen, das bei jedem Böller zwischen den Felswänden hin und her läuft. Fast alle Beobachter machen sich direkt nach der letzten Rakete auf den Rückweg, viele davon gehen wie wir zur großen Wiese gegenüber und warten auf das wahrscheinlich bald beginnende Laserspektakel.

Lasershow, Niagara Falls, Kanada
Lasershow, Niagara Falls, Kanada

Die Show geht auch gleich los, begleitet von lauter Musik wird auf einem Wasservorhang die Geschichte der Niagarafälle und der Kraft des Wassers als Film projiziert. Unterbrochen wird der Film durch Einlagen mit hohen Fontänen, die durch Laser in verschiedenen Farben und Mustern angestrahlt werden. Nach dem Ende der etwa zwanzigminütigen Show gehen wir glücklich über diesen schönen Abend zurück in unser Hotel.


Flagge USA

Detroit

Montag 7.9.2015

Nach einem guten und preiswerten Frühstück im Hotel machen wir uns auf den Weg Richtung Detroit. Die Fahrt verläuft reibungslos, an der Grenze werden die üblichen Fragen gestellt, so kommen wir schon am frühen Nachmittag in Auburn Hills an. Wir fahren kurz zu unseren beiden Firmen Dürr und Continental und checken dann im Holiday Inn ein, das gleich an die große Great Lakes Crossing Mall grenzt. Durch diese Mall, die wie ein mehrere Kilometer langes Oval aufgebaut ist, machen wir einen gemütlichen Rundgang, gehen essen im Rainforest Café, in dem wir auch einige Souvenirs erstehen, kaufen preiswerte Jeans und sind damit auch schon fertig mit den Einkäufen, die wir auf dieser Reise vornehmen wollen.


Dienstag 8.9.2015

Heute verschlafen wir zur Ausnahme einmal und verpassen dadurch das Hotelfrühstück. Ist aber nicht schlimm, da ich von meinen Geschäftsreisen ein nettes Restaurant in der Nähe kenne, in dem man leckere Omeletts zu sehr vernünftigen Preisen bekommt. Wir fahren zu Lucas Coney Island in der Opdyke Road, wo noch alles ist, wie seit 1998, selbst die Besitzerinnen haben sich kaum verändert. Das Essen ist herzhaft und reicht als Brunch sicher bis weit in den Nachmittag. Wir fahren nach Detroit zum Eastern Market, wo die früheren Großmarkthallen in den letzten Jahren für die Öffentlichkeit umgestaltet wurden. Heute ist großer Bio-Markt, auf dem lokale Anbieter Produkte aus eigener Herstellung anbieten.

Obst- und Gemüsemarkt, Detroit Eastern Market, Detroit, Michigan, USA
Obst- und Gemüsemarkt am Detroit Eastern Market, Detroit, Michigan, USA

Nebenan stehen viele große Lagerhäuser, in denen man günstig Wurst und Fleisch bis zum ganzen Schwein kaufen kann. Von hier fahren wir ins Stadtzentrum und parken beim Renaissance Center, einem der markantesten Hochhauskomplexe in Detroit, das von General Motors betrieben wird. Im Center sind entsprechend viele Autos der GM Marken zu bewundern. Wir gehen zur Haltestelle des Peoplemover, einem automatisch fahrenden Hochbahnsystem, das die Innenstadt von Detroit auf einer knapp fünf Kilometer langen Runde umschließt.

People Mover, Renaissance Center, Detroit, Michigan, USA
People Mover und Renaissance Center, Detroit, Michigan, USA

Mit dem Peoplemover fahren bis zum Times Square, der sich nicht einmal annähernd mit seinem Namensvetter in New York messen kann. Von hier wandern wir ein bisschen durch die Stadt, kommen durch einen kleinen Park, in dem wir die einzigen Weißen sind, alles wirkt trist und wartet auf bessere Zeiten.

Detroit, Michigan, USA
Detroit, Michigan, USA

Im Vergleich zum Image, das man von Detroit kennt, ist die Stadt jedoch sauber und fühlt sich nicht gerade unsicher an, allerdings fehlen das Leben und die Betriebsamkeit anderer Städte. Nach einer weiteren kompletten Runde mit der Bahn gehen wir durchs Renaissance Center, in dem es leider keine Aussichtsplattform gibt, weiter zum Detroit Riverwalk, einer noch recht neuen Promenade am Ufer des Detroit River. Von hier haben wir nette Blicke in die Stadt und zum gegenüber liegenden Windsor auf der kanadischen Seite des Flusses. Zum Abend fahren wir zurück nach Auburn Hills und dort zum bd’s Mongolian Grill Restaurant, das ich ebenfalls aus Besuchen mit meinen amerikanischen Kollegen kenne. Dort füllen wir unsere Schalen an einem großen Buffet aus einer riesigen Vielfalt an Fleisch, Fisch, Gemüse und verschiedenen Dressings, bringen diese dann zu den Köchen an einer zwei Meter großen Kochstelle, die die Zutaten für uns braten. Eine sehr unterhaltsame und interessante Art der Zusammenstellung, wir haben es ja selbst in der Hand, wie unser Essen nachher schmeckt. Wir sind sehr zufrieden und würden sicherlich wieder kommen, wenn wir nicht morgen schon wieder weiter fahren würden.


Chicago

Mittwoch 9.9.2015

Am Morgen gibt es ein amerikanisches Hotel-Papp-Frühstück, danach beginnt die lange Fahrt nach Westen. Als wir am Ostufer des Lake Michigan ankommen, machen wir einen Abstecher in den Warren Dunes State Park, der für seine großen Sanddünen bekannt ist. Der Eingang ist nicht besetzt, dafür gibt es die Möglichkeit sich selbst zu registrieren und einen zehn Dollar Schein im Kuvert in einen Briefkasten zu werfen. Da wir nicht sicher sind, ob der Park überwacht wird, machen wir das brav, stellen dann später fest, dass sich an diesem eher bedeckten Wochentag außerhalb der Saison fast niemand im Park aufhält. Wir fahren zur Düne am Strand, wo Umkleidekabinen und Kioske für die Besucher bereitstehen, die aber heute allesamt geschlossen sind. Nach einem kurzen Spaziergang im Sand entscheidet sich Andrea trotz des kühlen Wetters ein wenig im See zu schwimmen, immerhin werden wir ja nicht ganz gleich wieder dazu Gelegenheit haben. Es ist nachher auch gar nicht so kalt, wie es vorher ausgesehen hatte.

Warren Sand Dunes State Park, Lake Michigan, Michigan, USA
Warren Sand Dunes State Park, Lake Michigan, Michigan, USA

Je mehr wir uns Chicago nähern, umso öfter müssen wir für die Autobahn Maut bezahlen, erst 80 Cent, dann 2,50 $ und noch einmal 4,50 $, zum Glück haben wir ausreichend Bargeld, so dass das jedes Mal schnell geht. Als wir nach Navi nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel haben, verlassen wir den Highway und machen uns auf die Suche nach einer Tankstelle. Das ist schwieriger als erwartet und wir müssen recht weit fahren, bis wir endlich tanken können. Von hier führt uns die Navigations-App im Handy schnurstracks zum Hyatt Hotel, in dem sich die Rückgabestation für den Mietwagen befindet. In der Vorfahrt zum Hotel werden wir von einem Pagen gefragt, ob wir einchecken wollen, was wir verneinen, wir möchten lediglich unser Auto bei Hertz abgeben. Er bietet an, dass wir unser Gepäck ausladen und das Fahrzeug einfach stehen lassen sollen, er würde sich um die Rückgabe kümmern. Wir machen das so und bekommen tatsächlich am nächsten Tag eine e-Mail von Hertz, in der die Rückgabe bestätigt wird. Zunächst ist es nicht ganz einfach, den richtigen Ausgang aus dem Hyatt Hotel zu finden, dann müssen wir gerade mal die Straße überqueren und stehen schon bald vor dem Loews, unserem letzten Hotel für diesen Urlaub. Wie gebucht bekommen wir ein Eckzimmer mit großen bodentiefen Fenstern, durch die wir einen phantastischen Blick in die Stadt haben. Da es schon später Nachmittag ist, machen wir uns gleich auf den Weg zum Navy Pier, einer ein Kilometer langen Seebrücke, die heute fast ausschließlich für touristische Zwecke genutzt wird. Dort essen wir eine Kleinigkeit bei Harry Caray’s Tavern und machen dann in der Abendsonne einen Spaziergang um den ganzen Pier herum, an dem viele Ausflugsschiffe ihren Liegeplatz haben.

Riesenrad, Navy Pier, Chicago, Illinois, USA
Riesenrad am Navy Pier, Chicago, Illinois, USA

Am Ferris Wheel, dem berühmten Riesenrad von Chicago, ist gerade kaum Betrieb, so zögern wir nicht und fahren eine schöne Runde. Von oben haben wir eine tolle Aussicht auf die vielen Wolkenkratzer, die sich entlang des Ufers vom Lake Michigan aufreihen. Vom Navy Pier gehen wir immer so gut es geht am Ufer entlang in südliche Richtung, kommen an beeindruckenden Marinas vorbei und erreichen schließlich über die wie eine Schlange gewundene BP Pedestrian Bridge den Millennium Park, in dem sich einige sehr künstlerische Sehenswürdigkeiten Chicagos befinden.

BP Pedestrian Bridge, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA
BP Pedestrian Bridge, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA

Wir bewundern den Jay Pritzker Pavillon, ein großes Amphitheater, hinter dem sich das Cloud Gate befindet, eine bohnenförmige Edelstahlskulptur mit einer Länge von zwanzig Metern und einer Höhe von dreizehn Metern. In der hochglänzenden Oberfläche sehen wir lustig verzerrte Spiegelbilder von uns selbst und von den umgebenden Hochhäusern. Ganz besonders interessant sind die Spiegelungen, die man beim Blick nach oben im Inneren der Bean beobachten kann. Wenn man genau hinguckt, kann man sich in dem gebogenen Metall gleich mehrfach erkennen.

Verzerrt, Spiegelung, Cloud Gate, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA
Verzerrte Spiegelungen unter dem Cloud Gate, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA

Wenige Meter weiter unten kommen wir zum Crown Fountain, einem Brunnen, der im Wesentlichen aus zwei fünfzehn Meter hohen Glasbausteintürmen an den Enden einer etwa fünfundzwanzig Meter großen schwarz glänzenden Granitfläche besteht. Die Wände der Türme sind von innen farbig beleuchtet, auf den zum Brunnen weisenden Flächen sind Gesichter von Einwohnern Chicagos projiziert, die in regelmäßigen Abständen lächeln oder Grimassen ziehen und aus deren Mündern starke Wasserstrahlen ausströmen, eine sehr kreative Geschichte.

Crown Fontain, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA
Crown Fontain, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA

Von hier bummeln wir durch die breiten und belebten Straßen zurück zu unserem Hotel.


Donnerstag 10.9.2015

Am Morgen fragen wir in der Lobby, wo wir in der Nähe gut frühstücken können und bekommen mehrere bekannte Restaurants empfohlen, nicht ohne uns auch das Frühstück im Hotel ans Herz zu legen, das wir wegen seiner Qualität mindestens einmal während unseres Aufenthalts versuchen sollten. Weil es die bequemste Lösung ist und weil wir sofort einen freien Tisch bekommen, machen wir das gleich heute. Und wir werden nicht enttäuscht. Das Rural Society ist ein argentinisches Restaurant und bietet das Desayuno Argentina mit Eiern, Chorizo und würzigen Kartoffeln, oder das Bagels & Lox mit schottischem Lachs, Fischsalat und verschiedenen Gemüsen, absolut erstklassiges Frühstück für einen perfekten Start in den Tag.

An der Uferpromenade kaufen wir uns Kombitickets für zwei Bootstouren, bei denen wir Chicago näher kennenlernen möchten. Die erste Fahrt ist die sogenannte Architecture River Tour, die uns auf dem Chicago River zwischen all den Hochhäusern entlang führt.

Chicago River, Chicago, Illinois, USA
Chicago River, Chicago, Illinois, USA

Wir erfahren viel über die Geschichte der Wolkenkratzer und ganz besonders über die Entstehung und die Folgen des Großbrandes, der im Oktober 1871 weite Teile der Innenstadt zerstörte. Nach einer guten Stunde steigen wir am Pier an der Michigan Avenue wieder aus und entdecken bald, dass sich im Wrigley Building in der Nähe eine Filiale von Ghirardelli befindet, wo wir uns gleich zwei schöne Eisbecher genehmigen. Danach fahren wir mit dem Wassertaxi hinaus zum Navy Pier, von wo die zweite Fahrt, die Classic Lake Tour in regelmäßigen Abständen ablegt. Da es im Moment leider sehr nach Regen aussieht, tauschen wir unsere für 14:30 Uhr ausgestellten Tickets in solche für die letzte Fahrt am heutigen Tag um 19:00 Uhr, was ohne Probleme gelingt. Als wir zum Hotel zurück gehen, beginnt es stark zu regnen, gut dass wir umgebucht haben. Wir kniffeln eine Runde und können von unserem Zimmer aus beobachten, wie die Wolken verschwinden und die Sonne wieder hervor kommt. Also marschieren wir bald wieder zum Pier, um so gut wie möglich die schönen Stunden zu nutzen und um den besten Zeitpunkt für die Bootsfahrt nicht zu verpassen. In einem Restaurant bestellen wir Fish and Chips, bekommen aber etwas völlig anderes serviert. Kein Problem, die Gerichte werden anstandslos ausgetauscht, wir müssen halt ein bisschen länger warten.

Chicago Skyline vom Lake Michigan, Illinois, USA
Chicago Skyline vom Lake Michigan, Illinois, USA

Während des Essens ziehen wieder schwarze Wolken auf, die sich aber glücklicherweise bis zu unserer Abfahrt weitgehend verziehen. Pünktlich zu unserer Rundfahrt auf dem Lake Michigan beginnt ein schöner Sonnenuntergang, der die Skyline Chicagos perfekt vor einem bunten Himmel erscheinen lässt. Je dunkler es wird, umso mehr Lichter werden in den Hochhäusern eingeschaltet, was der Stadt einen besonderen Glanz verleiht. Wir sind mehr als happy, dass wir die Fahrt auf diesen idealen Zeitpunkt verschoben haben.

Jay Pritzker Pavilion, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA
Jay Pritzker Pavilion, Millennium Park, Chicago, Illinois, USA

Freitag 11.9.2015

In der Nacht zieht wieder Regen auf, der auch noch bis in den Vormittag anhält. Wir genießen das tolle Frühstück im Hotel und gucken dann im Bett liegend Tennis, gerade laufen ja die US Open im New Yorker Madison Square Garden, heute Semifinale. Als das Wetter besser wird besichtigen wir die Magnificent Mile, die bekannte Einkaufs- und Flanierstraße von Chicago, die sich vom Chicago River bis hoch zum John Hancock Center erstreckt. Wie in allen Prachtstraßen der Welt, haben sich auch hier die Boutiquen schicker Marken und feine Bars angesiedelt. Das Hancock Center bietet neben dem Willis Tower die einzige Möglichkeit, Chicago von einer hoch liegenden Aussichtsplattform zu genießen. Aufgrund des angebotenen Rundum Blicks und der Lage in unmittelbarer Nähe des Michigansees entscheiden wir uns dafür, das einmal anzusehen. Am Ticketschalter sehen wir, dass auch hier ein Sun and Stars Ticket für zwei Besuche angeboten wird, und das für einen wahren Schnäppchenpreis von nur 21 Dollar pro Person, während ein einzelner Besuch 19 Dollar kosten würde. Wie wir das bei allen unseren Besuchen während unseres Urlaubs gewohnt sind, gibt es auch hier keine Warteschlangen, so dass wir in kürzester Zeit oben im 94sten Stock ankommen.

Blick vom Hancock Center, Chicago, Illinois, USA
Blick vom Hancock Center, Chicago nach Norden, Illinois, USA

Das ganze Stockwerk ist rundum verglast, was uns bei einer Höhe von dreihundert Metern über dem Erdboden sehr angemessen erscheint. Die Aussicht ist phantastisch und verliert sich erst ganz in der Ferne im Dunst. Nach Süden hin liegen die Wolkenkratzer Chicagos vor und zum großen Teil unter uns, im Osten erstreckt sich der Lake Michigan so weit, dass man glauben könnte, es handle sich um einen Ozean und nach Norden ziehen sich weiße Strände fast so wie in der Südsee. Westlich vom Hancock Center zieht sich die Stadt mit rasterförmig angeordneten niedrigen Häuschen bis zum Horizont. Wir umrunden die Plattform mehrfach und sind begeistert von der unerwarteten Vielfalt, die uns hier oben erwartet hat. Gerade als wir im Erdgeschoss das Gebäude verlassen, beginnt es wieder zu regnen, nach wenigen Minuten ist es allerdings schon wieder so weit trocken, dass wir uns ins Freie wagen können.

Wir gehen zurück Richtung Fluss und kehren bei Howells & Hood ein, einer riesengroßen Sportsbar, in der sehr leckere Gerichte serviert werden. Danach vereinbaren wir mit dem Hotel, dass wir am nächsten Tag erst am Abend abreisen und das Zimmer bis dahin behalten wollen. Sie berechnen dafür einen halben Tagessatz, außerdem müssen wir nach dem Frühstück in einen anderen Raum umziehen, weil sie unser Zimmer schon wieder brauchen. Da wir unser Gepäck ja ohnehin für den Flug packen müssen, ist das kein besonderer Umstand für uns. Wir gönnen uns bei Ghirardelli je eine weitere riesige Eiskugel, die anderswo für eine ganze Familienportion gereicht hätte, und gehen zu unserem zweiten Besuch zum John Hancock Center.

Blick vom Hancock Center, Chicago, Illinois, USA
Blick vom Hancock Center nach Süden, Chicago, Illinois, USA

Oben sind jetzt wesentlich mehr Besucher als noch am Tag, wir müssen aber niemals lange warten, bis wir einen guten Platz am Fenster ergattern können. Die Szenerie in der Abenddämmerung ist toll, von Minute zu Minute ändern sich die Lichtverhältnisse und die Farben. Je dunkler es wird, umso mehr kommt der Nachteil der Verglasung zum Tragen, es wird immer schwieriger, ohne Spiegelungen der Innenbeleuchtung zu fotografieren. Recht schnell entwickeln wir eine spezielle Technik, bei der mich Andrea komplett mit einer Jacke abschirmt, so dass ich ganz ohne Reflexionen meine Fotos machen kann. Sogar andere Fotografen übernehmen die Technik, schließlich haben wir alle dieselben Probleme.


Samstag 12.9.2015

Unser letzter Tag beginnt mit Regen, jetzt sind wir doppelt froh, dass wir das Zimmer verlängert haben und nicht den ganzen Tag durchs nasse Chicago laufen müssen. Nach dem Frühstück können wir beobachten, wie am gegenüberliegenden NBC Tower große Metallelemente mit einem Hubschrauber aufs Dach geflogen werden. Unzählige Male fliegt der Heli nach oben und muss sich jedes Mal ganz präzise zwischen den Gebäuden bewegen, sehr beeindruckend, mit welcher selbstverständlichen Sicherheit der Pilot das schafft.

Chicago, Skyline, Navy Pier, Illinois, USA
Chicago Skyline vom Navy Pier, Illinois, USA

Den Tag verbringen wir mit Tennis gucken und mit einem ausgedehnten Spaziergang durch Chicago, als das Wetter etwas besser geworden ist, zeitweise scheint sogar wunderbar die Sonne. Am Nachmittag gehen wir noch einmal bei Howells & Hood essen, dann fahren wir mit dem Taxi zum Flughafen. Das ist eine schnelle, bequeme und mit 42,- Dollar auch kostengünstige Lösung. Am Flughafen geht alles sehr schnell, einchecken und Sicherheitskontrolle sind gleich erledigt, so sitzen wir recht früh am Gate und warten auf den Rückflug. Der geht pünktlich und ist wegen des starken Westwindes ein wenig holprig. Dafür kommen wir auch schon vor der geplanten Zeit in Frankfurt an und sind am frühen Nachmittag ganz entspannt zuhause.