Indonesien

Die Abschnitte dieser Reise durch Indonesien:

 

Anreise 

Vorbereitung und Anreise nach Jakarta

Batavia 

Der alte Hafen von Batavia

Sumatra 

Dschungel, Elefanten und Orang Utans

Krakatau 

Der aktive Vulkan Anak Krakatau

Java 

Yogjakarta, Prambanan und Borobudur

Komodo 

Urzeitliche Komodowarane

Westpapua

Trekking zu den Dani und Schweinefest

 

Vulkan, Anak Krakatau, Sundastraße, Indonesien
Der sehr aktive Vulkan Anak Krakatau in der Sundastraße

Das erste Körnchen zu dieser Reise nach Indonesien wurde gesät, als ich im Jahr 2003 in Detroit das Buch „The Day The World Exploded, August 27, 1883“ entdeckte. Darin beschrieb Simon Winchester den verheerenden Ausbruch des Vulkans Krakatau und seine Auswirkungen auf die damals gerade neu verkabelte Welt. Seitdem zog mich dieser aktive Vulkan an wie ein Magnet, ohne dass sich erst mal eine konkrete Gelegenheit zu einer Reise ergeben hätte. Anfang 2010 stolperte ich fast zufällig über eine Reisebeschreibung durch Indonesien, die unter anderem eine zweitägige Bootsfahrt zum Krakatau vorsah. So sollte es also sein.


Vorbereitung und Anreise

Da für das Ende des Urlaubs ein einwöchiges Trekking auf Papua geplant war, hatte ich in der Zeit bis zur Abreise noch einiges an moderner Ausrüstung zu beschaffen. Ein neuer Tagesrucksack, ein leichter Schlafsack für moderate Temperaturen und ein noch leichterer Schlafsack für die Übernachtung in fremden Betten bei höheren Temperaturen. Beide haben sich hervorragend bewährt, insbesondere der superdünne Baumwollschlafsack, der mir immer ein Gefühl der Privatsphäre, selbst in nicht so sauberer Umgebung bot, ohne dass es dadurch zu warm wurde. Außerdem kaufte ich leichte Wanderkleidung aus speziell insektenabweisenden Materialien, deren Wirksamkeit mich nicht wirklich überzeugte, war doch vor allem in der Dämmerung stets der Einsatz von Moskitosprays erforderlich. So ausgestattet brachte ich es auf ein rekordverdächtig niedriges Gewicht meines Gepäcks von knapp 13 kg. Im Nachhinein konnte ich sagen, dass da immer noch ein bis zwei Kilo unnötiger Ballast in Form von warmer Bekleidung und Regenbekleidung dabei waren. Auch meinen Impfschutz hatte ich, wie vor solchen Reisen üblich, auffrischen lassen, insbesondere durch zusätzliche Impfungen gegen Typhus und alle Sorten der Hepatitis.

So konnte ich am Karfreitag, den 2.April 2010 beruhigt und mit gutem Gewissen meine Reise antreten. Der Flug mit Malaysia Airlines war wie erwartet bis auf den letzten Platz ausgebucht, fand doch an diesem Wochenende in Kuala Lumpur der Große Preis der Formel 1 statt. Im Flugzeug hatte ich zum Glück einen Sitzplatz am Gang und eine nette Gesprächspartnerin, so dass die elfeinhalb Stunden Flug relativ angenehm vergingen. Von Kuala Lumpur ging es nach gerade mal einer Stunde Aufenthalt mit dem zweistündigen Anschlussflug weiter nach Jakarta, wo ich planmäßig kurz vor 9 Uhr am Samstagvormittag ankam.

Lastensegler, Prau, Batavia, Jakarta, Indonesien
Lastensegler Prau im Hafen von Batavia

Nun galt es zunächst 25 US$ Gebühr für das Einreisevisum zu bezahlen, um am nächsten Schalter dieses Visum zu erhalten und an einem weiteren Schalter mit dem gerade erworbenen Visum nach Indonesien einzureisen. Diese Prozedur war mit mehrmaligem Schlange stehen verbunden und dauerte insgesamt ungefähr eine Stunde, so dass immerhin anschließend nicht mehr auf das Gepäck gewartet werden musste. Ein Fahrer, der mich am Flughafen erwartet hatte, brachte mich ins Hotel, wo ich feststellte, dass ich tatsächlich der einzige Teilnehmer der Gruppe war, der mit dieser Verbindung angereist war. Ich hatte also den ganzen Tag für mich alleine zur freien Verfügung und erkundigte mich auch gleich nach einer Möglichkeit, Jakarta zu besichtigen. Das wollte ich möglichst früh am Tag erledigen, da für den Nachmittag starke Regenfälle vorhergesagt waren. Als geeignete Möglichkeit wurden vom Hotel Autos mit Fahrer für ca. 10$ pro Stunde angeboten, was ich gerne annahm.


Flagge Indonesien

Batavia

Da von den Einheimischen nichts Interessanteres vorgeschlagen wurde, bat ich den Fahrer, mich nach Batavia zu bringen, dem ursprünglichen Stadtkern der ehemals holländischen Siedlung. Zum Glück hatte ich einen Reiseführer mit Kartenausschnitten, denn die waren dann doch das einzige Mittel, mit dem Fahrer zu kommunizieren, und für ihn war es die einzige Karte, die er zur Orientierung in seiner Stadt hatte. So suchten wir umständlich und mit mehrfachem Nachfragen unser Ziel, den alten Marktplatz von Batavia.

Batavia, Kolonialbau, Jakarta, Indonesien
Am alten Marktplatz von Batavia stehen noch herrschaftliche Kolonialbauten aus holländischer Zeit

Dort angekommen dachte ich zunächst, ich könnte den Markt und die ganze Strecke bis zum Hafen zu Fuß besuchen, stellte aber schnell fest, dass die Entfernungen doch zu groß waren und bei den aktuellen Verkehrsverhältnissen und bei der hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit das Auto die bessere Alternative wäre. So beschränkte ich mich auf einen recht kurzen Rundgang um den Platz, wo einige Gebäude der ehemaligen Kontors in gutem Zustand zu sehen waren, und auf einen Abstecher zur berühmten Hühnerbrücke im holländischen Stil, die jedoch in dieser Umgebung heute eindeutig deplatziert wirkte. 

Hühnerbrücke, Batavia, Indonesien, Jakarta
Die Hühnerbrücke ist eine typische holländische Zugbrücke, Batavia, Indonesien

Mit dem Auto fuhren wir weiter zum Hafen, was länger dauerte als erwartet, da der Fahrer den Weg nicht kannte und weil der Verkehr hier in Indonesien so überaus chaotisch funktionierte, dass nur sehr langsames Vorwärtskommen möglich war. Jeder Fahrer nutzte sofort jede sich bietende Lücke, ohne darüber nachzudenken, wie man aus dieser neu geschaffenen Situation jemals wieder herauskommen sollte. Meist half ausdauerndes Hupen, um das Problem zu lösen. In den engeren Gassen hatten wir auch mehrfach eine Situation, wo ein Fahrzeug erst be- oder entladen werden musste, bevor der Verkehr wieder weiterfließen konnte. Mich störte das ganze herzlich wenig, hatte ich doch genügend Zeit und keine Termine, die einzuhalten gewesen wären, sollten sie doch einfach machen, wie sie es für richtig hielten. 

Batavia, Jakarta, Indonesien
Viele Einwohner von Batavia leben in einfachsten Hütten am Hafen

Trotz aller Hindernisse kamen wir irgendwann am Hafen an, wo ich sofort von einem selbsternannten Reiseführer in Beschlag genommen wurde. Der gute Mann sprach ausreichend deutsch und machte, vielleicht vor allem deswegen, einen insgesamt vertrauenswürdigen, zumindest aber ungefährlichen Eindruck, warum ich mich entschloss, mich ihm hier anzuvertrauen. Zunächst besuchten wir den lokalen Fischmarkt, wo auch bei der herrschenden starken Hitze frischer Fisch offen in der Sonne liegend angeboten wurde. Man muss schon einigermaßen abgehärtet sein, um die hier angebotene Ware verlockend zu finden. Für die Einheimischen ist das natürlich wesentlich einfacher, sind sie doch nichts anderes gewohnt und haben sicher auch insgesamt gute Erfahrungen mit ihren lokalen Einkäufen gemacht, so unterschiedlich sind die Anforderungen und Erwartungen in verschiedenen Kulturen. Das sollten wir auf unserer Reise noch öfters feststellen. 

Markt, Batavia, Indonesien, Jakarta
Markt am Hafen von Batavia, Indonesien

Vom Markt ging es durch recht armselige Wohngegend direkt zum Hafen, wo mein Begleiter vorschlug, eine kurze Rundfahrt mit einem der hier liegenden Langboote zu unternehmen. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass diese Kähne noch verkehrstüchtig waren, für eine Fahrt durch den alten Hafen reichte es aber ohne Probleme aus. Wir passierten alte Frachtensegler, die komplett aus Holz gebaut waren und bei uns gerade mal für einen Platz im Museum in Frage gekommen wären.

Lastensegler, Prau, Batavia beladen, Jakarta, Indonesien
Am Nachmittag werden die Lastensegler im Hafen von Batavia beladen

Hier waren die Schiffe noch regelmäßig für den Frachtverkehr zwischen den indonesischen Inseln im Einsatz und trugen damit entscheidend zur Versorgung der entlegenen Gebiete des Landes bei. Die meisten Schiffe lagen wie verlassen da oder wurden gerade mit verschiedenen Gütern beladen, was alles von Hand erledigt wurde. Mir wurde erklärt, dass die meisten am Abend auslaufen würden, um die dann herrschenden guten Windverhältnisse nutzen zu können. Nach einem kurzen Besuch auf einem der Frachter, wo die Mannschaft gerade ihre Mittagsruhe hielt, fuhren wir wieder zurück. 

Prau, Lastensegler, Batavia, Jakarta, Indonesien
Die Liegezeit wird genutzt um die Praus instand zu halten

Dieser kurze Einblick in das echte und ungeschminkte Jakarta von heute zeigte mir deutlich den Kontrast zwischen unserem zivilisierten und hochentwickelten Europa, das ich keine 24 Stunden vorher verlassen hatte, und der Normalität hier in Indonesien. Zurück im Hotel gab es am Abend ein kurzes Treffen mit der Reisegruppe, mit der ich am nächsten Morgen das eigentliche Programm beginnen sollte.


Sumatra

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Früher Flug von Jakarta nach Medan auf Sumatra

Um von vornherein klar zu machen, dass diese Reise kein Erholungsurlaub werden sollte, war gleich am ersten Tag aufstehen um 3:30 Uhr angesagt, damit wir den frühen Flug nach Medan im Norden Sumatras erreichen konnten. Dort erwartete uns ein sehr netter Reiseleiter, der für die nächsten Tage unser Ansprechpartner sein sollte. Zunächst fuhren wir mit dem Bus durch Medan, das mit etwas über 2 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Indonesiens war. Wir bemerkten schnell, dass das weitest verbreitete Verkehrsmittel des Landes kleine Motorräder waren, die mit bis zu vier Personen besetzt waren und auch für fast alle Arten des Gütertransports eingesetzt wurden. Oft waren Seitenwagen angebracht, womit die Transportkapazität leicht vervielfacht werden konnte.

Motorrad, Seitenwagen, Sumatra, Indonesien
Kleines Fahrzeug für die ganze Familie. Und Platz für Gepäck ist auch noch, Sumatra

Bei einer Rast erlebten wir, dass wir weiße Touristen in Sumatra eine Attraktion darstellten, fast alle Angestellte des Restaurants baten darum, uns fotografieren zu dürfen, wobei sie gerne auch ihre Freunde mit auf den Bildern gehabt hatten. Eigentlich waren wir ja gekommen, die Einheimischen zu besichtigen und hatten nicht daran gedacht, dass das hier umgekehrt läuft, verkehrte Welt. Weiter ging es über immer schlechter werdende Straßen und vorbei an endlosen Plantagen von Ölpalmen, Zuckerrohr und Kautschuk, die in Sumatra in ganz großem Stil angebaut wurden. Nach einigen Stunden Fahrt erreichten wir Tangkahan, unser heutiges Ziel. 


Tangkahan

Fähre, Dschungel Lodge, Sumatra, Indonesien, Tangkahan
Diese kleine Fähre bringt uns zur Dschungel Lodge auf Sumatra

Die kleine Lodge lag mitten im Dschungel und konnte nur mit Hilfe einer kleinen Flussfähre und nach einem kurzen, steilen Anstieg erreicht werden. Nach einem leckeren Welcome Drink bekamen wir die Schlüssel zu unseren Zimmern, die in kleinen Hütten in einem schönen, gepflegten Garten lagen. Die Zimmer hatten einfache sanitäre Einrichtungen mit fliesend kaltem Wasser, so dass für eine grundlegende Hygiene bei diesen schwülen Wetterverhältnissen gesorgt war. Den Nachmittag verbrachten wir mit einem erfrischenden Bad im nahe gelegenen Fluss und ich konnte anfangen, mein Hirn langsam auf Standby zu fahren, es gab ja nichts mehr zu tun. Wir waren die einzigen Gäste in der Lodge und wurden während der beiden Tage aufmerksam und liebevoll von den Betreibern versorgt und verpflegt, wenngleich der Biervorrat nicht immer mit unserem Bedarf mithalten konnte. Aber das war letztendlich nicht wirklich ein Problem.


Am Tag darauf machten wir eine mehrstündige Wanderung durch den unberührten Dschungel. Unser Guide bestätigte zwar, dass feste Sandalen für diese Wanderung geeignet seien, erschien aber selbst am Morgen mit geschlossenen Wanderschuhen. Obwohl wir uns darüber wunderten blieben wir bei unseren Sandalen, was zunächst wegen der anstehenden Flussüberquerung auch sehr praktisch war. Weniger praktisch und vor allem sehr viel weniger ästhetisch gestaltete sich dann allerdings der Weg durch den Dschungel. Durch die starke Feuchtigkeit tummelten sich nämlich im Schlamm unzählige Blutegel, die uns nicht die geringste Chance ließen, unbeschadet durch zu kommen. 

Schmetterling, Dschungel, Sumatra, Indonesien
Bunte Schmetterlinge im Dschungel von Sumatra

Am Ende hatten wir alle mehrere Blutegel an den Füßen, die wir bei einer Rast am Ufer des Flusses mit verschiedenen Methoden zu entfernen versuchten. Dabei war der Einsatz einer offenen Flamme das wirksamste Mittel, die Egel zum Loslassen zu bewegen. Einfach von Hand abziehen ging zwar auch, führte aber dazu, dass die Egel vermehrt gerinnungshemmendes Mittel absonderten, was zu einer länger andauernden Blutung führte. Bequemste Alternative war, einfach zu warten, bis die Blutegel genug hatten und von alleine abfielen, doch dazu hatten wir Anfänger nicht genügend Nerven. So bluteten wir unterschiedlich vor uns hin, während wir schöne bunte Schmetterlinge am Ufer beobachteten und unsere Mannschaft das Mittagessen für uns über offenem und stark qualmendem Feuer zubereitete.


Für Dienstag war ein weiterer Ausflug in den Dschungel vorgesehen, diesmal jedoch auf dem Rücken von Elefanten. Vor dem Ritt mussten die Tiere erst einmal gewaschen werden. Dazu wurden die Elefanten zum Fluss geführt, wo sie sich bereitwillig ins Wasser legten und sich von den Touristen und von ihren Wärtern artig abschrubben ließen. Die Elefanten fühlten sich sichtlich wohl und halfen beim Waschen kräftig mit, indem sie sich mit den Rüsseln Wasser über die massigen Körper spritzten. Wer wollte konnte sich danach noch vom Elefanten küssen lassen, ein prickelndes Vergnügen. 

Elefant, Sumatra, Indonesien
Willkommene Abkühlung im Fluss

Danach gab es Bananen für die Tiere, bevor wir immer zu zweit mit einem Führer auf dem Rücken unserer Elefanten Platz nahmen. Für sicheren Halt waren stabile Sitzbänke aus Stahlrohr und Holz auf den Rücken der Elefanten festgebunden. In Kolonne durchquerten wir erst den Fluss, um am anderen Ufer über sehr schmale, sehr steile und sehr matschige Wege bergauf und bergab tief in den Dschungel einzudringen. Es war sehr beeindruckend, wie sicher und geschickt die großen Dickhäuter mit dem schwierigen Gelände zurechtkamen.

Elefant, Dschungel, Sumatra, Indonesien
Die Elefanten sind im tiefen Matsch sehr sicher unterwegs

Bukit Lawang

Noch am selben Tag fuhren wir mit zwei Geländewagen zu unserem nächsten Ziel Bukit Lawang. Beide Fahrzeuge waren Pickups mit Ladepritschen, auf einem wurde das ganze Gepäck untergebracht, so dass noch vier Reisende in der Fahrgastkabine Platz hatten. Die anderen Gäste mussten die drei Stunden Fahrt auf der Ladepritsche des zweiten Autos verbringen, was wegen der Hitze von bis zu 38 Grad  und wegen der sehr schlechten Pisten sehr unbequem und anstrengend war. Wieder durchquerten wir endlose Plantagen mit Ölpalmen und Kautschukbäumen, die auf den ersten Blick zwar wie natürliche Wälder aussahen, wegen denen in Wirklichkeit aber in den letzten 30 Jahren ein Großteil der Urwälder Sumatras abgeholzt und damit für immer zerstört worden waren.

Dschungel, Sumatra, Indonesien, LKW, Ölpalme
Die Früchte der Ölpalmen werden von LKWs zu großen Fabrikanlagen gebracht, die sie vor Ort verarbeiten

Unser Hotel, die Eco Lodge, lag am Ufer des Bohorok Flusses und hatte schöne, große Zimmer mit bepflanzten Dschungelbädern, die in privaten Innenhöfen angeordnet waren. Zwar bot das Hotel einen Reinigungsservice für die, die schon Wäsche zu waschen hatten, gewaschen wurde allerdings im Fluss, gebügelt wurde überhaupt nicht. Was Komfort und Hygiene anging waren eben landestypische Verhältnisse angesagt. In den Morgenstunden des 6.April wurden wir recht unsanft durch ein kräftiges Erdbeben geweckt, das glücklicherweise hier keine Schäden anrichtete.


Gunung Leuser, Nationalpark, Sumatra, Indonesien
Eingang des Gunung Leuser Nationalparks auf Sumatra

Von Bukit Lawang aus machten wir an den beiden folgenden Tagen Wanderungen durch den Dschungel des Gunung Leuser Nationalparks, der mit 9.000 km² eines der größten Schutzgebiete gefährdeter Arten auf Sumatra darstellt. Wegen des am Rand des Parks angesiedelten Orang-Utan Rehabilitation Centers versprachen wir uns natürlich, einige dieser hier ausgewilderten Menschenaffen beobachten zu können. Schon am frühen Morgen machten wir uns auf den Weg und setzten, nachdem wir für 15.000 Rupien eine Genehmigung zum Fotografieren erworben hatten,  mit einem kleinen Boot über den Fluss, um zum Rehabilitation Center zu gelangen. Dies war der einzige direkte Zugang, da nur so sichergestellt werden konnte, dass keine Orang-Utans über Brücken in die Ortschaft gelangen können, was in diesem Fall mehr dem Schutz der Affen, als dem des Dorfes dienen sollte. 

Orang Utan, Gunung Leuser, Nationalpark, Sumatra, Indonesien
Orang Utan im Gunung Leuser Nationalpark auf Sumatra bei der Fütterung

Vom Zentrum war es nur ein kurzer Weg bis zu einer kleinen Plattform im Wald, wo die Orang-Utans regelmäßig von ihren Betreuern gefüttert wurden. Sie versuchten die Tiere durch lautes Klopfen auf die Bretter anzulocken, was bei unserem heutigen Besuch nur mit mäßigem Erfolg gelang. Offensichtlich ist das normale Angebot an Nahrung im Dschungel grundsätzlich ausreichend und wohl auch abwechslungsreicher, als das Breichen und die Bananen der Wärter, so dass die Affen nur kommen mussten, wenn sie gerade Lust dazu hatten.

Orang Utan, Gunung Leuser, Nationalpark, Sumatra, Indonesien
Orang Utan im Gunung Leuser Nationalpark auf Sumatra

Am zweiten Tag war die Situation völlig anders. Schon am Rehabilitation Center trafen wir eine Orang-Utan Mutter mit ihrem etwa dreijährigen Jungen, die dort für die Touristen posierten und sich danach in aller Seelenruhe auf einen der größeren Bäume zurückzogen. Auch an der Fütterungsstelle war heute recht viel Betrieb, obwohl oder gerade weil an diesem Tag nicht so viele Besucher da waren. 

Javaneraffen, Dschungel, Gunung Leuser, Nationalpark, Sumatra, Indonesien
Der Bart sitzt noch nicht richtig. Javaneraffen im Dschungel von Sumatra

Neben den Orang-Utans sahen wir viele Langschwanzmakaken oder Javaneraffen, die ohne Scheu vor den viel größeren Menschenaffen versuchten, die für diese bestimmten Bananen zu ergattern. Während der Wanderungen im Dschungel sahen wir nur sehr wenige Orang-Utans aber doch wieder einige Langschwanzmakaken sowie Weißhandgibbons und die recht aggressiven Thomas Leaf Affen, die sich einen Spaß daraus machten, von ihren Bäumen herab auf die Wanderer am Boden zu pinkeln. Die Wanderungen waren wegen des sehr schwülen Wetters und wegen des steilen Geländes recht anstrengend aber auch sehr eindrucksvoll, natürlich ganz besonders wegen der Orang-Utans.


Nachdem diese erste Woche des Urlaubs dem Dschungel auf Sumatra gewidmet war, traten wir am Freitag, den 9.April unsere Reise nach Java, der indonesischen Hauptinsel an. Für die 80 Kilometer lange Strecke nach Medan brauchte unser Bus drei Stunden, so dass uns immer noch genug Zeit für ein ausgedehntes Mittagessen und eine kurze Stadtrundfahrt blieb, bevor wir am Flughafen abgesetzt wurden. 

Rikscha, Sumatra, Indonesien
Rikschas warten auf Sumatra auf ihren Einsatz

Hier verabschiedete sich unser Reiseleiter, da es zum Konzept des Veranstalters gehörte, immer einen lokal ortsansässigen Guide mit entsprechenden Kenntnissen der Region einzusetzen. Beim Einchecken erfuhren wir, dass unser Flug mindestens eine Stunde Verspätung haben würde, worauf sofort indonesischer Pragmatismus und Hilfsbereitschaft praktiziert wurde. Die Maschine, die eigentlich schon vor zwei Stunden nach Jakarta abheben sollte, war gerade zum Einsteigen bereit, und ja, es waren tatsächlich noch neun freie Plätze im Flugzeug verfügbar. Was in Europa nie möglich gewesen wäre, wurde selbstverständlich organisiert. Schnell einchecken, Gepäck direkt zum Flieger, wir superschnell durch die ohnehin wirkungslose Sicherheitskontrolle ohne weiteres Warten an Bord und schon ging es los. Diese Aktion hat dann aber dazu geführt, dass wir früher als geplant und auch mit einem anderen Flug als geplant in Jakarta ankamen. Der trotzdem mit unserem Namensschild schon auf uns wartende Abholer des Hotels war daher so verwirrt, dass es noch über eine halbe Stunde dauerte, bis er davon überzeugt war, die richtigen Gäste vor sich zu haben und uns mit dem Bus ins Hotel brachte. Das lag wie so oft an mangelnden Sprachkenntnissen auf beiden Seiten, keiner aus unserer Reisegruppe sprach auch nur ein einziges Wort indonesisch, während der Abholer nur ein sehr gebrochenes Englisch konnte, mit dem Erklärungen, die über normale Begrüßungen hinaus gingen, schlicht nicht möglich waren.


Krakatau

Als wir so nach unserem Gefühl viel später als nötig, in Wirklichkeit aber viel früher als geplant im Hotel ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass wir am nächsten Morgen schon früh um vier Uhr zu unserem nächsten Ziel, dem Krakatau, abfahren würden. Spontan erst einmal ein wenig sauer, fügten wir uns doch bald in unser Schicksal, schließlich wollten wir ja auch rechtzeitig am nächsten Ort ankommen. Immerhin bot das Hotel selbst um diese Uhrzeit ein vollständiges Frühstück, so dass wir uns gut gestärkt auf den Weg machen konnten. 

Reisfeld, Java, Indonesien
Reisfelder auf Java, Indonesien

Am Morgen erwartete uns auch schon unser neuer Reiseleiter, der sich in den kommenden zwei Tagen als völlig überfordert und ungeeignet erwies, was dem Erlebnis der Reise zum Glück keinen Schaden zugefügt hatte. Gleich nach der Abfahrt erzählte er uns auf Englisch, dass seine Deutsch Kenntnisse nicht so gut wären und er deswegen lieber englisch sprechen wollte. Für diejenigen unter uns, die kein Englisch konnten und denen ausdrücklich eine deutschsprachige Reiseleitung zugesichert worden war, war das natürlich nicht so schön. Wir anderen halfen immer wieder aus bei der Übersetzung, was aber für die meisten ja nicht der Sinn ihres Urlaubs war. Da dieser Guide sich ohnehin nicht wirklich auskannte und daher sowieso nur sehr wenig erklärte, war die Sprache am Ende aber nicht das entscheidende Problem.

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Fischer in der Sundastraße mit dem Vulkan Rakata im Hintergrund

Nach fünf Stunden Busfahrt, die teilweise durch riesige Industriegebiete mit Stahl- und Chemiewerken führte, erreichten wir hinter Carita die große Hotelanlage, bei der unsere Bootsfahrt beginnen sollte. Erst hier erfuhren wir, dass wir die Getränke für den zweitägigen Ausflug zum Krakatau selbst mitnehmen mussten, so dass wir gezwungen waren, die überhöhten Hotelpreise zu bezahlen, das wäre wirklich sehr einfach besser gegangen. Bald darauf bestiegen wir das alte und einfach ausgestattete Fischerboot, mit dem wir uns bei schönstem Wetter auf den Weg zur Vulkaninsel machten. 

Krakatau, Indonesien, Vulkan
Der Anak Krakatau wächst jedes Jahr um fünf Meter

Schon kurz nach der Abfahrt sahen wir den Rakata, der einer der wenigen verbliebenen Reste der verheerenden Vulkanexplosion des Krakatau am 27.August 1883 war. Als wir den Rakata nach ungefähr zweistündiger Fahrt passierten, entdeckten wir dahinter den düster und abweisend wirkenden Kegel des Anak Krakatau, des „Sohn des Krakatau“. Dieser Vulkan hatte im Jahr 1928 den Wasserspiegel durchbrochen und wächst seither mit einer Geschwindigkeit von fast fünf Metern pro Jahr, heute ist er bereits knapp 500 Meter hoch. Wir umrundeten diesen beeindruckenden Berg, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider eine kleine Verschnaufpause eingelegt hatte. Außer einigen Rauchschwaden, die vom Krater am Gipfel aufstiegen war keine vulkanische Aktivität zu beobachten. 

Rakata, Indonesien
Unser Zeltplatz am Strand des Rakata

Trotzdem war die gegenüberliegende Bucht auf der Insel Rakata, wo wir unsere Zelte für die Nacht aufstellten, ein paradiesisches Plätzchen mit türkisfarbenem Wasser und dichtem Dschungel. Allein die glühende Lava für spektakuläre Fotos war uns dieses mal nicht vergönnt. Dafür fanden wir viele lustige Krebse, verschiedene Schlangen und weiteres Getier am wunderschönen Sandstrand und verbrachten hier einen tollen Nachmittag und Abend. Der Versuch, am Strand zu übernachten wurde gegen Mitte der Nacht durch einen heftigen Regenschauer beendet, so dass dann doch die Zelte genutzt werden mussten. Der Regen hielt auch noch am Vormittag an, wenn auch mit verminderter Stärke, wodurch das Frühstück am Strand zu einem eher zweifelhaften Vergnügen verkam. 

Vulkan, Anak Krakatau, Sundastraße, Indonesien
Während unseres Besuchs raucht der Krater des Krakatau nur ganz leicht

Auch während der Rückfahrt erwischten uns immer wieder kräftige Schauer, so dass wir sehr froh waren, als wir am Hotel ankamen, wo jeder von uns einen eigenen kleinen Bungalow mit allem Luxus zugeteilt bekam. Hier konnten wir ausgiebig duschen und auch die inzwischen angefallene Wäsche versorgen, die im Luftzug der Klimaanlagen schnell trocknen sollte. Das Hotel war in einem sehr gepflegten großen Park gelegen und bot eine Vielzahl von Aktivitäten, in der Mehrzahl Wassersport, die leider wegen unseres sehr kurzen Aufenthalts von uns nicht genutzt werden konnten. 

Sonnenuntergang, Java, Sundastraße, Indonesien
Sonnenuntergang an der Sundastraße

Dafür hatten wir am Abend einen wunderschönen Sonnenuntergang, bevor wir als einzige Gäste im Restaurant bedient wurden. Wie während fast der gesamten Reise, war  auch hier deutlich zu spüren, dass wir während der Vorsaison unterwegs waren, außer uns waren nur recht wenige andere Besucher unterwegs. Das war bei den Sehenswürdigkeiten natürlich von großem Vorteil, da selten jemand im Weg stand, in den Hotels und Restaurants war dadurch die Stimmung allerdings teilweise ein klein wenig gespenstisch, was wir ganz gerne in Kauf genommen hatten.


Die Reise nannte sich ja Erlebnisreise und nicht Erholungsreise und so war es nur zu verständlich, dass die Abfahrt für den nächsten Morgen um fünf Uhr angesetzt wurde, um den Flug nach Yogyakarta sicher erreichen zu können. Die Busfahrt war wieder recht lang und ohne Besonderheiten, unser Reiseleiter war auch jetzt nicht in der Lage, angemessene Information zu Landschaft und Kultur zu vermitteln, so dass wir richtig froh waren, ihn am Flughafen von Jakarta zurücklassen zu können.


Java

Yogjakarta

Yogjakarta, Java, Indonesien
Auch in Yogjakarta sind Motorräder äußerst beliebt. Allerdings wird hier Helm getragen

Die erhoffte Besserung trat dann auch direkt nach der Landung in Yogyakarta ein, dort erwartete uns eine äußerst engagierte und mit sehr guten Ortskenntnissen versehene Reiseleiterin, die sich die nächsten zwei Tage perfekt um uns kümmerte. Gleich zu Beginn warf sie das vom Reiseveranstalter vorgesehene Programm über den Haufen und brachte die verschiedenen Besichtigungen in eine geänderte Reihenfolge, die völlig ohne Stress genügend Zeit für die jeweiligen Attraktionen bot. Schon während der ersten Fahrt durch die Stadt wurde offensichtlich, dass sich Yogyakarta grundsätzlich von den bisher bekannten Gegenden auf Sumatra und im Westen Javas unterschied, es herrschte  eine fast westlich wirkende Ordnung und ein Grad an Organisation, wie wir das eher aus Städten Europas oder Amerikas kannten. 


Prambanan

Tempel, Prambanan, Yogjakarta, Java, Indonesien
Der Prambanan in Yogjakarta ist der größte hinduistische Tempel Indonesiens

Das galt auch für das gesamte Gebiet des hinduistischen Tempels Prambanan, den wir als erstes besuchten. Die Anlage war weitläufig umzäunt und sehr gepflegt, beim Eingangsbereich gab es große Parkplätze, die auch für sehr intensiven Ansturm geeignet schienen und einen großen Souvenirmarkt. Unsere Reiseleiterin zeigte uns die besten Fotoplätze und gab interessante Erklärungen, bevor sie uns für eine Stunde auf eigene Faust durch die sehenswerte Tempelanlage ziehen ließ. Der Prambanan war recht gut besucht und leider in vielen Bereichen zu Renovierungszwecken abgesperrt, trotzdem konnten wir viele schöne Motive finden und auch ein bisschen von der  Stimmung des Tempels erfahren. 


Batik

Batik, Yogjakarta, Java, Indonesien
Batik wurde in Indonesien zum Färben von Textilien entwickelt. Erst seit 1940 dürfen Batik-Stoffe auch vom Volk verwendet werden

Vom Pramabanan Tempel fuhren wir zu einer Batikwerkstatt, wo die für Yogyakarta bekannte Textilkunst hergestellt wurde. Wer wie ich bei dem Ausdruck Batik zunächst an abstrakt eingefärbte Unterhemden gedacht hatte, wurde gleich bei der Ankunft positiv überrascht. Im Ausstellungsraum hingen wunderschöne Kunstwerke, auf denen vielerlei Motive in leuchtenden Farben abgebildet waren. Nach einer einführenden Erklärung über Herstellung der indonesischen Batik machten wir uns ans Einkaufen. Dabei war für mich vor allem der zuhause verfügbare Platz für die Auswahl entscheidend, hätte ich mich nur an den Bildern orientiert, hätte ich bestimmt einige weitere Stücke kaufen können, ohne eine Chance, die jemals aufhängen zu können. Während wir uns umsahen und unsere Mitbringsel auswählten versorgte unsere Reiseleiterin uns mit frittierten Bananen und Tofustücken, die besonders gut zusammen mit den mitgelieferten kleinen grünen Chilischoten schmeckten.


Sultanspalast

Gamelan Instrumente, Sultanspalast, Yogjakarta, Java, Indonesien
Gamelan Instrumente im Sultanspalast von Yogjakarta

Den folgenden Dienstag konnte man als eindeutig der Kultur gewidmet bezeichnen. Recht früh verließen wir unser Hotel und machten uns auf den Weg zum Sultanspalast, der vor allem mehrere offene Musikpavillons zu bieten hatte. Hier konnten wir eine Vielzahl von Schlaginstrumenten besichtigen, die allerdings nur zu besonderen Anlässen gespielt wurden. Dazu waren teilweise bis zu vierzig Musiker erforderlich, die Vorführungen gingen die ganze Nacht, während der es den Zuhörern nicht erlaubt war ihre Plätze zu verlassen. Es wäre interessant gewesen, einmal in diese sicherlich eigenartige Musik hinein zu hören, für ein komplettes Konzert hätte uns aber auf jeden Fall die Ausdauer gefehlt. Außerdem hatten wir ja ohnehin nicht die Gelegenheit dazu gehabt.

Vogelmarkt Pasar Ngasem, Yogjakarta, Indonesien, Java
Eingang zum Vogelmarkt Pasar Ngasem in Yogjakarta, Indonesien

Sultansbad

Nach einem kurzen Besuch auf dem Vogelmarkt, wo von Ziervögeln und allerhand anderem Kleingetier bis zu lebenden Raupen und Würmern als Futter alles angeboten wurde, was man zu deren Haltung braucht, fuhren wir weiter zum ehemaligen Sultansbad. In diesem Bad verbrachten frühere Sultane die Freizeit zusammen mit ihren manchmal mehr als fünfzig Ehefrauen. Die Frauen badeten in den Schwimmbecken während der Sultan eine Blüte von einem Fenster im benachbarten Turm ins Wasser warf. Diejenige, die die Blüte auffing wurde die Partnerin des Herrschers für die kommende Nacht. Selbst wenn das Bad noch genutzt worden wäre, hätte der aktuelle Sultan keine besondere Spannung bei diesem Brauch empfunden. Er hatte nur eine einzige Ehefrau, was seinem Ansehen in der Bevölkerung eher schadete als nutzte. 

Sultansbad, Yogjakarta, Indonesien, Java
Sultansbad in Yogjakarta

Wayang Kulit

Direkt neben dem Sultansbad lag die Werkstatt eines Puppenmachers. Hier wurden die Wayang Kulit Figuren aus Leder hergestellt, indem die Umrisse und die innere Struktur mit feinen Werkzeugen von Hand ausgestanzt wurden. Danach wurden die Figuren bemalt, um später in Schattenspielen eingesetzt zu werden, oder um an Touristen wie uns verkauft zu werden. Genauso wie die Batikkunst war auch das Wayang Puppentheater in die Liste der „Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ der UNESCO aufgenommen worden, wodurch Yogyakarta in dieser Beziehung eine weltweit führende Position eingenommen hatte.

Wayang Kulit Figuren, Yogjakarta, Indonesien, Java
Wayang Kulit Figuren aus Yogjakarta, Indonesien

Borobudur

Nach den Besuchen der Sehenswürdigkeiten von Yogyakarta machten wir uns auf den Weg zum Borobudur, einer einmaligen buddhistischen Tempelanlage 40 Kilometer nordwestlich der Stadt. Mehr als zwei Stunden bewunderten wir die einzigartigen Wandreliefs, die auf einer Gesamtlänge von über fünf Kilometern das Leben Buddhas beschrieben, sowie die vielen Stupas auf den höheren Ebenen, die jeweils eine sitzende Buddhafigur beinhalteten. 

Borobudur, Tempel, Java, Indonesien
Auf den oberen Ebenen des Borobudur Tempels befinden sich 72 Stupas mit sitzenden Buddha Statuen

Es hieß, dass man alle Ebenen im Uhrzeigersinn umrunden solle, um sich auf dieser Pilgerwanderung seiner Erleuchtung nähern zu können. Keiner von uns machte sich diese Mühe, so dass wir nicht erfuhren, ob es denn geklappt hätte. Allerdings wären unsere zwei Stunden für eine meditative Reise dafür auch bei weitem nicht ausreichend gewesen. Die meisten Reiseteilnehmer drängten schon vor Ablauf der vereinbarten Zeit wieder weiter, wahrscheinlich hatten sie schon genug von diesen vielen alten Steinen. Mit Mühe entkamen wir dem Heer der Souvenirverkäufer und machten uns auf den Rückweg. 

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Meditierender Buddha in einer Stupa am Borobudur Tempel auf Java, Indonesien

In Mendhut, vier Kilometer von Borobudur, besichtigten wir einen weiteren, sehr kleinen Tempel, der den Buddha Maitreya in sitzender Haltung zeigte. Das war Javas kunsthistorisch bedeutendste Buddhafigur. 

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Aufrecht sitzender Buddha im kleinen Tempel Mendhut bei Borobudur

Der nächste Stopp bei einer Silberschmiede war bezeichnenderweise ebenso lang wie unser Besuch des Borobudur selbst. Hier gab es eine beeindruckende Auswahl an Schmuck und selbst hergestellten Figuren, insbesondere Buddhaskulpturen, die zu angemessenen Preisen verkauft wurden. Ich hatte das Glück, dass die von mir ausgewählte Figur nur in einer größeren Ausführung vorrätig war, als ich sie eigentlich wollte. Nach einigen Verhandlungsrunden erhielt ich meinen Silberbuddha zum Preis des kleineren, sodass ich mit umgerechnet 63 Euro für die 10 cm große Figur recht günstig wegkam. Zurück in Yogyakarta legten wir einen für mich wichtigen Halt bei Starbucks ein, damit ich dort meine Sammeltasse kaufen konnte. In dem großen Einkaufszentrum gab es natürlich auch für die anderen Reisenden die Möglichkeit, verschiedene Dinge nachzukaufen, die sie für die nächsten Tage noch brauchen konnten. Damit endete auch schon unser Besuch in dieser kulturell hochklassigen Stadt und wir flogen am Abend weiter nach Bali, wo wir in Denpasar eine einzige Nacht in einem sehr guten Hotel verbrachten.


Komodo

Rinca

Allerdings konnten wir auch diesmal den Luxus des Hotels nicht genießen, da wir schon vor dem Frühstück am nächsten Morgen wieder zum Flughafen mussten, um unser nächstes Zwischenziel, die Insel Flores, zu erreichen. Dort am kleinen Flugplatz angekommen, hatten wir wieder einmal die moderne Zivilisation hinter uns gelassen. Mit mehreren Autos wurden wir zum Hafen gebracht, wo unser Schiff schon auf uns wartete. Da das Schiff nicht an der Hafenmole festgemacht hatte, mussten wir mit einem kleinen Beiboot übergesetzt werden, um an Bord zu gelangen.

Labuan Bajo, Flores, Indonesien
Der Hafen von Labuan Bajo auf der Insel Flores ist Ausgangspunkt unserer kleinen Schiffsreise

Wir waren alle sehr gespannt, wie die zugesagten Einzelkabinen aussehen würden und einige waren sehr ernüchtert, als sie feststellten, dass nur Vorhänge an den einzelnen Kojen als Abtrennung zum großen Schlafraum vorhanden waren. Offensichtlich hatten sie keine Vorstellung davon, wie es auf einem kleineren  Schiff aussieht und erwarteten etwas in der Art eines großen Kreuzfahrtdampfers. Gemütlich tuckerten wir durch eine schöne Inselwelt, die den Kornaten im kroatischen Teil des Mittelmeers recht ähnlich war. Bei der Insel Rinca ankerten wir in der Bucht von Loh Buaya und setzten mit dem Beiboot über zum Anlegesteg.

Sea Star, Komodo Nationalpark, Indonesien
Fahrt mit der Sea Star in Richtung Komodo Nationalpark

Zunächst wanderten wir etwa einen Kilometer bei drückender Hitze ins Innere der Insel, wo sich das Besucherzentrum des Nationalparks befand, wenn auch die kleine und einfache Hütte die Bezeichnung „Zentrum“ nicht wirklich verdiente. Hier bezahlten wir unsere 15 Dollar Eintrittsgebühr, die auch den Besuch der Insel Komodo am nächsten Tag erlaubte. Von hier begannen wir in Begleitung eines Führers unsere Wanderung über die Insel. Gleich zu Beginn, bei den Unterkünften der Parkangestellten, entdeckten wir einige Komodowarane unter einer der auf Pfählen stehenden Hütten. Träge und nicht gerade ästhetisch präsentierten sich die Riesenechsen und erzeugten bei uns ein kaum gekanntes Gefühl von Ekel und Respekt. Immerhin waren sie nicht ganz ungefährlich und wurden von unseren Führern manchmal nur mit Hilfe der eigens dafür vorgesehenen gespaltenen Stöcke abgewehrt. 

Rinca, Indonesien
Trockene Landschaft bei der Wanderung über die Insel Rinca

Während der Wanderung entdeckten wir verschiedene einzelne Exemplare auf oder neben dem Weg, die wir jeweils in sicherem Abstand umgingen. An einer Stelle, wo der Weg ein ausgetrocknetes Bachbett querte, lag ein toter Hirsch, aus dem bisher nur wenige Brocken herausgebissen waren. Leider war weit und breit kein Waran zu sehen, obwohl das doch eine ausgezeichnete Nahrungsquelle für sie gewesen war. Wir entschlossen uns, zu warten, bis einer der Drachen erscheinen sollte und tatsächlich dauerte es nicht lange, dass einer aus der entgegengesetzten Richtung den Weg entlang kam. Jetzt war natürlich die ganze Reisegruppe zwischen dem Waran und seiner Beute, so dass er sich in die Büsche schlug und seinerseits wartete, bis wir verschwunden waren. Das Tier hatte bessere Nerven als wir, unser Guide empfahl, weiter zu gehen und beim Rückweg die dann sicherlich vorhandenen Warane zu beobachten. So kamen wir nach einiger Zeit an ein Wasserloch, von dem wir wussten, dass hier ein verwundeter Wasserbüffel im Sterben lag. 

Büffel, Komodo Waran, Rinca, Indonesien
Büffel verteidigen ihren Artgenossen gegen Angriffe der Komodo Warane

Wie angenommen waren an der gleichen Stelle schon sechs Komodowarane, die auf das Verenden des Büffels warteten, um ihn danach ohne Risiko fressen zu können. Solange er noch lebte wurde er nämlich von einigen seiner Artgenossen beschützt und verteidigt, was es für die Warane zu gefährlich machte, jetzt schon über ihr Opfer herzufallen. Sie umkreisten zwar immer wieder den verwundeten Büffel, doch die anderen machten beständig klar, dass im Falle eines Angriffs mit ihnen zu rechnen sei.

Komodo Waran, Rinca, Hirsch, Indonesien
Drei Komodo Warane machen sich auf der Insel Rinca über die Überreste eines großen Hirsches her

Während des Rückwegs waren wir natürlich sehr gespannt, was wir bei unserem Hirsch nun vorfinden würden. Natürlich hätten wir auch unser Hirn benutzen und uns leise und vorsichtig anschleichen können, aber wir waren ja im Urlaub. Laut tratschend und stampfend erreichte die Gruppe die Bachquerung, die ersten konnten sogar noch einen Waran davoneilen sehen, danach war die Szene wie schon zuvor. Der Hirsch lag verlassen da, von fressenden Komodowaranen keine Spur. Wir warteten. Doch nach einer einstelligen Anzahl von Minuten entschied die Mehrzahl der Gruppe zusammen mit dem örtlichen Guide, dass in absehbarer Zeit kein Waran mehr hier erscheinen würde und dass es deswegen Zeit wäre, weiter zu gehen. Ich war dagegen und wollte mir auf keinen Fall die Chance entgehen lassen, diese Riesenechsen in freier Natur beim Fressen zu beobachten. So blieb ich zurück und hatte das Glück, dass unser Reiseleiter, der mit den Verhältnissen des Parks natürlich bestens vertraut war, ebenfalls nicht der Gruppe folgte. Nachdem sich uns noch Birgit angeschlossen hatte, waren wir also zu dritt, nicht zu viele, um Lärm zu machen und doch genug, um uns im Notfall  verteidigen zu können. Wir warteten ungefähr fünfzehn Minuten und gaben danach leicht frustriert auf. Keine Bewegung, kein noch so geringes Zeichen der Anwesenheit von Waranen war erkennbar gewesen. Nachdem wir schon etwa 400 Meter zurückgelegt hatten, kam uns auf unserem Weg ein einzelner Komodowaran entgegen, dem wir nur durch eine Flucht ins Unterholz ausweichen konnten. Wir schauten uns kurz an und waren uns einig, das sollte unsere letzte Chance sein. In einigem Abstand folgten wir leise dem Waran und wurden bei unserer nun dritten Ankunft bei dem toten Hirsch endlich belohnt. Drei der Echsen waren damit beschäftigt, Fleisch aus dem Kadaver zu reißen, während wir versuchten unbemerkt so nah wie möglich an die Szene heran zu kommen. Schon nach wenigen Klicks der Kamera wurden die Tiere auf uns aufmerksam und schauten mit offensichtlichem Missfallen in unsere Richtung, wodurch die inzwischen sowieso sehr hohe Spannung noch weiter gesteigert wurde. Unser Guide wollte weg, ich wollte noch weitere Bilder machen. Bald siegte die Vernunft, oder war es doch ein bisschen Angst vor einem Angriff der Riesenviecher? 

Rinca, Loh Buaya, Indonesien
Bei der Insel Rinca ankern wir in der Bucht von Loh Buaya

Jedenfalls machten wir uns nun überglücklich und vollgepumpt mit Adrenalin endgültig auf den Rückweg zum Rest der Gruppe. Hier waren inzwischen einige sauer geworden, hatten wir doch durch unser Verhalten alle anderen Teilnehmer zum Warten gezwungen und ihnen dadurch wertvolle Zeit ihres für später geplanten Schnorchelvergnügens gestohlen. Egoistisch wie wir waren, haben wir uns trotzdem weiter über unser Erlebnis gefreut und dem Reiseführer einen Extrabonus für seine Geduld zugesteckt. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Schwimmen und auf dem Schiff, wo wir bis spät in die Nacht zusammen saßen. Die Temperatur war seit Anbruch der Dunkelheit angenehmer geworden, es war aber immer noch sehr warm und über uns wölbte sich ein einzigartiger Sternenhimmel, was viele von uns dazu veranlasste, an Deck zu schlafen. Wir schliefen auch noch, als wir bei Morgengrauen den Anker lichteten und Kurs auf Komodo nahmen, wo wir uns auf die Suche nach weiteren der nach dieser Insel benannten Waranen machen wollten.


Komodo

Wie am Vortag sahen wir während der Wanderung einzelne Warane im Wald, bis wir an der ehemaligen Fütterungsstelle auf ein besonders großes Exemplar stießen. Hier wurden bis vor einigen Jahren Fütterungen durchgeführt, um sicher zu stellen, dass man wenigstens hier einen Blick auf die Echsen werfen konnte. Unser Riesenwaran lag erst einige Zeit reglos in der Sonne, posierte dann mit weit geöffnetem Maul für die Kameras und machte sich zuletzt auf den Weg, wobei er ständig züngelnd im angrenzenden Wald verschwand.

Komodo Waran, Komodo, Indonesien
Riesiger Komodo Waran auf der Insel Komodo

Wir hatten nun auch genug von diesen grundsätzlich widerlichen Tieren, die nur wegen ihrer Seltenheit und wegen ihres beinahe prähistorischen Aussehens einen Besuch wert waren und wanderten zurück zum Schiff, das in der Bucht von Loh Liang auf uns wartete. Nach drei Stunden ruhiger Fahrt erreichten wir am Nachmittag unseren Ausgangspunkt Labuan Bajo auf Flores, wo unsere Reise mit der „Sea Star“ zu Ende ging. Nach einer angenehmen Nacht in sehr komfortabler Lodge, in der wir wieder einmal die einzigen Gäste waren, besuchten wir am nächsten Vormittag die Höhle Batu Cermin, die nette Tropfsteine, vor allem aber viele Fledermäuse und gruselige Spinnen beheimatete.

Spinne, Höhle, Batu Cermin, Flores, Indonesien
Seltsame Spinne in der Höhle Batu Cermin

An diesem Freitagnachmittag flogen wir zurück nach Bali, wo der erste Teil meiner Indonesienreise zu Ende ging. Für alle anderen Mitglieder der Gruppe sollte von hier am nächsten Tag der Rückflug nach Deutschland erfolgen. Es kam aber anders.


Eyjafjallajökull

Wir erfuhren, dass gerade zu dieser Zeit der Vulkan Eyjafjallajökull auf  Island einen sehr heftigen Ausbruch hatte und dass wegen der dabei ausgestoßenen Aschewolke fast alle europäischen Flughäfen bis auf weiteres geschlossen waren. Der Rest war an diesem Abend Spekulation, da keine zuverlässige Information zu bekommen war. Natürlich hatten wir damit ein klar definiertes Gesprächsthema für das Abschiedsessen, das heute am Strand von Bali für uns organisiert war. Die Freude an den hervorragenden Fischplatten war verständlicherweise für die meisten stark eingeschränkt, während ich beinahe ein schlechtes Gewissen bekam, da ich ja zumindest für die kommende Woche nicht von dem plötzlich aufgetretenen Problem betroffen war. Nachdem wir am nächsten Morgen die Information hatten, dass wirklich kein einziger Flieger in Deutschland oder in einem der angrenzenden Länder landen konnte, empfahl ich denen, die es sich erlauben konnten, einfach noch einige Tage auf Bali zu bleiben, bis sich die Situation geklärt hätte. Das wäre auf jeden Fall angenehmer, als unterwegs bei einer Zwischenlandung an irgendeinem Flughafen stecken zu bleiben. Einige versuchten trotzdem, nach Hause zu kommen, bis auf zwei konnten sie aber nicht einmal einchecken und wurden schon am Flughafen Denpasar zurück ins Hotel geschickt. Für mich war die ganze Aufregung zunächst nicht so entscheidend, ich hoffte nur, dass sich die Asche bis zu meinem Rückflug eine Woche später verzogen haben würde.