Anreise
Vorbereitung und Anreise nach Busan |
Busan
Industriestadt im Süden |
Tongdosa Tempel
Buddhistischer Tempel mit Dreibogenbrücke und Chrysanthemen-Bäumchen |
Gyeongju
Bulguksa Tempel, Markt, Königsgräber und Feng Shui Dorf |
Haeinsa Tempel
Tempel in den Bergen mit der Tripitaka Koreana |
Suwon
Heimatstadt von Samsung |
Seoul
Gangnam und Kaiserpalast |
Entmilitarisierte Zone
Grenzgebiet zwischen Süd- und Nordkorea |
Seoul
Buntes Viertel Insadong |
Shanghai
Gigantische Metropole mit Stil in China |
Wie schon zwei Jahre zuvor wollten wir 2016 eine Urlaubsreise nach Italien unternehmen. Damals wurde aus der geplanten Reise nach Rom ein Besuch in Shanghai, diesmal standen die Liparischen Inseln mit dem aktiven Vulkan Stromboli auf dem Programm. Nach Hinweisen eines früheren Kollegen von Andrea hatten wir bereits ein schönes Hotel gebucht und auch schon eine Anzahlung geleistet, als eines Tages in der Zeitschrift eines Fachverbandes eine knapp zweiwöchige Fachexkursion nach Südkorea angeboten wurde, die als Sahnehäubchen sogar noch eine Verlängerungsmöglichkeit in Shanghai beinhaltete. Italien sollte es also wieder nicht sein, kurz entschlossen buchten wir die Reise nach Korea und stornierten die Buchung auf Lipari. Da es sich bei der Fachexkursion um eine vollständig organisierte Gruppenreise handelte, waren keinerlei Planungen und Vorbereitungen unsererseits erforderlich, nicht einmal Visa für China mussten besorgt werden, weil inzwischen freie Kurzbesuche ohne Visum in China möglich geworden waren.Wir flogen am 29. Oktober nach Busan in Südkorea, reisten bis zum 5. November mit dem Bus durch das Land und verbrachten anschließend 3 Tage in Shanghai.
Samstag, 29.Oktober 2016
Obwohl wir schon sehr rechtzeitig am Terminal 2 des Frankfurter Flughafens ankommen, hat sich dort schon eine sehr lange Warteschlange vor dem Check in Schalter der China Eastern gebildet. Es dauert zwar seine Zeit, dennoch erhalten wir ohne weiteres Fragen zwei Sitzplätze nebeneinander, sogar mit Fensterplatz. Der lange Flug nach Shanghai verläuft recht angenehm und wir kommen am Sonntag früh pünktlich am Flughafen Pudong an. Nun müssen wir leider mehrere Stunden auf den Weiterflug ins koreanische Busan warten, wofür wir uns für 1000 RMB einen Platz in der kleinen Lounge kaufen, damit wir nicht die ganze Zeit auf unbequemen Bänken im Abflugbereich verbringen müssen. Immerhin sind in dem Betrag unbegrenzte Getränke und kleinere Gerichte enthalten, so dass es unsere wichtigste Aufgabe ist, darauf zu achten dass wir nicht beide gleichzeitig einschlafen.
Sonntag, 30.Oktober 2016
Gegen halb sechs am Abend erreichen wir endlich Busan, wo die Einreise recht zügig verläuft und auch das Gepäck aller Reiseteilnehmer vollständig angekommen ist. Nachdem wir wegen der ungünstigen Organisation der Reise mit der völlig unnötigen langen Wartezeit in Shanghai schon einigermaßen angespannt sind, eröffnet uns der Reiseleiter gleich nach der Ankunft, dass er einige Programmpunkte der Ausschreibung entfallen lassen muss, sie seien aus Zeitgründen so nicht realisierbar. Auf Nachfragen erklärt er, dass das beschriebene Programm ja nur einen möglichen Reiseablauf aufzeigen würde, aber nicht als verbindlich anzusehen sei. Ich erkläre ihm, dass wir genau für den Besuch der im Programm gelisteten Sehenswürdigkeiten eine Menge Geld bezahlt hätten und dass wir dafür auch eine entsprechende Gegenleistung erwarten würden. Er verspricht, sein bestes zu tun.
Wir besteigen unseren großen Reisebus, der uns die ganze Fahrt durch Südkorea erhalten bleiben wird und genügend Raum für die gerade einmal elf Reisende zählende Gruppe bietet und fahren lange quer durch Busan bis zum berühmten Fischmarkt Jagalchi, dessen Hallen in den Abendstunden leider schon geschlossen sind.
Auf den Straßen um den Markt ist immerhin noch einiger Betrieb, wir sehen viele interessante Fischstände, an denen immer noch frische Ware direkt aus großen Glasbehältern angeboten wird auch wenn die meisten Kunden ihre Einkäufe für diesen Tag schon beendet haben. Unser Guide lässt uns nur wenig Zeit um zu fotografieren, hatte er doch einen Tisch in einem nahegelegenen Restaurant für die Gruppe reserviert.
Dort kommen wir in einen riesigen Raum mit langen Tischen, in die in regelmäßigen Abständen kleine Gasgrills eingebaut sind. An einem großen Buffet finden wir Zutaten von allerlei eingelegtem Gemüse, Meerstiere bis viele verschiedene rohe Fleischsorten, die wir uns nach Belieben zusammenstellen können und die dann am Tischgrill zubereitet werden. Das erfordert zu Beginn ein wenig Übung, sind wir doch diese Art des Essens nicht gewöhnt, doch nach kurzer Zeit und mit teilweiser Hilfe der zuvorkommenden Angestellten macht das einen großen Spaß und funktioniert problemlos. Insbesondere die Benutzung einer Haushaltsschere zum Portionieren der Fleischstücke findet eine besondere Beachtung, das kommt uns erst fremd vor, ist aber gleich darauf als sehr praktische Methode angenommen. Nach dem Essen bewundern wir noch ein auffallendes und aus unserer Sicht erschreckendes Schaufenster eines Tiergeschäfts, in dem kleine Hunde wie drollige Spielzeuge präsentiert werden. Anschließend lange Fahrt mit unserem Bus zum Hotel in Haeundae Beach, einem sehr beliebten Badeort in der Nähe von Busan.
Montag, 31.Oktober 2016
Das Frühstück im Hotel ist ein wenig gespenstig und ungemütlich. Außer uns ist nur noch eine andere deutsche Reisegruppe des gleichen Veranstalters anwesend, ansonsten ist der Saal leer, das Personal bemüht sich, das streng abgezählte Frühstück, das immerhin gut schmeckt und in der Menge ausreicht, einigermaßen zügig zu verteilen. Wir fahren nur eine ganz kurze Strecke vor zum Strand und machen dort einen netten Spaziergang auf einer hübschen Halbinsel, auf der sich ein sehr feines Kongressgebäude befindet, das eigens für die Konferenz der Asiatisch Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft APEC 2005 erbaut wurde, und schöne Blicke aufs Meer erlaubt. Es ist ein bisschen schade, dass wir die Zeit nicht mit einer Stadtbesichtigung von Busan besser nutzen können, aber dafür ist der Weg von hier zu weit.
Wir fahren hinaus zum Tongdosa Tempel, dem Haupttempel des buddhistischen Jogye Ordens in der Nähe von Yangsan. Vom Parkplatz unterhalb des Tempelgeländes gelangen wir nach einem kurzen Fußmarsch zur malerischen Drei-Bogen-Brücke, die zum anderen Ufer eines Gebirgsbaches führt.
Dort liegen in einer geraden Linie die drei den Eingang zum Tempel bildenden Tore, deren mittleres, das Sawangchon, die Wächter der vier Himmelsrichtungen beherbergt. Jeweils zwei von ihnen sind links und rechts des Zugangs angeordnet und schützen den Tempel mit ihrem furchterregenden Aussehen seit hunderten von Jahren vor Dämonen und anderem Unheil. Nicht weit hinter den Toren stehen einzelne zu schönen Halbkugeln aus gelben und lila Chrysanthemen geformte Bäumchen, an denen Zettelchen mit Wünschen an die guten Geister im Wind flattern.
Auf dem weitläufigen Tempelgelände finden wir mehrere Schreine und einige Gebetshallen, in denen gerade Gottesdienste stattfinden. Wie bei Buddhisten üblich, werden vor Betreten der Gebetshallen die Schuhe außen abgestellt, das sieht teilweise aus, wie in einem gut sortierten und modernen Schuhgeschäft.
Nach etwa einer Stunde verlassen wir die angenehme Atmosphäre des Tongdosa Tempels und fahren weiter in die Industriestadt Ulsan, wo wir vor einem großen Hyundai Department Store anhalten, um in diesem Einkaufszentrum auf eigene Faust etwas essen zu gehen. Wir fühlen uns kurz etwas hilflos, da wir ja überhaupt nichts lesen können, stellen aber bald fest, dass dieses Kaufhaus genau gleich aufgebaut ist, wie fast alle anderen irgendwo auf dieser Welt. Im Erdgeschoss befinden sich die Geschäfte für Kosmetik und Schmuck, in den ganz oberen Stockwerken sind die Restaurants und im Untergeschoss Lebensmittelgeschäfte und Imbissstände, die wir uns als heutiges Ziel aussuchen, weil man dort oft genau sieht, was man bekommen wird und dabei sogar die Preise meist recht niedrig sind. Wir finden bald einen Stand, der uns zusagt und können uns dort mithilfe der aushängenden Bildchen ausreichend gut verständigen. Gut gestärkt nach leckerem Essen besteigen wir unseren Bus und fahren zur nahegelegenen Hyundai Heavy Industries Schiffswerft, einer der größten Werften der Welt. Hier wird uns während eines Rundgangs durch das firmeneigene Museum die Geschichte des Unternehmens erklärt, die sich im Wesentlichen um den Firmengründer Chung Ju-yung dreht. An großen Modellen werden die wichtigsten Schiffe der Werft erklärt und an einem riesigen Diorama können wir die Ausdehnung des Werks mit seinen vielen Trockendocks und Hallen gut erkennen. Weil die Werft teilweise auch Militärschiffe baut, sind bei der anschließenden Rundfahrt mit dem Bus leider keine Fotos erlaubt. Es ist schon gigantisch, wie die einzelnen Elemente der Großschiffe in Hallen vormontiert werden, um dann mit riesigen Tiefladern zum Trockendock gebracht zu werden, wo sie an den bereits vorhandenen Teil des Rumpfes angesetzt werden. Zur Zeit unseres Besuchs werden in Ulsan gerade 15 große Schiffe gebaut, von denen sich einige erst im Anfangsstadium befinden, während andere mit der Lackierung bereits kurz vor ihrer Fertigstellung stehen. Von der Werft fahren wir zu Hyundai Motors, einer Fabrikanlage, die fünf Automobilwerke für verschiedene Fahrzeuge des Konzerns umfasst und die einen eigenen Hafen besitzt, von dem täglich viertausend Autos in alle Welt verschifft werden. Wir besichtigen die Montage des Hyundai i30, die verglichen mit deutschen Fahrzeugmontagen nicht besonders modern wirkt, anscheinend lassen die koreanischen Löhne zu, dass hier ein recht großer Anteil der Arbeiten durch Werker und nicht durch Roboter wie z.B. bei Audi in Ingolstadt erledigt wird.
Nach den Werksrundgängen fahren wir weiter in die Stadt Gyeongju, die am Fuße des koreanischen Taebaek Gebirges liegt. Wir wohnen im Commodore, einem großen Touristenhotel an einem schönen Stausee. Zum Abendessen treffen wir uns in einem kleinen Restaurant gegenüber des Hotels und haben am Tisch gegrillten Schweinebauch, der mit allerlei Gemüse in Sesamblätter gewickelt und so verspeist wird. In Korea ist es nicht üblich, dass im Restaurant ein Nachtisch angeboten wird, doch unnötigerweise gibt es nebenan ein Café mit äußerst leckerem Schokoladenkuchen, den wir natürlich nicht auslassen können.
Dienstag, 1.November 2016
Gyeongju ist das Zentrum eines sehr beliebten Ausflugsgebiets mit vielen Sehenswürdigkeiten, die häufig besucht werden. Entsprechend voll ist es im großen Frühstücksrestaurant, viele überwiegend einheimische Reisegruppen sorgen dafür, dass keine gemütliche Atmosphäre aufkommen kann. Wir fahren durch schöne, herbstlich bunte Wälder zum Berg Tohamsan, wo wir nahe des Gipfels eine kurze Wanderung zur Seokguram Grotte unternehmen. Vom Weg haben wir teilweise gute Sicht zum Koreanische Ostmeer, es ist sehr kalt, wir sind froh, einigermaßen warme Bekleidung mitgenommen zu haben. Nach etwa einem Kilometer erreichen wir die Seokguram Grotte, eine im achten Jahrhundert künstlich angelegte Höhle, in der sich eine 3,45 m hohe Statue eines sitzenden Buddhas aus weißem Granit befindet.
Danach besuchen wir den deutlich tiefer liegenden Bulguksa Tempel, wo die Temperatur jetzt wesentlich angenehmer ist, als zuvor oben auf dem Gipfel. Während der Besichtigung des Tempels fallen besonders die vielen farbenfrohen Papierlampions auf, die in vielen Gängen und an großen Gestellen an der Decke hängen, jeder der Lampions trägt einen der bei Buddhisten sehr beliebten Zettel mit individuellen Wünschen.
Nach diesem bereits sehr interessanten Vormittagsprogramm fahren wir zurück nach Gyeongju, wo wir auf einem lokalen Markt ein Mittagessen suchen möchten. Am Markt angekommen sehen wir zunächst nur einige wenige Obst- und Gemüsestände auf dem Gehweg einer recht stark befahrenen Hauptstraße. Zwischen den Ständen führen enge Gässchen in eine große Halle, die links und rechts mit kleinen Marktständchen gesäumt sind, an denen allerlei Krimskrams, Schuhe, Obst und Gemüse, sowie undefinierbare lokale Gerichte angeboten werden.
Einige Meter tiefer im Inneren der Markthalle kommen wir zu einem großen Bereich mit vielen kleinen Garküchen, an denen man sich seine Speisen aus einem großen Angebot selbst zusammenstellen und an schmalen Tischen und langen Bänken verzehren kann. Das sieht alles sehr lecker und vor allem sehr farbenfroh aus, es ist allerdings nicht leicht zu erkennen um was es sich jeweils handelt. Wir bekommen sofort den Eindruck, dass ein Gericht umso schärfer schmecken wird, je mehr rote Anteile sich darin befinden. Fleisch kann ganz gut von Fisch unterschieden werden und die heimischen Gemüsearten kennen wir ja meist sowieso nicht. Wir entdecken unseren Reiseführer und lassen uns von ihm das System erklären, es handelt sich um eine Art von „All you can eat“ Angeboten, die eine beliebige Auswahl von Speisen, eine Suppe und eine Schale Reis beinhaltet. So ist es ganz einfach für uns, von jeder der am besten aussehenden Schüsseln etwas zu nehmen. Die Köchin fragt uns etwas, was wir nicht verstehen, denken aber, dass es richtig ist, jetzt zustimmend zu nicken, worauf jeder eine Schale Suppe hingestellt bekommt. Nach einer weiteren Frage kommt jeweils eine Schale Reis. Auf einmal sieht Harald, einer der Reiseteilnehmer unserer Gruppe, bei einem weiteren Gast, dass es auch noch eine zweite Art von Suppe gibt, die ihm nach ihrem Aussehen zu schließen wahrscheinlich besser schmecken könnte. Mit einigen Gesten schafft er es, der Köchin klar zu machen, was er wünscht, worauf sie seine angefangene Suppe wieder zurück nimmt, den Rest in den großen Suppentopf schüttet und die Schale mit der anderen Suppe befüllt, alles ganz einfach und ganz unkompliziert.
Wir schlendern noch ein wenig zwischen den Marktständen umher bis es Zeit wird, dass wir wieder weiterfahren. Noch innerhalb der Stadt kommen wir zum Tumuli Park, einer Ansammlung von 23 Hügelgräbern, die sich wie grasbewachsene Halbkugeln auf dem Gelände verteilen. Es soll sich dabei um die Ruhestätten früherer Könige und Herrscher des Silla Reiches handeln, wobei wohl nicht vollständig geklärt ist, wie es zu dieser auffallenden Häufung ähnlicher Hügel gekommen war. Eines der Gräber kann besichtigt werden, in ihm sind einige Funde wie in einem kleinen Museum ausgestellt.
Nachdem wir eine Zeit durch den Park spaziert sind möchte unser Guide weiterfahren, doch wir bestehen darauf, die nebenan liegende und sehr berühmte Sternwarte Cheomseongdae, die auch im Programm angekündigt wurde, ebenfalls zu besichtigen. Immerhin soll es sich dabei um das älteste erhaltene Observatorium in Ostasien handeln. Die wahre Bedeutung des relativ kleinen Türmchens verbirgt sich jedoch auch hier hinter einer Reihe von Vermutungen und muss erst noch erforscht werden. Ähnlich wie bei den Gräbern zuvor haben wir den Eindruck, das Land möchte so gerne Bauwerke und Kultstätten von hohem historischem Wert vorweisen können, war aber bisher kaum in der Lage, die Hintergründe dieser Plätze im Detail herauszufinden.
Von Gyeongju ist es etwa eine halbe Stunde bis zum traditionellen Dorf Yangdong, einem aus der Joseon Dynastie stammenden Klan-Dorf, das bis heute überwiegend so genutzt wird wie zu seiner Gründungszeit. Das Dorf stellt eine weitgehend ideale Umsetzung der Feng Shui Prinzipien dar, es liegt an einem Berghang, der von der Rückseite her Schutz bietet und ist zum Tal mit seinem Fluss hin offen. Es ist eine etwas unwirkliche Mischung aus Museum und ausgestorbenem Dorf, in dem so gut wie keine Menschen zu sehen sind. Interessant ist die Besichtigung eines der Gebäude, das gerade leer steht und in dem damalige Bauweise und Aufteilung recht gut zu erkennen sind. Nach unserer Rückkehr haben wir in einem kleinen Restaurant verschiedene unterschiedlich zubereitete Gerichte mit Hühnchen, die teilweise außerordentlich scharf sind. Auch heute gibt es danach einen leckeren Schokoladenkuchen im Café daneben.
Mittwoch, 2.November 2016
Heute ist sogar noch mehr Betrieb beim Frühstück, anscheinend wollen alle Gruppen den Tag nutzen und gleichzeitig das Hotel verlassen. Wir haben eine recht lange Fahrt bis zum Gayasan Nationalpark, den wir über enge und kurvige Bergsträßchen erreichen.
Hier wandern wir auf gut ausgebautem Weg hoch zum Eingang des Haeinsa Tempels und von dort weiter bergan durch die Tore des Tempels bis zur Haupthalle Daejeokkwangjeon, der „Halle der großen Stille und des Lichts“.
Wir verbringen ein paar ruhige Minuten in der großen Stille dieser Halle und erkunden dann einige der Nebengebäude. Überall sind prächtige Figuren zu sehen, deren Bedeutung wir kaum erahnen können, die aber auch auf uns den Eindruck einer höheren Macht machen.
Hinter der Haupthalle geht es über steile Stufen weiter hoch zum Janggyeong Panjeon einem durch eine Steinmauer umschlossenen Bereich, in dem sich die Tripitaka Koreana befindet. Auf ihren 81.258 Druckstöcken aus Birn- und Kirschholz werden seit dem 13. Jahrhundert die Lehren Buddhas aufbewahrt, seit 1457 befinden sie sich in den heutigen Holzhallen, deren durchdachtes Belüftungssystem eine Verwitterung der Druckstöcke wirksam verhindert. Glücklicherweise blieb dieser Teil des Tempels von den sieben großen Bränden verschont, die das Kloster in den vergangenen Jahrhunderten heimgesucht hatten. Wir sind ein klein wenig enttäuscht, dass wir die Hallen nicht betreten dürfen, allerdings ist das natürlich gut zu verstehen, die Mönche wollen ihren Schatz ja nicht unnötig gefährden. So bleibt uns nur der Versuch, die gelagerten Druckstöcke so gut wie möglich durch die hölzernen Gitterstäbe hindurch zu fotografieren.
Die Großstadt Daegu, die wir nach einer weiteren langen Busfahrt erreichen, hat nichts Besonderes für uns zu bieten. Wir besuchen zwar ein Kräutermuseum und schlendern eine Zeit lang durch die Gassen der Innenstadt, sind aber schließlich ganz froh, als wir an unserem Hotel neben dem Messegelände ankommen und den Tag beschließen können. Abends bestellen wir im Restaurant eine Fischplatte, die super lecker aussieht und mit den vielen kleinen Beilagen auch sehr gut schmeckt, allerdings haben wir schon größte Mühe, die Fische mit den in Korea üblichen Metallstäbchen auch nur einigermaßen fachgerecht zu greifen und zu zerlegen. So bleibt am Ende doch einiges vom Fisch mit den Gräten auf unserer Platte liegen. Auf einer Art Schnäppchenmarkt vor den großen Messehallen und Kaufhäusern kaufen einige der Reiseteilnehmer noch wertvolle Markenartikel zu unschlagbar niedrigen Preisen, zumindest glauben sie fest daran. Wie immer, ist das auch dieses Mal nichts für uns.
Donnerstag, 3.November 2016
Wir fahren quer durch Südkorea nach Suwon, der Heimatstadt des Samsung Konzerns. Hier bummeln wir durch die Gänge des traditionellen Marktes, sehen dort für uns ungewöhnliche Schweinsköpfe, die als Ganzes zum Verkauf angeboten werden und staunen über die riesige Mengen an Chilischoten, von denen ein großer Teil an Ort und Stelle zu Pulver gemahlen wird.
Aber auch Textilien und, für Maßanfertigungen, kleine Nähereien gehören zum Angebot des Marktes. Von der ausgedehnten Burganlage Hwaseong, die die Stadt wie eine Festungsanlage umschließt ist der Kontrast zwischen Tradition und Moderne recht gut zu spüren.
Von hier ist es jetzt nicht mehr weit nach Seoul, wo wir zunächst den hypermodernen Stadtteil Gangnam besuchen. Im Samsung D’Light zeigt der Konzern, wie man sich die Zukunft vorstellen könnte. Von gigantischen Bildschirmen bis hin zur virtuellen Wohnungseinrichtung in Echtzeit ist alles zu sehen. Der Gipfel ist aber die virtuelle Fahrt in einer Achterbahn. Mit 3D Brillen sitzen wir festgeschnallt in beweglichen Sitzen und werden dermaßen realistisch über die Bahn gefahren, dass wir die Wirklichkeit nicht mehr von der Animation unterscheiden können. Und das, obwohl wir ja genau wissen, dass das alles nur Fake ist, heute würde man es vielleicht eine alternative Realität nennen. Das ist gleichzeitig beeindruckend wegen der technischen Möglichkeiten, wie auch beängstigend, wenn man sich vorstellt wozu diese Technik alles missbraucht werden kann.
Auf dem Weg zum Hotel machen wir noch einen kleinen Abstecher zum neu erbauten Lotte World Tower, der mit seinen 555 Metern Höhe das mit Abstand höchste Gebäude Koreas ist und der im Laufe der nächsten Monate eröffnet werden wird. Es ist nicht ganz einfach, eine geeignete Position zu finden, von wo der ganze Turm aufs Bild passt. Das Center Mark Hotel, wo wir die nächsten Nächte verbringen, liegt im Stadtteil Insadong direkt im Zentrum von Seoul. Von hier sind wir zu Fuß schnell in der belebten Fußgängerzone, der Insadong-gil, die viele Restaurants und Ladengeschäfte bietet.
Als es dunkel wird gehen wir mit einigen Gruppenmittgliedern durch die Sträßchen, brauchen eine ganze Zeit, bis wir uns für ein geeignetes Restaurant entscheiden können und spazieren anschließend noch entlang eines kleinen Kanals, in dem viele beleuchtete Figuren und Darstellungen von Drachen bis zu internationalen Sehenswürdigkeiten bewundert werden können. An den Folgetagen soll hier ein Laternenfestival stattfinden, das wir uns sicherlich nicht entgehen lassen werden.
Freitag, 4.November 2016
Wir starten zeitig am Morgen zu einer sogenannten Stadtrundfahrt mit dem Bus durch Seoul. Da wir fast die ganze Zeit im Stau stehen, sehen wir so gut wie nichts und brauchen eine ganze Stunde, bis wir am Eingang des Gyeongbokgung Palasts ankommen, zu Fuß wäre das vom Hotel in zwanzig Minuten zu schaffen gewesen und wir hätten mehr zu sehen bekommen. Aber Reisen organisieren muss halt auch gelernt sein. Wir kommen gerade rechtzeitig zu der um 10:00 Uhr stattfindenden Wachablösung des Palastes und versuchen uns so günstig zu positionieren, dass wir einige gute Fotos machen können.
Die Zeremonie beginnt mit einer Gruppe Trommlern in traditionellen bunten Uniformen, bevor dann die Wachen durch ihre Nachfolger ersetzt werden. Nach dem Abzug der vorherigen Wachen und der Trommler betreten wir den weitläufigen Park des Palasts, der in seiner gesamten Anordnung stark an den Kaiserpalast in Peking erinnert. Große Bereiche des Palasts sind durch Mauern von einander getrennt, die prunkvollen Hallen liegen in schön angelegten Gärten, eine der Hallen befindet sich in einem malerischen kleinen See. Hier fallen uns mehrere junge Menschen auf, die in bunten Trachten unterwegs sind, nach Aussage unseres Reiseleiters ist das der neueste Schrei in Seoul, wir sind gespannt ob wir das irgendwann irgendwo sonst auf der Welt wieder sehen werden.
Vor dem Mittagessen in einem außerhalb des Parks liegenden Restaurant müssen wir sehr lange anstehen, werden dann aber mit sehr leckeren handgemachten Dumplings und Nudeln gut entschädigt. Über mehrere Treppen kommen wir auf dem Gipfel eines Hügels, an dem sich einer der ältesten Stadtteile Seouls befindet, zu einem kleinen Teemuseum mit einem verspielten Garten. Hier verbringen wir eine entspannte Kaffeepause, mit Tee kennen wir uns ja nicht so aus, und wandern anschließend durch steile Sträßchen mit vielen traditionellen Gebäuden wieder zurück. Unser Bus bringt uns durch die Verkehrsstaus von Seoul zum Seoul Tower, wo wir wegen der heute ziemlich dichten Bewölkung ohne Wartezeit nach oben fahren können, aus dem gleichen Grund dann aber von oben nur einen mittelmäßigen Blick über die Stadt haben.
Zum Glück gibt es immer wieder eine kleine Lücke in der Wolkendecke, so dass wir wenigstens etwas sehen können. Danach geht es zurück nach Insadong, wo wir den Rest des Tages einfach durch die Straßen ziehen und am späteren Abend wieder zum Laternenfestival gehen, wo heute viel mehr los ist als gestern. An einer Brücke über den Kanal beobachten wir einen Heißluftballon, der durch seine Brenner immer wieder zum Schweben gebracht wird, um bald darauf wieder auf der Brücke aufzusetzen. Obwohl der Ballon festgebunden ist und so nicht gegen eines der Hochhäuser treiben kann, sieht die ganze Sache nicht ungefährlich aus, wir achten darauf, nicht allzu lange in der unmittelbaren Nähe zu bleiben.
Samstag, 5.November 2016
Eine Reise durch Südkorea wäre nicht komplett ohne einen Besuch der Grenzregion zu Nordkorea, mit dem sich das Land ja formal noch im Krieg befindet, allerdings wird der vereinbarte Waffenstillstand seit 1953 von beiden Seiten eingehalten. Schon während der Fahrt von Seoul in Richtung Grenze fallen starke Sicherheitsmaßnahmen auf, hohe Zäune mit Wachposten befinden sich an beiden Ufern des Flusses Hangang, der von Nordkorea bis zum Gelben Meer fließt. Man hat wohl die Befürchtung, der Feind könne das Land von Norden her mit U-Booten überfallen oder aber auf diesem Weg Spione einschleusen. Für uns klingt das sehr nach Paranoia, es ist aber sicherlich sehr schwer für die Verantwortlichen zu entscheiden, wie weit sie dem Waffenstillstand jeweils vertrauen können und an welcher Stelle Vorsicht und Abschreckung vielleicht doch die bessere Wahl ist, man hört ja in regelmäßigen Abständen auch in den Medien von diesem Konflikt. Am Zugang der Demilitarisierten Zone DMZ befinden sich ein großer Parkplatz, Imbissbuden und einige Fahrgeschäfte. Wir müssen dort von unserem Bus in einen offiziellen umsteigen, der uns dann bis zur Grenze bringen wird. Obwohl es ja keine Möglichkeit gibt, die Grenze an dieser Stelle zu überqueren, werden die Pässe sorgfältig kontrolliert und es dauert recht lange bis wir endlich einfahren können.
Sofort wird offensichtlich, dass der Name „Entmilitarisierte Zone“ nicht ernst gemeint sein kann, eine so hohe Präsenz an Militär haben wir sonst im ganzen Land noch nicht gesehen. Logisch, in unmittelbarer Nähe zum gegnerischen Land. Unsere erste Station ist der bekannte Tunnel 3, der 1978 vor seiner Fertigstellung entdeckt wurde. Angeblich hätten durch diesen Tunnel bis zu 30.000 nordkoreanische Soldaten innerhalb einer Stunde in das Land eindringen können. Wir fahren mit einer elektrischen Bahn bis auf eine Tiefe von 73 Metern, dürfen aber wegen der Geheimhaltung während dieser Fahrt keine Kameras mitnehmen. Unten gehen wir einige Meter entlang des sehr niedrigen Gangs, nach unserer Einschätzung wäre eine Invasion nur durch Soldaten mit sehr begrenzter Körpergröße möglich gewesen, wir müssen jedenfalls sehr gebückt gehen, was nur recht langsam vorwärts geht. Wir kommen an eine Mauer, wo wir durch ein kleines Fensterchen in den Gang auf Feindesseite kucken können, sieht auch nicht anders aus als auf unserer Seite. Zurück gehen wir den Fußweg nach oben und sparen uns so die Wartezeit auf das nächste Bähnchen. Weiter geht es zum Dora View Point Aussichtspunkt, von dem aus man weit nach Norden schauen kann, dafür sind sogar extra Ferngläser installiert.
Natürlich sieht der Wald in Nordkorea genau so aus, wie in Südkorea und da es sich ja um eine Sperrzone handelt, ist auch sonst nichts zu erwarten. Bei einem weiteren Stopp können wir den Grenzbahnhof Dorasan besichtigen, ein relativ modernes Gebäude mit Wartebereich und Schaltern für die Fahrt in Richtung Pjoengjang, freilich fährt hier niemals ein Zug. Bevor wir die DMZ verlassen, sollen wir noch in einem kleinen Markt lokale Waren aus Anbau in der Zone kaufen, es gibt aber nichts, was auch nur annähernd attraktiv wirkt. Manche der Artikel sind auch hier der übliche Souvenierkitsch made in China. In der Nähe der DMZ besuchen wir ein Restaurant, in dem wir zum ersten Mal auf dieser Reise traditionell auf dem Fußboden sitzen müssen, das wird für uns Ungeübte schon nach wenigen Minuten sehr unbequem. Dafür gibt es sehr gute Tofugerichte, wenngleich auch diese nicht ganz so einfach mit den Stäbchen gegriffen werden können.
Zurück in Seoul ziehen wir heute alleine los. In einem Laden in der Insadong-gil kaufen wir einen handgemachten Kaligraphiepinsel und sehen in einem anderen Geschäft, dass man sich hier ganz schnell einen Steinstempel anfertigen lassen kann, der mit einer beliebigen Beschriftung versehen wird. Wir lassen unsere Namen „Andrea“ und „Jürgen“ in koreanischer Schrift darstellen und geben einen kleinen Stempel mit diesen Zeichen in Auftrag. Man sagt uns, dass die Herstellung etwa eine halbe Stunde dauern wird, so machen wir uns auf den Weg, noch weitere Winkel dieser Gegend zu erkunden.
Wir kommen zu einem Kaufhaus, bei dem sich eine offene Galerie um einen Innenhof bis zum vierten Stock nach oben windet, während sich ein Lädchen an das andere reiht. Meist werden kleinere Kunst- und handwerkliche Gegenstände angeboten. Ist nicht wirklich was Passendes dabei, trotzdem macht es Spaß hier herumzustöbern. Als wir zurückkommen ist unser neuer Stempel fertig und wird gerade ausprobiert. Eine kleine Nachbesserung mit dem Skalpell und die Zeichen sind perfekt. Der Meister fragt uns ob wir die koreanischen Zeichen lesen können und meint, als wir das verneinen, er würde uns zur Orientierung noch einen Schriftzug in die nach oben weisende Stirnfläche gravieren, dann wüssten wir immer, wie wir den Stempel halten müssen. Wir staunen nicht schlecht, wie schnell er die chinesischen Zeichen für „Glück“ in die Fläche einritzt. Sieht jetzt viel besser aus und hilft tatsächlich bei der Nutzung. In der Zwischenzeit haben wir auch von WonJoon, einem koreanischen Kollegen, bestätigen lassen, dass die gedruckten Schriftzeichen tatsächlich unsere Namen darstellen.
Wir gehen weiter bis zum Ende der Fußgängerzone, das heute durch starke Polizeikräfte gut abgeschirmt ist. Hohe mobile Wände sind so platziert, dass zwischen ihnen nur ein ganz schmaler Durchgang bleibt, der im Notfall sehr schnell geschlossen werden kann. Außerhalb findet nämlich gerade eine Demonstration gegen die amtierende Präsidentin statt, der unter anderem ein korruptes Verhalten vorgeworfen wird. Einige Monate später musste sie dann auch tatsächlich zurücktreten und wurde dann auch angeklagt. Dort draußen sind insgesamt 17.000 Polizisten in Bereitschaft, deren Busse eine zusätzliche Mauer bilden.
Wir gehen zum Abschluss in ein Teehaus, wo wir sehr guten Chrysanthemen-Tee und einen leckeren Datteltee trinken, machen dann noch eine ausgedehnte Runde durch die belebten Straßen und kehren zufrieden und müde in unser Hotel zurück.
Sonntag, 6.November 2016
Der ganze Tag fällt dem Unvermögen des Reiseveranstalters zum Opfer. Eine so kurze Reise müsste nicht unbedingt über Verbindungen führen, die vorhersehbar oft durch lange Verspätungen betroffen sind. Wir werden um 9:00 Uhr am Hotel abgeholt und kommen letztendlich um 17:30 aus Seoul weg in Richtung Shanghai. Immerhin verteilt die Fluggesellschaft Gutscheine für ein warmes Essen, so dass wir während der langen Wartezeit wenigstens nicht hungern müssen. Nach der Ankunft in Shanghai geht es leider genauso langsam weiter, da wir ja alle die sogenannten vereinfachten Visaregeln in Anspruch nehmen wollen, die einen kurzen Aufenthalt in China ohne vorheriges Visum erlauben. Dafür ist bei der Einreise genau ein Schalter geöffnet, an dem jeder Ankömmling sorgfältig abgefertigt wird und außer unserer Gruppe sind gleichzeitig noch viele andere Kunden des gleichen Veranstalters in der Warteschlange, prima Koordination. So dauert es Stunden, bis wir endlich zum Hotel aufbrechen können, immerhin ist um diese Zeit kein Stau mehr in Shanghai, so dass wir gegen Mitternacht dort ankommen. Während der Fahrt beschließen wir endgültig, nicht am angebotenen Programm teilzunehmen, sondern unsere Tage in Shanghai auf eigene Faust zu genießen. Später erfahren wir, dass das Programm auch nur sehr mittelmäßig organisiert war, dass die Teilnehmer nur wenig zu sehen bekommen hatten und dass es teilweise eher einer Verkaufsveranstaltung geglichen hatte, da haben wir an dieser Stelle zum Glück alles richtig gemacht.
Montag, 7.November 2016
Am Vormittag ziehen wir gemütlich los, suchen und finden schnell eine U-Bahn Station in der Nähe des Hotels und wollen als allererstes einen Blick auf die gigantischen Türme in Pudong werfen. Seit unserem letzten Besuch wurde der Shanghai Tower inzwischen fertiggestellt und Andrea schlägt vor, dass wir schauen sollen, ob es dort eine Aussichtsplattform gibt, auf dem Oriental Pearl Tower und dem Shanghai World Finance Center SWFC sind wir ja schon gewesen, die würden uns heute wahrscheinlich nicht viel neues bieten können. Wir marschieren einmal um den Turm und bewundern die außergewöhnliche Form, die von jeder Stelle immer wieder ein wenig anders aussieht. Unterwegs sehen wir ein Hinweisschild zum Observation Deck, schauen wir mal, ob das bereits geöffnet hat, viele Einrichtungen in diesem Wolkenkratzer sind nämlich noch nicht in Betrieb und werden erst noch ausgebaut. Nachdem wir das Gebäude fast komplett umrundet haben, sehen wir etwas außerhalb eine Reihe Ticketschalter für das Observation Deck. Zwei der Schalter sind tatsächlich geöffnet und gerade ist sogar ein Kunde da, sonst ist der gesamte Bereich menschenleer und wirkt überhaupt nicht wie der Eingang zu einer größeren Attraktion. Wahrscheinlich ist noch kaum bekannt, dass man inzwischen auch vom Shanghai Tower die Aussicht auf die Stadt genießen kann.
Wir kaufen unsere Tickets, fahren mit der Rolltreppe hinab in ein großes Foyer im Untergeschoss, wo als erstes eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen stattfindet. Da wir fast die einzigen Gäste sind, kommen wir von hier sehr schnell zu den Aufzügen und fahren bald mit hoher Geschwindigkeit bis in den 119. Stock. Die Sicht von hier ist überwältigend, selbst das SWFC, das ja immerhin fünfhundert Meter hoch ist, liegt wie ein Spielzeug unter uns. Im Gegensatz zu den anderen Aussichtsplattformen haben wir hier einen ungestörten Rundumblick, kein anderes Gebäude steht im Weg und die umlaufende Verglasung erlaubt Aussicht in alle Richtungen. So kann man sehr schön erkennen, wie das ganze Pudong mit seinen vielen futuristischen Gebäuden von einer Schleife des Huangpu River regelrecht umschlossen wird. So haben wir unterhalb unserer Plattform auf 552 Metern Höhe die modernen Bauwerke von Pudong, im Westen liegen auf der anderen Seite des Flusses die Promenade am Bund und der historische Stadtteil Puxi, während sich nach Osten eintönige Gebiete mit niedrigeren Gebäuden bis zum Horizont erstrecken.
Wieder auf dem Boden angekommen suchen wir uns den Weg zum Shanghai Sightseeing Tunnel, durch den wir in einem der lustigen Wägelchen hinüber zum Bund gelangen. Es ist inzwischen Mittagszeit und wir haben ein bisschen Hunger, außerdem würde uns eine kleine Pause jetzt guttun.
Wir erinnern uns an das Three on the Bund, von dem man einen schönen Blick zur Skyline hat und beschließen, dort eine Kleinigkeit zu essen. Glücklicherweise ist das Wetter heute recht schön, so dass das Restaurant sogar seine Dachterrasse geöffnet hat und wir bei milden Temperaturen und toller Aussicht ein sehr leckeres Menü genießen können. Das Angebot Lammschulter und Brownie können wir uns natürlich auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Von hier ist es nicht mehr weit zum Yu Yuan Garden und zum alten chinesischen Viertel Nanshi, durch das wir eine Zeit lang schlendern, bevor wir wieder zurück in unser Hotel fahren. Abends möchten wir gerne zu Sasha’s, unserem Lieblingsrestaurant in Shanghai. Wir kommen ganz einfach zur richtigen U-Bahn Station in der Nähe, der Weg zum Restaurant ist dann aber doch unerwartet weit, so dass wir unterwegs bereits Zweifel bekommen, ob denn die Richtung auch sicher stimmt. Ist aber alles genau richtig und das Abendessen in der lockeren Atmosphäre des Sasha’s ist auf jeden Fall den Anmarsch wert, selbst wenn der so wie heute bei Regen stattfinden muss.
Nachdem wir das Sasha’s verlassen haben hat auch der Regen weitgehend aufgehört, worauf wir einen weiteren kleinen Ausflug zur Nanjing Lu und zum Bund beschließen. Die Lichter der Stadt spiegeln sich in den nassen Straßen und sorgen für sehr interessante Bilder, was vorne am Bund noch durch tiefe hängende Wolken ergänzt wird.
Dienstag, 8.November 2016
Da es am Vormittag wieder regnet lassen wir uns gemütlich Zeit, checken gegen 11:00 Uhr aus, lassen unser Gepäck im Hotel zurück und fahren mit der U-Bahn zum Jing’an Tempel. Wir sind sehr gespannt, wie der Tempel nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten aussieht, bei unserem letzten Besuch waren ja die Fassaden mit blauer Folie abgedeckt und die meisten Figuren abmontiert.
Jetzt ist alles blitzeblank, auf den Dächern glänzen goldene Elefanten im Sonnenschein. Irgendwann hören wir im Inneren des Tempels Trommelgeräusche und den typischen Singsang der buddhistischen Mönche, wir versuchen herauszufinden, was hier stattfindet. In mehreren Räumen werden kleinere Messen abgehalten, deren Bedeutung sich uns leider nicht erschließt. Nach dem Ende der Messen ziehen alle Mönche gleichzeitig nach draußen zum großen Jadeblock, während die Gläubigen gefaltete Papierchen ins Feuer eines großen Kupferkessels werfen. Damit ist offensichtlich das Ritual beendet, die Mönche gehen sich umziehen, checken auf ihren Smartphones ihre e-mails und gehen ihrem Alltag nach.
Wir fahren zum Peoples Square und gehen die Nanjing Lu hinunter bis zum Bund, wo bei den heutigen kühlen Temperaturen relativ wenig los ist. Weil es uns gestern so gut gefallen hat, gehen wir wieder ins 3 on the Bund und essen eine Kleinigkeit, heute natürlich drinnen.
Später fahren wir nach Xiantiandi und wandern dort bis zur Dunkelheit durch die Straßen. Es ist beeindruckend, wie nah offensichtlich wohlhabende Bereiche und sehr ärmliche Straßenzüge beieinander liegen. Gegen 19:00 Uhr holen wir unser Gepäck, fahren mit der Metro bis Longyang Rd und von dort mit der Maglev zum Flughafen. Der Rest verläuft lang aber pünktlich, kurz nach 5:00 Uhr kommen wir am Mittwoch in Frankfurt an und sind um 6:30 Uhr zuhause.