Die Abschnitte dieser Reise nach Shanghai:
Vorbereitung und Anreise nach Shanghai
Moderne Wolkenkratzer am Huangpo
Traditionelles chinesisches Viertel
Günstige Stoffe und Schneidereien
Gartenkunst in China
Buddhistischer Tempel mit Jadebuddha
Tempel des Friedens und der Ruhe
Aussicht aus dem 110. Stockwerk
1. Mai in Shanghai
Anfang 2014 hatten wir die Idee, dass wir in diesem Jahr einmal gemeinsam die ewige Stadt Rom besuchen möchten, wir hatten schon einen entsprechenden Reiseführer und erste Anregungen zu geeigneten Hotels von Eri erhalten, als eines Tages eine mögliche geschäftliche Veränderung auftauchte. Es stand die Möglichkeit im Raum, dass ich für einen anderen Geschäftsbereich innerhalb des Unternehmens für einige Jahre nach China gehen könnte, was sich beruflich sehr interessant anhörte. Direkt nach dem Gespräch mit dem entsprechenden Bereichsleiter habe ich Andrea vom Büro aus angerufen und sie gefragt, ob sie mit mir, falls es soweit käme, drei Jahre lang in Shanghai wohnen wollte. Da sie ja bekanntermaßen bislang kein Freund von China und Chinesen war, war sie zunächst völlig überrascht und wollte erst einmal darüber nachdenken. Glücklicherweise wäre der chinesische Standort in Shanghai gewesen und nicht in einer der vielen anderen Städte, wo sogar ich einige Vorbehalte gehabt hätte. Schon nach weniger als einer Stunde hatte mir Andrea zurückgerufen und gesagt, sie könne keine Entscheidung treffen, da sie ja noch nie in China gewesen sei. Einfach so ins Blaue hinein wäre ein solcher Entschluss ja auch ein bisschen leichtsinnig und könnte am Ende schnell zu großen Problemen führen.
Aber deswegen gleich nein zu sagen hätte auf der anderen Seite eine mögliche berufliche Chance verhindern können. So blieb uns keine andere Wahl, als uns die Sache einmal in aller Ruhe gemeinsam anzusehen. Noch am selben Tag wurden die Flüge gebucht und ein Zimmer in einem chinesischen Hotel in zentraler Lage gefunden. Bewusst habe ich für diesen Zweck kein Hotel irgendeiner internationalen Kette gewählt, denn wir wollten ja so viel wie möglich vom chinesischen Leben mitbekommen. So war es passend, das Fenyang Garden Hotel in der French Concession zu nehmen, das zwar chinesisch geführt wird, aber in einer Gegend mit vielen ausländischen Bewohnern liegt. Ganz schnell haben wir die erforderlichen Visa besorgt und flogen schon am 22.April in einem Airbus 380 der Lufthansa nach Shanghai.
Mittwoch, 23.April 2014
Wir kommen wie geplant am Vormittag auf dem modernen Flughafen Pudong von Shanghai an. Die Einreise verläuft ohne Probleme und auch auf unser Gepäck müssen wir nicht lange warten. Von der großen Ankunftshalle aus folgen wir der Beschilderung zum Maglev, denn wenn wir schon hier sind möchten wir natürlich nicht auf die Fahrt mit der Magnetschwebebahn verzichten. Wir kaufen unsere Tickets und die Pässe für das U Bahnsystem, so dass wir uns in den folgenden Tagen bequem in der Stadt bewegen können, und können direkt in die Bahn einsteigen. Nicht ganz geräuschlos aber doch ziemlich sanft beschleunigt der Zug stetig und rast bald mit einer Geschwindigkeit von weit über 300 km/h an den Außenbereichen der Stadt vorbei. Leider ist in unserem Wagen die Geschwindigkeitsanzeige defekt, so dass wir nicht genau wissen, wie schnell wir waren, trotzdem ist es beeindruckend wie schnell die 30 Kilometer bis zur Endstation an der Lóngyáng-Straße zurückgelegt werden. Von hier nehmen wir die U-Bahn bis zur Station Changshu Road, von der wir nur noch etwa einen Kilometer weit zu Fuß bis zu unserem Hotel gehen müssen. Allerdings ist es zunächst nicht ganz einfach, vom Ausgang der Station die richtige Richtung zu finden, dabei hilft nur eine gute Vorbereitung mit Satellitenbildern und eine ausreichende Erinnerung an diese.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, fahren wir am Nachmittag zum Bund, dem mit Abstand am meisten beeindruckenden Platz dieser Stadt. Wir sind begeistert, wie einfach und sicher das U-Bahnsystem von Shanghai funktioniert, trotz riesiger Menschenmassen haben wir nie das Gefühl von Enge und Drängelei, die Menschen haben offensichtlich gelernt, dass das Ganze mit der entsprechenden Gelassenheit am besten funktioniert. Vorne am Bund, der gut ausgebauten Promenade entlang des Huangpu River, haben wir den einzigartigen und schon fast kitschig klischeehaften Blick zu den Türmen und Hochhäusern von Pudong auf der anderen Seite des Flusses. Ganz besonders auffallend sind der Oriental Pearl Tower und die höchsten Gebäude Jin Mao Tower und Shanghai World Financial Center, während dahinter der noch im Bau befindliche Shanghai Tower gerade daran ist, alle anderen um gut weitere hundert Meter zu überholen. Nach einem kurzen Spaziergang fahren wir zurück und gehen im Paulaner Brauhaus ganz in der Nähe von unserem Hotel zum Abendessen. Die bayerischen Gerichte schmecken tatsächlich fast wie zuhause, aber natürlich wollen wir uns an den nächsten Tagen lieber etwas lokaler verpflegen.
Donnerstag, 24.April 2014
Das Frühstück im Hotel ist sehr reichhaltig, es werden sowohl Buffets für internationale Waren, als auch chinesische Gerichte angeboten. Gut gestärkt fahren wir nach Pudong und gehen direkt zum Oriental Pearl Tower. Wir lösen unsere Tickets und können wegen des heute Vormittag sehr geringen Andrangs schon nach einer kurzen Wartezeit hoch zur oberen der beiden großen Kugeln auf einer Höhe von 263 Metern fahren. Von hier haben wir einen sehr schönen Blick über den Fluss zur Stadt mit ihren kolonialen Gebäuden am Bund und direkt nach unten.
Die Krönung bildet dabei ein gut zwei Meter breiter Glasboden, der rund um die 45 Meter Durchmesser große Kugel läuft. Am Anfang kostet es etwas Überwindung, diesen Glasboden in über 250 Metern Höhe zu betreten, macht aber danach einen großen Spaß. Wir spielen ein bisschen herum und fahren dann zur unteren Kugel, die auf 90 Metern Höhe eine weitere, offene Aussichtsplattform bietet.
Nach einem Spaziergang auf der östlichen Seite des Flusses benutzen wir den Bund Sightseeing Tunnel, um wieder zurück ans andere Ufer zu kommen. Durch diesen Tunnel fahren kleine verglaste Gondeln, während außen eine bunte Lichtshow abläuft, sehr kitschig aber auch schön.
Wir gehen einige Kilometer flussaufwärts, immer mit der phantastischen Aussicht auf die Skyline, und kommen bald nach Nanshi, dem alten chinesischen Stadtteil von Shanghai. Während in den bevorzugteren Gegenden der Stadt ursprünglich vor allem Engländer und Franzosen wohnten, hatten sich die einheimischen Bewohner etwas außerhalb anzusiedeln. Auch heute ist es noch so, wie wenn man von einem Viertel ins andere in eine weit entfernte Region der Welt oder auch in eine weit zurückliegende Zeit reisen würde. Plötzlich sind die Straßen sehr eng, es sind eher Gassen, über uns ziehen sich Bündel von elektrischen Leitungen als chaotisches Gewirr dahin, das von den Einwohnern als praktische Wäscheleine genutzt wird, die Hauseingänge sehen so aus und riechen so, dass man da nicht wirklich hineingehen möchte und vor den Häusern sitzen Menschen, die sich unterhalten, die den Abwasch am Rinnstein machen, oder die gerade zu Mittag essen.
In einer der Gassen sind sehr viele Essensstände, an denen knallbuntes Obst, verschiedene Gemüse, aber auch gebratene Enten zum Mitnehmen und zum direkten Verzehr angeboten werden. Die Gerüche sind verlockend und das Essen sieht durchweg sehr lecker aus, wir trauen uns aber trotzdem nicht, unsere Mägen damit zu reizen.
Dafür gehen wir am Abend zu Sasha’s, einem sehr netten Restaurant mit Bar in der French Concession. Der Weg vom Hotel dorthin führt durch schöne grüne Alleen vorbei an vielen Restaurants mit Spezialitäten aus der ganzen Welt. Die Villa, in der Sasha’s untergebracht ist, gehörte einst T.V.Song, einem Schwager von Chiang Kai-shek und einem der reichsten Männer im China der dreißiger Jahre. Hier verbringen wir einen sehr entspannten Abend bei ausgesprochen gutem Essen.
Freitag, 25.April 2014
Heute möchten wir einmal versuchen, für Andrea ein Kleid schneidern zu lassen. Das soll ja hier in Shanghai so einfach und so billig sein. In der Nähe der Nanpu Bridge gibt es einen großen Stoffmarkt, der uns von Eva und Claudiu empfohlen wurde. Der Markt befindet sich in einem großen, wie eine Fabrik aussehenden Gebäude, in dem sich auf mehreren Stockwerken unzählige kleine Stände aneinanderreihen. Jeder Stand hat ein spezielles Angebot, das von Hemden und Blusen über Anzüge, Kostüme und Kleider bis zu allen möglichen Accessoires reicht.
Dabei sind alle vorstellbaren Stoffe und Stilrichtungen vertreten. Wir suchen lange nach etwas passendem, bleiben aber unschlüssig und verlassen fürs erste ein wenig frustriert das Gebäude. Auf der anderen Straßenseite sehen wir einen ähnlichen Markt, der uns mit seinen etwas weniger provisorisch wirkenden Ständen mehr anspricht. Wir finden tatsächlich schnell ein Kleid, das gefällt und versuchen unser Glück. Schnell sind die erforderlichen Maße aufgenommen und der gewünschte Stoff in den passenden Farben ausgesucht, nun kommen die Preisverhandlungen. Erst frage ich Andrea, was ihr das Kleid denn maximal wert wäre, um zu wissen, wie weit ich beim folgenden Feilschen gehen könnte. Die von uns gesehen Grenze von 50 Euro wird allerdings schon vom ersten Angebot der Verkäuferin mit 260 RMB so weit unterboten, dass ich völlig überrascht nur einen zaghaften Versuch unternehme, auf 200 RMB herunter zu handeln. Sie hat meine Überraschung natürlich bemerkt und wir einigen uns schnell auf 250 RMB, von denen der Laden eine Anzahlung von 100 RMB wünscht, was wir als tragbares Risiko empfinden. Wir vereinbaren, dass wir das fertige Kleid am nächsten Mittwochvormittag abholen und ziehen weiter, immer noch begeistert von dem niedrigen Preis, der mit mehr Geschick sicherlich noch etwas kleiner hätte sein können.
In den Gässchen um den Stoffmarkt sehen wir viele Nähereien, die sich teilweise in kleinen und überfüllten Räumen, teilweise aber auch auf der offenen Straße befinden. Ob hier wohl schon irgendwo an unserem neuen Auftrag gearbeitet wird?
Weiter geht es zum Yu Yuan Garden, der als ein besonders sehenswertes Beispiel chinesischer Gartenbaukunst gilt. Erst brauchen wir ziemlich lange, bis wir den sehr unscheinbaren Eingang zu dem von einer umlaufenden hohen Mauer begrenzten Garten finden, dann genießen wir das ausgefeilte Labyrinth, das es erlaubt auf eigentlich sehr begrenztem Raum, immer wieder neue, völlig verschiedene Bereiche zu gestalten. Es gibt viele kleine Bäche und Teiche, in denen große bunte Fische schwimmen, und immer wieder größere und kleinere Pavillons. Aus verschiedenen Unterlagen ist uns bekannt, dass es hier eine berühmte Zickzack-Brücke über einen kleinen See gibt, die wir natürlich unbedingt sehen möchten. Doch trotz vielem Suchen, schaffen wir es nicht, diese Brücke zu finden, wir können uns auch gar nicht mehr vorstellen, wo sich ein so großes Bauwerk noch in diesem Gewirr von Gärten, Wegen und Mauern verbergen soll. In unserer Verzweiflung schließen wir uns heimlich einer der vielen geführten Reisegruppen an, wir sind sicher, dass diese irgendwann während ihres Besuchs an der Brücke ankommen werden.
Das wird aber nichts, nach längerer Verfolgung durch nun schon bekannte Teile des Yu Yuan Gartens macht die Gruppe eine Pause und wir möchten jetzt nicht noch mehr Zeit verlieren. Am Ausgang des Gartens studieren wir noch einmal den dort ausgehängten Plan, inzwischen können wir ja alle Sehenswürdigkeiten auf der Tafel ganz gut zuordnen, und sehen auf der Karte natürlich auch die Brücke, die fast so groß wie der ganze Garten ist. Nach einigem Nachdenken macht es plötzlich laut hörbar „Klick“, als wir erkennen, dass die Brücke sich nicht innerhalb sondern vor den Toren des Yu Yuan Gartens befindet und wir uns eigentlich nur umdrehen müssen, um sie auch zu sehen.
Was wiederum in einer kleineren Enttäuschung endet, da die Brücke vor lauter Besuchern fast nicht als solche erkennbar ist, zumindest nicht ihr Zickzack-Verlauf. Der ganze Bereich ist natürlich sehr auf Touristen eingestellt, die hier ganz kompakt den traditionellen Garten und original aussehende Gebäude in Verbindung mit Andenkenläden und allen internationalen Imbissbuden besichtigen können. Genau genommen gehören wir ja auch zu den Touristen, nur dass wir auch hier einen Bogen um die Andenkenläden machen. Ist ja sowieso alles Made in China, was in Shanghai allerdings fast als authentisch durchgehen könnte. Zurück in unserem Viertel in der French Concession gehen wir an diesem Abend im Simply Thai thailändisch essen.
Samstag, 26.April 2014
Heute regnet es den ganzen Tag, so dass wir es vorziehen, in unserem Hotel zu bleiben. Wir verbringen die Zeit mit einigen Runden Kniffel, mit lesen und mit ganz viel Entspannung. Am Abend finden wir ein nettes Restaurant, das Grape, das in einer ehemaligen russischen Kathedrale untergebracht ist.
Sonntag, 27.April 2014
Wir wandern kreuz und quer durch die Stadt, erst durch die Alleen der French Concession zum Fuxing Park und nach Xintiandi, dann nach einer kurzen Bahnfahrt zum Peoples Square entlang der gesamten Nanjing Lu bis vor zum Bund, wo heute sehr viel Betrieb ist. Am Abend gibt es scharfe Spezialitäten in einem Sichuan Restaurant.
Montag, 28.April 2014
Wir fahren ein kurzes Stück mit der U-Bahn zu einer Haltestation in der Nähe des Jadebuddha Tempels, der mehrere große Buddha Statuen aus Jade beherbergen soll. Auch hier sind wir nach dem Aussteigen aus der Bahn erst etwas orientierungslos, wir finden nur eine breitere Straße mit einigen Marktständen und einigen Nähmaschinen, an denen im Moment allerdings nicht gearbeitet wird. An einer Mauer zweigt eine sehr enge Gasse von der Straße ab, in die auffallend viele Einheimische aus- und eingehen. Neugierig geworden, beschließen wir, uns das einmal genauer anzusehen. Nach wenigen Metern beginnt rechts an einer Hauswand eine Reihe sehr behelfsmäßig wirkender Marktstände, an denen frische Lebensmittel angeboten werden.
Die Ware liegt oft direkt auf der Erde oder befindet sich in Körben, Kisten und Netzen, das Angebot reicht von Fisch, der tatsächlich sehr frisch aussieht, über lebende Schildkröten und ähnliches Getier, bis hin zu Obst und Gemüse, das teilweise mit dem Blut der direkt daneben geschlachteten Kleintiere bespritzt wird. Wenn man das ganze etwas praktisch sieht, kann man hier wahrscheinlich recht gut einkaufen, die Ware wird zuhause ja sowieso noch einmal gewaschen und meist sogar gekocht, wir sind halt anderes gewöhnt.
Wenige Straßen weiter kommen wir zum Jadebuddha Tempel, der sich mitten in einem unscheinbaren Viertel hinter einer hohen Mauer verbirgt und fast nur durch die vielen Souvenirgeschäfte in seiner unmittelbaren Nähe auffällt. Im Innenhof des Tempels steht ein großer Kupferkessel, aus dem der Rauch vieler vor sich hin glimmender Räucherstäbchen quillt und die ganze Anlage in ihren typischen Duft hüllt.
Einzelne Gläubige stehen vor dem Kessel und beten konzentriert in alle vier Himmelsrichtungen. Wir drehen eine gemütliche Runde durch den Tempel, dessen wertvollster Schatz ein sitzender Buddha ist, der in einem nur schwach beleuchteten Raum im ersten Stock zu finden ist. Besucher dürfen die Statue nur aus einiger Entfernung betrachten und dürfen im Raum auch nicht fotografieren. Im Gegensatz dazu stehen neben einer anderen Statue, die den liegenden Buddha zeigt, Ständer mit Tischdecken, die zum Verkauf angeboten werden. Diese Figur hat offensichtlich eine andere Bedeutung als die sitzende.
Wir ziehen weiter und suchen den Jing’an Tempel, der angeblich wegen seinem weithin sichtbaren goldenen Dach leicht zu finden sein soll. Nachdem wir einige Zeit durch den schönen Park auf der anderen Straßenseite gewandert sind, sehen wir auch tatsächlich das Dach zwischen den großen Bäumen durchschimmern, das wird er dann wohl sein.
Wir betreten das Tempelgelände, das viel größer ist, als das des Jadebuddhas und stellen fest, dass hier gerade umfangreiche Renovierungsarbeiten im Gange sind. Große Teile der Fassaden sind mit blauen Plastikfolien abgehängt, viele der goldenen Verzierungen wurden abmontiert, und stehen nachdem sie aufpoliert wurden im Tempelhof bereit, um bald wieder aufgebaut zu werden.
Von hier fahren wir wieder einmal zum Bund um uns nach einer Gelegenheit für eine Bootsfahrt auf dem Huangpu am nächsten Tag umzusehen. Wir müssen sehr weit gehen, bis wir die richtige Anlegestelle finden, wo wir dann gleich unsere Tickets für die Tour am Nachmittag kaufen. Später haben wir ein sehr leckeres Abendessen im Green Kitchen, einem Restaurant mit alternativer Küche in der French Concession.
Dienstag, 29.April 2014
Wir möchten gerne sehen, wie die Welt aus dem hundertsten Stockwerk eines Gebäudes aussieht und fahren schon recht früh nach Pudong zum Shanghai World Financial Center, das mit seinem modernen Design ein wenig an die Form eines Flaschenöffners erinnert. Bei unserer Ankunft ist noch nicht sehr viel Betrieb, wir kommen schnell durch die gründliche Sicherheitsüberprüfung und müssen nur eine kurze Zeit warten, bis wir mit einem der rasend schnellen Aufzüge hoch in die 97.Etage fahren können. Von dort führen Rolltreppen zur Brücke im hundertsten Stock. Die Aussicht ist phantastisch, von hier oben wirken die anderen Hochhäuser und auch der Oriental Pearl Tower wie Spielzeuge, zwischen denen sich weit unten Autos wie kleine bunte Ameisen hin und her bewegen. Der Glasboden hier, immerhin in einer Höhe von 474 Metern, ist dagegen im Vergleich mit dem nur gut halb so hohen Boden des Pearl Tower fast ein bisschen enttäuschend. Die Fenster sind verhältnismäßig klein und senkrecht darunter befindet sich ja das eigene Gebäude, so dass kein Gefühl für die wahre Höhe aufkommt.
Nebenan überragt uns der noch im Bau befindliche Shanghai Tower um 150 Meter, wir sind jetzt schon gespannt, wie irgendwann einmal die Sicht von dort oben sein wird. In einer exklusiven Mall im Untergeschoss des Gebäudes haben wir einen kleinen Imbiss und lassen uns anschließend in der sehr teuren Boutique Woo wunderbar flauschige Schals aus ausgefallenen Materialien zeigen. Trotz sportlichen Feilschens kommen wir für die Ware nicht in eine Preisregion, die für uns akzeptabel wäre und so versprechen wir, bei unserem nächsten Besuch etwas zu kaufen. Wir machen uns auf den Weg zur Schiffsanlegestelle auf der anderen Seite des Flusses, von wo um 16:00 Uhr unsere kleine Rundfahrt auf dem Huangpu beginnt.
Wir fahren zunächst ein ganzes Stück flussabwärts, wobei wir die imposante Skyline mit den hohen Türmen an unserer rechten Seite haben. Die Fassaden der Hochhäuser glänzen im Licht der langsam untergehenden Sonne und es ist sehr interessant für den Fotografen, wie sich während der Fahrt die Perspektive immer weiter verändert, so dass die Gebäude ständig in unterschiedlicher Reihenfolge und Größe erscheinen. Nach einem langen Fußmarsch entlang der Promenade am Bund bei idealem Licht und ein ganzes Stück die Nanjing Lu aufwärts fahren wir wieder zurück, wo wir in einem ausgezeichneten italienischen Restaurant zu Abend essen. Für heute sind wir nun so richtig geschafft.
Mittwoch, 30.April 2014
Wir fahren wieder zum Stoffmarkt, wo wir das neu geschneiderte Kleid für Andrea abholen möchten. Das Kleid ist tatsächlich fertig, sieht klasse aus und wirkt auch sehr gut verarbeitet. Natürlich gibt es in der kleinen Marktbude keinen Platz für eine Umkleidekabine, dafür wird einfach ein großes Tuch in Augenhöhe aufgespannt, hinter dem Andrea das Kleid anziehen kann. Das Kleid sitzt wie maßgeschneidert und Andrea fragt nach einem Spiegel, in dem sie sich selbst betrachten kann. Hilfsbereit kramt die Angestellte eine Art Schminkspiegel aus einer Schublade und hält ihn hin, das war ein wenig anders gemeint. In dem Moment kommt eine andere Kundin, die bestätigt, dass das Kleid gut passt und dass sie immer ihre Kleider hier nähen ließe, so dass Andrea ihr vertraut, wir den Restbetrag zahlen und mit unserem neuen Stück weiterziehen können. Erst gegen Abend machen wir uns wieder auf den Weg nach Xintiandi, wo wir in einem vietnamesischen Lokal ein gutes Essen bekommen.
Da es inzwischen sehr kühl geworden ist, holen wir unsere Jacken im Hotel und fahren zu einer kleinen Nachttour an den Bund. Dort gehen wir in das „New Heights“, ein Restaurant mit Bar, das sich im Obergeschoss des Three on the Bund, des Gebäudes mit der Hausnummer 3 am Bund, befindet. Bei einem Drink auf der Dachterrasse können wir die spektakulär beleuchtete Skyline von Pudong bewundern, das ist schon außergewöhnliche Klasse, wir sind sehr froh, so etwas in Live erleben zu dürfen.
Donnerstag, 1.Mai 2014
Alle, die meinen etwas davon zu verstehen, haben uns davon abgeraten, ausgerechnet am ersten Mai, dem Tag der Arbeit, Shanghai zu besuchen. Millionen von Chinesen würden den Feiertag zum Anlass nehmen, in der Stadt zu feiern und das daraus folgende Gedränge wäre nicht auszuhalten. Wir gehen zum Peoples Square und beobachten das bunte Treiben. Natürlich sind sehr viele Menschen da, doch geht es insgesamt immer entspannt und diszipliniert zu, an den Kassen zu den Sehenswürdigkeiten bilden sich sehr lange Schlangen, die Menschen scheinen aber auch die Zeit des Wartens zu genießen. In der Nanjing Lu essen wir in einem Straßencafé eine Kleinigkeit und schätzen ab, wie viele Menschen denn während dieser Zeit in der Fußgängerzone an uns vorbeikommen, es sind sicher mehrere hunderttausend.
Nachmittags gehen wir in ein sehr modernes und exklusives Einkaufszentrum in der Nähe unseres Hotels und genehmigen uns dort ein leckeres Eis. Abends sind wir wieder im Sasha’s, wo wir wegen des guten und warmen Wetters heute im Biergarten sitzen können, das ist super entspannt und macht mit den in kleinen Blecheimern servierten Pommes auch richtig Spaß.
Freitag, 2.Mai 2014
Wir ziehen ein wenig durch etwas abgelegenere Gegenden der Stadt, wo es immer wieder nette Parkanlagen gibt, und finden uns am Nachmittag wieder am Ufer des Huangpu, wo wir in einem Häagen Daz Lokal ein Eis essen möchten. Das Lokal ist aber so gut besucht, dass wir erst auf Einlass warten müssen, doch das funktioniert trotzdem recht gut. Das Warten lohnt sich auf jeden Fall, denn die zwei Eisbecher, einmal Grüner Tee und einmal Heidelbeere schmecken wirklich erstklassig. Für den letzten Abend unserer Reise haben wir uns wieder das Sasha’s ausgesucht, das ist schon nach so kurzer Zeit zu unserem ersten Lieblingslokal dieser Stadt geworden.
Samstag, 3.Mai 2014
Wie bei unserer Anreise wählen wir für die Fahrt zum Flughafen eine Kombination aus U-Bahn und Maglev, die uns heute mit einer maximalen Geschwindigkeit von 431 km/h pünktlich ans Ziel bringt. Der Flug nach Frankfurt verläuft wie im Flug, wir können auf einige richtig schöne Tage in Shanghai zurück blicken.Da macht es am Ende auch nichts mehr aus, dass die berufliche Gelegenheit sich in der Zwischenzeit erledigt hat und dass wir zumindest vorerst Shanghai nicht als Wohnort sondern vielleicht als ein nochmaliges Reiseziel betrachten dürfen.