Snæfellsnes 

Kirkjufell, Arnarstapi, Polarlichter

Westfjorde 

Dynjandi, Látrabjarg, Rauðasandur

Hvítserkur 

Versteinerter Troll am Meer

Akureyri 

Laufás, Goðafoss

Mývatn 

Mückensee, Dettifoss, Leirhnjúkur, Rauðhólar, Rauðanes

Ostfjorde 

Hengifoss, Seyðisfjörður, Heimreise

 



Nördliches Island

Freitag, 18.August 2017

Am Vormittag ist das Wetter eklig, wir fahren vorbei an Þingvellir auf der 550 immer weiter in die nebligen Berge. Die Straße ist für eine normale Verbindungsstraße recht anspruchsvoll und mit einem normalen Auto wahrscheinlich nicht so ohne weiteres zu bewältigen. Vor allem der Nebel und der leichte Regen, teilweise sind sogar einige Schneeflocken dabei, fordern gute Konzentration, um nicht irgendwo an einem größeren Stein hängen zu bleiben. Plötzlich steht eine völlig erschöpfte Radfahrerin vor uns und hält uns an. Sie erkennt schnell, dass wir keinen Platz im Auto für sie und ihr Fahrrad haben und meint, das sei kein Problem, sie würde auf den nächsten Bus warten. Sie tut uns ein bisschen leid, hat sich aber doch sicher freiwillig auf diese Reise begeben und hätte sicher wissen können, welche Wetterverhältnisse sie in den Bergen erwarten.

Hochland, Island
Fahrt durchs eiskalte und nebelverhangene Hochland

Hraunfossar

Als wir tiefer kommen lassen Nebel und Regen nach, fast sieht es so aus, als ob auch noch die Wolken aufreißen würden. Wir erreichen den Hraunfossar, bei dem das Wasser auf eine Länge von mehreren hundert Metern direkt aus den Poren der erkalteten Lava strömt und in den darunter liegenden Fluss stürzt. Im kleinen Besucherzentrum warten wir eine kurze Zeit in der Hoffnung dass tatsächlich die Sonne heraus kommt, sie tut uns diesen Gefallen aber nicht. Immerhin ist es trocken geblieben und nicht mehr so kalt.

Wasserfall, Hraunfossar, Island
Das Wasser des Hraunfossar scheint direkt aus der erkalteten Lava zu entspringen

Snæfellsnes

Kirkjufell

Nachdem wir diesen außergewöhnlichen Wasserfall ausgiebig erkundet haben fahren wir weiter zur Halbinsel Snæfellsnes und dort zu unserer neuen Unterkunft, dem Gästehaus Sudur-Bár. Gleich geht es weiter zum Kirkjufell, dem wohl meist fotografierten Berg Íslands. Der Kirkjufell, zu Deutsch Kirchberg ähnelt tatsächlich stark einer Kirche, er ist äußerst steil und wirkt von seiner Schmalseite im Süden her betrachtet wie eine stark zugespitzte Pyramide. Sehr fotogen ist auch der in der Nähe liegende See, in den ein kleiner Wasserfall, der Kirkjufellsfoss stürzt. Es gelingt uns nicht, am kleinen Parkplatz eine freie Stelle zu finden, so müssen wir wie viele andere auch eben am Rand der Straße parken. Genauso schwierig ist es, eine geeignete Position zum Fotografieren zu finden, ohne dass zu viele der zahlreichen Touristen auf dem Bild zu sehen sind, mit etwas Geduld gelingt dies aber dann doch ganz gut.

Wasserfall, Kirkjufellsfoss, Kirkjufell, Grundarfjörður, Island
Der malerische Wasserfall Kirkjufellsfoss mit dem Kirkjufell in der Nähe von Grundarfjörður

Nach der Fotosession fahren wir ins nahe gelegene Grundarfjörður, wo wir im Internet ein sehr gut bewertetes Restaurant gefunden haben, das wir jetzt ausprobieren wollen. Wir finden das Bjargarsteinn etwas abseits der Hauptstraße in einem kleinen Industriegebiet direkt am Meer und lesen am Eingang, dass das Restaurant erst um 17:00 Uhr, in etwa einer viertel Stunde öffnet. Kein Problem, so lange können wir warten, hoffentlich wäre es nicht nötig gewesen, einen Tisch zu reservieren. Das kleine Gebäude des Bjargarsteinn wurde 1908 in Akranes, etwa 140 Kilometer von Grundarfjörður entfernt gebaut, als 2008 der Platz dort für einen Parkplatz gebraucht wurde, nach Borgarnes geschafft und von dort 2014 durch den heutigen Eigentümer an seine jetzige Stelle transportiert. Der Besitzer hat sich damit seinen langen Traum von einem eigenen Restaurant am Meer erfüllt. Wir erhalten einen schönen Platz am Fenster und werden in einer super schönen, gemütlichen Atmosphäre mit exzellenten Muscheln und hervorragender Lammlende verwöhnt.

Kirkjufell, Abendsonne, Island
Der Berg Kirkjufell mit seiner einzigartigen Form in der Abendsonne

Nach dem Essen fahren wir noch einmal zum Kirkjufellsfoss in der Hoffnung einen schönen und farbenfrohen Sonnenuntergang zu erwischen. Der Sonnenuntergang fällt heute wegen Bewölkung aus, trotzdem ist die Sache lohnend und wir bleiben, bis es für weitere Bilder zu dunkel wird.


Arnarstapi

Samstag, 19.August 2017

Heute fahren wir quer über die Halbinsel Snæfellsnes zur Südküste. Kurz vor dem Dorf Arnarstapi liegt nahe der Straße die enge Schlucht Rauðfeldsgjá, ein schmaler Felsspalt, der so gut wie nicht zu sehen ist. Glücklicherweise sind nur sehr wenige andere Besucher da, so dass wir die Schlucht nach ganz kurzer Wartezeit ungestört besichtigen können. Am Eingang müssen wir durch einen sehr schmalen Spalt, durch den ein kleiner Bach nach draußen fließt. Direkt dahinter weitet sich die Schlucht und man kann einige Meter hineingehen. Der Weiterweg wäre aber mit nennenswerter Kletterei verbunden, wir kraxeln wieder ins Freie und fahren weiter nach Arnarstapi.

Rauðfeldsgjá, Schlucht, Island
Der Eingang zur Rauðfeldsgjá Schlucht ist selbst aus hundert Metern Entfernung kaum zu erkennen

Dort angekommen stellen wir unser Auto am großen Parkplatz ab und gehen direkt vor zur Felsküste. Wir möchten gerne möglichst viel dieser vielversprechenden Landschaft gesehen haben, bevor gegen Mittag der große Ansturm an Besuchern und Reisebussen beginnt. Unsere geplante Wanderung gilt nämlich wieder einmal als Insider-Tipp, während der Parkplatz und die angrenzenden Restaurants belegen, dass fast jeder Reisende in Snæfellsnes zu den Insidern gezählt werden kann.

Felsentor, Arnarstapi, Troll, Island
In dem Felsentor bei Arnarstapi kann man leicht das Gesicht eines Trolls erkennen

Gleich vorne am Meer finden wir einen besonders eindrucksvollen Fels, der mit seinen zwei Durchbrüchen leicht als das Gesicht eines riesigen Trolls interpretiert werden kann. Wir gehen erst zum Hafen des Dorfes Arnarstapi und danach immer an der Küste entlang in einer guten Stunde zum Nachbarort Hellnar. Bei strahlendem Sonnenschein macht es richtig Spaß auf den schroffen Felsen herum zu klettern, die häufig mit dem kuscheligen Íslandmoos bewachsen sind. Die Felsen sind auch hier vulkanischen Ursprungs und wurden durch das Meer in vielfältige Formen gebracht, oft können wir auch die typischen sechseckigen Basaltsäulen erkennen

Moos, Lavafeld, Vulkan, Snæfellsjökull, Stapafell, Verstopfter Berg, Island
Mit Moos bewachsenes Lavafeld vor dem schneebedeckten Vulkan Snæfellsjökull und dem Berg Stapafell, dem "Verstopften Berg"

Laut Wanderführer, der diesen Geheimtipp empfiehlt, gibt es in einem Café am Ende des Wanderwegs leckeren Kuchen, man müsse nur ein wenig Glück haben, dort überhaupt einen Platz zu bekommen. Als wir ankommen ist im sehr kleinen Gastraum jeder Tisch belegt, aber auf der großen Sonnenterrasse gibt es genügend freie Plätze, was bei diesem Wetter dann ganz angenehm ist. Der Rückweg geht genau die gleiche Strecke, kommt uns aber viel kürzer vor, als die andere Richtung, dort gab es eben sehr viel Neues zu entdecken.

Atlantikküste, Snæfellsnes, Island
Atlantikküste im äußersten Westen von Snæfellsnes

Wir fahren immer der Küste entlang zurück nach Grundarfjörður und essen dort wieder im Bjargarsteinn zu Abend, heute gibt es für uns die beste Fischsuppe der Welt und danach ein Skyrmousse mit Heidelbeeren, schade, dass wir in dieses Restaurant nicht viel öfter gehen können.

Polarlichter

Schon zuhause hatten wir verschiedene Internetseiten ausgesucht, die regelmäßig Information über Polarlichter zur Verfügung stellen. Für heute Nacht wird eine starke Aktivität vorhergesagt und ab etwa halb elf ist mit ausreichender Dunkelheit zu rechnen, so dass die Lichter auch zu sehen sein sollten. Rechtzeitig wird die Kamera mit dem Fernauslöser und dem Stativ vorbereitet, sobald es dunkel ist werden einige Probeaufnahmen gemacht, um die beste Einstellung für die Belichtung zu finden und laufend wird das Internet beobachtet, wo ständig eine Live Prognose für die nächsten zwanzig Minuten bis drei Stunden gezeigt wird. So wie es aussieht, sollten ab 00:30 Uhr die optimalen Lichter zu sehen sein, das trifft sich sehr gut, denn um diese Zeit dürfte für diese Nacht gleichzeitig die maximale Dunkelheit erreicht sein. Als es endlich soweit ist, gehen wir gespannt nach draußen und sind dort zu unserer Überraschung völlig alleine, obwohl wir bestimmt nicht die einzigen sind, die gerne Polarlichter sehen wollen und die wissen, dass heute ein günstiger Zeitpunkt dafür ist. Die Aufregung ist riesengroß, in welche Richtung sollen wir das Objektiv richten, ist die Belichtungseinstellung auch wirklich geeignet für die Lichter, werden wir das Polarlicht rechtzeitig sehen sind nur einige der Fragen, die uns beschäftigen. Um 00:45 Uhr sehen wir ein leichtes grünliches Leuchten am Himmel, drehen schnell die Kamera in die richtige Richtung und drücken den Auslöser. Nach Ablauf der fünfzehn Sekunden Belichtungszeit wird die Aufnahme sofort auf dem Monitor kontrolliert, sieht gut aus, was für eine Erleichterung. Mit großen Augen suchen wir den Himmel ab, doch das Licht ist inzwischen verblasst und kommt wohl auch nicht wieder.

Polarlicht, Island
Gerade als wir aufgeben wollen entdecken wir ein Polarlicht über dem Haus

Wir warten eine Viertelstunde während der wir uns kaum zu blinzeln trauen, um ja nichts zu versäumen, doch der Himmel bleibt dunkel. Da es inzwischen doch recht kalt wird, beschließen wir, schlafen zu gehen, immerhin haben wir das Polarlicht ja gesehen und sogar ein brauchbares Foto im Kasten. Wir packen zusammen und gehen gerade auf das Haus zu, als plötzlich genau über dem Dach ein recht starkes und viel helleres Polarlicht aufleuchtet als das letzte. Hektisch wird das Stativ wieder aufgestellt, die Kamera einigermaßen ausgerichtet und mit der gleichen Einstellung wie vorher weitere Fotos geschossen. Ohne Pausen folgen jetzt von Ost nach West weitere Polarlichter, alle in den gleichen Grün- und Gelbtönen, bis das Schauspiel nach einer halben Stunde zu Ende geht. Überglücklich und total aufgeregt gehen wir auf unser Zimmer, stellen fest, dass die Bilder tatsächlich gut geworden sind und können jetzt beruhigt einschlafen. Wir hatten uns zwar eine Sichtung von Polarlichtern gewünscht, aber wegen der recht kurzen Dunkelphasen im August nicht wirklich damit gerechnet, dass das etwas werden würde.

Polarlicht, Grundarfjarðarbær, Island
Der Himmel leuchtet mystisch über der Bucht von Grundarfjarðarbær

Westfjorde

Sonntag, 20.August 2017

Nach einer kurzen Nacht fahren wir schon um 7:00 Uhr ins vierzig Kilometer entfernte Stykkishólmur, wo wir an Bord der Fähre Baldur gehen, die uns in die Westfjorde bringen soll. Die Fähre ist ein robustes Arbeitsschiff, das bei strahlendem Sonnenschein zwischen vielen kleinen Inseln hinaus aufs Meer fährt. Heute ist so gut wie kein Seegang zu erkennen, so dass wir die Reise ganz entspannt genießen können. Wir unterbrechen die Fahrt für einen kurzen Halt auf der Insel Flatey, die ausschließlich durch dieses Schiff versorgt wird. Von Deck aus können wir beobachten, wie zwei kleine Container entladen werden und wie Trinkwasser vom Schiff in einen Tank auf der Insel gepumpt wird. Nach insgesamt knapp drei Stunden Überfahrt erreichen wir Brjánslækur, einen großen Bauernhof auf den Westfjorden mit einem kleinen Fähranleger.

Island
Überfahrt mit der Fähre von Stykkishólmur nach Brjánslækur

Wir müssen einige Minuten warten, bis ein großer Lastwagen mit Tieflader durch die enge Ausfahrt kommt, danach erreichen wir nach wenigen Kilometern das Hotel Flokalundur, das einzige Hotel weit und breit. Wir beziehen unser Zimmer und fahren direkt weiter durch schroffes Hochland und über unbefestigte Pisten bis zum Wasserfall Dynjandi. Unterwegs sind wir wieder einmal erstaunt, wie verschieden die Landschaften Íslands in den unterschiedlichen Regionen sein können.

Fjorde, Westfjorde, Island
Blick auf die Fjorde der Westfjorde

Dynjandi

Obwohl die Westfjorde touristisch recht wenig erschlossen sind, finden wir am Parkplatz des Dynjandi einige Fahrzeuge vor. Das ist kein Wunder, denn schon direkt vom Parkplatz haben wir einen schönen Blick auf eine ganze Reihe von Wasserfällen, oben beginnend mit dem Dynjandi Wasserfall mit seiner ganz charakteristischen Form. Der Wasserfall ist an seiner oberen Kante etwa dreißig Meter breit und verbreitert sich über seine Fallhöhe von fünfzig Metern auf eine Breite von sechzig Metern. Unterhalb stürzt das Wasser über mehrere kleinere Wasserfälle ins Tal. Wir wandern hoch bis zum Fuß des Dynjandi, der seinen Namen „Der Dröhnende“ durchaus verdient, machen jede Menge Fotos, wobei es gar nicht so einfach ist, die Höhe richtig ins Bild zu bringen, und genießen hier das perfekte Wetter.

Wasserfall, Dynjandi, Island
Am Dynjandi können gleich sechs schöne Wasserfälle besichtigt werden

Zurück im Hotel wollen wir nun doch einmal den nahe gelegenen Hot Pool Hellalaug ausprobieren, an der Rezeption werden dafür extra Bademäntel und Handtücher zur Verfügung gestellt. Wir fahren die etwa vierhundert Meter bis zum Parkplatz und gehen hinunter zum Pool. Der Hellalaug liegt wenige Meter vom Meer entfernt in einer kleinen Felsnische, ist grob ausgemauert, mit einer steinernen Treppe versehen und wird durch einen schwarzen Schlauch mit warmem Wasser versorgt. Als wir ankommen sitzen bereits sieben oder acht Badende im Pool, so dass es keine freien Plätze mehr für uns gibt. Einige verlassen das Becken bald und wir können in das sehr warme Wasser. Schon nach wenigen Minuten wird das Wasser fast zu warm, immer wieder suchen wir ein wenig Abkühlung an der Luft. Der Blick aus den Felsen ins Meer ist phantastisch, das Gefühl, hier im warmen Wasser zu sitzen, während es draußen kühl ist, ist einzigartig. Recht bald kommen wieder weitere Gäste, die erst einmal ausgiebig Fotos von sich und der Aussicht machen. Dadurch wird es etwas weniger gemütlich, vielleicht ist es eine ganz gute Idee, solch einen Hot Pool spät in der Nacht zu besuchen, dann sind wahrscheinlich nur wenige Badende im Wasser.


Látrabjarg

Montag, 21.August 2017

Nach einem ausgiebigen und guten Frühstück fahren wir erst über befestigte Straßen immer an der Küste entlang, später über geschotterte Piste bis zum westlichsten Punkt Europas, dem Látrabjarg. Vom Parkplatz am Ende der Straße gibt es eigentlich nur einen Weg, immer am oberen Rand der bis zu 450 Meter hohen Klippen entlang. Ein Schild warnt vor der Absturzgefahr durch den sehr brüchigen Fels und empfiehlt, sich zum Fotografieren an der Kante immer auf den Bauch zu legen, damit das Gewicht besser verteilt wird. Als Fotograf muss man ganz nach vorne zur Abbruchkante, da in den Klippen Millionen Seevögel nisten, die wir alle gerne aufs Bild bekommen möchten.

Klippe, Látrabjarg, Island
Die bis zu 450 Meter hohen Klippen am Látrabjarg bilden den westlichsten Punkt Europas

Heute allerdings sind kaum Fotografen und so gut wie keine Vögel da, die Brutsaison ist zu Ende, so dass vor allem schöne Landschaft und eben die steilen Klippen zu bewundern sind. Nur ein klein wenig enttäuscht wegen der fehlenden Papageientaucher wandern wir weit über die Wiesen bis zum höchsten Punkt und machen es uns dort im Gras gemütlich. Nach einiger Zeit kommen drei junge Männer und meinen, sie müssten sich ausgerechnet in wenigen Metern Entfernung von uns ebenfalls niederlassen, wirkte wohl ein wenig ansteckend auf sie. Wir gehen fünfzig Meter weiter und haben wieder unsere Ruhe. Als wir zurück wandern halten wir weiter Ausschau nach den bunten Puffins, sehen aber nur vereinzelte Möwen. Eine Familie erklärt uns, sie hätten einen Papageientaucher gesehen und zeigen uns auch die Stelle, mit etwas Geduld könnten wir also vielleicht sogar doch noch Glück haben.

Möve, Küken, Klippe, Látrabjarg, Island
Mövenküken an der Klippe von Látrabjarg

Ich robbe ganz vor zur Kante, kann aber keinen finden. Dafür sehe ich einige Meter unter uns ein kleines flauschiges Knäuel, das sich bald als Küken einer Möwe herausstellt. Leider kommt trotz längerem Warten die Mutter nicht mit Nahrung, was sicher ganz nett ausgesehen hätte. Plötzlich taucht ein einzelner Puffin auf, posiert ausgiebig für die Kamera und verschwindet nach einiger Zeit in seiner Erdhöhle, aus der er nicht mehr erscheint. Es war zwar nur einer, doch wir sind zufrieden, immerhin diesen gesehen zu haben.

Papageientaucher, Látrabjarg, Island
Ein einsamer Papageientaucher am Látrabjarg

Rauðasandur

Am Rückweg möchten wir im Hotel Latrabjarg einen Kaffee trinken, doch der Kasten wirkt so gespenstisch und ist völlig menschenleer, so dass wir lieber weiterfahren. Über die sehr holprige und steile Schotterstraße 614 machen wir einen Abstecher zum Rauðasandur, dem „Roten Sandstrand“. Schon gegen Ende der Serpentinen können wir den orange roten Strand sehen, der sich von hier bis weit nach Westen erstreckt. Wir folgen einer Piste durch grünes Weideland, kommen an einer kleinen Kirche vorbei, die gerade wegen einer privaten Feier nicht zugänglich ist und erreichen nach etwa fünf Kilometern am Ende des Sträßchens einen kleinen Parkplatz

Strand, Rauðasandur, Holzkirche, Saurbærjarkirkja, Westfrjorde, Island
Nahe beim Strand Rauðasandur steht die kleine Holzkirche Saurbærjarkirkja

Von hier weist ein Pfeil in Richtung zum Strand und wir überlegen, ob wir den Fußmarsch, der sicher mindestens eine halbe Stunde dauern wird, heute noch unternehmen wollen. Wir beobachten eine einsame Wanderin, während wir im Auto unsere belegten Brote vespern und sehen, dass sie in fünfzehn Minuten fast bis zum Strand kommt, soweit wir das eben von hier aus erkennen können. Wir beschließen los zu gehen, falls es zu lange dauert können wir ja wieder umdrehen. Der Weg geht erst am Ufer eines kleinen Baches entlang, führt dann an einem Weidezaun vorbei über diesen Bach und dann schwer zu erkennen weiter Richtung Strand. Wir prägen uns die wenigen markanten Stellen gut ein, damit wir später wieder zum Auto zurückfinden. Nach einiger Zeit kommen wir an eine sehr flache Düne aus hellgrauem Sand, von wo wir das Meer noch nicht sehen können.

Schafe, Strand, Rauðasandur, Westfjorde, Island
Schafe am Strand von Rauðasandur

Wir umgehen eine Wasserfläche, beobachten einige am Strand grasende Schafe und stapfen durch den tiefen Sand in Richtung zum Atlantik. Erst kurz vor dem Meer erreichen wir den roten Strand, gegen den heftige Wellen branden. Wir sind begeistert von der kräftigen Farbe, bewundern eine Zeit lang die Brandung und gehen dann den beschwerlichen Weg zurück zum Auto. Lange Fahrt zum Hotel.

Strand, Rauðasandur, Island
Der rote Sand des Rauðasandur stammt von Milliarden Muschelschalen

Hvítserkur

Dienstag, 22.August 2017

Heute geht es weit durch die Westfjorde immer der Küste entlang bis nach Norðurland vestra, dem Westlichen Nordland. Wir kommen nach einigen Stunden Fahrt zur Ringstraße und erreichen dann bald unsere heutige Unterkunft, das Gästehaus Dæli, wo wir ein sehr großes Zimmer in einem recht neuen Cottage erhalten. Wir fahren zum nahe gelegenen Kolufossar, einem netten, acht Meter hohen Wasserfall, der in die enge Schlucht Kolugljúfur stürzt. Der Legende nach soll hier der Troll Kolugil mit seinen Schätzen begraben sein. Mit ein wenig Kletterei und ein wenig Geduld gelingen auch von diesem kleinen Wasserfall ganz schöne Fotos.

Wasserfall, Kolufossar, Schlucht, Kolugljúfur, Island
Der Kolufossar stürtzt acht Meter tief in die Schlucht Kolugljúfur

Von hier fahren wir über die Straße 711 zur Ostküste der Halbinsel Vatnsnes, wo unterhalb der Steilküste der fünfzehn Meter hohe Basaltfels Hvítserkur am Strand steht. Hvítserkur ist ein versteinerter Troll, der von der Sonne überrascht wurde, als er das Kloster Þingeyrar mit Steinen beworfen haben soll, das macht man ja auch nicht! Die Zufahrt zum Parkplatz ist ziemlich steil und ein bisschen knifflig, mit Allradantrieb aber ohne weiteres machbar. Von hier führt ein Weg zu einer Aussichtsplattform, die einen schönen Blick zum Troll bietet. Doch wie viele andere Besucher auch, wollen wir natürlich nach unten und den Fels aus der Nähe betrachten. Dazu müssen wir einen abschüssigen und schmalen Pfad benutzen, von dem wir mehrfach beinahe abrutschen. Unten angekommen dauert es eine ganze Zeit, bis das Fotomotiv ohne Touristen abgelichtet werden kann, besonders eine Italienerin im gelben Pullover mit ihrem Kind im roten Pullover strapazieren die Nerven sehr ausdauernd, verschwinden aber am Ende doch.

Troll, Hvítserkur, Island
Der Troll Hvítserkur wurde von der Sonne versteinert, als er das Kloster Þingeyrar mit Steinen bewarf

Inzwischen fast normal, aber immer wieder begeisternd ist der weite tiefschwarze Sand, der den Hvítserkur umgibt. Wir lassen uns Zeit und lassen die Stimmung aus Sonne, Meer und Strand auf uns wirken, bevor wir wieder zurück zum Gästehaus Dæli fahren.


Akureyri

Mittwoch, 23.August 2017

Wir fahren im Wesentlichen auf der Ringstraße in östlicher Richtung durch den Norden Íslands. Unterwegs sehen wir malerische kleine Kirchen wie die Kirkja Þjóðvegur beim Hof Húnaver, oder die Víðimýrarkirkja, eine der wenigen verbliebenen Torfkirchen des Landes.

Kirche, Víðimýrarkirkja, Torfkirche, Island
Die Víðimýrarkirkja aus dem Jahr 1834 ist eine der letzten Torfkirchen Islands

Bei dieser Kirche aus dem Jahr 1834 sind die Seitenwände aus Torf gebaut und das Dach ist mit Gras bedeckt.

Gipfel, Hraundrangi, Öxnadalur, Island
Der markante Gipfel des Hraundrangi vom Tal Öxnadalur aus gesehen

Da wir genügend Zeit haben, machen wir einen Abstecher nach Dalvik und weiter der Küste entlang nach Norden bis zum Wasserfall Mígindisfoss, der achtzig Meter tief ins Meer stürzt. Allerdings ist der Mígindisfoss nicht sehr spektakulär und wohl deswegen auf kaum einer Karte eingetragen. Wir fahren weiter durch Akureyri, mit 18.500 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Íslands. In dieser Stadt gibt es tatsächlich Verkehrsampeln und wir trauen unseren Augen nicht, ist doch gleich an der ersten Ampel das Rotlicht in Form eines Herzchens abgebildet, das kann doch eigentlich nicht sein.

Ampel, Akureyri, Herz, Rotlicht, Island
Nach dem Finanzcrash 2008 wurden die Ampeln in Akureyri auf herzförmiges Rotlicht umgerüstet

Doch bei den folgenden Ampeln ist es genauso, alle roten Ampeln in Akureyri leuchten mit einem Herzen, was für eine abgefahrene und sympathische Idee. Einige Kilometer hinter Akureyri liegt das Hotel Natur, wo wir für die nächsten zwei Nächte ein Zimmer mit Blick auf den Fjord haben. Wir fahren weiter zum Reiterhof Polarhestar, von dem aus einfache Ritte angeboten werden, was wir morgen vielleicht einmal versuchen möchten. Für heute interessiert uns eigentlich nur der selbstgemachte Kuchen, der laut Internet nach den Ausritten angeboten wird. Als wir am Hof ankommen sind gerade viele Touristen dabei, ihre Pferde zu richten, wir fühlen uns ein wenig fehl am Platz. Auch können wir kein Cafe erkennen, wo wir vielleicht einen Kuchen bekommen könnten und machen uns lieber wieder auf den Weg.

Laufás

Hof, Laufás, Museum, Island
Der alte Hof von Laufás ist heute ein kleines Museum

Wenige Kilometer südlich besuchen wir den Museumshof Laufás, der aus einer Kirche und einigen Torfgebäuden aus dem 19. Jahrhundert besteht. Interessant sind hier die dicken Torfwände, die sicher eine sehr gute Wärmeisolation ergeben und die mit hohem Gras bewachsenen Dächer. Zum Abendessen gehen wir nach Akureyri ins Restaurant Hamborgarfabrikkan, wo wir wie der Name schon vermuten lässt, sehr interessante Hamburger und unnötigerweise als Nachtisch leckeren Skyr Cake essen.


Goðafoss

Donnerstag, 24.August 2017

Nach einem kurzen Rundgang durch Akureyri, während dem wir in der modernen Kirche auch das bekannte Fenster des Geistlichen Þorgeir sehen, der nach der Christianisierung Íslands Götterbilder in den danach benannten Wasserfall Goðafoss wirft.

Kirche, Fenster, Kirchenfenster, Akureyri,  Þorgeir, Götterbilder, Wasserfall, Goðafoss, Island
Kirchenfenster in Akureyri. Der Geistliche Þorgeir wirft Götterbilder in den danach benannten Wasserfall Goðafoss

Natürlich wollen wir den Wasserfall jetzt auch in live sehen und fahren die fünfzig Kilometer durch teilweise sehr dichten Nebel bis dorthin. Die Brücke, die die Ringstraße knapp unterhalb des Goðafoss über den Fluss führt, ist im Moment blockiert, weil sich dort ein Lastwagen festgefahren hat. Macht aber nichts, da wir sowieso erst von der Westseite kommen wollen, dort ist angeblich weniger los. Vom kleinen Parkplatz erreichen wir den Wasserfall über einige Felsen, von denen man auch leicht ins Wasser fallen könnte. Es sind einige Besucher da, wir haben aber ständig freie Sicht. Wir gehen langsam am Ufer abwärts bis wir zu einem Steg oberhalb der Straße kommen und von dort auf der anderen Seite wieder hoch zum Wasserfall.

Wasserfall, Goðafoss, Island
Der Goðafoss ist 158 Meter breit und stürzt etwa 11 Meter in die Tiefe

Gerade als wir oben an der gut befestigten und gesicherten Aussichtsplattform ankommen, macht sich dort ein Kajakfahrer durch Meditation bereit, den Goðafoss mit dem Boot zu befahren. Der junge Mann kommt aus Nepal und arbeitet seit einiger Zeit in Ísland. Er hat wohl schon Erfahrung mit Wildwasserfahren und möchte sich jetzt auch einmal einen größeren Wasserfall hinab stürzen, ganz schön aufregend. Wir platzieren uns so, dass wir die Aktion gut fotografieren können, was wegen der ständigen Gischt nicht ganz einfach ist. Erst kommt der einheimische Guide, der perfekt die kleinere der beiden Stufen befährt und dabei das Kajak stets waagrecht hält. Als später der Nepalese kommt, sieht man den Unterschied sehr gut, er fällt mit seinem Boot die Stufe hinunter und hat unten einige Mühe, wieder an die Oberfläche zu kommen.

Kajak, Wasserfall, Godafoss, Island
Ein Abenteurer befährt den Goðafoss mit dem Kajak

Erst denken wir, die Show sei nun vorbei, doch der Guide möchte jetzt noch gerne die zwölf Meter hohe zweite Stufe befahren. Der Nepalese platziert sich unterhalb des Wasserfalls so, dass er im Bedarfsfall schnell eingreifen kann, während der Einheimische sich den Wasserlauf aus allen Richtungen genau anschaut und dann durch den engen Zufluss den höheren Sturz in Angriff nimmt. Es gelingt alles reibungslos, doch wir Zuschauer bekommen ein recht gutes Gefühl dafür, welche Präzision bei einem solchen Unternehmen erforderlich ist, hat man doch ab einem gewissen Punkt keine Chance mehr, vorhergegangene Fehler zu korrigieren. Haben wir mal wieder durch Zufall ein sehr spannendes Spektakel erlebt. Abgerundet wird der schöne Tag mit einem sehr leckeren Abendessen im Rub 23 in Akureyri. Wir fahren noch zu der kleinen Kirche Brand wenige Kilometer südlich von Akureyri, die aber um diese Zeit leider schon geschlossen ist.


Mývatn

Freitag, 25.August 2017

Auf zum Mückensee. Nach einem weiteren kurzen Stopp am Goðafoss erreichen wir schon am späteren Vormittag den Mückensee Mývatn, mal sehen ob er seinen Namen zu Recht trägt. Wir kommen am Südufer des Sees an einen Parkplatz, von dem verschiedene kurze Wanderungen ausgeschildert sind, natürlich wählen wir die längste. Über einige grüne Hügel geht der Pfad bis direkt ans Ufer, wo uns dann auch zum ersten Mal die Mücken anfallen.

Mückensee, Mývatn, Krafla, Island
Der Mückensee Mývatn mit den dampfenden Lavaflächen der Krafla im Hintergrund

Während wir eine wunderbare Aussicht über den Mývatn und die vereinzelten Dampfwolken des Krafla Vulkangebiets im Norden haben, fangen die Mücken an, uns zu nerven. Plötzlich sind sie überall, im Gesicht, in der Nase, in den Ohren, bei jedem Atemzug gehen einige von ihnen mit in Richtung Lunge, das einzig Gute ist, dass die Biester nicht stechen. Wir beeilen uns, zurück zur Straße zu kommen und fahren weiter am Ufer entlang, wo wir wegen der tollen Aussicht immer wieder anhalten müssen. Überall sind tausende Mücken, sobald wir uns dem See bis auf wenige Meter nähern, ab einer Entfernung von fünfzig Metern ist aber in der Regel alles wieder fein.

Lavaformationen, See, Mývatn, Island
Lavaformationen am Ufer des Mývatn

Wir kommen nach Reykjahlíð, dem mit 166 Einwohnern größten Ort im Umkreis von zweihundert Kilometern. Als wir hier tanken wollen, ist gerade der Strom ausgefallen, auch der Supermarkt nebenan liegt im Dunkeln, also beschließen wir, erst noch ein bisschen die Gegend zu erkunden und zu tanken, wenn der Strom dann wieder da ist. Wir fahren zum heißen, tiefblauen Pool kurz außerhalb des Ortes. Dort strömt heißer Dampf in das fast 100 Grad warme Wasser, überall stehen Warnschilder, die das Baden in dem einladend aussehenden Wasser verbieten, wahrscheinlich ist das tatsächlich nötig.

See, Reykjahlíð, heiß, Wasser, Geothermalkraftwerk, Island
In diesen tiefblauen See bei Reykjahlíð wird kochend heißes Wasser aus dem Geothermalkraftwerk eingeleitet - Baden ist lebensgefährlich

Wegen unseres fast leeren Tanks trauen wir uns nicht weiter von der Tankstelle weg zu fahren und kehren lieber zurück, doch es gibt immer noch keinen Strom. Wir fahren zurück zum Südufer, wo sich die zweite Tankstelle in dieser Gegend befindet, doch auch dort kann man uns nur mitteilen, dass der Strom ausgefallen sei, dass dies sehr ungewöhnlich sei und dass man nicht wisse, wie lange das dauern werde. Zur Sicherheit beschließen wir, unser Quartier, das Gästehaus Stöng aufzusuchen und so lange dort zu bleiben, bis wir sicher sein können, dass die Tankstellen wieder funktionieren. Wir gehen davon aus, dass das spätestens morgen früh der Fall sein wird. Das Stöng liegt weit abseits der Straße und ist über eine gut gepflegte Schotterpiste zu erreichen, hier hat man das Gefühl, wirklich in the middle of nowhere angekommen zu sein. Wir werden freundlich empfangen und bekommen ein nettes Cottage, in dem sogar die Spannungsversorgung funktioniert. Die Farm hängt zwar am öffentlichen Stromnetz, hat aber auch einen eigenen Generator, so dass wir nicht genau erkennen können, ob der Defekt, der die Tankstellen betrifft noch besteht.

Herðubreið, Island
Die Herðubreið gilt wegen ihrer auffälligen Form als die Königin der Berge Islands

Die Wirtin empfiehlt uns, hinter der Farm drei Kilometer nach Süden zu fahren, dort hätte man einen schönen Blick in die Berge und bei klarer Sicht sogar bis zum Gletscher Vatnajökull. Wir fahren gleich los und werden nicht enttäuscht. Zwar ist die Fernsicht wegen ein wenig Dunst nicht ganz klar, doch das Gefühl hier weitab jeglicher Zivilisation ist großartig und immerhin sehen wir den sehr auffällig geformten Vulkan Herðubreið. Als wir zurück kommen wird uns versichert, dass mit dem Strom alles wieder in Ordnung sei, so dass wir uns gleich wieder auf den Weg zur Tankstelle machen, die jetzt auch tatsächlich funktioniert. Die andere Tankstelle in Reykjahlíð und der Supermarkt liegen allerdings immer noch im Dunkeln, haben wir vielleicht wieder einmal Glück gehabt. Mit vollem Tank fahren wir bei leicht bewölktem Himmel zum fünfzig Kilometer entfernten Dettifoss.

Dettifoss

Dettifoss, Wasserfall, Island
Der Dettifoss ist ein ganz besonders eindrucksvoller Wasserfall

Die Straße dahin scheint recht frisch geteert und führt teilweise durch pechschwarze Lavafelder, auf denen niemals wieder etwas zu wachsen scheint. Der Parkplatz am Dettifoss ist relativ gut gefüllt, obwohl es jetzt schon deutlich dem Abend zugeht. Wir wandern etwa zwanzig Minuten bis wir plötzlich hinter einem Felsriegel den gewaltigen Wasserfall erreichen. Der Dettifoss ist ein furchterregendes Monster von Wasserfall, 300.000 Liter braunen Wassers stürzen in jeder Sekunde 45 Meter in die Tiefe und scheinen alles in ihrer Nähe mitreißen zu wollen. Die Gischtwolke am westlichen Ufer ist so stark, dass wir innerhalb kürzester Zeit nass werden, an ungestörtes Fotografieren ist gar nicht zu denken. Immer wieder müssen wir abwarten, bis die Gischt sich für ein paar Sekunden verzieht und dann diese kurze Zeit nutzen, um unsere Fotos zu machen.

Wasserfall, Selfoss, Dettifoss, Island
Der zehn Meter hohe Wasserfall Selfoss liegt etwa einen Kilometer oberhalb des Dettifoss

Nachdem wir bis zur Aussichtsplattform und wieder zurück gewandert sind, machen wir noch einen Abstecher zum fünfhundert Meter stromaufwärts liegenden Selfoss, der im Vergleich zum Dettifoss äußerst ruhig und beschaulich wirkt, obwohl hier natürlich die gleiche Wassermenge durchströmt. Hier verteilt sich die Strömung allerdings auf mehrere Arme, die dadurch lange nicht so monströs wirken wie der große Bruder und die auch nur zehn Meter Fallhöhe haben. Für den Rückweg nehmen wir die sehr rustikale F862, die zwar eine Abkürzung zur geteerten Strecke bildet, aber wegen der Beschaffenheit natürlich wesentlich länger dauert.

Piste, Hochland, Island
Einsame Piste im Hochland von Island

Erst wollen wir nur ein kleines Stück in die Straße einfahren und an einer schönen Stelle unser Picknick halten, beschließen dann aber, der Piste so weit zu folgen, wie es die Verhältnisse eben zulassen. Es ist manchmal recht eng und an einigen Stellen reicht die Bodenfreiheit so gerade noch aus, immerhin kommt aber keine Wasserdurchfahrt, so dass wir am Ende wohlbehalten die Ringstraße wieder erreichen.


Viti Krater und Leirhnjúkur

Samstag, 26.August 2017

Heute fahren wir zur Region des Vulkans Krafla, wo nach Angaben unseres Reiseführers schöne Wanderwege in geothermalen Gebieten möglich sind. Nach einigen Kilometern auf der Nebenstraße 863 stehen wir plötzlich in einer großen Kraftwerksanlage, wo die hier reichlich vorhandene Erdwärme in Elektrizität umgewandelt wird. Das Kraftwerk sieht zwar interessant aus, macht die Landschaft aber nicht gerade schöner, doch Ísland deckt ja seinen Energiebedarf vollständig mit Wasserkraft und Geothermalkraftwerken, die müssen eben dort stehen, wo es die Gelegenheit dafür gibt. Glänzende Röhren ziehen sich über Kilometer durch die Landschaft und verbinden futuristisch aussehende kugelförmige Gebäude miteinander.

Viti Krater, Island
Am Viti Krater steigen Dampfsäulen mit ohrenbetäubendem Dröhnen in den Himmel

Die Straße steigt immer weiter an bis sie an einem Parkplatz ganz in der Nähe des Viti Kraters endet. Obwohl Viti im Isländischen Hölle heißt, wirkt der tiefblaue See im Krater eher paradiesisch, ganz im Gegensatz zu den oberhalb seines Randes aufsteigenden Dampfsäulen, die dazu ein Getöse wie hundert gleichzeitig startende Düsenjets machen. Auf einem schmalen Pfad umrunden wir den Viti Krater und kommen dabei an einigen bunt schillernden und leise vor sich hin zischenden Stellen vorbei, bei denen wir hautnah die vulkanische Aktivität unter unseren Füßen spüren. In einiger Entfernung sehen wir von hier oben pechschwarze Lavafelder, denen wir nachher unbedingt einen Besuch abstatten möchten.

Krafla, Lavafelder, Island
Der letzte Ausbruch der Krafla dauerte von 1975 bis 1984 und erzeugte ausgedehnte Lavafelder

Die Lavafelder erstrecken sich rund um den 592 Meter hohen aktiven Vulkan Leirhnjúkur, einem Teil des gigantischen Vulkansystems der Krafla, das sich über einhundert Kilometer Länge durch den Norden Íslands zieht. Am Leirhnjúkur begann der letzte Ausbruch der Krafla, der neun Jahre lang von 1975 bis 1984 andauerte. Bei unserer Wanderung um und über den Leirhnjúkur sehen wir viele Risse und Spalten, die von diesem Ausbruch auch heute noch heiß sind, es ist ein unglaubliches Erlebnis, auf diesem gerade erst entstandenen Stück Erde zu stehen. Bei der Rückfahrt sehen wir direkt neben der Straße ein Waschbecken und eine Dusche, aus der permanent warmes Wasser fließt. Sieht witzig aus, nur zu duschen trauen wir uns im Moment nicht, vielleicht ein anders Mal.

Dusche, Krafla-Kraftwerk, Island
Warme Dusche an der Straße zum Krafla-Kraftwerk

Námafjall

Gleich neben der Ringstraße besuchen wir noch ein weiteres Solfatarenfeld, das Hverarönd unterhalb des kleineren Vulkans Námafjall, das wegen der sehr guten Erreichbarkeit und wegen seiner überschaubaren Größe wesentlich stärker besucht ist als der Leirhnjúkur.

Fumarole, Solfatorenfeld, Hverarönd, Námafjall, Island
Fumarole im Solfatorenfeld Hverarönd, das am Fuß des Námafjall liegt

Hljóðaklettar und Rauðhólar

Sonntag, 27.August 2017

Wir fahren vorbei am Parkplatz des Dettifoss und erreichen über die recht schwierig zu befahrende Piste F862 den ehemaligen Vulkankrater Hljóðaklettar. Hier wurde bei einer Eruption vor 8000 Jahren glühende Lava von einem Gletscherfluss überströmt, wodurch bei der plötzlichen Erstarrung einzigartige Steinformationen gebildet wurden. Bei einer mehrstündigen Wanderung durch das Labyrinth sind wir immer wieder erstaunt, was die Naturkräfte so alles entstehen lassen.

Hljóðarklettar, Island
Die Wanderung am Hljóðarklettar führt an urweltlichen Felsen vorbei

Den sprichwörtlichen Höhepunkt der Tour erreichen wir nach einem steilen Aufstieg zum 220 Meter hohen Schlackeberg Rauðhólar, dessen Flanken in einem unwirklichen rot leuchten, das besonders mit dem grün der Umgebung einen fast künstlerischen Kontrast ergibt. Wegen der Abgeschiedenheit und wohl auch wegen der Länge dieser Wanderung sind wir hier fast alleine unterwegs, nur ab und zu sehen wir irgendwo ein, zwei andere Wanderer.

Schlackeberg, Rauðhólar, Jökulsá á Fjöllum, Island
Der unglaublich rote Schlackeberg Rauðhólar über dem Tal der Jökulsá á Fjöllum

Dimmuborgir

Ganz anders ist das bei unserer zweiten heutigen Wanderung, die wir ganz in der Nähe des Mývatn unternehmen. Am Dimmuborgir stehen viele Busse auf dem gut ausgebauten Parkplatz, von dem einige Rundwege durch die Felsformationen starten. Mehrere Reisegruppen aus aller Herren Länder folgen ihren Fähnchen schwingenden Reiseleitern und lauschen gespannt den Geschichten von den hier wohnenden Elfen und Trollen, was man sich mit etwas Phantasie hier tatsächlich leicht vorstellen kann.

Dimmuborgir, Felsentor, Island, Andrea
Bei Dimmuborgir finden wir einige Felsentore, die als Fotomotive bei den vielen Touristen sehr beliebt sind

An einem malerischen Felstor brauchen wir recht lange, bis wir ungestört ein Foto machen können, immer wieder kommen ganze Gruppen, die das selbe Motiv für sich entdecken, aber schließlich gelingt auch dies. Kaum verlassen wir den geteerten Weg der kleinsten ausgeschilderten Runde, schon sind wir sogar an diesem bekannten Ort gleich fast wieder alleine unterwegs. Wie überall auf der Welt gilt auch in Ísland, dass die großen „Massen“ niemals weiter als fünfzehn Minuten von ihrem Fahrzeug weg gehen. Und so kommen wir auch hier letztendlich zu einer ganz netten Wanderung, die allerdings nicht mit den vorhergehenden mithalten kann. Wie gestern genehmigen wir uns auch heute ein sehr leckeres Abendessen auf der Farm, wo es jeden Tag Lamm und frischen Dorsch zur Auswahl gibt.


Rauðanes

Montag, 28.August 2017

Wie gestern schon angekündigt ist das Wetter heute kühl und regnerisch, was uns nicht davon abhalten kann, die große Runde entlang der Küste zu fahren. Die meist gut ausgebaute Straße führt durch abwechslungsreiche Landschaft ohne besondere Sehenswürdigkeiten. Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir die Abzweigung zur Halbinsel Rauðanes, wo wir trotz des leichten Regens eine Wanderung entlang der Felsküste vorhaben. Am kleinen Parkplatz steht nur ein weiteres Auto, in dem wir zwei junge Männer sehen, die wahrscheinlich darauf warten, dass es aufhört zu regnen. Wir haben irgendwie ein ungutes Gefühl, unser Auto dort zurück zu lassen, sagen uns aber auch, dass die Jungs sicher nicht so blöd sind, einzubrechen, nachdem sie ja schon von uns gesehen worden sind.

Felsbogen, Island
Die Bögen und Felsformen dieser Küste sind vulkanischen Ursprungs

Mit Hilfe des GPS, vor allem aber mit Hilfe der in größeren Abständen gesteckten blauen Markierungspflöcke finden wir den Weg durch offenes Gelände in Richtung der Küste. Der Pfad führt steil hinunter und wir hoffen, den Aufstieg später wieder zu schaffen, denn es ist teilweise richtig rutschig geworden. An der Küste bleiben wir immer oberhalb eines steilen Abbruchs, vor dem interessante Steinbögen und Felsformationen aus dem Meer ragen. Wir entdecken den riesigen Steinbogen Gluggur, den man wie eine Brücke überqueren kann.

Andrea, Felsbogen, Gluggur, Island
Andrea wandert über den Felsbogen Gluggur, der durch den Einbruch einer Höhle entstand

Er entstand wohl, als die Decke einer großen Höhle einbrach und nur der vordere Rand stehen blieb. Der Rückweg ist zwar nicht so steil wie der Abstieg, er zieht sich dafür recht lang und wir sind froh, nach fast drei Stunden nasser Wanderung wieder zum Auto zurück zu kommen. Das steht noch genau wie wir es zurück gelassen hatten, nur das andere Auto ist inzwischen weg. Die anschließende Fahrt nach Egilsstaðir dauert weitere drei Stunden, so dass wir erst kurz vor acht am Hotel ankommen. Dort wohnen wir in einer kuschligen, winzig kleinen Hütte etwas abseits des Hauptgebäudes.


Ostfjorde

Dienstag, 29.August 2017

Es ist wieder ein regnerischer Tag, die besten Verhältnisse sind laut Vorhersagen in den äußersten Ostfjorden zu erwarten. Wir fahren über hohe Berge nach Neskaupstaður, wo es tatsächlich trocken ist und auch ein klein wenig Sonne zwischen den Wolken durchblitzt. Dort machen wir einen kurzen Spaziergang entlang der Küste und besuchen ein nettes kleines Cafe mit angeschlossenem Handarbeitsgeschäft, hier kann man mehrere Hobbies miteinander verbinden.

Ostfjorde, Aluminiumwerk, Neskaupstaður, Island
In den Ostfjorden liegen einige Aluminiumwerke, wie hier bei Neskaupstaður

An einer Tankstelle des Ortes waschen wir nun endlich auch einmal unser inzwischen völlig verdrecktes Auto. Wie in Ísland überall üblich, gibt es an der Tankstelle Wasserschläuche und Bürsten, die jederzeit kostenlos benutzt werden können. Natürlich ist das Wasser kalt und ohne jegliches Reinigungsmittel, so kommt es dann, dass der hartnäckige Schmutz sich nur teilweise entfernen lässt, sieht trotzdem danach viel normaler aus als vorher.


Hengifoss und Litlanesfoss

Mittwoch, 30.August 2017

Zum Abschluss unserer Íslandrunde erwartet uns heute ein wunderschön sonniger Tag, den wir zum Besuch eines weiteren Wasserfalls nutzen möchten. Als wir am Parkplatz des Hengifoss ankommen, biegt direkt vor uns ein Bus ein und auch sonst stehen schon ziemlich viele Autos dort, es wird also weniger ruhig, als bei unserer letzten Wanderung. In der Hoffnung, die Bustouristen hätten nicht viel Zeit und würden nach einer Viertelstunde wieder verschwinden, lassen wir uns Zeit bevor wir uns an den steilen Anstieg in Richtung Wasserfall machen. Doch schon nach wenigen Metern haben wir die ersten eingeholt und steigen jetzt mehr oder weniger gemeinsam nach oben. Am ersten Wasserfall, dem Litlanesfoss entscheiden wir uns, an der Gruppe vorbei zu ziehen und den Wasserfall erst am Rückweg näher zu besichtigen.

Wasserfall, Hengifoss, Island
Mit 118 Metern ist der Hengifoss einer der höchsten Wasserfälle des Landes. Die roten Lehmschichten bildeten sich aus Vulkanasche

Bei strahlendem Sonnenschein geht es weiter steil bergan bis wir nach einer Wegbiegung einen schönen Blick zum 118 Meter hohen Hengifoss haben. Die riesige graubraune Felswand ist von mehreren leuchtend roten waagrechten Streifen durchzogen, die als Sedimentschichten lange vergangene Vulkanausbrüche abbilden. Wir verlassen den Weg und machen von einer kleinen Anhöhe ungestört einige Fotos. Auch als wir wieder absteigen kommen ständig weitere Besucher zu diesem leicht erreichbaren und sehenswerten Ziel.

Wasserfall, Litlanesfoss, Basaltsäulen, Island
Am Litlanesfoss stürzt das Wasser zwischen schönen Basaltsäulen 45 Meter in die Tiefe

Entlang des Bergsees Lagarfljót, in dem angeblich so wie im schottischen Loch Ness ein Ungeheuer hausen soll, fahren wir wieder Richtung Egilsstaðir. Unterwegs machen wir eine ausgiebige Rast auf einer Wiese oberhalb des Lagarfljót. Bevor wir die letzten Kilometer nach Seyðisfjörður angehen sitzen wir, wie viele andere Reisende auch, noch einige Zeit bei einem Cappuccino vor dem Salt Cafe in Egilsstaðir. Bei Ankunft in Seyðisfjörður können wir direkt in die Warteschlange zum Check in fahren, wo bereits viele teilweise sehr auffällige Fahrzeuge warten. Neben den vielen mehr oder weniger professionellen Geländewagen sticht aber der 54 Jahre alte Traktor des Heinz aus Muggensturm mit seinem alten Wohnwagen weit heraus. Er war von Juni bis jetzt mit diesem Gespann unterwegs und macht sich so wie wir heute auf den Heimweg. Auf der Norröna haben wir für die Passage eine sehr geräumige Kabine mit großer Sitzecke, großem Doppelbett und gut nutzbarem Schreibtisch, so können wir die Überfahrt sehr entspannt genießen. Das wird auch noch dadurch begünstigt, dass wir diesmal kaum Wind und entsprechend wenig Seegang haben.

Norönna, Hafen, Seyðisfjörður, Island
Die Norönna im Hafen von Seyðisfjörður

Donnerstag, 31.August 2017

Ein angenehmer Tag auf See. Am frühen Nachmittag fahren wir zwischen den wunderschönen Inseln der Färöer hindurch und erreichen pünktlich um 15:00 Uhr den Hafen von Tórshavn . Wir machen einen gemütlichen Spaziergang durch die Stadt und gehen um 18:00 Uhr ins Fischrestaurant Barbara, in dem wir schon bei unserem letzten Besuch einen Tisch reserviert hatten. Wir sind offensichtlich nicht die einzigen, die diese Idee hatten, an mehreren Tischen erkennen wir andere Passagiere von der Norröna. Die Fischsuppe ist wieder einmal unschlagbar gut, wir kommen sehr entspannt und glücklich zurück aufs Schiff, das um 21:00 Uhr seine Weiterfahrt nach Hirtshals antritt.

 

Freitag, 1.September 2017

Unseren fünften Hochzeitstag verbringen wir bei schönstem Wetter auf See und haben am Abend ein sehr kreatives und leckeres Essen im feinen Restaurant Simmer Dim auf dem sechsten Deck.

 

Samstag, 2.September 2017

Die Fähre legt pünktlich um 10:00 Uhr in Hirtshals an, doch wir müssen eine gute Stunde warten, bis wir mit unserem Auto ausfahren können. Die eintausend Kilometer lange Fahrt nach Königstein verläuft ziemlich ruhig, nur am Elbtunnel in Hamburg verlieren wir etwa eine halbe Stunde durch Stau und kommen um 21:30 Uhr wohlbehalten wieder zuhause an.