Mit dem Vagabund durch das Baltikum - Inhalt |
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Das Baltikum umfasst die nordosteuropäischen Staaten Litauen, Lettland und Estland, die bis 1990 unfreiwillige Teilrepubliken der Sowjetunion waren. Alle drei Länder sind inzwischen Mitglieder der EU und der NATO und befinden sich auf einem guten Weg der wirtschaftlichen Entwicklung. Als ein touristisches Reiseziel ist das Baltikum bisher weitgehend unbeachtet. Das liegt auf der einen Seite sicherlich daran, dass die Länder direkt an Russland und an Weißrussland grenzen, was von vielen als eine Bedrohung empfunden wird. Auf der anderen Seite kann im Baltikum wegen der nördlichen Lage, immerhin liegt Estland auf der gleichen geografischen Breite wie die norwegischen Fjorde, nur mit wenigen Wochen mit hochsommerlichen Badetemperaturen gerechnet werden. Darüber hinaus sind im Baltikum kaum so sensationelle Attraktionen wie zum Beispiel eine Akropolis oder ein Grand Canyon zu finden, die für den Massentourismus heute so wichtig sind. Dafür gibt es eine großartige, ungestörte Natur, sehr schöne und gepflegte Städte und vor allem entspannte und freundliche Menschen, die dem Reisenden das Leben so angenehm machen. Durch die geringe Bevölkerungsdichte im Baltikum, hier leben etwa 30 bis 40 Menschen pro Quadratkilometer, während es in Deutschland knapp 240 sind, hat der Reisende die Landschaft oft ganz alleine für sich.
Das alles wollen wir auf einer Tour mit unserem Wohnmobil Vagabund kennenlernen. Dafür nehmen wir uns von Mitte August bis Ende November 2024 viel Zeit, ohne am Anfang zu wissen, ob uns das Baltikum für eine so lange Reise ausreichend Reize bietet. Aber mit dem Wohnmobil können wir uns ja immer darauf einstellen und entweder früher zurückfahren oder die Tour durch die skandinavischen Länder beliebig erweitern.
Zur Vorbereitung und unterwegs leistet uns das Buch “Baltikum - Litauen, Lettland, Estland” von Laura Kaiser und Christoph Schaarschmitt mit seinen 60 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade sehr gute Dienste, ansonsten gibt es vorab diesmal keine konkrete Planung. Zur Anreise haben wir uns für den Landweg durch Polen entschieden, sodass wir unsere Erkundung des Baltikums mit Litauen als südlichstem der drei Staaten beginnen werden.
So fahren wir am Donnerstag, den 22. August von zuhause los, nur um gleich einmal drei Tage in Erfurt zu verbringen, der Stadt, die wir in den letzten Jahren sehr ins Herz geschlossen haben und wo wir uns immer wieder wohl fühlen. Wir genießen Erfurt bei hochsommerlichen Temperaturen und verpassen leider eine Aufführung des Musicals Anatevka, das abends auf den Stufen des Domes gespielt wird. Wir haben uns dafür viel zu spät um Karten bemüht und spontan waren keine mehr zu erhalten.
Unsere Fahrt nach Dresden unterbrechen wir am Sonntag in Magdala, etwa zwanzig Kilometer östlich von Weimar. Wir haben den Tipp bekommen, dass es dort ganz in der Nähe der Autobahn einen Imbiss mit besonders leckeren Wurstwaren gibt, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Schon bei der Anfahrt sehen wir, dass es sich bei dem Imbiss um keinen Geheimtipp mehr handelt, der große Parkplatz ist rappelvoll und am Eingang hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Wir stellen uns dazu und brauchen eine ganze Stunde, bis wir an der Theke unsere Bratwürste und weitere Leckereien in Empfang nehmen können. Die Würste schmecken wirklich hervorragend und rechtfertigen tatsächlich die lange Wartezeit genauso wie die vorbereitete Soljanka, eine säuerlich-scharfe Suppe der osteuropäischen Küche, die wir uns am Montag zum Abendessen aufwärmen.
In der Nähe von Dresden stehen wir dann für eine Nacht in Radebeul auf dem Gelände eines großen Wohnmobilhändlers, von wo aus Dresden mit der Straßenbahn gut zu erreichen wäre. Da wir aber schon am Montag weiter wollen, nutzen wir diese Möglichkeit heute nicht. Am Abend werden wir beinahe verrückt, als wir uns online im polnischen Mautsystem registrieren wollen. Nach längerem Probieren haben wir alle Daten eingegeben und erhalten die Meldung, dass unsere Registrierung geprüft würde. Anschließend sollen wir eine Mail zur Bestätigung bekommen und danach das System nutzen können.
Die versprochene Mail kommt bis Montag nicht, sodass wir gezwungen werden, die polnischen mautpflichtigen Autobahnen zu meiden. Dafür fahren wir über Landstraßen durch schöne Landschaft und durch interessante Orte und kommen am Nachmittag in Breslau an, wo wir wie bereits 2021 auf dem Stellplatz am Olympiastadion stehen. Am Dienstag besuchen wir die Stadt, bewundern diesmal die moderne Konzerthalle und haben ein leckeres polnisches Mittagessen im Restaurant Konspira, wo wir zwischen allerlei Requisiten sitzen, die den polnischen Aufstand gegen die sowjetische Herrschaft in den 80er Jahren darstellen.
In der Altstadt finden wir am Nachmittag viele aus Bronze gegossene Zwerge, die alle möglichen Berufe und Situationen ausdrücken. Sie sind seit einigen Jahren zu einer Art Wahrzeichen von Breslau geworden und sind immer sehr unterhaltsam.
Auf unserem Weg von Breslau nach Litauen haben wir noch zwei weitere Übernachtungen in Polen. Die erste Nacht verbringen wir in der Nähe von Łódź auf einem sehr abgelegenen Bauernhof, wo wir mit viel Platz zwischen Obstbäumen stehen, um uns herum nur weites Land und Tiere.
Für die zweite Übernachtung fahren wir nach Mikołajki in der wunderschönen Masurischen Seenplatte, wo wir auch bei unserer ersten Polenreise 2021 schon einmal Station gemacht haben. Dieses Mal ist am Hafen und auf dem Wasser lebhafter Betrieb, am Wohnmobilstellplatz sind wir aber fast die einzigen Gäste.