Durch das Baltikum 2024 - Lettland

Karte Baltikum
Das Baltikum - Übersicht unserer Route


Flagge Lettland

Ostseestrand bei Liepaja

Ostseestrand, Liepaja, Lettland
Der Ostseestrand bei Liepaja erstreckt sich in beide Richtungen über mehrere Kilometer

Vom Žemaitija Nationalpark fahren wir nach der Besichtigung des Raketenstützpunktes durch malerische Landschaft mit vielen Seen und Wäldern in Richtung Lettland. Unterwegs kennt das Navi mal wieder eine Straße mit Gewichtsbeschränkung nicht und wir müssen eine Weile suchen, bis wir eine brauchbare Alternative finden, manchmal hilft auch eine altmodische Landkarte aus Papier. Ab der Grenze zu Lettland wird die Straße gruselig schlecht, sodass wir uns mit viel Gehoppel weiter bis zur Ostseeküste bewegen. Dort finden wir ein paar Kilometer südlich von Liepaja einen tollen Campingplatz, auf dem wir für die nächsten Tage ausspannen wollen. Der Platz liegt zwar in einem großen und hartnäckigen Funkloch, doch gibt es gutes WLAN am Restaurant, das auch mit vielfältigen Leckereien zu überzeugen weiß. Über einige schöne Dünen kommen wir direkt an den Strand, der sich in beide Richtungen mehrere Kilometer weit erstreckt und meist menschenleer ist. Hier an der Küste haben wir jeden Tag ein anderes Wetter, am Samstag regnet es den ganzen Tag immer wieder und wir nutzen die Zeit, einmal quer durchs Wohnmobil zu putzen. Danach wird das Wetter wieder besser und wir verbringen traumhafte Tage am einsamen Sandstrand bei bis zu 26°C und strahlendem Sonnenschein.

Ostseestrand, Liepaja, Lettland, Andrea
Wir genießen den Strand bei tollem Wetter ganz alleine


Nach einer Woche verlassen wir den schönen Campingplatz, an dem wir uns so wohlgefühlt haben und besuchen als erstes das sogenannte Northern Fort einige Kilometer nördlich von Liepaja. Es handelt sich dabei um die Reste russischer Befestigungsanlagen aus dem frühen 20. Jahrhundert, die die Russen schon wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung wegen einer Planänderung wieder aufgegeben haben. Um sie im Ersten Weltkrieg nicht den deutschen Truppen in die Hände fallen zu lassen, wurden sie gesprengt und die Ruinen einfach zurückgelassen. Sie verwittern seit nunmehr über hundert Jahren vor sich hin und sind ein weiteres gruseliges Denkmal menschlicher Intelligenz. Wir klettern eine Zeit lang durch die zerfallenen Anlagen oberhalb eines weiteren schönen Sandstrandes und wundern uns dabei, wie massiv das alles gebaut war und wie weit sich die Befestigung in die Wälder im Landesinneren zieht. Dort wird übrigens durch die NATO gerade ein neuer Militärstützpunkt gebaut, man darf gespannt sein, wie lange dieser in Betrieb sein wird.

Liepaja, Lettland, Northern Fort
Das Northern Fort bei Liepaja


Der größte Wasserfall in Kuldiga

Kuldiga, Lettland
Kuldiga liegt wunderschön am Fluss Venta

Vom Northern Fort fahren wir auf recht guten Straßen zum Städtchen Kuldiga, wo wir auf einem kleinen Parkplatz gleich bei der berühmten Brücke und dem außergewöhnlichen Wasserfall noch eine Lücke finden. Der Platz ist mit fünf weiteren Wohnmobilen schon ganz gut belegt. Nach einem kurzen Mittagessen ziehen wir los zum größten Wasserfall Europas. Der ist zwar gerade einmal zwei Meter hoch, doch stürzt das Wasser über eine mehr als 270 Meter breite Kante nach unten und macht ihn so zum breitesten Wasserfall des Kontinents. Auf jeden Fall ist er schön anzusehen und lädt beim heutigen sonnigen Wetter so manchen Gast zum Baden ein. Vom Wasserfall haben wir einen tollen Blick zur Backsteinbrücke, die mit ihren 164 Metern Länge gleich einen weiteren Rekord der Stadt aufstellt. Sie ist die längste von Autos befahrene Brücke dieser Bauart in Europa. Abgesehen von diesen Superlativen sind wir ganz begeistert, wie harmonisch sich die Stadt Kuldiga für uns präsentiert. Auch die Altstadt, die seit letztem Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist sehenswert, wobei hier in der Zukunft sicherlich noch so manches Gebäude saniert werden muss.

Venta, Kuldiga, Lettland
Die Stromschnellen der Venta sind mit über 270 Metern die breitesten Europas

Kuldiga, Lettland
Blick vom Aussichtsturm in Kuldiga zur Brücke und zum Wasserfall

Geisterstadt Irbene

Aus dem malerischen Städtchen Kuldiga fahren wir am Donnerstagvormittag bei teilweise dichtem Nebel in Richtung Kap Kolka. Dabei wählen wir die Route, die ab Ventspils immer parallel zur Ostseeküste führt. Dort liegt irgendwo im Nirgendwo die ehemalige Ortschaft Irbene, die von der Sowjetunion im Jahr 1971 als Wohnsiedlung für die Offiziere des nahegelegenen geheimen Radarzentrums und deren Familien gegründet wurde. Hier wurde während des Kalten Krieges der Funkverkehr der westlichen Welt abgehört und ausgewertet. Weder die Ortschaft noch die technische Anlage waren jemals in einer Karte eingezeichnet und konnten nur mit einer Sondergenehmigung betreten werden.Schon nach 22 Jahren wurde der Stützpunkt wieder geschlossen und die gesamte Siedlung aufgegeben. Seit 1993 verfällt die Geisterstadt und wird langsam von der Natur zurückerobert. Die Radarstation wurde von der lettischen Universität für Radioastronomie übernommen und wird jetzt zu Forschungszwecken verwendet. Wir besuchen die Geisterstadt kurz und werfen von außerhalb des Forschungsgeländes einen Blick auf die große 32 Meter Antenne. Die gesamte Szene könnte ohne weiteres als Kulisse für einen Gruselfilm dienen.

Antenne, Lettland, Irbene
Die 32 Meter Antenne der Uni Ventspils ist die größte in Europa


Kap Kolka

Ostsee, Kap Kolka, Lettland
Blick vom Aussichtsturm am Kap Kolka zur Ostsee

Nach vielen weiteren Kilometern durch endlose Kiefernwälder erreichen wir einen unbefestigten Parkplatz am Kap Kolka. Hier treffen die Ostsee und die Bucht von Riga aufeinander, was wegen der unterschiedlichen Wellensysteme häufig zu schwierigen Verhältnissen für die Schifffahrt führt. Heute ist alles ruhig und wir können den langen Strand ungestört genießen. Allerdings ist wegen viel angeschwemmtem Seegras und den Hinterlassenschaften von Robben, die hier wohl häufig zu sehen sind, an ein Baden nicht zu denken. Es ist dafür inzwischen auch ein bisschen zu kühl geworden. Am Kap Kolka bleiben wir zwei Nächte, wandern durch die Wälder und an der Küste entlang und freuen uns über spektakuläre Sonnenuntergänge und den Aufgang eines großen Vollmondes. Am zweiten Abend dienen einige Angler am Strand als Statisten für unsere Fotos.

Kap Kolka, Sonnenuntergang, Angler
Zum Sonnenuntergang treffen sich Angler am Kap Kolka


Lake Peter Nature Trail, Lettland
Am Lake Peter Nature Trail südlich vom Kap Kolka

Am Samstag geht's in Richtung Riga. Unterwegs machen wir am Lake Peter Nature Trail “Pēterezera dabas taka" eine wunderschöne Wanderung durch einsamen Urwald.

Urwald, Lettland
Im Urwald bei Lake Peter

Wald, Lettland
Naturbelassener Urwald im Westen Lettlands

Moor im Kemeri Nationalpark

Kemeri NP, Lettland
In den Sümpfen des Kemeri Nationalparks

Nach der Wanderung fahren wir weiter zum Kemeri Nationalpark mit seinen berühmten Sümpfen. Es gibt nicht ganz zwei Millionen Einwohner in Lettland, doch wir haben den Eindruck, dass heute fast alle das gleiche Ziel haben. Der Parkplatz ist für lettische Verhältnisse rappelvoll und wir werden auf eine große ungemähte Wiese gestellt, auf der wir auch übernachten dürfen. Wir warten bis zum späten Nachmittag, bis wir uns auf die Wanderung durch das Moor machen. Es sind zwar noch immer viele Besucher hier, doch die großen Massen haben sich in der Zwischenzeit verzogen. Erst geht der Weg durch dichten Wald, mündet aber bald in eine weite Ebene mit lockerem Bewuchs und von Moosen bedecktem Boden. Ein gut ausgebauter Bohlenweg führt immer weiter hinaus, zwischen großen und kleinen Tümpeln hindurch, in denen sich der blaue Himmel mit seinen weißen Wolken wunderschön spiegelt. Von einem Aussichtsturm mitten im Moor haben wir einen tollen Blick über das ganze Gebiet, danach geht es weiter auf dem Bohlenweg wieder zurück zum Parkplatz.

Kemeri NP, Lettland
Moorlandschaft im Kemeri Nationalpark

Kemeri NP, Lettland
Wildnis im Kemeri Nationalpark

Riga - Hauptstadt von Lettland

Riga, Lettland
Blick vom Turm der Petrikirche in Riga

Aus den Sümpfen des Kemeri Nationalparks fahren wir am Sonntagmorgen in die lettische Hauptstadt nach Riga. Hier gibt es auf einer großen Insel im Fluss Daugava einen schön gelegenen Campingplatz, auf dem jetzt außerhalb der Saison viel Platz frei ist. Mit dem BOLT Fahrdienst kommen wir schnell und günstig zum Rigaer Schloss, von wo sich die Altstadt bequem zu Fuß erwandern lässt. Während unseres ersten Rundgangs verschaffen wir uns vom Turm der Petrikirche einen guten Überblick über die gesamte Stadt. Nach einem Abstecher zu den Zeppelin-Markthallen, in denen wir leckeres Schokoladengebäck und mit Sauerkraut gefüllte Strudel kaufen, bringt uns BOLT wieder zurück zum Campingplatz.

Riga, Lettland
Riga am Ufer der Daugava

Für den nächsten Vormittag nutzen wir ein ganz spezielles Angebot des Campingplatzes. Wir fahren mit dem nostalgischen Holzboot Elvira aus dem Jahr 1932 direkt vom Platz über die Daugava und durch einen schmalen Kanal um die gesamte Altstadt. So sehen wir Riga aus einer völlig anderen Perspektive. Wir lassen uns in der Nähe des Rathauses absetzen und marschieren von dort noch einmal durch die Gassen, in denen wir uns jetzt schon ein wenig auskennen. Auch heute landen wir am Schluss in den Markthallen, wo wir gerne die Gelegenheit nutzen, unseren Hunger zu stillen. An einem der Stände finden wir super leckere Fischsuppe, die im gebackenen Brotbecher serviert wird. Der Becher wird am Ende einfach aufgegessen, sodass keine Reste übrig bleiben. Danach gibt es an einem anderen Stand genial cremige Panna Cotta in verschiedenen Geschmacksrichtungen und dazu je einen Becher Kaffee. Wenn wir schon einmal hier sind, kaufen wir gleich noch jede Menge Leckereien von geräuchertem Fisch, über eingelegtem Kraut, bis zu verschiedenen Sorten Honig und weißem Nougat. Voll bepackt bringt uns BOLT auch heute wieder günstig zurück zum Wohnmobil.

Riga, Lettland
Mit der historischen Elvira durch Riga

Riga, Lettland
Blick auf Riga vom Fluss Daugava

Rundāle - Das Versailles des Baltikum

Schloss Rundāle, Lettland
Schloss Rundāle, das Versailles des Baltikums

Auf dem Weg von Riga ins östliche Lettland machen wir einen Abstecher zum Schloss Rundāle, das in den Reiseführern gerne als das Versailles des Baltikums bezeichnet wird. Das wollen wir doch mal sehen. Vom Busparkplatz marschieren wir zum Eingang des Schlosses und finden dort, versteckt hinter einer Tür, auch die Kasse. Wir entscheiden uns für Innenbesichtigung und Park, wofür siebzehn Euro pro Person fällig werden. Über den etwas schmucklosen Ehrenhof gelangen wir ins Schloss, das uns von Anfang an gut gefällt. Mit nur wenigen anderen Besuchern folgen wir dem ausgeschilderten Rundweg, der durch die Säle und Gemächer der Herzoge führt. Es ist vielleicht nicht so prunkvoll wie Versailles, dafür macht der Besuch fast alleine im Gebäude viel mehr Spaß als dort. Auch der Park gefällt uns ausgezeichnet, selbst jetzt gegen Ende September können wir noch viele farbenfroh blühende Pflanzen bewundern.

Wir übernachten an einem nur zwei Kilometer vom Schloss entfernten privaten Stellplatz, der zwar sehr liebevoll geführt wird, an dem es aber gar nichts zu tun gibt, so dass wir schon am nächsten Morgen bei trübem Wetter und kühlem Regen weiterfahren.

Schloss Rundāle, Lettland
Lettischer Rosengarten am Schloss Rundāle


Im Osten Lettlands

Lettland
Im Osten Lettlands

Ein ganzes Stück hinter der Stadt Daugavpils liegt nur etwa zwanzig Kilometer vor der weißrussischen Grenze der Stellplatz Upes Dizvietas am Ufer der Daugava, wo wir gerne ein paar Tage bleiben wollen. Allerdings erklärt uns der deutsche Betreiber bei der Ankunft, dass er gerade dabei ist, den Platz winterfest zu machen und daher viele Einrichtungen wie Frischwasser und Toiletten nicht mehr in Betrieb seien.

Daugava, Lettland
Die Daugava im Osten Lettlands


Lettland
Stellplatz auf großer Wiese in der Nähe der Stadt Madona

Wir genießen den Nachmittag und die absolut ruhige Nacht am weit abgelegenen Platz, machen uns aber dann doch schon wieder auf den Weg und finden in der Nähe der Stadt Madona ein sehr schönes Ferien- und Tagungszentrum, das Stellplätze für Wohnmobile auf einer riesigen Wiese anbietet. Hier gibt es auch alles andere, was wir benötigen, so dass wir die vorhergesagten Regentage aussitzen können. Die sonnigen Abschnitte nutzen wir für kleine Wanderungen um die naturbelassenen Seen und durch die endlosen Wälder, in denen ein starker Wind immer wieder Bäume umwirft und Äste abbricht.

Lettland
Im Osten Lettlands finden wir viele abgelegene Seen

Lettland
Einer der vielen Seen im Osten Lettlands

Klippen im Gauja Nationalpark

Von diesem friedlichen Fleckchen Erde fahren wir am Sonntag bei sehr wechselhaftem Wetter in den Gauja Nationalpark, wo wir für den nächsten Tag eine Wanderung vorhaben. Wir stehen am Parkplatz der Big Hell, einer Sandsteinhöhle mit einigen Steinbögen, um die sich verschiedene Legenden als Wohnort des Teufels ranken. Gesehen haben wir ihn auch hier nicht, obwohl wir mehrmals am Nachmittag zu der Höhle gegangen sind. Am nächsten Morgen ist es mit gerade noch 5°C recht kalt, als wir uns um 9:00 Uhr zur ausgeschilderten Wanderung in Richtung Līču – Laņģu klintis auf den Weg machen. Nach etwa zwei Kilometern führt der Pfad über viele Holzstufen steil nach unten bis zum Ufer des Flusses Gauja, wo wir über eine längere Strecke viele kleine Höhlen, spektakuläre Klippen und unzählige fröhlich plätschernde Quellen beobachten können. Der Weg ist manchmal recht rutschig und schwierig, wir sind froh, dass wir die festen Wanderschuhe gewählt haben. Um die Mittagszeit sind wir zurück am Vagabund und machen uns nach einer kräftigen Brotzeit auf den Weg nach Estland.

Gauja NP, Lettland
Klippen Līču – Laņģu klintis im Gauja Nationalpark

Gauja Nationalpark, Lettland
Frühnebel im Gauja Nationalpark

Karte Lettland

Karte, Baltikum
Unsere gefahrene Route bis Lettland