Bella Italia 2023 - Teil I - Sizilien

Im Frühjahr 2023 reisen wir etwa zwei Monate lang durch das schöne Italien.

Die Idee ist, dass wir so schnell wie möglich in den Süden gelangen, um dort schon früh die milden Temperaturen genießen zu können. Daher wählen wir die Fähre, die uns schnell nach Sizilien bringt, das wir einige Wochen lang erkunden. Danach geht es auf dem Festland langsam wieder nach Norden.

Bella Italia
Unsere gefahrene Route durch Bella Italia


Anreise nach Sizilien

Unsere Reise nach Bella Italia beginnt am Sonntag, den 16. April 2023 bei ziemlich trübem Wetter und gerade einmal wenigen Grad über Null. Dazu kommt noch ein recht starker Verkehr, der uns bis zu unserem ersten Ziel, dem Aussiedlerhof Rinderknecht bei Jettingen am Rande des Schwarzwaldes begleitet. Auf dem Bauernhof stehen wir ungestört und ruhig zwischen Hühnern und Kühen, machen noch einen kurzen Spaziergang durch die malerische und verregnete Landschaft, bleiben aber sonst lieber im warmen Wohnmobil. 

Montag besuchen wir eine liebe Verwandte in der Nähe von Jettingen, bevor wir am Nachmittag den uns schon bekannten Stellplatz in Geisingen ansteuern. Hier kommen wir bei strömendem Regen an, haben jedoch eine ideale Basis für die Fahrt in die Schweiz am nächsten Morgen.

Vagabund, Bauernhof
Bei regnerischem Wetter am Aussiedlerhof Rinderknecht
Vagabund, Geisingen
Vagabund am Stellplatz Geisingen kurz vor der Grenze zur Schweiz

Weil der Vagabund ja deutlich mehr als 3,5 Tonnen wiegt, brauchen wir für die Schweiz keine Vignette, sondern müssen die sogenannte Schwerverkehrsabgabe entrichten. Das geht problemlos über die Via App, die von den schweizerischen Behörden zur Verfügung gestellt wird. Wir kaufen für knapp 35 Euro ein Paket von zehn Tagen, die beliebig innerhalb eines Jahres aufgebraucht werden können. Da wir einmal in der Schweiz übernachten wollen, entwerten wir online auch gleich die ersten beiden Tage. 

Das wird tatsächlich bei der Einreise am Dienstag kontrolliert. Zügig kommen wir bis kurz vor den Gotthardtunnel, wo wir dann ganz plötzlich im Stau stehen. Der Tunnel ist wegen eines Unfalls seit dem Vormittag gesperrt, da bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten. Immerhin haben wir im Wohnmobil in einer solchen Situation ziemlich viele Vorteile gegenüber den Reisenden in den PKWs, wir haben genug zu essen und zu trinken, wir haben eine Kaffeemaschine und wir haben eine Toilette. So lassen sich die anderthalb Stunden ganz gut ertragen, bis es danach endlich langsam wieder weiter geht. Wenige Kilometer hinter dem Gotthardtunnel kommen wir auch schon zu der kleinen Ortschaft Prato, wo wir die nächste Nacht am Parkplatz des Skiliftes  verbringen. Hier können wir bei angenehmen Temperaturen zum ersten Mal draußen sitzen, das Panorama der Berge genießen und dem Zwitschern der Vögel lauschen.

Vierwaldstättersee
Unterwegs durch die Schweiz am Vierwaldstättersee

Vom ruhigen Stellplatz in Prato fahren wir am Mittwoch, den 19. April weiter nach Italien, an Mailand vorbei durch die eher eintönige Po-Ebene bis nach Genua. Kurz vor der Stadt geht es noch einmal in abenteuerlichen Kurven über die Berge, in denen sich viele LKWs teilweise waghalsige Rennen liefern. Zu unserem Glück ist die Zufahrt zum Hafen dieser chaotischen Stadt gut ausgeschildert und deckt sich genau mit den Anweisungen unseres Navis, sodass wir den Fährhafen ohne Probleme schon sehr frühzeitig erreichen. Genau um 16:00 Uhr öffnet der Check-in und wir können die Zeit bis zum Boarding gegen 21:00 Uhr ganz entspannt auf unserer Warteposition verbringen. Diesmal ist die Fähre ziemlich voll, mit uns sind noch etwa fünfzig weitere Wohnmobile an Bord, wir sind jetzt schon gespannt, wie sich die dann wohl auf Sizilien verteilen. Die Überfahrt verläuft bei einer Wellenhöhe von gerade einmal fünfzehn Zentimetern sehr ruhig, wir verbringen die zwanzig Stunden überwiegend in unserer Kabine mit Lesen und Faulenzen.

Auffahrt auf die Fähre in Genua
Auffahrt auf die Fähre in Genua

Da wir in Genua als eines der ersten Wohnmobile auf die Fähre gefahren sind, können wir am Donnerstag Abend in Palermo erst ziemlich spät ausfahren, wodurch wir bei unserem ausgesuchten Stellplatz in der Stadt erst nach vielen anderen Fahrzeugen ankommen. Es dauert dann noch eine ganze Zeit bis von dem Betreiber, der ausschließlich schnell Italienisch spricht, die Aussage kommt, dass der Platz völlig ausgebucht ist. Beim Wenden auf dem sehr engen Gelände bleiben wir dann noch an einem von uns übersehenen Blechdach hängen, was glücklicherweise nur zu einem winzigen Kratzer am Alkoven führt, unsere Stimmung im Augenblick aber überhaupt nicht verbessern kann. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als jetzt noch in stockdunkler Nacht zu einem alternativen Stellplatz am Stadtrand zu fahren, den wir gegen 22:00 Uhr gerade in dem Moment erreichen, an dem der Besitzer Massimo das Tor abschließt, um nach Hause zu fahren. Massimo spricht zwar auch nur Italienisch, behilft sich aber sehr geschickt mit einem Übersetzungsprogramm, das uns eine gute Verständigung ermöglicht. Er führt uns gleich auf einen freien Platz, versorgt uns mit Strom und bietet sogar Hilfe an, falls wir heute noch etwas essen wollen. Glücklich, am Ende diesen Platz mit seinem sehr hilfsbereiten Gastgeber gefunden zu haben, entspannen wir langsam und verbringen unsere erste ruhige Nacht auf Sizilien.

Am Freitag erkennen wir erst, wie schön der Platz zwischen dem Meer und dem imposanten Monte Santa Margherita liegt, richten uns gemütlich ein und genießen die ersten Sonnenstrahlen. Am Nachmittag erkunden wir Sferracavallo, den kleinen Vorort von Palermo und gönnen uns das erste originale italienische Eis dieser Reise.

Vagabund, Sizilien
Am Stellplatz in Sferracavallo bei Palermo


Palermo

Um in die Innenstadt von Palermo zu kommen, haben wir uns in Google Maps eine Verbindung mit dem Linienbus ausgesucht, die direkt vor dem Stellplatz in Sferracavallo losgeht und nur einmaliges Umsteigen erfordert. So stehen wir um kurz nach halb elf am Samstag Vormittag an der Haltestelle, als auf einmal Massimo auftaucht und uns mithilfe seines Übersetzungsprogramms zu erklären versucht, dass der Bus heute nicht fahren würde. Zum Glück kommt gerade jetzt doch ein Bus, der zwar in die andere Richtung fährt, dort aber nach zwei Stationen umkehren und dann von hier planmäßig bis zum Stadion von Palermo fahren wird. Dort, so erklärt uns Massimo eindringlich, müssen wir in die Linie 101 wechseln, um vollends bis ins Zentrum zu kommen. Soweit so gut. Wir steigen in den Bus und wollen Fahrkarten beim Fahrer lösen, der uns aber völlig ignoriert. Dann entdecken wir einen kleinen Automaten im Bus und glauben, dass wir an ihm unsere Tickets lösen können, was aber auch nicht geht. Ein junger Fahrgast erklärt uns, dass an dem Automaten nur vorhandene Tickets entwertet werden können und dass man diese nicht im Bus kaufen kann. Ratlos fügen wir uns in unser Schicksal als unfreiwillige Schwarzfahrer, während das Fahrzeug sich langsam immer mehr dem Ziel nähert. An einer Haltestelle wird der junge Fahrgast vom Busfahrer angesprochen und teilt uns darauf mit, dass wir jetzt gleich in den Bus, der gerade hinter uns steht, umsteigen sollen, mit dem würden wir viel schneller ins Zentrum kommen. Bei unserem neuen Busfahrer können wir auch tatsächlich die Fahrkarten kaufen und sind ab sofort endlich legal unterwegs. Auch jetzt helfen uns wieder andere Fahrgäste, zeigen uns, wann wir nochmal den Bus wechseln sollen, sodass wir schließlich an der Piazza Ruggero Settimo ankommen, von wo aus wir die Stadt zu Fuß erkunden wollen.

Wir schlendern entlang der Fußgängerzone vorbei an zahllosen historischen Gebäuden bis zum interessanten Brunnen Fontana Pretoria, der mit seinen Statuen von nackten Flussgöttern und Nymphen zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Palermo zählt. Nicht weit vom Brunnen stoßen wir auf die Kirche Santa Maria dell'Ammiraglio, die uns irgendwie magisch anzieht. Die Kirche wird in zehn Minuten für Besucher geschlossen, also kaufen wir schnell unsere Eintrittskarten und betreten das Innere. Als erstes fällt uns die reiche Verzierung der Deckengewölbe mit ihren goldenen Mosaiken auf. Diese befinden sich allerdings nur im vorderen Bereich und um den Altar, während der Rest der Kirche eher klassisch gestaltet ist. Obwohl die Kirche als UNESCO Weltkulturerbe gelistet ist, finden wir auch im Internet keine Erklärung für diesen auffälligen Mix von zwei komplett unterschiedlichen Stilrichtungen. Für uns hat es sich in jedem Fall gelohnt, der Kirche einen Besuch abzustatten.

Fontana Pretoria, Palermo
Am Fontana Pretoria im Herzen der Altstadt von Palermo

Wir ziehen weiter durch die Straßen von Palermo und kommen nach längerem Spaziergang zur eindrucksvollen Kathedrale der Stadt. Bevor wir auch diese Kirche besichtigen, treibt uns der Hunger in ein nahegelegenes Restaurant, in dem jeder von uns eine Portion Spaghetti verdrückt. Für Andrea gibt es Carbonara e una Coca-Cola, ich wähle die sizilianische Spezialität "con sarde", die mit Sardinen, Rosinen und Fenchel einen ungewohnten, aber leckeren Geschmack haben. Nach dem Essen und dem anschließenden Besuch der Kathedrale gehen wir zum nicht mehr weit entfernten Palazzo Reale, in dem uns ganz besonders die Cappella Palatina interessieren würde. Leider schließt der Palast bald und an der Kasse steht noch eine lange Schlange, sodass wir diesen Teil auf den nächsten Besuch am Montag verschieben. Ganz in der Nähe des Palazzo liegt ein Bahnhof, von dem wir mit dem Zug ganz einfach und schnell wieder nach Sferracavallo zurückkommen, diese Version ist viel einfacher als mit dem Bus, auch wenn der Fußweg vom Bahnhof zum Wohnmobilstellplatz etwa zwanzig Minuten dauert.

Palermo, Kathedrale
Die Kathedrale in Palermo

Wegen des Nationalfeiertags am 25. April sind dort inzwischen um die 30 Wohnmobile angekommen, deren Besatzungen die traumhafte Ruhe am Platz zunächst beenden. 

Den folgenden Sonntag verbringen wir bei sonnigem Wetter neben unserem Auto, gehen im Dorf frische Lebensmittel kaufen und genießen einmal mehr das leckere italienische Eis.

Bei Sferracavallo
Bei Sferracavallo

Der Montag ist in Italien ein Brückentag, sodass es in der Bahn und auch in der Stadt entsprechend voll ist. Als wir am Palazzo Real ankommen, stehen dort viel mehr Menschen als noch am Samstag, die alle wie wir die Cappella Palatina besichtigen wollen. Da müssen wir jetzt durch, ausreichend Zeit haben wir ja. Nach langem Anstehen haben wir unsere Tickets, nur um mit denen gleich als Nächstes am Eingang wieder anzustehen. Nach der Sicherheitskontrolle am Zugang des Palastes begeben wir uns sofort in Richtung der Kapelle, wo wir heute zum dritten Mal in einer Schlange stehen. Diesmal dauert es besonders lange, bis wir endlich an der Tür zur Cappella Palatina ankommen. Hier sind wir völlig von den atemberaubenden goldenen Mosaiken überwältigt, die Wände und Decke der Kapelle schmücken und sie somit zu Recht zu den begehrtesten Sehenswürdigkeiten in ganz Italien machen.

Cappella Palatina, Palermo
In der Cappella Palatina

Im Anschluss an die Besichtigung der Kapelle schlendern wir durch den restlichen Palast, der heute als Regierungsgebäude von Sizilien genutzt wird, entdecken dort aber natürlich nichts mehr, was sich auch nur annähernd mit der Cappella Palatina messen könnte. Einzig die aktuelle Ausstellung des Künstlers Omar Hassan setzt noch einige Farbtupfer. Nach einem leckeren Pastagericht in der Stadt, wandern wir noch über den für Palermo typischen Markt Ballaro und kehren danach mit dem Zug wieder zurück nach Sferracavallo.

Ballaro, Palermo
Street Food im Marktviertel Ballaro


San Vito lo Capo

Nach sechs angenehmen und interessanten Tagen in Sferracavallo und Palermo wird es am Mittwoch, den 26. April Zeit für uns, den nächsten Ort der Reise anzufahren. In einem nahegelegenen Supermarkt füllen wir unsere Vorräte und machen uns danach auf die Fahrt der Küste entlang bis nach San Vito lo Capo, wo wir eigentlich auf einem Campingplatz stehen wollen. Bei der Ankunft kann uns der Platz allerdings nicht so ganz überzeugen. Er liegt recht weit vom Meer und auch von der Ortschaft entfernt, die Stellplätze liegen schattig unter Bäumen, was im Sommer sicher ein großer Vorteil ist, im Moment aber eher etwas düster wirkt. In Sferracavallo hatten uns am Morgen andere Reisende auf schöne freie Plätze direkt am Meer hingewiesen, die wenige Kilometer vor San Vito lo Capo liegen und die wir bei der Anfahrt schon gesehen haben, das wäre doch jetzt eine gute Alternative. Etwas unsicher, ob der Vagabund zu sperrig für diese Stellen ist, tasten wir uns vorsichtig über kleine Wege nach vorne. Immer wieder stehen einzelne Wohnmobile einsam am Strand und auch wir finden einen traumhaften Platz, der über einen holprigen Weg zu erreichen ist. Hier stehen wir wie im Paradies auf einer blühenden Wiese nur wenige Meter vom Meer entfernt.

Nach einer ruhigen Nacht mit Meeresrauschen bleiben wir auch am Donnerstag an diesem perfekten Platz, machen kleine Spaziergänge und genießen das milde sonnige Wetter.

Vagabund, Sizilien
Traumhafter Stellplatz direkt am Meer bei San Vito lo Capo


Marsala

Um nicht am Wochenende reisen zu müssen, an dem wahrscheinlich wieder viele Kurzurlauber unterwegs sein werden, fahren wir bereits am Freitag, den 28. April weiter in Richtung Süden, wo wir kurz vor Marsala einen schönen Stellplatz ausgesucht haben. Leider ist der Vagabund für die Olivenbäume dort zu hoch, sodass wir nur auf einem einfachen Parkplatz stehen könnten. Da fahren wir doch lieber zu einem Campingplatz im Süden der Stadt, wo wir einen angenehmen Platz finden. Unterwegs geht es an malerischen Salinen mit ihren typischen Windmühlen vorbei, die auch vom ursprünglich geplanten Stellplatz zu Fuß nur schwer zu erreichen gewesen wären.

Saline, Marsala, Sizilien
Saline Genna nördlich von Marsala

Samstag lassen wir uns vom Kleinbus des Campingplatzes direkt ins Zentrum von Marsala bringen und besichtigen die Stadt mit ihren engen Gassen, den historischen Gebäuden und den netten Restaurants und Bars. Am Nachmittag gibt es auch hier für jeden eine große Portion Eis im Brioche, eine Spezialität, die wir auf Sizilien oft finden. Zurück geht es mit dem Linienbus, wobei wir am Busbahnhof in Marsala erst alle Busfahrer fragen müssen, um den richtigen Bus zu finden, der uns als einzige Fahrgäste dann dafür bis zum Eingang des Campingplatzes fährt.

Marsala, Italien
Porta Garibaldi, eines der Tore zur Altstadt von Marsala


Valle dei Templi

Nach einem Ruhetag auf dem Campingplatz von Marsala fahren wir schon am Montag, den 1. Mai bei nur teilweise bedecktem Himmel, meist entlang der Südküste weiter nach Agrigento. Hier bekommen wir noch einen schönen Platz auf dem großen Campingplatz, von dem aus wir morgen das bekannte Tal der Tempel besuchen wollen. Den ursprünglich geplanten Umweg über das Bergdorf Caltabellotta lassen wir wegen des in den Bergen zu erwartenden Regenwetters ausfallen, wir glauben nicht, dass bei diesen Lichtverhältnissen lohnende Aussichten und Fotos möglich sind. Am Nachmittag wandern wir vor bis zum Strand, wo heute unglaublich viel los ist. Wir finden eine tolle Eisdiele, die auch die für Sizilien typischen Brioche mit einer riesigen Portion Eis anbieten, die lieben wir inzwischen ganz besonders mit Schokolade und Pistazie.

Vagabund, Sizilien
Auf dem Campingplatz Valle dei Templi bei Agrigento

Der Dienstag gehört der Kultur. Wir holen uns für 3,40 € an der Rezeption Tageskarten für den lokalen Bus und fahren damit zunächst zum Eingang des Valle dei Templi, einer der eindrucksvollsten archäologischen Fundplätzen auf Sizilien. Bei abwechselnd sonnigem und windigem Wetter bestaunen wir die riesige Anlage mit teilweise gut erhaltenen oder restaurierten Tempeln aus der Zeit der Griechen, die hier vor zweieinhalb tausend Jahren herrschten. Die großen Entfernungen zwischen den einzelnen Bauwerken und zwischen den Ruinenfeldern machen ganz schön hungrig, sodass wir am Mittag mit dem Bus weiter bis in die Stadt Agrigento fahren, wo wir mit Hilfe von Google zum Glück sehr schnell ein ausgezeichnetes Restaurant finden. Im Sal8 essen wir wundervolle Spaghetti und einen ganz tollen Schwertfisch mit super schokoladigem Dessert zum Abschluss, so könnte es gerne jeden Tag sein. Danach bringt uns der Bus direkt zum Campingplatz, wo wir den Rest des Tages ganz gemütlich verbringen.

Agrigento, Sizilien
2.500 Jahre alte Tempel bei Agrigento


Cefalù

Am Mittwoch, den 3. Mai hat uns unser Navi einmal wieder schön an der Nase herumgeführt. Anstatt über die Autobahn zur Nordküste zu fahren, haben wir uns eine landschaftlich schöne Strecke quer über die Berge ausgesucht und kommen zunächst auch ganz gut voran. Wir biegen auf eine kleinere Straße in Richtung Enna ab, die Gegend ist wunderschön bergig und grün, überall blühen Blumen und Sträucher. Bei Gegenverkehr muss man zwar gut aufpassen, ist aber kein Problem, aneinander vorbei zu kommen. Doch plötzlich kommen wir aus heiterem Himmel an ein Schild, das die Strecke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sperrt, das hätte das Navi eigentlich wissen müssen. Bleibt uns keine andere Wahl, als zu wenden und die ganze kurvige Straße wieder zurückzufahren, während das Navi beharrlich bei seinem alten Vorschlag bleibt. Am Ende fahren wir in einem weiten Bogen bis in die Außenbezirke von Palermo und erreichen am Nachmittag den Campingplatz bei Cefalu, wo wir schön oberhalb des Meeres stehen können. 

Den Donnerstag nutzen wir für einige Reinigungsarbeiten und genießen den traumhaft gelegenen Pool mit Blick auf das Meer bei schönstem Sonnenschein. Lustigerweise muss man in den Swimmingpools auf Sizilien immer noch Bademützen tragen, die haben wir uns am Campingplatz extra kaufen müssen.

Sizilien, Cefalu
Blick vom Campingplatz bei Cefalu
Sizilien, Cefalu
Pool am Campingplatz mit Blick aufs Meer

Ein kleiner Bus bringt uns am Freitag direkt vom Campingplatz in die Altstadt von Cefalu, die mit ihren vielen engen Gassen ein sehr beliebtes Ziel für Touristen ist. Unzählige kleine Geschäfte, Restaurants und Bars laden zum Bummeln ein und sind auch jetzt Anfang Mai schon überraschend gut besucht. Ganz besonders gefällt uns ein steiniger Pfad, der sich zwischen der Stadtmauer und dem Meer über die schroffen Felsen windet. Auf ihm kommen wir über steile Stufen und kleine Stege immer mit einer tollen Aussicht vom Ende der Altstadt bis zum Hafenbecken, an dem sich sogar ein schöner Sandstrand mit typisch italienischen Liegen und Sonnenschirmen befindet. Am Nachmittag geht es mit dem Bus wieder zurück, wo der tolle Pool schon auf uns wartet.

Sizilien, Cefalu
Die Altstadt von Cefalu duckt sich unter einen 270 Meter hohen Fels


Villa Romana del Casale

Da die Wettervorhersage für nächste Woche überwiegend Wolken und Regen verspricht, fahren wir schon am Samstag zu einem landschaftlich toll gelegenen Platz im Landesinneren, so dass wir dort noch zwei sonnige Tage haben. Der Platz bei dem Bergdorf Valguarnera Caropepe, der uns von anderen Reisenden unterwegs empfohlen wurde, bietet einen fantastischen Ausblick über die sizilianische Landschaft bis hin zum Gipfel des schneebedeckten Ätna. Filippo, der Besitzer, begrüßt uns herzlich und gibt uns gleich eine kleine Kostprobe seines selbstgemachten Olivenöls und eine Handvoll Mandeln, die rund um den Platz zwischen den Olivenhainen wachsen.

Ätna, Sizilien
Blick vom Platz bei Valguarnera Caropepe zum Ätna

Kurz nach uns erreichen auch die beiden Kölner Eva und Clemens diesen Stellplatz und bieten spontan an, uns zur Villa Romana del Casale mitzunehmen, die etwa eine halbe Stunde entfernt liegt und zu den Top Sehenswürdigkeiten auf Sizilien zählt. Gemeinsam besichtigen wir die ausgedehnte Anlage mit ihren großartigen Mosaiken, die fast alle Fußböden der Villa bedecken. Dabei ist auch die berühmte Darstellung der sogenannten Bikini Mädchen, die zeigt, dass die Römer dieses Kleidungsstück schon vor fast zweitausend Jahren kannten. Allerdings war es damals als Sportkleidung gedacht und nicht als Badeanzug. Viele weitere Mosaike zeigen wilde Tiere aus Indien und Afrika, die offensichtlich zur damaligen Zeit ebenfalls bereits bekannt waren. Zurück am Stellplatz gibt es lecker Gegrilltes und einen entspannten Abend mit Blick auf den Ätna.

Bikini Mädchen, Villa Romana
Mosaik der Bikini Mädchen in der Villa Romana


Sizilianischer Barock

Sonntag und Montag verbringen wir am Stellplatz bei Valguarnera Caropepe, Sonntags im Freien bei Sonnenschein und am Montag bei bedecktem Regenwetter den ganzen Tag im Wohnmobil. Danach fahren wir am Dienstag, den 9. Mai bei nachlassendem Regen über Catania nach Syrakus, wo wir auf dem sehr naturbelassenen Campingplatz Rinaura weit außerhalb der Stadt unterkommen und einen gemütlichen Nachmittag draußen verbringen.

Vagabund, Sizilien
Am naturbelassenen Campingplatz Rinaura stehen wir unter alten Olivenbäumen

Am Dienstag ist es überwiegend bedeckt, ab dem frühen Nachmittag ist sogar etwas Regen angesagt, sodass wir besser schon zeitig mit dem Linienbus in die Stadt fahren. Als wir beim Fahrer unsere Tickets lösen wollen, hat der daran kein Interesse und schickt uns direkt nach hinten. So fahren wir einmal mehr umsonst. Vom Busbahnhof in Syrakus marschieren wir etwa einen Kilometer bis zur Insel Ortigia, auf der sich der größte Teil der barocken Altstadt von Syrakus befindet. Wir streifen durch die vielen engen Gassen und über bunte Märkte, die dieser Stadt ihr besonderes Flair verleihen. Zum Mittagessen suchen wir uns das wunderschöne Restaurant Trattoria La Foglia aus, bei dem jeder Tisch auf der Straße liebevoll und individuell dekoriert ist. Auch das sehr leckere Essen, Muscheln in Zitronenblättern und Tintenfischbällchen mit gegrilltem Gemüse, ist super kreativ und beschert erst dem Auge, danach dem Gaumen ein hervorragendes Erlebnis. Vom Restaurant schlendern wir langsam wieder zum Busbahnhof, wo der Bus tatsächlich ziemlich pünktlich abfährt. Auch diesmal will der Fahrer nichts von uns wissen und befördert uns kostenlos zurück zum Campingplatz. Gerade dort angekommen, beginnt es leicht zu regnen und hört erst zum Sonnenuntergang wieder auf.

Syrakus, Sizilien
Die historische Altstadt von Syrakus liegt auf der Insel Ortigia

Da für den Mittwoch strahlender Sonnenschein angesagt ist, verlieren wir am Vormittag keine Zeit und fahren auf dem kürzesten Weg nach Noto, der wohl schönsten spätbarocken Stadt auf Sizilien. Wir bleiben nicht lange am wunderbaren Stellplatz, der mitten in einem großen Zitronenhain liegt, sondern lassen uns gleich vom Shuttle des Betreibers in die Stadt bringen.

Vagabund, Sizilien
Der Stellplatz von Noto liegt in einem wunderschönen Zitronenhain

Sobald wir den historischen Teil von Noto erreicht haben, sind wir völlig begeistert, wie harmonisch sich die barocken Gebäude entlang einer prächtigen Straße aneinanderreihen. Wie  alle Städte des sizilianischen Barock, wurde auch Noto im Jahr 1693 durch ein Erdbeben komplett zerstört und ab 1703 im damals aktuellen und beliebten Stil des Barock einheitlich wieder aufgebaut. An der Kirche Santa Chiara weist ein Schild darauf hin, dass man von der Dachterrasse des Bauwerks eine schöne Aussicht über die Stadt und auf die umliegenden Gebäude hat, das lassen wir uns nicht entgehen. Ein liebevoll ausgeschilderter Rundweg führt erst unter das Dach der Kirche, von wo wir durch mehrere runde Fenster einen ungewöhnlichen Blick ins Innere haben. Von ganz oben überblicken wir anschließend den gesamten Corso Vittorio Emanuele mit der Kathedrale, dem Palast und vielen anderen historischen Sehenswürdigkeiten. Im Restaurant Naché gleich neben der Kirche essen wir traumhaft leckere Tagliatelle mit Trüffeln, bevor wir unsere Runde durch Noto fortsetzen. Nach einem kurzen Besuch im wenig aufregenden Spiegelsaal des Palastes und im sehenswerten kleinen Theater der Stadt kaufen wir in der Bäckerei Maidda frisches Brot. Dieser Bäcker mit seiner schwäbischen Verkäuferin wurde uns wegen der leckeren Waren und dem fröhlich freundlichen Personal unterwegs empfohlen. Wir sind begeistert. Nach einem kurzen Anruf beim Betreiber des Stellplatzes werden wir wieder abgeholt und verbringen den Rest des Tages unter Zitronenbäumen.

Nach diesen zwei tollen Städten im sizilianischen Barock droht der Wetterbericht wieder mit dicken Wolken und einigen verregneten Tagen. Da macht es erst einmal keinen Sinn, zum Ätna hoch zu fahren und dort bei Kälte im Nebel zu sitzen. Stattdessen steuern wir einen Campingplatz in der Nähe von Taormina an, auf dem wir direkt am Strand stehend auf die weitere Entwicklung warten.

Noto, Sizilien
Noto ist die schönste der sizilianischen Barockstädte


Savoca und Taormina

Auf dem Campingplatz La Focetta in Sant'Alessio Siculo stehen wir auf einer befestigten Terrasse etwa drei Meter über dem steinigen Strand und haben damit einen herrlichen Blick auf das Meer und bis zur gegenüberliegenden Küste von Kalabrien. Wir machen Spaziergänge am Strand und schauen am Freitagabend einigen Fischern beim Angeln zu, die bis spät in die Nacht ihr Glück versuchen. In der Nacht zum Sonntag ändert sich die Wellenhöhe von wenigen Zentimetern auf gut zwei Meter, sodass wir morgens eine beeindruckende Brandung beobachten können, die den Strand komplett überflutet und bis zur Mauer unter dem Vagabund reicht.

Vagabund, Sizilien
Am Campingplatz in Sant'Alessio Siculo stehen wir direkt am Strand

Eigentlich wollten wir heute Taormina besuchen, doch der Bus dorthin fährt Sonntags nicht, also brauchen wir einen neuen Plan. Durch Zufall erfahren wir, dass ganz in der Nähe die Gemeinde Savoca liegt, die offiziell zu den schönsten Orten Italiens zählt und in der 1971 Szenen des Filmklassikers "Der Pate" gedreht wurden. Wir wandern vom Campingplatz erst auf engen Straßen, auf denen wir immer gut aufpassen müssen, dass wir nicht überfahren werden, später auf steilen Wegen bis zu dem wunderschönen Bergdorf auf 350 Metern Höhe. Hier scheint die Zeit nicht erst seit 1971 stehen geblieben zu sein, nur in der Nähe der Traukirche aus dem Film, der Chiesa di San Nicolò, treffen wir auf einige Touristen, die mit dem Bus angekommen sind. Nachdem wir das wunderschöne und romantische Savoca ausgiebig erkundet haben, wandern wir den selben Weg wieder zurück und staunen noch lange über die Kraft der Wellen, die weiterhin auf den Strand krachen.

 

Da für den Montag verschiedene Wetterwarnungen von Starkregen über Gewitter bis Sturmböen ausgegeben wurden, bauen wir am Sonntagabend unsere Markise ab und bereiten uns auf einen weiteren Tag im Wohnmobil vor, erst für Mittwoch erwarten wir wieder sonniges Wetter. Insgesamt bleibt unsere Reiseplanung wegen des sehr wechselhaften Wetters zur Zeit ziemlich spannend und gibt immer wieder Anlass zu kurzfristigen Anpassungen.

Savoca, Sizilien
Im Bergdorf Savoca wurden Teile des Films "Der Pate" gedreht

Bevor wir die Insel Sizilien verlassen, steht für den Dienstag, den 16. Mai ein Besuch in Taormina auf dem Programm. Die Stadt Taormina an der sizilianischen Ostküste gilt allgemein als eine der schönsten Städte der Insel und darf daher nicht ausgelassen werden. Am Vormittag bringt uns der Linienbus direkt ins Zentrum von Taormina, das auf einem Plateau etwa zweihundert Meter über dem Meer liegt. Wir gehen als erstes zum antiken Theater, das vor mehr als zweitausend Jahren erst von den Griechen erbaut und dann von den Römern erweitert wurde. Die Lage des Theaters ist einfach genial, von den Zuschauerrängen hat man einen phantastischen Blick zur Küste und zum alles überragenden Vulkan Ätna, der uns heute allerdings nicht die Ehre gibt und hinter einer dicken Wolkendecke verborgen bleibt. Im Theater und in der ganzen Stadt sind sehr viele Touristen unterwegs, oft in Gruppen von in der Nähe liegenden Kreuzfahrschiffen, wir wollen uns kaum vorstellen, wie es hier in der Hochsaison aussieht. Die gesamte Fußgängerzone ist gesäumt von Restaurants, Bars, Souvenirshops und unzähligen Boutiquen der obersten Kategorie. Um uns vor aufkommendem Regen in Sicherheit zu bringen, suchen wir Unterschlupf in der Pizzeria Villa Zuccaro, die einige Meter abseits der Hauptstraße versteckt liegt. Während wir dort auf unser Essen warten, haben wir das Glück, dass der Koch für eine amerikanische Touristengruppe die Herstellung einer echten italienischen Pizza erklärt und vorführt. Andrea bittet den Koch um das Rezept für den Pizzaboden, das er ihr gerne handschriftlich überlässt. Nach diesem schönen Erlebnis ziehen wir weiter durch die Stadt, warten erst an der falschen Bushaltestelle auf den Bus und müssen dann am zentralen Busbahnhof noch einmal fast zwei Stunden auf den nächsten warten, der uns zurück zum Campingplatz bringt.

Taormina, Sizilien
Taormina liegt wunderschön auf einer Terrasse über dem Mittelmeer