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Stationen in Portugal
Bisher hatten wir ja wirklich großes Glück mit dem Wetter, bis auf ganz wenige Tropfen sind wir perfekt durchgekommen oder konnten bei angekündigtem Regen auf andere schöne Ziele ausweichen.
Das scheint sich jetzt zu ändern. Wir haben zwar am Samstag in Santiago de Compostela noch einen hochsommerlichen Sonnenschein, sehen aber in der Vorhersage ein umfangreiches Tief über den Atlantik auf die iberische Halbinsel zukommen. Spätestens am Dienstag, wahrscheinlich auch schon früher wird es ergiebig regnen, verbunden mit starkem Wind und stürmischen Böen.
Da wir es nicht schaffen werden, Porto, unser nächstes größeres Ziel, rechtzeitig vorher zu erreichen und zu besichtigen, beschließen wir, dass wir den Regen dort aussitzen bis sich das Wetter wieder gebessert haben wird. Das ist für Freitag oder Samstag zu erwarten. Also gilt es jetzt, einen geeigneten Campingplatz für die Zeit zu finden. Der erste, ein kleiner privater Platz, bei dem wir versuchen zu reservieren, ist zu der Zeit leider schon ausgebucht. Dann werden wir eben einen der großen Campingplätze am Strand anfahren, es sollte kein Problem sein, dort für einige Tage unterzukommen.
Die erste Etappe in Richtung Porto führt uns am Sonntag bis nach Viana do Castelo, einer kleinen portugiesischen Hafenstadt, die heute der Zielort einer lokalen Rallye ist. Entsprechend viele Rennautos, darunter auch einige sehenswerte Oldtimer, sind auf den Straßen unterwegs. Wir finden den einfachen Wohnmobilstellplatz am Hafen und bummeln ein wenig durch den netten Ort.
In der Nacht beginnt es dann auch tatsächlich zu regnen.
Am Montag geht es weiter nach Porto zu dem ausgesuchten Campingplatz. Dort angekommen teilt man uns mit, dass keine Stellplätze für unsere Größe verfügbar seien, vielleicht könnten wir es beim nächsten Platz versuchen, der einige hundert Meter entfernt liegt. An diesem Platz ist zwar gerade Mittagspause, es gäbe aber ausreichend freie Stellplätze, wir sollten um 14:00 Uhr zum Check in kommen. Bis dahin haben sich noch einige weitere Fahrzeuge eingefunden, die glücklicherweise alle unterkommen. Wir hatten schon befürchtet, dass wir wegen des großen Andrangs auch hier keinen Platz mehr bekommen könnten. Der Campingplatz liegt nur wenige Minuten vom schönen Strand entfernt, wo heute eine heftige Brandung herrscht. Am Nachmittag regnet es immer wieder sehr kräftig, wobei es dazwischen auch immer wieder einige trockene Abschnitte gibt.
Auch der Dienstag glänzt mit einem regelrechten Aprilwetter, heftige Regenschauer, starke Windböen aber auch Sonnenschein wechseln sich in schneller Folge ab, sodass wir den Großteil des Tages im Wohnmobil verbringen. Ein paar Mal gehen wir mit der Kamera zum Strand, einige Male werden wir beim Rückweg nass, weil wir nicht schnell genug sind. Insgesamt ist das Wetter besser als wir es erwartet haben, vielleicht trauen wir uns morgen schon, mit dem Bus nach Porto hinein zu fahren.
In der Nacht zum Mittwoch regnet es sehr viel und der Regen lässt erst im Laufe des Vormittags nach. Wir beschließen, dass wir zumindest einmal in die Stadt hinein fahren, sodass wir uns am nächsten Tag wenigstens schon ein wenig auskennen und wissen, was uns dort erwartet. An der Bushaltestelle direkt neben dem Campingplatz wartet mit uns noch ein Einheimischer, der sich genau so wie wir wundert, dass der planmäßige Bus nicht kommt, sodass wir alle zusammen den nächsten nehmen müssen, der eine halbe Stunde später fährt. Immerhin ist der Busfahrer besonders freundlich und zeigt uns am Fahrtende in Gaia, wo der Bus für die Rückfahrt abfährt und wie wir von hier in die Altstadt von Porto kommen. Nach einem kleinen Abstecher zum Aussichtspunkt "Miradouro da Serra do Pilar" mit tollem Blick über den Fluss überqueren wir den Douro und kommen auf der gegenüberliegenden Seite schnell zur Kathedrale und durch enge und steile Gassen hinunter nach Ribeira direkt am Ufer. Da wir inzwischen sehr hungrig sind, gehen wir gleich in eines der vielen Touristenrestaurants, die zwar wunderschön liegen, deren kulinarische Qualität aber noch viel Luft nach oben hat. Wäre vielleicht besser gewesen, ein Restaurant in einer Seitenstraße zu suchen, in dem auch Einheimische einkehren. Danach wandern wir kreuz und quer durch die Stadt und kehren, als es wieder regnet, zurück zum Campingplatz.
Am Donnerstag ist das Wetter gut und wir fahren zu unserem zweiten Besuch in die Stadt. Wieder kommt der fahrplanmäßige Bus nicht und wir müssen wie gestern den nächsten nehmen. Unseren ausgedehnten Rundgang durch die Stadt beginnen wir heute am Ufer des Douro in Gaia, das wir über eine kurze Fahrt mit der Seilbahn erreichen. Auf dieser Seite des Flusses haben sich vor allem die traditionellen Portweinkellereien angesiedelt, die ihre Ware von hier in alle Welt verschiffen. Bei allen gibt es die Möglichkeit zur Verkostung und zum Kauf. Wir besuchen das Haus "Casa Portuguesa", in dem als Spezialität handgemachte Kabeljaubällchen "Pastel de Bacalhau", zusammen mit einem Glas weißem Portwein in einer historischen Bibliothek zu live gespielter Orgelmusik angeboten werden.
Nach diesem leckeren Auftakt geht es über die Brücke nach Ribeira und weiter durch die Altstadt von Porto, die sich über einige steile Hügel erstreckt. Durch das stetige Auf und Ab kommen wir immer wieder ganz schön ins Schwitzen. Viele der historischen Gebäude in Porto sind mit aufwendigen blau-weißen Fliesen verziert, die zu großflächigen Gemälden angeordnet sind. Auch das Innere der Bahnhofshalle und der Kathedrale haben durch diese Fliesen einen ganz besonderen Charme.
Die Rückfahrt mit dem Bus ist wieder sehr langwierig, wir warten eine ganze Stunde, bis endlich einer kommt, der dann natürlich brechend voll ist. Zum Abschluss des Tages gehen wir in einem der Restaurants direkt am Strand essen und erleben einen traumhaften Sonnenuntergang von der Terrasse am Atlantik.
Am Freitag, dem 16.September fahren wir entlang des Douro über sehr bergige und kurvenreiche Straßen bis zu dem kleinen Weingut Quinta do Roncao in der Nähe von Poiares Regua. Unser Navi führt uns teilweise durch super enge Ortsdurchfahrten, in denen wir ständig hoffen, dass jetzt kein Gegenverkehr auftaucht. Wir kommen an eine Stelle, an der einige Einheimische auf Stühlen am Straßenrand sitzen, wodurch es zwischen den Häusern noch ein wenig enger wird. Und genau hier kommt uns ein großer Traktor entgegen. Die Männer schnellen mitsamt ihren Stühlen in die Höhe und machen Platz. Sie winken uns hilfsbereit Zentimeter um Zentimeter an dem Traktor vorbei. Oft passt keine Hand mehr zwischen Vagabund und Hauswand oder Traktor. Als wir am Ende das Weingut erreichen, ist niemand da. Wir erreichen zum Glück die Besitzerin telefonisch und können uns einen Platz aussuchen. Später kommt ihr Mann vorbei, zeigt und erklärt uns die ganze Anlage und schenkt uns einige der selbst erzeugten Weine zum Probieren ein. Wir kaufen zwei Flaschen Wein und auch zwei Dosen des ganz besonders guten Olivenöls, das ebenfalls auf dem Gut selbst gepresst wird. Nach einer kurzen Runde durch die Weinberge verbringen wir eine ungestörte Nacht unter tausenden funkelnden Sternen.
Am Samstag, dem 17.September fahren wir von unserem sehr ruhigen Stellplatz am Weingut Quinta do Roncao bis nach Coimbra, einer lebendigen Universitätsstadt, die im 12. und 13. Jahrhundert die Hauptstadt von Portugal war. Von der Funktion als Hauptstadt ist heute nur noch wenig zu sehen, dagegen sind die Hochschulen allgegenwärtig, an denen etwa 25.000 Studenten in acht Fachrichtungen lernen und forschen. Am Sonntag wandern wir durch die teilweise steilen Gassen der Stadt und besichtigen einige der historischen Sehenswürdigkeiten.
Nach zwei Übernachtungen in Coimbra geht es am Montag noch einmal an den Atlantik, wo wir im Ferienort Peniche die nächste Nacht verbringen. Da die Feriensaison nun doch schon beendet ist, gibt es in Peniche nicht allzu viel Interessantes zu entdecken, ein paar weitläufige Strände und einige sehenswerte Felsen an der Küste bilden das gesamte Programm. Außer uns und einer Handvoll anderer Wohnmobile sind kaum Gäste in der Stadt.
So fahren wir am Dienstag, 20.September gleich wieder weiter und kommen am frühen Nachmittag nach Lissabon, wo es einen großen Campingplatz nur acht Kilometer außerhalb des Zentrums gibt. Der Campingplatz liegt in einem großen Park und ist sehr gut ausgestattet, jeder Stellplatz hat eigene Anschlüsse für Frischwasser und für Abwasser, hohe Bäume spenden ausreichend Schatten, was bei Temperaturen um 30 Grad besonders wertvoll ist. Vor dem Campingplatz liegt eine Bushaltestelle, von der wir in etwa vierzig Minuten zum Praça da Figueira, einem der großen Plätze in der Stadtmitte von Lissabon, kommen. Schon während der Fahrt stellen wir fest, dass sich Lissabon mit keiner der bisherigen Städte in Portugal vergleichen lässt. Die Hauptstadt ist sehr weitläufig, viele interessant wirkende Stadtteile reihen sich hintereinander und immer wieder sehen wir schon unterwegs Gruppen von Touristen, die die verschiedenen Sehenswürdigkeiten besichtigen. Am Praça da Figueira angekommen wenden wir uns ganz grob in Richtung zum Fluss Tajo und gehen durch die sehr belebten Straßen der Fußgängerzone bis zum Praça do Comércio direkt am Ufer, von wo wir einen schönen Blick auf die große Hängebrücke haben, die der Golden Gate Bridge in San Francisco zum Verwechseln ähnlich sieht. Unterwegs fallen uns viele Gruppen von Jugendlichen auf, die kleine Vorführungen bieten und lautstark fröhlich singen. Es handelt sich bei ihnen um Studierende, die gerade ihre erste Woche am College hinter sich haben und nun in den Straßen von Lissabon Geld für ihr Studium sammeln.
In der Konditorei Manteigaria kaufen wir uns überaus leckere Pasteis de Nata, das sind mit einer Puddingcreme gefüllte Blätterteigtörtchen, die wir an Ort und Stelle vertilgen. Sie gelten wohl zu Recht als die besten, die man in der ganzen Stadt bekommt.
Am Praça do Comércio werden wir vom Fahrer eines Tuk Tuk angesprochen, der uns eine Rundfahrt durch die Innenstadt für eine Pauschale von 80,- Euro anbietet. Das kommt uns gerade sehr entgegen, da wir ja irgendwie zu einem Überblick der vielen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt und ihrer Lage kommen wollen. Wir werden nicht enttäuscht. Trotz des dichten Verkehrs kommen wir mit dem kleinen Fahrzeug gut voran, flitzen durch enge und steile Sträßchen und machen immer wieder Halt, wenn es etwas Besonderes zu sehen gibt. Obendrein weiß unser Fahrer so manchen historischen Hintergrund zu den Gebäuden und kennt natürlich Stellen, die wir sonst nicht so leicht gefunden hätten. Nach dieser Rundfahrt fällt es uns etwas leichter, unseren Plan für den nächsten Tag zu machen.
Auch am Mittwoch kommen wir mit dem Bus schnell und einfach in die Altstadt, wo wir heute die Orte ausführlicher erkunden, für die gestern die Zeit nicht gereicht hat. Zum Mittag gönnen wir uns eine sehr vielfältige und gute bunte Fischplatte in einem der zahlreichen Restaurants der Stadt. Danach unternehmen wir einen Abstecher zum Largo do Carmo, einem höher gelegenen Stadtteil von Lissabon, zu dem man auch durch den historischen Aufzug Elevador de Santa Justo gelangen kann. Allerdings sind am Aufzug lange Warteschlangen, so dass wir die paar Höhenmeter lieber zu Fuß zurücklegen. Wir gehen zur oberen Plattform des Aufzugs, von der wir einen schönen Blick über die Altstadt haben. Oben erleben wir das kleine Spektakel einer Wachablösung vor dem Museu da Guarda Nacional Republicana.
Unsere Rückfahrt zum Campingplatz unterbrechen wir heute am Kloster Mosteiro dos Jerónimos im Stadtteil Belém, dessen fast 300 Meter langes, weißes Gebäude besonders eindrucksvoll ist. Dort besichtigen wir die dazugehörige Kirche Santa Maria de Belém, die trotz ihrer sehr grazil wirkenden Bauweise selbst das schwere Erdbeben von 1755 ohne Schäden überstanden hat. In der Kirche befindet sich auch der Sarkophag des Entdeckers Vasco da Gama, der 1498 den Seeweg nach Indien entdeckt hatte.
Am wenige hundert Meter entfernten Ufer des Tajo haben wir noch einmal einen schönen Blick vom 56 Meter hohen Denkmal der Entdeckungen zur Hängebrücke und zum flussabwärts gelegenen Torre de Belém.
Nachdem wir etwa einen Monat und ein bisschen mehr als viertausend Kilometer unterwegs sind bleiben wir für einige Tage am Campingplatz Zambujeira in der Algarve stehen, waschen die bisher angefallene Wäsche, putzen einmal durchs Wohnmobil und verbringen die Zeit mit Entspannung.
Der Campingplatz liegt wenige Minuten außerhalb des Ferienorts Zambujeira, in dem die Urlaubssaison schon sehr ihrem Ende zu geht, es sind nur noch wenige Restaurants geöffnet und an den wunderschönen Stränden ist erfreulich wenig Betrieb. Wir wandern oberhalb der Steilküste und steigen hin und wieder zu einem der Strände hinab, die oft in engen, felsigen Buchten liegen.
Am Montag, 26.September verbringen wir den ganzen Nachmittag am Praia de Nossa Senhora, einem der schönsten Strände in der Gegend, an dem gerade Flut herrscht, so dass wir uns ganz nah an die Felsen legen müssen, um nicht ständig nass zu werden. Trotzdem erwischt uns immer wieder eine der besonders großen Wellen und wir müssen mehrfach umziehen. Erst nach einigen Stunden geht das Wasser langsam zurück, wodurch der Strand wieder sehr breit wird. Während der ganzen Zeit haben wir eine sehr starke Brandung mit großen Wellen, die wegen der Form der Küste oft von verschiedenen Richtungen gleichzeitig ankommen. Das macht das Planschen im Wasser besonders spannend. Es führt aber auch zu spektakulären Anblicken, wenn zwei große Wellen aufeinander treffen und das Wasser meterhoch nach oben spritzt.
Am Dienstag, 27.September fahren wir knapp achtzig Kilometer nach Lagos, der alten Hafenstadt an der Algarve. Wir bringen den Vagabund zum ziemlich einfachen Campingplatz und machen uns gleich auf den Weg in die sehenswerte Altstadt mit ihren vielen netten Restaurants. In einem davon gibt es heute einen ausgezeichneten lokalen Fischtopf mit allerlei frischem Getier aus dem Atlantik. Danach ziehen wir durch die Gassen der Stadt, die schon früh der wichtigste Hafen des Landes war, von dem vor allem die Schiffe nach Afrika ablegten. Bei ihrer Rückkehr brachten sie oft Sklaven aus Nigeria mit, dessen Hafenstadt nach dieser Stadt ebenfalls Lagos genannt wurde und heute um ein Vielfaches größer ist als das Original.
Auch am Mittwoch wandern wir noch einmal durch die Stadt, besuchen den kleinen örtlichen Fischmarkt und gehen dann weit hinaus auf die Landzunge bis zum Leuchtturm. Der Weg führt meist am Rand der Klippen entlang und bietet einen tollen Blick auf die zerklüfteten Felsen und in kleine Buchten. Der ganze Küstenstreifen entlang der Klippen wird von zahllosen Booten befahren, die vollbeladen mit Touristen durch die Felsbögen und an steilen Felsnadeln vorbei manövrieren. Die Kombination aus phantastischer Küste, historischen Sehenswürdigkeiten und dem bunten Treiben in den Straßen der Stadt macht Lagos für uns zu einem ganz besonderen Ort.