Hispania und Maghreb - Inhalt |
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Marokko bis Foum Zguid | Marokko ab Antiatlas |
Stationen in Marokko bis Foum Zguid
Zunächst einmal mussten wir am Samstag, 8.Oktober schon sehr früh aufstehen, um rechtzeitig zum Check-in für die Fähre am Hafen von Algeciras anzukommen. Natürlich sind wir viel zu früh da und werden erst einmal auf einem Warteplatz abgestellt. Außer uns sind am Hafen nur relativ wenige Reisende, einige Allradfahrzeuge und viele Motorräder. Nach Check-in und Passkontrolle geht es dann auf die Fähre und geradewegs über die Straße von Gibraltar zum Hafen Tanger Med, der super modern und aufgeräumt wirkt. Auf dem Schiff wurde bereits die Passkontrolle durchgeführt, sodass bei der Ankunft in Marokko nur noch kontrolliert werden muss, ob die Kontrolle gemacht wurde und der richtige Stempel im Pass ist. Am Zoll werden einige Fragen gestellt, ein Beamter kommt kurz ins Fahrzeug und schaut sich um, danach noch der Drogenhund, der natürlich auch nichts findet. Das Wichtigste scheint uns die Registrierung des Fahrzeugs, damit sichergestellt wird, dass wir das Auto auch wieder ausführen. Aber das haben wir ja ohnehin fest vor.
Auf der Straße geht es schnell in Richtung Süden, wobei wir bald die Autobahn verlassen und über erst einmal gewöhnungsbedürftige Landstraßen fahren. Wir müssen durch lange Baustellen, in denen oft der Fahrbahnbelag fehlt und manche große Löcher und Stufen bewältigt werden müssen, mit entsprechender Vorsicht gut zu machen, nur sehr schnell voran kommen wir so natürlich nicht. Ab Tetouan wird das besser und wir erreichen Chefchaouen im Rif Gebirge über weitgehend gut ausgebaute Straßen. Am Campingplatz bringen wir als erstes unser mitgebrachtes Zweithandy mit der marokkanischen SIM-Karte zum Laufen, was tatsächlich völlig unkompliziert gelingt. So sind wir froh, diese ersten Hürden leicht überwunden zu haben und sind sehr auf die Stadt gespannt.
Diese besichtigen wir am Sonntag ausführlich. Vom Campingplatz, der am oberen Stadtrand liegt, kommen wir über steile Treppen zügig in die Altstadt, nehmen uns aber jetzt schon vor, für den Rückweg ein Taxi zu nehmen. Schon von unterwegs sehen wir die charakteristischen blauen Häuser der Stadt, die sich weit den Berg hinauf ziehen. Wir kommen an einen belebten Platz und fragen uns, in welche Richtung wir wohl die schönsten Bauwerke finden würden. Offensichtlich sehen wir so fragend aus, dass wir gleich von einem Einheimischen angesprochen werden, der darauf für diesen Tag unser Reiseleiter wird. Abd el-ilah zeigt uns die Medina, die Gassen mit den blauen Häusern und den insgesamt zwölf Moscheen und führt uns zu Plätzen, die wir alleine sicherlich nicht alle gefunden hätten. Dabei erzählt er uns so manches zur Geschichte der Stadt. Weil wir inzwischen hungrig geworden sind, bringt er uns am Ende in ein gutes Restaurant, wo wir für wenig Geld unsere ersten Tajine essen, das sind sehr leckere, typisch marokkanische Schmorgerichte, die mit verschiedenen Zutaten angeboten werden. Am Rand der Medina finden wir nach kurzer Zeit ein Taxi, das uns schnell und einfach wieder zurück zum Campingplatz bringt.
Vom Rif Gebirge erreichen wir am Montag, 10.Oktober die fruchtbare Rharb-Ebene, eine hügelige Landschaft mit weiten Anbauflächen für Obst und Gemüse. Hier liegt die Römerstadt Volubilis, die um das Jahr 25 v.Chr. als Hauptstadt der Region gegründet wurde. Etwa einen Kilometer vom Eingang der antiken Stätte entfernt betreibt ein marokkanisches Ehepaar eine kleine Herberge mit Restaurant, vor der wir am Rand der Straße die Nacht relativ ruhig verbringen können. Während wir am Nachmittag die Ruinen besichtigen, bereitet uns die Wirtin eine leckere und sehr üppige Tajine mit Huhn und allerlei Gemüse zu, die wir trotz unseres großen Hungers am Abend nicht vollständig vertilgen können. Mit Händen und Füßen, ein wenig Französisch und ganz wenig englischer Sprache verständigen wir uns mit dem sehr freundlichen Paar und nehmen deren Angebot eines Frühstücks am nächsten Morgen gerne an.
Danach geht es am Dienstag bei leicht regnerischem Wetter weiter nach Fes, der ältesten der vier Königsstädte von Marokko. Um sicher und stressfrei zu stehen, haben wir uns entschieden, einen Campingplatz am Stadtrand zu nutzen und von dort aus mit einem Guide die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Mittwoch gönnen wir uns einen Ruhetag mit ein paar Wartungsarbeiten, bevor wir am Donnerstag die Stadt erkunden. Dafür wurde vom Campingplatz ein Guide und ein Fahrer vermittelt, womit wir uns von Anfang an gut versorgt fühlen.
Zuerst fahren wir zum Königspalast, einem riesigen Gelände, das von einer hohen Mauer vollständig umschlossen ist. Der Zutritt zum Palast ist nicht möglich, sodass wir als Besucher nur das kunstvoll gestaltete Haupttor besichtigen können. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Stadtteil fahren wir zum Aussichtspunkt mit schönem Blick über die Medina und von dort zu einer Töpferei, die neben einer Vielzahl farbenfroher Artikel aus Ton vor allem die filigranen Mosaike herstellt, die so typisch für Fes sind.
Jetzt geht's zur Medina, die mit ihren über 9.000 Gassen als das größte Labyrinth der Welt bezeichnet wird. In der Altstadt leben mehr als dreihunderttausend Menschen, gibt es alle Geschäfte für den täglichen Bedarf, sowie Werkstätten aller Arten von Handwerk. Bei unserem umfassenden Rundgang durch die Medina besichtigen wir eine Ziselierwerkstatt mit kunstvoll gestalteten Metallwaren, eine Weberei und die berühmte Gerberei von Fes, die handgefertigte Taschen und Bekleidung aus Leder anbietet.
Die Gassen der Medina sind oft sehr eng, sodass im ganzen Gebiet keine Autos erlaubt sind. Der gesamte Warenverkehr findet mit Handkarren und häufig auch mit Eseln statt. Am besten gefällt uns eine kleine Eselkarawane, die eine große Lieferung frischer Häute zur Gerberei bringt.
Nach insgesamt acht Stunden in dieser fremden Welt sind wir von den vielen neuen Eindrücken regelrecht erschlagen und kommen müde und glücklich zurück zum Campingplatz.
Von der Königsstadt Fes fahren wir am Freitag, 14.Oktober immer weiter nach Süden, erklimmen die kargen Höhen des Mittleren Atlasgebirges, über den uns ein Pass mit 1907 Metern führt, und erreichen am Nachmittag unseren Übernachtungsplatz Ksar Timnay. Von hier geht’s am Samstag in die tief eingeschnittene Ziz Schlucht, in der wir direkt im Canyon einen sehr schönen und ruhigen Platz für die Übernachtung finden. Die Betreiber bereiten eine leckere Tajine, also besteht selbst hier in der völligen Abgeschiedenheit keine Gefahr, dass wir hungern müssen. Mit dem Verlassen der Ziz Schlucht verlassen wir auch den Mittleren Atlas und erreichen weite Ebenen, die sich im Laufe des Sonntags immer mehr in eine trockene Wüstenlandschaft verwandeln.
Die ersten Sanddünen der Sahara kommen beim Erg Chebbi in Sicht, kurz bevor wir am Ortsrand von Merzouga an der Herberge “La Gazelle Bleu” ankommen, die in ihrem Innenhof Platz für mehrere Wohnmobile anbietet. Wir werden überaus herzlich empfangen und vom Betreiber Mohammed mit einem Glas frischem Pfefferminztee begrüßt. Für die nächsten Tage vereinbaren wir eine Fahrt mit dem Allradfahrzeug und einen Ritt auf dem Kamel, jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass der heutige starke Wind bis dahin nachlässt, der im Augenblick den Sand der Wüste in jede Ecke unseres Wohnmobils und unserer Kleidung bläst.
Montag, 17.Oktober bekommen wir am Morgen ein Geländefahrzeug nur für uns alleine, während Mohammed im zweiten Fahrzeug bei einem belgischen Paar mitfährt. Andrea übernimmt das Steuer und folgt den anderen über holprige Schotterwege und oftmals auch durch tiefen Sand, in dem das Auto am liebsten die Richtung selbst bestimmen würde. Einmal bleiben wir im Sand kurz stecken, können uns aber selbst befreien, indem wir ein Stück rückwärts aus dem tiefsten Sand fahren und die Stelle dann mit Anlauf zügig überwinden. Mohammed zeigt uns ein typisches Brunnensystem, das aus mehreren Schächten besteht, die regelmäßig vom Sand gereinigt werden müssen und bringt uns dann zu einer Nomadenfamilie, die seit Generationen in der Sahara umherziehen. Hier wird uns im Nomadenzelt frischer Tee serviert und wir können zusehen, wie in der Wüste das alltägliche Brot in einer kleinen Feuerstelle gebacken wird. Direkt aus dem Feuer schmeckt das Brot fantastisch gut. An verschiedenen Aussichtspunkten sehen wir die verschiedenen Farben der Sahara, von graubraun über rot bis zu einem tiefen Schwarz ist alles dabei. An einer ehemaligen Bleimine können wir die inzwischen verlassene Stadt besichtigen, in der einige Einheimische Souvenirs aus Erz anbieten, an einer anderen Stelle suchen wir Versteinerungen, von denen es in dieser Gegend eine Vielzahl gibt. Nach einigen Stunden staubiger und holpriger Fahrt besuchen wir in einem kleinen Dorf eine Gruppe Künstler, die uns ihre intensive Musik mit verschiedenen Schlagzeuginstrumenten vorführt, danach geht es zurück zum Platz, wo inzwischen eine leckere Tajine für uns bereitsteht.
Am Dienstag wollen wir es ruhiger angehen lassen und besteigen am frühen Morgen unsere Kamele, die uns zum Fuß der großen Dünen in der Nähe von Merzouga bringen. Es ist ein sehr ungewohntes Gefühl, auf dem Rücken dieser schwankenden Tiere zu sitzen, die mit dem tiefen Sand selbst an steilen Stellen keinerlei Probleme haben. An der Düne angekommen klettern wir ein gutes Stück in die Höhe und haben von dort einen schönen Blick über die Weite der Sahara und des Erg Chebbi. Nach der Rückkehr verbringen wir einen ruhigen Tag und versuchen, bei über 30°C jede weitere Anstrengung zu vermeiden.
Schon in Chefchaouen, unserem ersten Platz in Marokko, haben wir drei italienische Paare kennengelernt, die mit ihren Wohnmobilen auf der Reise durch das Land sind. Seitdem begegnen wir uns immer wieder zufällig, haben wohl ähnliche Reisepläne. In Merzouga tauschen wir die Pläne aus, wobei der italienische ein professionelles Roadbook ist, während wir mit einem einfachen Excel Sheet unterwegs sind. Inhaltlich gibt es natürlich auch Unterschiede, im Roadbook steckt sichtbar die Erfahrung aus mehreren Marokko-Reisen. Wir übernehmen gerne die Todra Schlucht und die Dades Schlucht als die beiden nächsten Ziele, was eine grundlegende Anpassung unserer ursprünglichen Route nach sich ziehen wird.
So fahren wir am Mittwoch, 19.Oktober von unserem tollen Stellplatz in der Sahara durch die abwechslungsreiche Landschaft bis nach Tinghir, das am südlichen Ende der Todra Schlucht liegt. Unterwegs besichtigen wir ein uraltes Kanalsystem, mit dem Wasser von den Bergen in die viele Kilometer entfernten Städte geleitet wurde. Im Kanal unter der Erde gibt es eine lustige Fotosession. In Tinghir stehen wir auf einem Campingplatz direkt am Fluss Oued Todra in einem riesigen Palmengarten. Abends treffen wir zufällig einen Einheimischen, der in Deutschland lebt und uns spontan zu einem Tee mit seinen Freunden einlädt. Wir sitzen lange zusammen und unterhalten uns über unsere Länder.
Am Donnerstag fahren wir weiter in die Schlucht hinein, die sich tief ins Gebirge gegraben hat. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch den engen Canyon mit seinen fast 300 Meter hohen Felswänden und fahren weiter in das etwa vierzig Kilometer westlich liegende Dadestal. Die Landschaft hier ist atemberaubend und hat alle paar Kilometer einen völlig neuen Charakter. Von skurrilen, rundlichen Felsformationen über intensive Farben bis hin zur engen und steilen Passstrasse Tizi n' Ou Toukhsine ist alles dabei. Ergänzt wird das Bild auf der gesamten dreißig Kilometer langen Strecke durch das intensive Grün der Palmen in der Nähe des Flusses. Schließlich kommen wir zu einem besonders engen Abschnitt mit hohen Felswänden auf beiden Seiten der Straße, wir müssen gut aufpassen, dass wir nicht mit dem Alkoven an einem der tückischen Überhänge anschlagen. Glücklicherweise kommt gerade kein Gegenverkehr, sodass wir die ganze Straßenbreite nutzen können. Direkt hinter dieser Engstelle liegt das Hotel Berbere de la Montagne, auf dessen Grundstück Platz für Wohnmobile angeboten wird. Auf der aktuellen Höhe von fast 1700 Metern ist es inzwischen ziemlich kalt geworden, sodass wir es uns bald im Wohnmobil gemütlich machen.
Freitag ist Ruhetag mit verschiedenen Wartungsarbeiten und einem kurzen Spaziergang in der Dades Schlucht. Am Abend veranstalten die Betreiber eine kleine Party, bei der wir auf verschiedenen Trommeln zusammen mit unseren italienischen Bekannten musizieren und dabei viel Spaß haben.
Am nächsten Vormittag fahren wir etwa dreißig Kilometer weiter nach Norden und sind noch einmal von der großartigen Landschaft des Dadestals fasziniert. Nach der nächsten Passhöhe kehren wir um, fahren das ganze Tal wieder hinaus und erreichen am Nachmittag die Wüstenstadt Ouarzazate. Dort ergänzen wir unsere Vorräte, bevor wir den Rest des Tages bei 30°C am Campingplatz der Stadt verbringen.
Am Sonntag, 23.Oktober, wir sind jetzt genau zwei Monate auf Achse, verlassen wir Ouarzazate erst in nördlicher Richtung und besuchen das etwa dreißig Kilometer entfernte Aït-Ben-Haddou, eine befestigte Stadt, die inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Stadt diente vielen Filmen als Kulisse, so zum Beispiel “Lawrence von Arabien”, “Die Bibel”, “Die Mumie” und viele mehr. Unterhalb der alten Stadt gibt es viele Parkmöglichkeiten, so dass wir den Ort bequem erkunden können.
Von Aït-Ben-Haddou geht es wieder über Ouarzazate in das nach Süden führende Draa Tal mit schönen und interessanten Landschaften. Heute fahren wir bis zur Kleinstadt Agdz, in deren Nähe ein wunderbar ruhiger Wohnmobilstellplatz in einem Palmenhain liegt. Hier verbringen wir eine ungestörte Nacht unter einem fantastischen Sternenhimmel.
Montags setzen wir die Fahrt durchs Draatal weiter fort und stehen in Zagora, der Provinzhauptstadt auf einem Campingplatz am Stadtrand unter vielen, Schatten spendenden Palmen. Hier können wir sogar die traumhaft schöne Poolanlage des benachbarten Riads benutzen, was sich in den nächsten zwei Tagen fast wie im Paradies anfühlt.
Am Mittwoch ist lokaler Markt in Zagora, zu dem wir uns am Vormittag von Himi, dem Betreiber des Campingplatzes, bringen lassen. Es ist unser erster Besuch auf einem Souk, auf dem alles angeboten wird, was im Haushalt benötigt werden kann. Wir erstehen verschiedene Sorten Gemüse und bezahlen für mehr als ein Kilo Tomaten, Paprika, Auberginen, Gurken und Zucchini gerade einmal 10 Dirham, umgerechnet 1 Euro. Für drei große Schalen mit eingelegten Oliven kommen noch einmal 15 Dirham dazu, so lässt es sich tatsächlich äußerst preiswert leben. Vom Souk marschieren wir in die Stadt, die nichts Besonderes zu bieten hat, sitzen eine Zeit lang in einem Cafe und lassen uns anschließend mit dem Taxi wieder zum Campingplatz bringen.
Am Donnerstag, 27.Oktober verlassen wir den sehr angenehmen und schönen Platz in Zagora und fahren immer am Rand der Wüste Sahara entlang in westlicher Richtung bis nach Foum Zguid. Knapp außerhalb dieser kleinen Wüstensiedlung liegt in einer grünen Palmenoase der Campingplatz Palmeraie, auf dem wir von Rachid, dem Betreiber, sehr herzlich begrüßt werden. Wir sind im Moment die einzigen Besucher und können uns einen schönen und schattigen Platz unter den Palmen aussuchen. Den Nachmittag und den ganzen folgenden Tag verbringen wir mit entspanntem Nichtstun und werden jeden Abend von Rachid lecker bekocht. Einmal gibt es eine sehr gute Tajine, am anderen Abend eine große Portion Couscous, von dem so viel übrig bleibt, dass wir noch am nächsten Tag davon satt werden. Am Donnerstag bleibt es bis spät in die Nacht sehr warm, sodass wir noch lange unter einem fantastischen Sternenhimmel draußen sitzen bleiben.