Dienstag, 7. September 2021
Wir haben den Vagabund bereits in den letzten Tagen für die Fahrt vorbereitet und fast alles gepackt, heute muss nur noch der Inhalt des Kühlschranks umgeladen werden, dann kann es kurz nach Feierabend auch schon losgehen. Auf der A5 und der A7 kommen wir bei wenig Verkehr sehr gut voran und erreichen unser geplantes Tagesziel, den Rasthof bei Seesen gegen 22:00 Uhr. Allerdings verlangt der Betreiber für die Übernachtung auf dem Parkplatz 15,- Euro, was uns dafür echt zu viel ist, selbst wenn ein Verzehrgutschein über zehn Euro im Preis enthalten ist. Den können wir sowieso nicht nutzen. So fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und verbringen am nächsten Autobahnparkplatz eine recht laute Nacht zwischen vielen LKWs. Wir stehen sehr nah an der Autobahn und der Verkehr lässt die ganze Nacht über kaum nach.
Mittwoch, 8. September 2021
Entsprechend zeitig frühstücken wir und legen die restlichen Kilometer bis nach Egestorf zurück, wo wir bereits kurz nach halb zehn ankommen. Der Stellplatz am Aquadies ist zwar gut belegt, es gibt aber noch ausreichend freie Lücken. Um das aktuelle schöne Wetter zu nutzen, machen wir uns gleich ganz gespannt auf den Weg, die Heide zu sehen. Wir wandern den uns schon bekannten Weg zur Birkenbank und von dort weiter zur Sudermühle. Dort reservieren wir einen Tisch für das Mittagessen und wandern weiter durch die herrlich blühende Heide. Fast die ganze Fläche ist von lila leuchtendem Heidekraut bedeckt, nur wenige sind bereits verblüht.
Dazwischen stehende Büsche und Bäume geben einen tollen Kontrast, oft sind noch vom Frühtau glänzende Spinnweben zwischen den Zweigen zu sehen. Unterwegs erkennen wir auch den Zweck der langestreckten, hölzernen Unterstände, die immer wieder in der Fläche zu sehen sind und die wir bei unseren bisherigen Besuchen irgendwie den Heidschnucken zugeordnet hatten. In ihnen sind heute viele bunt angestrichene Bienenstöcke gestapelt, so dass die fleißigen Bienen keinen so weiten Weg zur Arbeit haben. Zurück an der Sudermühle ist der gesamte Außenbereich des Restaurants belegt, so dass mehrere Gäste auf später vertröstet werden müssen, gut dass wir reserviert haben. Nach einem sehr leckeren Heidschnuckenbraten wandern wir die restlichen Kilometer zurück zu unserem Vagabund, wo wir einen entspannten Nachmittag in der Sonne verbringen.
Donnerstag, 9. September 2021
Wie am Stellplatz in Egestorf üblich, kommt früh um acht der Bäcker hupend angefahren und liefert frische Backwaren zum Frühstück. Nachdem wir gestern die Lüneburger Heide schon ausgiebig bewundern konnten, fahren wir anschließend weiter, vorbei an Hamburg bis nach Lübeck, wo wir uns wieder am Parkplatz der Media Docks in der Willy Brandt Allee aufstellen. Dieser Wohnmobilstellplatz bietet zwar keinerlei Versorgung, liegt aber dafür so günstig zur Innenstadt, dass wir ihn gerne immer wieder anfahren. Von hier ist es nur ein kurzer Weg über die Drehbrücke zum Stand des Restaurants „Fangfrisch“. Dort holen wir uns sehr gute Lachsbrötchen und vertilgen sie am Ufer der Trave mit schönem Blick aufs Wasser. Nur wenige hundert Meter weiter den Fluss entlang, an dem einige sehenswerte historische Segelschiffe liegen, kommen wir zum Lübecker Marzipanspeicher, der uns magisch anzieht für einen Nachtisch bestehend aus Marzipantorte und einer großen Tasse Kaffee für jeden. Weiter geht es bei sehr sonnigem und warmem Wetter kreuz und quer durch diese angenehme und lebhafte Stadt mit ihren vielen Geschäften und Restaurants. Am zentral gelegenen Wiener Kaffeehaus finden wir einen freien Tisch und bestellen mehrere Sorten sehr leckeres Eis, darunter natürlich auch das für Lübeck obligatorische Marzipaneis. Die kulinarische Runde durch Lübeck beschließen wir am Abend mit außergewöhnlichen und sehr liebevoll servierten Fischgerichten im Restaurant „Fangfrisch“.
Freitag, 10. September 2021
Über weitgehend freie Autobahn fahren wir heute in Richtung Usedom. Erst kurz vor dem Städtchen Wolgast stockt der Verkehr über mehrere Kilometer, da sich alle Fahrzeuge durch die enge Ortsdurchfahrt mit der Hubbrücke der Ostsee quälen müssen. Wir fragen uns, wie die Anwohner wohl diesen dauernden Verkehr aushalten. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Wohnmobilstellplatz auf der Halbinsel Peenemünde, wo heute viel mehr Betrieb ist als bei unserem letzten Besuch vor einem Jahr. Wir finden einen freien Stellplatz und gehen zur Anmeldung in die Hafenbar „Zum dünnen Hering“, wo wir in sehr lockerer Atmosphäre auch gleich gut schmeckende Gerichte mit Matjes und Hering erhalten. Bei strahlendem Sonnenschein schlendern wir einige Zeit am Hafen entlang, beschließen aber bald, dass wir morgen schon weiterfahren wollen. Das Wetter soll in den nächsten Stunden deutlich schlechter werden, so dass für Samstag eher ein Regentag zu erwarten ist. Am Abend und in der Nacht beginnt es dann auch schon zu regnen.
Samstag, 11. September 2021
Heute soll es nach Polen gehen. Als erste Station im Land haben wir uns den Ferienort Mielno an der Ostseeküste ausgesucht. Alle Navis empfehlen beharrlich die mit 360 km recht weite Route über Stettin, obwohl es laut Straßenkarte eine um 150 Kilometer kürzere Alternative über die Inseln Usedom und Wolin geben muss. Immerhin erlaubt Google Maps eine Strecke bis zur Fähre, die die beiden Inseln miteinander verbindet. So fahren wir über Heringsdorf und das Seebad Ahlbeck bis zur Grenze. Unterwegs stehen wir immer wieder recht lang im Stau, einmal besonders lang an einer Baustellenampel in Ahlbeck. Gleich hinter der polnischen Grenze reihen sich Billigshops über mehrere Kilometer aneinander, es scheint eine sehr beliebte Touristenattraktion zu sein. Über winkelige Straßen kommen wir zum Fährterminal, wo wir die komplett freie Spur für LKW benutzen müssen, die in der Regel schneller abgefertigt wird. Nach kurzer Wartezeit kommt das Schiff und wir können bald einfahren. Die Fähre ist eine kostenfreie Verbindung zwischen den Inseln Usedom und Wolin und dauert nur wenige Minuten.
Vom gegenüber liegenden Ufer führen uns überraschend gut ausgebaute Schnellstraßen ins Landesinnere, so dass wir ab jetzt recht zügig vorwärts kommen. Eine erst vor wenigen Monaten fertiggestellte Autobahn führt durch weite Landschaft, in der über lange Strecken keine Städte oder andere Anzeichen der Zivilisation zu erkennen sind. Selbst die Tankstellen der Autobahn sind noch nicht betriebsbereit, was dazu führt, dass wir irgendwann nervös werden. Die Tankanzeige meldet nur noch wenige Restkilometer, zum Glück findet Google eine Tankstelle in der Nähe der Autobahn, die wir jetzt ansteuern. Es passen 89 Liter in unseren 90 Litertank, sehr weit wären wir wahrscheinlich nicht mehr gekommen. Frisch getankt und sehr erleichtert kommen wir nach kurzer weiterer Fahrt nach Mielno und finden dort schnell den ausgesuchten Stellplatz direkt am Jamunder See, wo wir freundlich begrüßt werden.
Während eines Spaziergangs erkunden wir den Ort, der auf einer nur 300 Meter breiten Landbrücke zwischen dem See und der Ostsee liegt. Es gibt ein großes Angebot an billigen Läden aller Art, Restaurants und Unterhaltung, das von den zahlreichen Touristen auch ausgiebig genutzt wird.
Sonntag, 12. September 2021
Nachdem wir in einer Wechselstube einige Zloty gewechselt haben, erwandern wir Mielno. Wir kommen durch einen recht ursprünglichen Wald, in dem immer wieder riesige Skulpturen der Waldfrüchte mit einigen Erklärungen gezeigt werden. Nach längerer Wanderung erreichen wir den breiten Sandstrand und von dort, immer am Waldrand entlang, das Ortszentrum.
In einem einfachen Restaurant essen wir guten, gebackenen Fisch, die Verständigung erfolgt teilweise auf Deutsch, manchmal englisch, ab und zu mit Händen und Füßen, klappt aber insgesamt recht gut. Auf dem Rückweg besuchen wir einige der Läden, in denen von Bekleidung über Haushaltsartikel bis zum üblichen Souvenirkram alles in Hülle und Fülle angeboten wird, finden aber nichts was wir brauchen könnten oder was auch nur gefällt.
Montag, 13. September 2021
Von Mielno fahren wir heute erst über gute Landstraßen, später über teilweise sehr enge und holprige Nebenstraßen bis nach Leba, einem weiteren Badeort, der am Rande des Slowinzischen Nationalparks direkt an der Ostsee liegt. Der Campingplatz Nr. 21, Morski hat jetzt kurz vor Ende der Saison genügend freie Plätze und ist sehr gepflegt. Allerdings gibt es unzählige Moskitos, die bei jeder Gelegenheit über uns herfallen. Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang zur Ostsee und entlang des Strandes wieder zurück. Schon unterwegs sehen wir den von Westen her nahenden Regen, der uns dann auch kurz vor dem Ziel erwischt. Zum Glück haben wir einen gemütlichen Unterschlupf. Abends gibt es ein neues Gericht aus dem Omnia Ofen, diesmal ist es ein sehr gut schmeckendes Gulasch mit Gemüse.
Dienstag, 14. September 2021
Die Wettervorhersagen treffen zu, es regnet mal mehr, mal weniger bis in den Nachmittag hinein. Als es aufklart und mit der Sonne auch gleich angenehm warm wird, erkunden wir den Ort mit seinem ausgedehnten Fischerhafen und den dazu gehörigen Räuchereien. Bei einer der Räuchereien können wir beobachten, wie immer wieder die Einheimischen dort einkaufen, scheint eine gute Qualität zu sein. Genau an diesem Stand kaufen wir uns zwei große Stücke frisch geräucherten Lachs, der dann später auch wirklich ganz hervorragend schmeckt.
Während unseres Spaziergangs sehen wir, wie ein Ausflugsschiff, das ganz wie ein Piratenschiff gestaltet ist, mit vielen Touristen ausläuft und schon nach einer halben Stunde wieder zurückkehrt. In der Nähe der Anlegestelle finden wir eine nette Eisdiele mit Plätzen im Freien, so bekommt auch dieser regnerisch begonnene Tag seine süße Seite.
Mittwoch, 15. September 2021
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Słowiński Park Narodowy, der sich westlich von Leba erstreckt, ist die große Wanderdüne Łącka Góra mit einer Höhe von etwa vierzig Metern. Wir nehmen den Weg am Strand entlang, der direkt am Wasser ausreichend fest ist, so dass wir zügig gehen können. Nach etwas mehr als sieben Kilometern geht es nach links in die Dünen und immer weiter bis zu einem wüstenähnlichen Feld, das sich über etwa einen Kilometer erstreckt.
Wie viele andere Touristen auch, erklimmen wir die höchste Stelle, von der wir einen guten Blick sowohl zur Ostsee als auch zum landeinwärts gelegenen Lebasee haben. Am Rand der Düne sind viele abgestorbene Bäume zu erkennen, die in den letzten Jahren vom Sand erreicht wurden und somit keine Nahrungsgrundlage mehr haben. Mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Jahr gehört die Łącka Góra zu den schnelleren Wanderdünen der Erde. An der Düne ziehen wir die Wanderstiefel aus und machen uns barfuß auf den Rückweg.
Für viele Besucher gehört es wohl zum Standardprogramm, von der Lontzkedüne am Strand entlang bis zu der etwa einen Kilometer entfernten Raketen-Teststation zu wandern und dort wieder in die bereitstehenden Shuttlebusse zu steigen. Das schließen wir aus den vielen Gruppen, die diesen Strandabschnitt bevölkern. Von der Abzweigung zur Raketenbasis, die auch als Messstelle für Starts in Peenemünde diente, wird es wieder ruhiger, doch nicht mehr so einsam wie noch am Vormittag. Nach 16 Kilometern Wanderung kommen wir zurück zum Wohnmobil und müssen uns fast ein wenig überwinden, noch weitere zwei Kilometer bis zu einem Fischrestaurant am Hafen zum Abendessen zu gehen. Der Hunger hat gesiegt und es hat sich gelohnt. Mit etwas sprachlicher Nachhilfe einer deutschen Touristin vom Nebentisch erarbeiten wir uns die Speisekarte und bestellen sehr guten gebackenen Dorsch mit Fritten und dem für diese Gegend typische Krautsalat, der in drei sehr leckeren Variationen serviert wird.
Donnerstag, 16. September 2021
Mal wieder Regen. Das war so vorhergesagt und passt uns, da wir ohnehin nur Strecke machen möchten. Wir kommen recht zügig bis Gdynia, einer Industriestadt an der Danziger Bucht, die zusammen mit Sopot und Danzig die sogenannte Metropolregion Dreistadt bildet. An einem Supermarkt mit großem Parkplatz füllen wir unsere Vorräte, durchqueren fast die ganze Stadt Danzig, bis wir am nordwestlichen Stadtrand bei Stogi Plaza unseren Stellplatz erreichen. Der sehr gepflegte Camping Park 114 Stogi liegt in einem ausgedehnten Waldstück in der Nähe der Küste. Gerade rechtzeitig hat der Regen aufgehört, so dass wir noch einen kurzen Spaziergang zum Strand machen können. Nicht weit vom Strand liegt der Containerhafen der Stadt, auf dem noch viel Betrieb herrscht. Den Hafen hören wir dann auch die ganze Nacht, ohne dass das Geräusch stören würde.
Freitag, 17. September 2021
Am Platz wurden wir informiert, dass wir von der nahegelegenen Straßenbahnhaltestelle direkt bis in die Innenstadt fahren können, allerdings gibt es an der Station keinen Kartenautomaten, so dass wir die Tickets nur über eine App kaufen können, die wir natürlich erst auf unsere Handys installieren müssen. Zum Glück funktioniert die empfohlene App „Jakdojade“ immerhin auf Englisch, nur die allgemeinen Geschäftsbedingungen sind ausschließlich polnisch und müssen daher sozusagen blind von uns akzeptiert werden. Die App muss dann mit einem Guthaben aufgeladen werden, wozu sie natürlich mit der Kreditkarte verbunden werden muss, wir hoffen, dass das alles gut geht. Ab diesem Punkt ist es recht einfach, Kauf der Tickets und Verfolgung der aktuellen Fahrt sind übersichtlich und gut zu nutzen. Anscheinend funktioniert die App in allen größeren Städten Polens, so dass wir sie zunächst auf den Handys lassen werden.
Da für den Nachmittag schlechteres Wetter erwartet wird, gehen wir schon zeitig los und sind bereits kurz nach 10:00 Uhr am Hauptbahnhof von Danzig. Von hier gehen wir zu Fuß in Richtung der alten Danziger Werft, wobei wir erst durch etwas heruntergekommene Gegenden müssen, in denen wir uns noch nicht so richtig wohl fühlen. Die Docks und die Hallen, zu denen wir kommen sind überwiegend verfallen, teilweise mit Graffiti verziert, in den meist unbefestigten Wegen dazwischen glänzen große Pfützen, wir fragen uns schon, was es hier denn touristisches zu sehen gibt. Immerhin sind die Kräne der alten Werft als Sehenswürdigkeit in der Karte vermerkt. Sie geben auch tatsächlich ein interessantes Bild. Gegenüber liegt die Danziger Werft, früher auch als Leninwerft bekannt, in der Lech Walesa, der spätere Präsident von Polen, als Elektriker gearbeitet hat.
Wir entdecken einige Kunstwerke, Skulpturen aus Metall, die Sea Sculptures, die aussehen, als ob sie gerade aus dem Wasser an Land gingen, kommen an einer weiteren alten Halle vorbei, in der sich heute eine Kunstgalerie befindet und gelangen allmählich entlang der Motlawa in Richtung Innenstadt.
Etwas entfernt sehen wir das futuristisch gestaltete Museum des Zweiten Weltkriegs, danach stehen moderne und schicke Apartmenthäuser mit den entsprechenden Bars und Boutiquen am Ufer, bevor sie durch die historische Bebauung der Rybackie Pobrzeże, einer langen Uferpromenade im Zentrum Danzigs abgelöst werden.
Gleich zu Beginn steht am anderen Ufer das AmberSky, ein 50 Meter hohes Riesenrad, das Ende 2018 an dieser Stelle errichtet wurde. Für uns eine gute Gelegenheit, uns einen ersten Überblick aus der Vogelperspektive zu verschaffen. Über eine interessant gestaltete Fußgängerbrücke gelangen wir hinüber und sind am Riesenrad fast die einzigen Gäste, die Hauptsaison ist vorüber und es ist immer noch etwas früh am Vormittag. In der verglasten und klimatisierten Gondel drehen wir eine Viertelstunde unsere Runden, wobei wir gute Sicht auf die Innenstadt mit der dominierenden Marienkirche haben, aber auch zur anderen Seite, wo noch viel Arbeit auf die Stadtplaner wartet.
Irgendwann stellen wir fest, dass die Brücke, über die wir gerade gekommen waren, jetzt hochgeklappt ist und Schiffe aus dem inneren Hafen ausfahren, darunter auch ein Ausflugsschiff, das wie ein historisches Segelschiff gestaltet ist. Auf dem Oberdeck dieses Schiffs drängen sich viele Passagiere, irgendwie sind doch schon Besuchergruppen in der Stadt. Als unsere Fahrt mit dem Riesenrad beendet ist, ist die Brücke noch immer geöffnet, so dass wir nicht wieder zurück ans andere Ufer kommen. Wir warten eine Weile, können aber nicht erkennen, wie lange die Brücke geöffnet bleiben wird und beschließen nun auf dieser Seite weiter zu gehen.
Vorbei an einem Museumsschiff kommen wir zu einem Hafenbecken, in dem viele Jachten liegen und weiter über eine feste Brücke bis zum Grünen Tor, dem größten Stadttor von Danzig.
Wir schlendern über die Promenade und die schönen Gassen der Altstadt. Der Hunger treibt uns gegen Mittag in das Restaurant Barylka, wo wir sehr kreativ angerichtete, mit gegrilltem Gemüse gefüllte Makrelen essen. Frisch gestärkt gehen wir bei nun leichtem Regen durch das Frauentor und die für ihre vielen Bernsteingeschäfte bekannte Mariacka zur Marienkirche, der größten Kirche von Danzig und einer der größten Backsteinkirchen überhaupt. In der Kirche ist recht viel touristischer Betrieb, besonders interessant ist an einer der Wände die Astronomische Uhr aus dem 15. Jhd., auch wenn wir nicht erkennen können, wie dieses Kunstwerk zu lesen ist.
In einer der Ecken entdecken wir den Aufgang zum Turm, bezahlen den Eintritt und erklimmen die insgesamt 400 Stufen bis zum Dach. Der erste Teil führt über eine sehr enge Wendeltreppe bis zum Fuß des eigentlichen Turms mir seinem riesigen Querschnitt. Vom Dach haben wir nochmals einen schönen Blick über die Dächer der Stadt, dabei haben wir das Glück, dass der Regen inzwischen wieder aufgehört hat und sogar ein bisschen die Sonne herauskommt.
Wieder unten angekommen gehen wir zum Langen Markt, an dem im 17. Jhd. die wohlhabenderen Bürger von Danzig wohnten. Am westlichen Ende des Langen Marktes steht der Neptunbrunnen, der dort 1633 zu Ehren des Meeresgotts aufgestellt wurde. Wir suchen und finden ein Cafe von Starbucks, auch um dort die obligatorische Städtetasse als Souvenir zu erstehen, dabei wundern wir uns, wie diese Kette es schafft, weltweit den selben Geschmack ihrer Getränke anzubieten. So langsam werden wir von den weiten Strecken, die wir heute bisher hinter uns gebracht haben, etwas müde und denken daran, uns auf den Rückweg zu machen.
Dabei wollen wir unbedingt noch die Große Mühle besuchen, die mit ihren 18 Mühlrädern eine der größten Mühlen des Mittelalters war. Unterwegs verlieren wir immer wieder die Richtung, da die touristischen Wegweiser nicht durchgängig aufgestellt sind, am Ende muss dann doch das gute alte Google Maps aushelfen. Die Mühle selbst ist von außen recht beeindruckend, das Innere wird als Museum genutzt, das wir uns aber heute nicht mehr antun wollen. Von hier finden wir wieder mit Google Maps schnell zum Bahnhof und mit der Straßenbahn wieder zur Stogi Plaza.
Samstag, 18. September 2021
In der Nacht ist es ziemlich kalt geworden, das Thermometer zeigt gerade noch 12°C doch immerhin regnet es heute nicht. Über Autobahnen und gut ausgebaute Landstraßen erreichen wir bald die kleine Stadt Malbork etwa 60 Kilometer südöstlich von Danzig. Unser ausgewählter Stellplatz hat eine enge Zufahrt, die zu einer größeren Wiese hinter einem alten Wohnhaus führt. Der Betreiber wartet schon an einem Klapptisch, gibt uns die nötigen Informationen und überlässt uns die Wahl des Platzes. Kurz nach uns kommen noch zwei weitere Wohnmobile, ansonsten bleibt es ruhig.
Vom Stellplatz ist es nur ein kurzes Stück zu einem Fußgängersteg über den Fluss Nogat, wo am anderen Ufer die riesige Ordensburg der Deutschordensritter, die Marienburg liegt. Die Burganlage aus dem 13. Jhd. ist der größte Backsteinbau Europas und gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wir müssen die Anlage erst halb umrunden, um zum Verkaufsbüro für die Eintrittskarten zu gelangen. Für den Eintritt bezahlen wir 60 Zloty pro Person, was etwa 14,-€ entspricht. Dafür bekommt jeder einen deutschsprachigen Audioguide mit Kopfhörern, der uns die nächsten zwei Stunden hervorragend durch das gesamte Gelände führt.
Der Audioguide zeigt uns erst die beeindruckenden äußeren Festungsanlagen mit Gräben und Toren, die die Burg zur damaligen Zeit uneinnehmbar machten. Später, im Zweiten Weltkrieg war es mit moderner Waffentechnik dagegen ein Leichtes, das gesamte Bauwerk innerhalb weniger Stunden zu zerstören. Über eine mächtige Zugbrücke erreichen wir den Innenhof des Mittelschloss, in dem wir anschließend die wichtigsten Räume besichtigen.
Darunter sind der große Rittersaal, der schon damals über den Fußboden beheizt wurde, und der sogenannte Sommerremter, ein beliebter Festsaal an der Westseite des Gebäudes. Der Rundweg führt auch durch Küche, Krankenstation und die Gemächer des Hochmeisters. In einem anderen Flügel des Gebäudes liegt das Bernsteinmuseum mit guten Erklärungen zur Entstehung dieses Harzes und einer Vielzahl von künstlerischen Exponaten.
Über eine weitere Zugbrücke gelangen wir vom Innenhof zum Hochschloss, dem ältesten Teil der Burg. Dort befindet sich auch die Marienkirche, die der gesamten Anlage ihren Namen gibt und der über einen langen Gang mit dem Schloss verbundene „Dansker“, ein etwas abgelegener Turm, der als Toilette diente und bei Belagerung der letzte Rückzugsort sein sollte.
Begeistert von dem tollen Erlebnis, der vielen Information, hungrig und durstig verlassen wir die Marienburg und marschieren den kurzen Weg zurück zu unserem Wohnmobil. Als es dunkel ist, versuchen wir noch ein paar Nachtaufnahmen von der Burg. Wir hätten uns etwas mehr Beleuchtung gewünscht, mit etwas Nacharbeit gelingen die Fotos am Ende doch.
Sonntag, 19. September 2021
Heute geht es weit in Richtung Osten in die Masurische Seenplatte. Die Landschaft wird hügelig, die Straßen schlechter, die Gegend ist mit den vielen kleineren und großen Seen traumhaft schön. Unterwegs fällt das Thermometer auf 7°C, damit sind alle Gedanken an einen entspannten Badenachmittag am Strand fürs erste einmal eingefroren. Im schön gelegenen Ferienort Mikolajki stehen wir auf einem großen Parkplatz, der einen gut gestalteten Bereich für Wohnmobile bietet. Gegen Abend kommt eine Gruppe von etwa zehn französischen Wohnmobilen, die den Platz komplett füllt, aber nur zum Übernachten bleibt. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort verkriechen wir uns in unserem warmen Vagabund.
Montag, 20. September 2021
Ein eisiger Tag, an dem wir das Wohnmobil nur selten verlassen. Zum Mittagessen gehen wir ins Restaurant Bart, wo typisch polnische Speisen angeboten werden. Wir entscheiden uns für Piroggen, Teigtaschen mit leckerer Fleisch- und Quarkfüllung. Davor gibt es eine sagenhaft gute Krautsuppe, von der wir gerne das Rezept gehabt hätten. Nachmittags kommt tatsächlich die Sonne heraus und lädt zu einem Spaziergang entlang des großen Sporthafens von Mikolajki. Hier gibt es alle Angebote, die der Wassersportler und Bootsfahrer sich wünschen.
Dienstag, 21. September 2021
Wir setzen unseren Kurs nach Osten fort und fahren heute in den Białowieża-Urwald an der Grenze zu Weißrussland. Unterwegs fallen uns ab der Industriestadt Bialystok immer mehr recht hübsch restaurierte orthodoxe Kirchen in kleinen Dörfern auf, eine für uns bisher ungewohnte Welt. Etwa einen Kilometer bevor wir unser heutiges Tagesziel, das Dorf Bialowieza erreichen, geraten wir in eine Straßensperre der Polizei. Man erklärt uns freundlich, dass wir nicht weiterfahren dürfen, da die Region an der Grenze zu Weißrussland wegen der aktuellen politischen Lage nur noch durch Personen betreten werden darf, die dort wohnen oder arbeiten. Es gäbe dafür die Möglichkeit am Parkplatz des Rezerwat Pokazowy Żubrów zu übernachten.
Also drehen wir auf der engen Straße um und fahren dort hin. Das Reservat hat noch geöffnet, so dass wir uns bei den Angestellten erkundigen können, was es hier so zu sehen gäbe und ob es für sie in Ordnung ist, wenn wir über Nacht bleiben. Alles kein Problem, auf einer Karte werden uns die verbotenen Bereiche des Urwalds erklärt, überall sonst können wir bleiben. Sie empfehlen uns natürlich ihr eigenes Tierreservat, aber auch einen markierten Wanderweg in der Nähe, das ist doch ein guter Plan für morgen.
Mittwoch, 22. September 2021
Wie gestern geplant, stehen wir schon um 10:00 Uhr am Eingang des Tierreservats und kaufen unsere Tickets. Mit Ausnahme einer Schulklasse, die mit dem Bus ankam, sind wir bisher die einzigen Besucher des Tages. Im Gelände finden wir mehrere große Gehege mit verschiedenen Tierarten. Die einzelnen Bereiche sind dabei so klein, dass die Bewohner immer irgendwie zu sehen sind. Für den Fotografen in mir hat das aber auch den Nachteil, dass fast immer irgendwo im Hintergrund die Begrenzung des Geheges sichtbar wird, man kann eben nicht alles haben. Neben Rehen, Wildschweinen und Elchen sehen wir auch die für diese Gegend besonders berühmten Wisente, die, wie die anderen Tiere auch, überwiegend faul im Gras liegen.
Interessant ist ein kapitaler Hirsch, der immer wieder laut röhrt, auch wenn er sich nicht einmal die Mühe macht, dafür aufzustehen. Zwei Wölfe, Wildkatzen und Luchse runden das Tierleben ab, das in diesem kleinen Reservat gezeigt wird.
Nach einer kleinen Stärkung im Wohnmobil machen wir uns an die empfohlene Wanderung. Der Weg führt gut ausgebaut und über weite Strecken auf Holbohlen durch dichten Urwald, in dem sicherlich ohne ortskundigen Führer niemals eines der vorher gesehenen Tiere zu finden gewesen wäre. Nach einer knappen Stunde haben wir das Ende des bezeichneten Weges erreicht und gehen die selbe Strecke wieder zurück.
Wir fahren ein Stück in Richtung Hajnowka, der nächsten größeren Stadt, wo wir wieder Netz finden, um uns einen geeigneten Stellplatz für die Nacht auszusuchen. Die Entscheidung fällt für den Platz am Siemianowka-See, der knapp 50 km entfernt liegt. Den See erreichen wir über teilweise sehr schlechte Straßen, die nur eine langsame Fahrt zulassen. Dort stehen wir einsam an einem Strand, der offensichtlich im Sommer gut besucht wird, heute aber vollkommen verlassen ist. Hier verbringen wir eine sehr ruhige und ungestörte Nacht.