Mit dem Wohnmobil durch Polen

Auf dieser Reise möchten wir unser östliches Nachbarland Polen kennen lernen. Wir hoffen, dass es dort weniger überlaufen ist als in den traditionellen Zielen für Camper und dass das Reisen trotz weiterhin bestehender Pandemie wieder ungestört möglich ist.

Unsere Route durch Polen
Unsere Route durch Polen


Warschau

Donnerstag, 23. September 2021

Lange Fahrt, die ab Bialystok über gut ausgebaute Autobahn führt, bis nach Warschau. Kurz vor dem Ziel verwirrt uns das Navi mit missverständlichen Angaben, was dazu führt, dass wir beinahe in die falsche Richtung abbiegen. Nur beherztes Umrunden des Kreisverkehrs führt uns wieder auf den rechten Weg. An dieser Stelle geht es allerdings auch anderen Fahrern so wie uns, wodurch an dieser Kreuzung ein ziemliches Chaos herrscht. Kurz darauf finden wir die unscheinbare und enge Einfahrt zum Platz. Dort stehen wir im Grünen unter großen Kastanienbäumen und sind doch nur wenige Minuten vom nächsten Bahnhof entfernt. Wir erkunden noch schnell den Bahnhof, um uns morgen gut zurechtzufinden und verbringen einen entspannten Abend am Platz.

Stellplatz, Warschau
Unser Stellplatz in Warschau liegt nah am Zentrum

Freitag, 24. September 2021

Durch einen kleinen Park kommen wir schnell zum Bahnhof und kaufen unsere Fahrkarten am Automaten. Leider kommt anstatt der angeforderten und bezahlten zwei Karten nur eine aus dem Gerät, wir sind verwirrt. Zur Sicherheit kaufen wir am selben Automaten noch eine weitere Karte, diesmal kommt gar nichts mehr aus dem Schlitz, wahrscheinlich ist das Papier alle. Mit der einen Karte vom ersten Versuch und dem Kaufbeleg aus dem zweiten gehen wir zum Bahnsteig, wird schon gut gehen. Unser Zielbahnhof ist angeschrieben, der Zug soll in einigen Minuten kommen. Während des Wartens beschleicht uns das Gefühl, dass die Züge an einem anderen Bahnsteig vielleicht die bessere Wahl gewesen wären, die fahren dort in kurzen Abständen und halten doch bestimmt auch am Hauptbahnhof. Wir beschließen trotzdem zu warten und besteigen den Zug nach dessen pünktlicher Einfahrt. Schon nach zwei Stationen haben wir das Ziel erreicht, erkennen beim Aussteigen, dass dies der Endbahnhof dieser Linie ist und merken uns jetzt den Weg für die Rückfahrt. Außerhalb des Bahnhofgebäudes halten wir Ausschau nach dem Kulturpalast der Stadt. Mit einer Höhe von 237 Metern das höchste Gebäude des Landes sollte es doch zu finden sein. 

Kulturpalast, Warschau
Der Kulturpalast in Warschau ist das höchste Gebäude Polens

Nach kurzer Suche sehen wir den in den 50er Jahren als Stalinpalast errichteten Turm, in dessen Erdgeschoss wir uns nach einem Besuch der Aussichtsplattform erkundigen. Der Eingang dafür liegt auf der entgegengesetzten Seite des Gebäudes. Mit dem Aufzug geht es rasch auf die 30. Etage, von wo wir nach allen Richtungen einen guten Blick über die Stadt haben. Hier oben weht ein eisiger Wind, der uns schnell wieder nach unten treibt. 

Wolkenkratzer, Warschau
Moderne Wolkenkratzer im Zentrum von Warschau

Durch den Sächsischen Park kommen wir zur Altstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde und zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Im Romantyczna Restauracja stärken wir uns mit hervorragenden Schweinehaxen auf Kraut und ziehen weiter durch die engen Straßen der Altstadt.

Meerjungfrau, Syrenka Warszawska, Warschau
Die Meerjungfrau Syrenka Warszawska ist die Symbolfigur der Stadt

Entlang der Flaniermeile Krakowskie Przedmieście sehen wir weiter historisch bedeutende Gebäude, unter anderem den Präsidentenpalast, erstehen unsere Städtetasse als Souvenir und gehen dann vor bei am Frederic Chopin Museum zur Weichsel.

Präsidentenpalast, Warschau
Der Präsidentenpalast von Warschau

Das Ufer des Flusses ist phantastisch gestaltet mit vielen Bars, Plätzen zum Relaxen und zum Spielen, Wegen für Fußgänger und Radfahrer. Nach wenigen Kilometern haben wir genug, suchen den Weg zum Bahnhof, wieder mit Hilfe des Kulturpalasts und kommen recht erschöpft dort an.

Wasserspiele, Meerjungfrau, Świętokrzyski-Brücke, Warschau
Wasserspiele und Meerjungfrau vor der Świętokrzyski-Brücke über die Weichsel

Nach einigem Suchen finden wir auch wieder unseren Bahnsteig und kaufen am Automaten dort die Tickets für die Rückfahrt. Dabei müssen wir erkennen, dass die Fahrkarten heute früh gar nicht für diesen Zug gültig waren, gut dass wir nicht erwischt wurden. Nach kurzer Fahrt und kurzem Fußmarsch erreichen wir den Vagabund und machen uns an die Verarbeitung der Fotos dieses sehr interessanten Tages.

Kulturpalast, Warschau
Der Kulturpalast weist uns den Weg zum Hauptbahnhof


Krakau

Samstag, 25. September 2021

Die Ausfahrt aus Warschau gelingt ohne Probleme und wir kommen ohne größere Störungen bis nach Krakau. Unterwegs regnet es erst, später hellt es etwas auf und die Temperatur steigt bis auf fast 20°C. In Krakau führt uns das Navi am Ende durch sehr enge Straßen zu einem Campingplatz, der auf den ersten Blick seit Jahren verlassen aussieht. Zum Glück sehen wir ein modernes Wohnmobil dort stehen, muss wohl doch geöffnet sein. Von einem alten Gebäude kommt ein Mann und öffnet das Tor, damit wir einfahren können. Der Platz ist für Wohnmobile gut geeignet, die sanitären Einrichtungen sind alt, aber die brauchen wir ja nicht. Vom Platz sind es nur wenige Minuten bis zu einem Einkaufszentrum, an dem sich die Endstation mehrerer Straßenbahnlinien befindet. Von hier kommen wir morgen einfach in die Innenstadt.

Vagabund, Campingplatz, Krakau
Vagabund am "naturbelassenen" Campingplatz in Krakau

Sonntag, 26. September 2021

Schon am Vormittag ist das Wetter vielversprechend, wir haben strahlenden Sonnenschein und angenehme Temperaturen, das sind wir schon fast nicht mehr gewöhnt. Wie geplant geht es mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle direkt am Wawel Hügel am Beginn der historischen Altstadt. 

Bernhardinerkirche, Krakau
Bernhardinerkirche in Krakau. Davor ein Stand mit den für Krakau typischen Backwaren Obwarzanek

Fast den ganzen Tag wandern wir durch die Gassen der Stadt, in denen heute sehr viele Menschen unterwegs sind und das schöne Wetter nutzen. Am gigantischen Hauptmarkt, der mit seinen Abmessungen von 200 x 200 Metern einer der größten mittelalterlichen Plätze Europas ist, finden wir eine riesige Auswahl an Restaurants und Cafés, die alle Tische im Freien anbieten. Im Restaurant Szara essen wir hervorragende Lammkeulen, eine sehr gut passende Stärkung für diesen perfekten Tag. 

Marienkirche, Krakau, Hauptmarkt
Marienkirche am Krakauer Hauptmarkt

In der Mitte des Marktplatzes stehen die großen Tuchhallen, in denen ursprünglich überwiegend englische und flämische Tücher gehandelt wurden. Heute beherbergen die Tuchhallen Souvenirmärkte mit einer großen Auswahl an Schmuck aus Bernstein und allem was das Touristenherz sonst noch begehrt. 

Krakau, Tuchhallen, Hauptmarkt, Rynek Główny
Die Krakauer Tuchhallen in der Mitte des Rynek Główny

Am Nachmittag suchen wir lange eine Eisdiele, die Sitzgelegenheiten anbietet, werden aber nicht fündig. Dafür gibt es jede Menge Eisstände, wo wir uns etwas großes Süßes gönnen.

Bildergalerie, Krakau, Stadtmauer
Bildergalerie an der Krakauer Stadtmauer

Zum Abschluss erwandern wir noch einen Abschnitt des Weichselufers, bevor wir uns von der Straßenbahn wieder nach Solvay zu unserem Stellplatz bringen lassen.

Königsschloss, Wawelhügel, Krakau
Das Königsschloss auf dem Wawelhügel an der Weichsel


Breslau

Montag, 27. September

Zwischen Krakau und Breslau, unserem heutigen Ziel, gibt es zwar eine gute Autobahnverbindung, die wir aber leider wegen der Mautpflicht nicht nutzen können. Wir haben zwar die zur Erfassung erforderliche App auf dem Handy, hatten aber kein Guthaben eingestellt, das bei Benutzung der Mautstraßen aufgebraucht werden kann. Da diese Strecke fast der einzige Abschnitt unserer ganzen Reise ist, für den es eine Mautpflicht gibt, wollten wir es ohne versuchen. Das kostet uns dafür locker zwei Stunden, die wir über Landstraßen und durch viele Ortsdurchfahrten brauchen. Im Gegenzug bekommen wir mehr zu sehen, als auf der Autobahn. In Breslau angekommen geraten wir in die Rush Hour, die durch viele Baustellen in der Stadt noch verstärkt wird. So kommen wir nach insgesamt sechs Stunden Fahrt und fast dreihundert Kilometern gegen 17:00 Uhr am Olympiastadion an, zu dem ein großer und heute nur wenig belegter Campingplatz gehört. Dort stehen wir auf einer großen Wiese, haben Wasseranschluss und Strom am Platz und hören alle paar Minuten das Klappern der in der Nähe vorbeifahrenden Straßenbahnen.

Breslau, Olympiastadion, Stellplatz
In Breslau stehen wir bequem am Olympiastadion

Dienstag, 28. September 2021

Eine dieser klappernden Straßenbahnen bringt uns am Vormittag bei etwas grauem Wetter zur Markthalle Hala Targowa. Interessant bei der Straßenbahn in Breslau ist, dass wir zwar ohne Probleme in der Bahn ein Ticket mit der Kreditkarte kaufen können, sogar mit deutscher Anleitung. Allerdings erscheinen anschließend nur eine kurze Bestätigung und der Hinweis, dass keine Papiertickets ausgedruckt werden. Wir sind gespannt, wie das bei einer Kontrolle gehandhabt wird, es kommt aber niemand, der die Karte sehen möchte. Nach der Ankunft gehen wir zuerst in die Markthalle, in der viele Waren des täglichen Bedarfs, vor allem frische Lebensmittel angeboten werden. Interessant sind insbesondere die ganzen Sonnenblumenköpfe, die es in dieser Form bei uns ja nicht zu kaufen gibt. Wofür sie verwendet werden können wir nur ahnen. 

Markthalle, Targowa, Breslau
In der Markthalle Targowa

Vorbei an einigen weniger einladend aussehenden Wohnblocks kommen wir in Richtung Altstadt zur Magdalenenkirche, einer gotischen Backsteinkirche mit zwei Türmen. Zwischen den Türmen befindet sich die Brücke der Büßerinnen, wo der Legende nach die faule Tekla bis in alle Ewigkeit fegen sollte, als Buße dafür, dass sie sich ständig vor jeder Arbeit drückte und lieber ihrem Vergnügen nachging. Allerdings wurde sie in der Zwischenzeit von der wohlwollenden Hexe Martynka erlöst und ist seither verschwunden. Wir sehen die Figuren von Tekla und Martynka auf der Brücke und haben von dort auch einen guten Blick auf die Gebäude der Altstadt und den Hauptmarkt. 

Breslau, Tekla, Hexe Martynka, Brücke der Büßerinnen
Die faule Tekla und die Hexe Martynka auf der Brücke der Büßerinnen

Diese erkunden wir danach ausgiebig bei immer besser werdendem Wetter, oft kommt nun sogar die Sonne heraus und lässt die Farben der Fassaden am Markt schön leuchten. Wir finden ein typisch polnisches Restaurant und essen dort sehr gute und herzhafte Bigos aus dem Brot, ein tolles Gericht. Später genehmigen wir uns sehr leckere Eisbecher im Chocolate Cafe E. Wedel, die nicht nur ausgesprochen gut schmecken, sondern auch sehr kreativ dekoriert sind.

Rathaus, Breslau
Rathaus am Breslauer Markt

Bei unserem Rundgang durch die Stadt entdecken wir immer wieder kleine Zwerge, die oft in humorvoller Weise zum nahe gelegenen Geschäft passen. Es heißt, dass es in Breslau bereits über 600 dieser kleinen Wichte geben soll, davon haben wir natürlich nur einen Bruchteil gesehen.

Breslau, Zwerg, Hänsel und Gretel
Breslauer Zwerg vor Hänsel und Gretel

Von der Innenstadt gelangen wir über die Sandbrücke zur Dominsel in der Oder und von dort zum Dom, der Kathedrale St. Johannes der Täufer. Nach kurzer Suche finden wir die passende Straßenbahnhaltestelle, wie das mit den Tickets funktioniert, wissen wir ja bereits, und kommen ohne weiteres zurück zu unserem Vagabunden am Olympiastadion. Im Breslauer Olympiastadion wurden übrigens nie Olympische Spiele ausgetragen. Es hat seinen Namen daher, dass der Architekt Richard Konwiarz dafür 1932 die olympische Bronzemedaille für Architektonische Entwürfe gewann.

Sandbrücke, Breslau, Dom
Blick von der Sandbrücke zum Breslauer Dom


Flagge Deutschland

Görlitz

29. September 2021

Zu unserem Glück sind die Autobahnen westlich von Breslau bis zur Grenze nach Deutschland nicht mautpflichtig, so dass wir schnell vorankommen und bereits um 13:30 Uhr in Görlitz ankommen. Hier haben wir uns den kleinen privaten Stellplatz einer Wohnmobilvermietung ausgesucht, die nahe am Zentrum liegt. Wir werden sehr freundlich empfangen und bekommen einen passenden Platz zugeteilt, bei Bedarf wird hier auch gerne einmal improvisiert. Direkt am Stellplatz liegt auch eine Straßenbahnhaltestelle, so kommen wir morgen auf jeden Fall leicht in die Innenstadt. Ebenfalls ganz in der Nähe finden wir ein gutes Restaurant „Zum Gebratenen Storch“, wo lokale und tschechische Gerichte auf der Karte stehen. Dort treffen wir uns mit Mona, die wir bisher nur „virtuell“ kennen, tauschen uns aus und verabreden uns für die Stadtbesichtigung morgen.

Vagabund, Stellplatz, Görlitz
Vagabund am Stellplatz in Görlitz

30. September 2021

Am Vormittag geht es mit der Straßenbahn zum Demianiplatz, wo wir unseren Rundgang durch die Altstadt starten. Mona führt uns zunächst zum Kaisertrutz, das heute das Kulturhistorische Museum beherbergt. Zum Museum gehört auch der Reichenbacher Turm, einer der erhaltenen Türme der alten Stadtbefestigung. Im Turm ist unter anderem die alte Wachstube zu sehen, außerdem bietet er einen schönen Überblick über den Obermarkt und die Stadt.

Reichenbacher Turm, Peterskirche, Görlitz
Blick vom Reichenbacher Turm zur Peterskirche

Von hier wandern wir kreuz und quer durch die Gassen der Görlitzer Altstadt, die schon für einige bekannte Filme und Serien als Kulissen dienen durften. Auch heute ist ein Filmteam in der Stadt, mal sehen ob wir irgendwann einmal Görlitz wiedererkennen. 

Untermarkt, Rathaus, Görlitz
Untermarkt und Rathaus in Görlitz

Den Grenzfluss Lausitzer Neiße überqueren wir über die Altstadtbrücke und sind für einen kleinen Moment wieder in Polen. An Nachmittag gehen wir zu Fuß zurück bis zum Stellplatz, wo wir uns von Mona wieder verabschieden. Jetzt steht nur noch die Rückfahrt an.

Peterskirche, Görlitz
Blick von der Altstadtbrücke zur Peterskirche


01. Oktober 2021

Zunächst fahren wir bis nach Erfurt, wo wir uns auf dem schon gut bekannten Campingpark einen Platz reserviert hatten, wegen der Bundesgartenschau in der Stadt ist es immer noch sehr voll. Hier verbringen wir zwei weitere Nächte, genießen das tolle Erfurt und bereiten uns auf die Heimfahrt am 03. Oktober vor. Nach weiteren 250 Kilometern sind wir am Sonntagnachmittag wieder zuhause.