Tour de France 2023 - Teil I

Bei dieser Reise, zu der wir im September 2023 mit unserem Wohnmobil Vagabund starten, wollen wir einmal etwas für uns neues ausprobieren. Wir fahren zum ersten Mal ohne einen detaillierten Plan für die ganze Strecke los und schauen einmal, wo es uns hintreibt. Zunächst ist nur klar, dass wir in Richtung Frankreich losfahren wollen, wir können uns gut vorstellen, dass wir irgendwann in Spanien, Portugal oder sogar in Marokko landen. Am Ende bleiben wir in Frankreich, genießen die Vielfalt des Landes und sind ganz begeistert über die guten Stellplätze, die uns als Wohnmobilisten dort geboten werden.

Wir planen dabei immer nur wenige Tage im Voraus und nehmen immer wieder Tipps auf, die uns unterwegs gegeben werden.

Karte, Frankreich
Unsere gefahrene Route durch Frankreich


Abfahrt

Nachdem wir die Wohnung für längere Abwesenheit vorbereitet haben, machen wir uns am Vormittag des 17. September wieder auf den Weg. Da die Anzeige unseres Gastanks nur noch 50% meldet, füllen wir diesen zunächst bei Gase Soboth in Frankfurt auf, von dem wir wissen, dass wir dort ziemlich reines Propangas erhalten. Das ist wegen des niedrigen Gefrierpunkts vor allem im Winter wichtig. Wir staunen nicht schlecht, als die Zapfsäule schon nach knapp 18 Litern stoppt, nach der Anzeige hätten mindestens 50 Liter in den Tank passen müssen. Auch jetzt werden nur 70% angezeigt, das werden wir während der Reise aufmerksam beobachten müssen.

Andrea und Jürgen Gruber
Wir sind reisefertig für die Tour nach Frankreich


Luxemburg

Nun geht es bei schönem Wetter und bei lebhaftem Verkehr in westlicher Richtung quer durch die Pfalz und vorbei an Trier bis nach Luxemburg, wo wir unseren ersten Stopp einlegen wollen. Zwar ist der erste Campingplatz, den wir anfahren, schon komplett belegt, doch haben wir am anderen Platz der Stadt Glück und bekommen eine schöne Parzelle mit viel Grün. Von hier aus werden wir morgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Luxemburg Stadt erkunden. 

 

Luxemburg, Flagge
Auf unserem Weg nach Westen ist unsere erste Station in Luxemburg

Am Montag kommen wir mit dem Bus schnell zum Hauptbahnhof von Luxemburg und von dort mit der Straßenbahn bis zur Stadtmitte. Das lokale Tarifsystem ist hier so einfach, dass sogar wir das auf Anhieb verstehen. Alle Busse und Bahnen der Stadt sind nämlich kostenlos und fahren regelmäßig in sehr kurzen Abständen. Wir streifen durch die Innenstadt und besichtigen die ausgedehnten Kasematten, die sich weit verzweigt durch die Felsen der Stadt ziehen. Immer wieder haben wir durch Fenster in den Gängen beeindruckende Blicke zu verschiedenen Stadtteilen. Am Nachmittag kommen wir genau so einfach wieder zurück zum Campingplatz.



Reims

Von Luxemburg aus fahren wir erst durch Belgien und dann in die im nordöstlichen Frankreich gelegene Region Champagne. Wir kommen nach Reims, wo wir am Parkplatz des Stadions gut stehen können. Es ist wegen der viel befahrenen Straße in der Nähe nicht ganz ruhig, sollte für eine Nacht aber gut gehen.

Vagabund, Reims
In Reims können wir am Stadion ganz in der Nähe der Stadt stehen

Über einen schönen Fußweg erreichen wir von hier nach etwa eineinhalb Kilometern die Basilika Saint Remi, ein bedeutendes Bauwerk aus dem 11. Jahrhundert. Kurz nach der Besichtigung dieser imposanten Kirche stellen wir fest, dass es in Reims auch noch die Kathedrale Notre Dame gibt, in der die meisten französischen Könige bis zur Revolution gekrönt worden sind. Die Kathedrale liegt im sehenswerten und belebten Stadtzentrum und ist sogar noch ein wenig größer als die Basilika Saint Remi. Hier trafen sich 1962 die Politiker Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, was die Kathedrale zu einem Symbol deutsch-französischer Freundschaft machte.

Reims
Die Kathedrale von Reims gilt als Symbol der deutsch-französischen Freundschaft


Am Mittwoch, 20. September fahren wir von Reims nur wenige Kilometer nach Süden durch die Champagne aufs Land, wobei wir uns schon wundern, dass so gut wie keine Zeichen von Weinbau zu erkennen sind. Wo kommt bloß der ganze Champagner her?

Der kostenlose Stellplatz bei Saint Imoges ist mit großen, geteerten Parzellen wunderschön gestaltet und bietet eine optimale Gelegenheit zum Nichtstun. Der kleine Ort Saint Imoges bietet keinerlei Sehenswürdigkeiten und außer einem Automaten für ein paar Baguettes auch keine Einkaufsmöglichkeit, umso schöner für uns, hier diesen gepflegten Platz zu finden.

Vagabund, Saint Imoges
Der schön angelegte Stellplatz bei Saint Imoges ist bei Wohnmobilisten sehr beliebt


Troyes

Weiter geht es nach Troyes, der historischen Hauptstadt der Champagne. In Troyes gibt es einen idealen Wohnmobilstellplatz, der nur etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt liegt. Die einzelnen Parzellen sind riesengroß, sodass eigentlich viel mehr als die vorgesehenen 37 Wohnmobile Platz finden können. Allerdings verhindert eine Schranke, dass mehr Fahrzeuge einfahren können. Wir sind frühzeitig da und bekommen noch einen schönen Platz, viele, die erst nach 16:00 Uhr ankommen, haben aber leider Pech und müssen sich eine Alternative in der Umgebung suchen.

Vagabund, Troyes
Der tolle Wohnmobilstellplatz in Troyes bietet riesengroße Parzellen

Am Freitag, 22. September fahren wir mit dem Linienbus das kurze Stück zur Stadtmitte, die uns vor allem mit ihren vielen krummen und schiefen Fachwerkhäusern begeistert. Wir besuchen die beiden größten Kirchen der Stadt, die Kathedrale “Saint Pierre, Saint Paul” und die Basilika “St. Urbain”, beides monumentale Bauwerke im gotischen Stil, die sich aber in ihrem Inneren kaum voneinander unterscheiden. Und auch nicht von den großen Kirchen in Reims, die wir an den Tagen zuvor besichtigt haben. Umso schöner sind die vielen engen Gassen mit ihren zahlreichen kleinen Geschäften und Restaurants, die der Stadt einen einzigartigen Charakter verleihen.

Troyes, Fachwerkhaus
Traditionelle Fachwerkhäuser in Troyes, der Hauptstadt der Champagne


Paris

Wir fahren nach Paris, wo wir etwa 30 Kilometer südwestlich vom Zentrum auf dem überraschend ruhigen Campingplatz Le Beau Village unterkommen. Für Wohnmobile von der Größe des Vagabund ist es im Großraum Paris nicht so einfach, einen geeigneten Platz zu finden. Von hier erreichen wir Paris in den nächsten Tagen ganz bequem mit der Bahn, die vom Bahnhof Saint Genevieve des Bois zwanzig Minuten vom Camping entfernt abfährt. Auch wenn immer wieder Züge wegen Baustellen, Streik, Personalmangel oder aus anderen Gründen ausfallen, machen wir mit Google Maps gute Erfahrungen und kommen doch jedes Mal ohne Probleme an.

Vagabund, Paris
Vagabund am Campingplatz bei Paris

Am Sonntag beginnen wir unsere Reise durch Paris an der Notre Dame, die nach dem Brand im Jahr 2019 immer noch renoviert wird und von innen nicht besichtigt werden kann. Entlang der Seine kommen wir zum Louvre und weiter durch die großen und belebten Parkanlagen der Tuilerien zur Avenue des Champs Élysées. Auch hier sind heute massenhaft Touristen aus aller Welt unterwegs und genießen wie wir das schöne Wetter in dieser einzigartigen Großstadt. Am Ende der Champs Élysées erreichen wir den monumentalen Arc de Triomphe, dem wohl bedeutendsten militärischen Denkmal in Paris.

Notre Dame, Paris
Westfassade der Kathedrale Notre-Dame de Paris

Ab dem Arc de Triomphe fahren wir mit der Metro zum Bois de Bologne, wo wir vom überaus künstlerischen Gebäude der Fondation Louis Vuitton ganz begeistert sind. In diesem Privatmuseum finden regelmäßig Ausstellungen bekannter Künstler statt, heute ist allerdings nur das als "Glaswolke" bezeichnete Gebäude selbst zu besichtigen.

Fondation Louis Vuitton, Paris
Das futuristische Gebäude der Fondation Louis Vuitton


Für den nächsten Tag nehmen wir uns den Eiffelturm vor, lassen aber die Besteigung des Bauwerks wegen der sehr langen Warteschlangen lieber ausfallen. Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch im Jahr 2001 ist der Turm inzwischen komplett abgesperrt und kann ohne Ticket nur aus der Entfernung besichtigt werden. Aber er ist ja groß genug und daher von vielen Stellen aus gut zu sehen. Auf dem Weg zum Arc de Triomphe finden wir in einer kleinen Seitenstraße das nette französische Restaurant Schum, in dem auch viele Einheimische zu Mittag essen. Nach sehr leckeren und dazu auch noch preiswerten Gerichten wandern wir über die Champs Élysées weiter zum Hôtel des Invalides, wo in mehreren Museen Waffen und Rüstungen der französischen Geschichte besichtigt werden können. Außerdem steht im Dom das Grabmal von Napoleon Bonaparte. Für heute reicht uns der großartige Eindruck des Gebäudes und der Grünanlagen des Invalidendoms und wir machen uns von hier aus auf den Rückweg. Jetzt versagt leider Google Maps und führt uns beharrlich zu einer Stelle, an der der Bahnsteig der Metrostation liegen soll. Der ist allerdings einige Stockwerke unter der Erde und wir müssen erst eine Zeit lang suchen, bis wir den Eingang zum Bahnhof finden. Von da aus geht es dann problemlos mit dem Zug zurück zum Campingplatz.

Eiffelturm, Paris
Der 330 Meter hohe Eiffelturm in Paris


Versailles

Am Dienstag, 26. September steht das barocke Schloss in Versailles auf unserem Plan. Die Tickets dafür haben wir vorab online gebucht, jetzt müssen wir nur noch pünktlich zu unserer zugeteilten Uhrzeit am Eingang erscheinen. Was so einfach klingt, ist wegen eines Streiks der Eisenbahn ziemlich spannend, gelingt uns zum Glück und mit der Hilfe von Google Maps aber am Ende doch ganz gut. Nun hatten wir erwartet, dass der Andrang in der Nebensaison nicht so groß wäre, das war aber wohl ein Irrtum. Lange Schlangen warten am Eingang und an den Kassen auf Einlass. Um 12:30 Uhr ist unsere Schlange dran und dann geht es tatsächlich recht zügig durch die Sicherheitskontrolle zum Schalter für die Audioguides. Damit ausgestattet stürzen wir uns ins Getümmel. Wir lassen uns von dem Besucherstrom durch die üppig gestalteten Räume des Schlosses treiben, finden immer wieder interessante Motive für die Kameras und landen am Ende im atemberaubenden Spiegelsaal, der mit seinen 75 Metern Länge wohl einzigartig auf der Welt ist. Nach diesem Höhepunkt des Prunks machen wir uns erschöpft vom Gedränge und von den vielen Eindrücken wieder auf den Weg mit dem Zug zum Campingplatz.

Versailles
Schloss Versailles


Omaha Beach

So fahren wir nach den Tagen in Paris weiter in westlich Richtung bis nach L’Aigle, einer kleinen Stadt am Rande der Normandie. In L’Aigle übernachten wir auf dem großen, fast völlig leeren Stellplatz, der wegen eines Defekts des Bezahlautomaten im Moment kostenlos benutzt werden kann.

L'Aigle, Vagabund
Der geräumige Stellplatz in L'Aigle liegt günstig auf der Strecke in die Normandie


Am Donnerstag, den 28. September reisen wir von L’Aigle aus weiter bis an die Küste der Normandie ins Departement Calvados. Bei Vierville-sur-Mer liegt direkt oberhalb des im Juni 1944 schwer umkämpften Omaha Beach der moderne und weitläufige Flower Campingplatz, wo wir eine Parzelle mit tollem Blick aufs Meer erhalten. Am Weg hinunter zum Strand liegt das noch immer erhaltene Widerstandsnest WN73, in dem die Deutsche Wehrmacht am D-Day vergeblich versucht hat, sich gegen die anlandenden Armeen der Alliierten zu wehren. Selbst heute, fast 80 Jahre später, ist es noch bedrückend zu sehen, mit welch unfassbarem Aufwand und Einsatz damals in dieser Region gekämpft wurde.

Den Freitag lassen wir geruhsam angehen. Am späten Vormittag machen wir einen Spaziergang zum Strand, der jetzt bei Flut vollständig unter Wasser liegt. Wir besuchen einige der unzähligen historischen Denkmäler vor Ort und die Kirche von Vierville-sur-Mer.

Omaha Beach
Steiler Pfad vom Campingplatz zum Omaha Beach


Bei schönstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um 22 Grad wandern wir am Samstag entlang des endlos langen Omaha Beach bis zum Amerikanischen Militärfriedhof, auf dem 9.000 gefallene Soldaten der Operation Neptune ihre letzte Ruhe fanden. Unterwegs gibt es verschiedene Gedenkstätten und Reste der militärischen Einrichtungen zu besichtigen, sodass die Wanderung noch einmal einen guten Einblick in die Abläufe und den Schrecken dieser entscheidenden Tage des Zweiten Weltkriegs gibt. Während des Hinwegs in östliche Richtung ist gerade Hochwasser, sodass wir die befestigte Straße und die schönen Wege durch die Dünen nutzen müssen, am Rückweg bei Ebbe können wir auf dem breiten Sandstrand direkt am Meer gehen.

Omaha Beach, Friedhof
Der Amerikanische Militärfriedhof am Omaha Beach ist das Ziel unserer heutigen Wanderung


Le Mont Saint Michel

Als wir am Montag, 2. Oktober vom Campingplatz losfahren wollen, lässt sich unsere Trittstufe nicht einfahren, obwohl der Motor hörbar läuft. Zum Glück hatte Marco beim letzten Mal die Notverriegelung der Stufe instand gesetzt, sodass wir zumindest mit eingeklappter Trittstufe fahren können. Auch wenn sie jetzt ein bisschen schief hängt. Über ziemlich gute Straßen kommen wir bald zum riesigen Parkplatz beim Mont Saint Michel, auf dem es einen reservierten Bereich für etwa 150 Wohnmobile gibt. Heute sind nur um die 30 Fahrzeuge hier, sodass wir leicht einen Stellplatz finden. Bei schönstem Sonnenschein machen wir uns sofort auf den Weg und fahren mit dem kostenlosen Shuttlebus direkt zum Fuß des Klosterberges, der nur einen Kilometer vor der Küste aus dem Meer ragt. Da gerade Ebbe ist, ist der matschige Meeresgrund rund um den Berg zu sehen und wir beobachten viele Gruppen, die mit ihren Guides durch den teils knietiefen Schlamm waten. Mit tausenden weiteren Touristen schieben wir uns durch die engen Gassen bis hinauf zur Klosterkirche. Überall gibt es Restaurants und Souvenirshops, die hier offensichtlich ein prima Geschäft machen. Wir schlendern durch die Straßen und machen uns dann auf den Rückweg. Da die Warteschlange an der Bushaltestelle doch sehr lang ist, beschließen wir die Strecke zu Fuß zurück zu gehen. Laut Google soll das etwa eine dreiviertel Stunde dauern. Von unterwegs haben wir immer wieder schöne Blicke zurück zum Mont Saint Michel und kommen bei inzwischen fast dreißig Grad gegen 17:00 Uhr wieder beim Vagabund an. Jetzt ist noch genügend Zeit, die Trittstufe zu reparieren und ausreichend Platz haben wir hier ja auch. Nach einer Stunde ist der gebrochene Spannstift entfernt und durch einen neuen ersetzt, zum Glück haben wir immer ein paar als Reserve dabei.

Le Mont Saint Michel
Einsam liegt der Mont Saint Michel vor der Küste der Normandie